Prin·zi̱p
Substantiv
[das]
1.
ein fester allgemeiner Grundsatz, nach dem
jmd. lebt.
"So etwas ging gegen ihre
Prinzipien."
2.
eine allgemein gültige Grundregel.
"das Prinzip der Gewaltenteilung im
Staat"
Prinzipal
(aus lat. principalis, wörtlich „Erster, Vornehmster“ oder „Vorsteher“ und
übertragen auch „Leiter“ oder „Meister“)
Wenn Wähler
über einen Politiker denken, „das ist aber ein Mann mit Prinzipien", ist das
schon die halbe Miete.
So
wünscht man Volksvertreter. Dementsprechend ist das Adjektiv „prinzipienlos“ sehr
negativ konnotiert.
Ein „prinzipienloser
Geselle“ ist fast so schlimm wie ein „vaterlandsloser Geselle“ – und das sind
bekanntlich die Schlimmsten.
Vorhin grübelte ich wie eigentlich das Antonym zu
„Patriotismus“ lautet.
Ich bin nämlich so gar kein Patriot und kann für
patriotische oder gar nationale Gefühle (gegenüber Deutschland ODER Amerika) einfach
kein Verständnis aufbringen.
Auch das Wort „Stolz“ liegt mir nicht. Insbesondere
könnte ich keinen Stolz auf eine Nation empfinden, da ich Stolz immer mit einer
eigenen Leistung verbinde.
Was aber ist weniger ein eigener Verdienst als der
Zufall wo man geboren wurde?
Wie nennt man aber nun Menschen, die keine Patrioten
sind?
Im Zweifelsfall googlen. Eine Internetsuche spuckt
folgende Begriffe aus:
Vaterlandsverräter, Fahnenflucht, Verrat,
Unzufriedenheit, Untreue, Falschheit, Wankelmut, Unbeständigkeit, Perfidie, Nestbeschmutzer, „Jemand der sich ganz schnell verpissen
sollte. Er mag sein Land nämlich nicht“, Landesverräter,
Idiot, Zecke,..
Nun bin ich noch unpatriotischer, nachdem ich sehe
welche Konnotationen aktiviert werden,
wenn man Menschen nach dem Gegenteil von Patriotismus fragt.
Das Abstoßende am Patriotismus ist also nicht nur das
penetrante Sich-mit-fremden-Federn-schmücken, sondern die mehr oder weniger
latent damit einhergehende Abwertung anderer Nationen, bzw der Nicht-Patrioten
im eigenen Land.
Es stimmt eben, daß die Grenzen vom Patriotismus zum Nationalismus fließend
sind und Letzterer ist einer der destruktivsten Ismen, den die Menschheit
hervorgebracht hat.
Immer wenn die Patriotismuskarte gespielt wird, folgt
etwas Ekelhaftes. (…….)
Vermutlich sehnen sich Wähler nach Führern mit Prinzipien, weil sie selbst
sehr unflexibel denken.
Konservative sind weniger neugierig, hinterfragen weniger ihre Werte und
Religion, überprüfen weniger den Sinn ihrer Verhaltensweisen. Daher sind für
Konservative Prinzipien auch besonders wichtig.
Freigeister, die den Dingen auf den Grund gehen, nicht in den immer
gleichen Bahnen denken, die sich an Gedankenexperimenten erfreuen und gern
etwas Neues probieren, weil sie die Zukunft besser machen wollen, verortet man eher links.
Ein festes Prinzip im Umgang mit ökonomischen Fragen, mit anderen Nationen,
mit Steuerpolitik, mit Freiheiten erspart einem viel kompliziertes Nachdenken.
Konsument zu sein ist heute ein Fulltimejob.
Man denke nur an den Autokauf. Es gilt so viel zu berücksichtigen.
Wiederverkaufswert, ökologische Kennzahlen, Antriebsart, Besteuerung,
Auflademöglichkeiten, Reichweite, Einfuhrzölle, politisches Statement.
Da ist es natürlich einfacher „aus Prinzip“ immer nur VW zu fahren.
Oder aus Prinzip immer CDU zu wählen.
Sind Prinzipien nicht grundsätzlich nur eine „Denkfaulheit“?
Ist die Charaktereigenschaft „Prinzipientreue“ nicht in Wahrheit bloß eine
freundliche Umschreibung von Starrsinn, Verbohrtheit, Halsstarrigkeit,
Rechthaberei, eindimensionalem Denken?
Es kann ökonomische Situationen geben, in denen ein guter Finanzminister
zur Sparsamkeit drängen muss.
Wenn er dies aber über zehn Jahre völlig unabhängig von den desaströsen
Folgen dieser Politik und ungeachtet sich sehr verändernder Umstände immer
weiter so hält, weil er so etwas wie „die schwarze Null“ zum Popanz erhoben hat
und fürderhin gar nicht mehr über die Sinnhaftigkeit von Austeritätsforderungen
sinniert, ist das keine lobeswerte Prinzipientreue, sondern destruktive
Denkfaulheit.
Ich bin erstaunt ausgerechnet die konservativsten Amerikaner, die Evangelikalen mit ihren ultrastrengen und absolut
unflexiblen Glaubensgrundsätzen an Trumps Hintern kleben
zu sehen.
