Dienstag, 10. Dezember 2024

Der Promifaktor

Die fantastische Groundwalk-Kampagne, die Spendenflut, der perfekte viertägige Nominierungsparteitag DNC mit den weltbesten Rednern in Topform, die grandiose Stimmung. Beyoncé, Taylor Swift, Madonna, Lady Gaga, mit ihren hunderten Millionen Social-Media-Followern, die für die Demokraten trommelten. Die riesigen Wahlkampfveranstaltungen, bei denen die größten Superstars des Planeten auftraten.  Da war was los bei Kamala Harris! Die Leute standen den ganzen Tag Schlange, um sie zu sehen und feierten sie enthusiastisch. Im diametralen Gegensatz dazu die lahmen Trump-Rallys, bei denen er immer denselben Unsinn erzählte, die Hälfte der Plätze leer blieb und das gähnende Publikum, noch während Trump sprach, in Scharen die Halle verließ. Und dazu noch der begnadete Stimmungsmacher „Coach“ Walz, der Lichtjahre besser, als der cringe Lügner Vance performte.

Sicher, die Umfragen sahen nur einen kleinen Harris-Vorsprung, aber die mussten doch eigentlich irren, weil die Demokraten so enthusiastisch waren. Die gesamte Auslandspresse war sowieso für Harris, Influencer warben für sie, während bei Trump nur debile (Roseanne Barr) oder drittklassige (Kid Rock) „Künstler“ auftraten.

Ich bin grundsätzlich kein optimistischer Typ, hätte mich aber, ehrlich gesagt, angesichts der Stimmung und des Optimismus‘ nicht gewundert, wenn Harris einen deutlichen Sieg eingefahren hätte. Allein die 300 Millionen „Swifties“ müssten doch für den Ausschlag reichen.

Es kam bekanntlich ganz anders. Die Angst-Kampagne siegte gegen die Joy-Kampagne, die Lüge gegen die Wahrheit, das düstere unmusikalische Double-jerkoff- Gehampel gegen Kamalas Rhythmus. Die Misogynie, der Rassismus und die Desinformation waren stärker, als Vernunft, Anstand und Wahrheit.

Trump siegte sogar so klar, daß die Demokraten gar nicht erst irgendwelche Ergebnisse anfochten. Seither spricht der notorische Lügner von einem „Landslide“ – das war seine Wahlergebnis freilich nicht.

Er blieb unter 50% und holte eine der schwächsten „popular vote margin“ der US-Geschichte. Den Negativ-Rekord – mit 2,5 Prozentpunkten Stimmenminderheit zum, Präsident gewählt zu werden – hält ebenfalls Trump; mit seiner Niederlage gegen Hillary Clinton 2016.

Celebrities, Glamour und Show können die Demokraten!

Aber die Republikaner haben Recht, wenn sie darauf hinweisen, daß die breite Masse des Volkes viel primitiver ist und konservativer denkt.

Man darf sich in Deutschland ebenfalls nicht von Promi-Unterstützung blenden lassen.

Auch hierzulande haben Linke, Sozis und Grüne die sehr viel größere Starpower hinter sich, während sich Reality-Trashtypen und unterbelichtete Sportler für die CDU engagieren.

Das ist in sich logisch, da „Künstler“ überdurchschnittlich polyglott, international und multikulti sind. Sie sind weniger spießig, als der Durchschnitt, sensibler, kommen mehr rum, lernen mehr kennen viel mehr unterschiedliche Leute. So einer wirbt nicht für dumpfe Vorurteile, die Spahn oder Merz repräsentieren.

Die Union versammelt Diether Bohlen, Sohia Thomalla und Titten-Prahlerin Micaela Schäfer auf der Haben-Seite. Linocchios Liste schmückt sich mit den rechten Millionären Georg Kofler und Frank Thelen, sowie DJ MB Sounds (aka Marco Buschmann) Kollegen Paul van Dyk.

Grünen-Unterstützer sind AMK-Sänger Henning May, Sebastian Vettel, Bela B., Frank Schätzing, Wolfgang Niedecken, Judith Holofernes, Sven Regener, Balbina, Leander Haußmann, Milan Peschel, Michael Mittermaier und viele andere mehr.

Die Sozis haben wie immer Roland Kaiser, Juli Zeh, Anne Rabe, Iris Berben, Armin Mueller-Stahl, Katja Ebstein, Leonard Lansik, Sebastian Krumbiegel, Sebastian Ströbel.

Aber die USA lehren: Auch wenn die Konservativen nur mit Promis der B-Klasse antreten, wird sie das vermutlich nicht aufhalten.