Ja, er triggert ihre Begeisterung für Waffen, füttert ihren tiefsitzenden
Rassismus und hält Frauen, People of Color und LGBTIs streng aus der Regierung
heraus.
Aber andererseits ist er auch die lebende Gegenthese aller moralischen Prinzipien.
Aber andererseits ist er auch die lebende Gegenthese aller moralischen Prinzipien.
Jeden Grundsatz, den er im Wahlkampf definierte, hat er gebrochen.
Statt Isolation setzt er auf Intervention. Statt Putin zu umarmen,
verhängte er schwerste Sanktionen gegen Russland.
[…..] Trump hört auf niemanden - nicht mal auf
Trump
Vor seiner Zeit im Weißen Haus erteilte der
Geschäftsmann Trump aktiven Politikern auf Twitter ungefragt Ratschläge zu
Syrien. Und heute? Macht er das Gegenteil dessen, was er damals empfahl.
Militärische Intervention der USA im Ausland? Nicht
mit Donald Trump! Zumindest war das so, als er selbst noch Geschäftsmann war.
Nachlesen kann man seine Ratschläge an die damalige US-Führungsriege auf seinem
Twitter-Account.
Zu Syrien schien er lange eine sehr klare Haltung zu
haben: Er warnte vor Militärschlägen und einem dritten Weltkrieg. Als
US-Präsident hat er nun selbst erneut Ziele in Syrien angreifen lassen - und
auch sonst stehen viele seiner Ratschläge von damals im krassen Gegensatz zu
seinen Handlungen heute. Der Donald Trump aus dem Jahr 2013 hätte die aktuelle
Politik garantiert scharf verurteilt. [….]
Wie können eigentlich „deficit hawks“ wie die GOPer einen Präsidenten
bejubeln, der die größte Schuldenkrise aller Zeiten einläutet und damit statt „America
great again“ zu machen und China zu bekämpfen, eine extreme Abhängigkeit von
chinesischen Krediten kreiert.
[….] Der
Präsident wirtschaftet so wie einst der Geschäftsmann Trump - auf Pump. Die
nachfolgenden Generationen werden darunter leiden - und China wird profitieren.
Es gibt Menschen, die Zeit ihres Lebens nicht in der
Gegenwart ankommen. Sie trauern der Vergangenheit nach oder hoffen so sehr auf
die Zukunft, dass ihnen der Zauber des Moments entgeht. Der Geschäftsmann
Donald Trump war nie so ein Mensch, er lebte stets im Hier und Jetzt. Sah er
einen guten Deal, griff er zu. Gefiel ihm eine Frau, sprach er sie an. Und bot
man ihm nur eine Minute öffentlicher Aufmerksamkeit, schlug er ein - auch wenn
sein Ruf litt. So war der Unternehmer. Und so ist auch der Politiker.
Den Präsidenten Trump schert weder Künftiges noch
Vergangenes, was er will, ist maximale Bestätigung - und zwar sofort. [….] Trumps Kurs nämlich wird die Staatsschuld in
den nächsten Jahren regelrecht explodieren lassen. Schon heute sitzen die USA
auf einem Kreditberg von unfassbaren 20 Billionen Dollar - und selbst die
Schönfärber im Weißen Haus gehen davon aus, dass dieser Berg bis 2027 um weitere
sieben Billionen Dollar anwachsen wird. Unabhängige Fachleute rechnen eher mit
zehn Billionen. Das heißt nicht, dass es falsch wäre, Steuern zu senken oder
Straßen zu sanieren. Statt aber seine Programme solide zu finanzieren, etwa
durch höhere Abgaben für Ultrareiche, wirtschaftet Präsident Trump so wie einst
der Geschäftsmann Trump - auf Pump.
[….] Man muss sich nur einmal vor Augen führen,
was ein kleiner Anstieg der US-Zinslast von durchschnittlich zwei auf drei
Prozent an Mehrbelastung für den Staat bedeuten würde: 200 Milliarden Dollar.
Pro Jahr. Das ist die Hälfte des deutschen Bundeshaushalts.
[….] Politisch gesehen nämlich spielt der Präsident
damit einem Land in die Hände, dessen Einfluss er mit Hilfe seiner
"America first"-Politik und der Verhängung von Zöllen auf Stahl und
Solaranlagen ja eigentlich eindämmen will: China.
Schon heute kommt jeder fünfte Dollar, den sich die
USA im Ausland leihen, aus der Volksrepublik - insgesamt 1,2 Billionen. […..]
Konservative Amerikaner, die auf Prinzipientreue setzen, sind bei Trump
ganz falsch.
Prinzipienloser als Trump geht es gar nicht.
Trump ist aber nicht im positiven Sinne „flexibel“, sondern bloß borniert.
Sich immer und immer wieder selbst zu widersprechen, spielt für ihn keine
Rolle, da es sein Prinzip ist zu lügen und zu betrügen.
Und in diesem Sinne können prinzipiengeile Basis-Republikaner ganz mit
Trump übereinstimmen: Er frönt seinem öffentlichen Hass auf Minderheiten und
tritt jeden Anstand mit Füßen.