Mittwoch, 29. März 2017

Was wir uns nicht leisten können.



Wenn man ganz ganz arm ist, braucht man sich nicht um seine Alterssicherung sorgen, weil man ohnehin nicht die Mittel hat privat vorzusorgen.
Ganz ähnlich ergeht es den ganz, ganz Reichen. Dank der intensiven Lobbytätigkeit und Geldspenden an die Parteien wurde das Steuersystem so gestaltet, daß sie quasi von allein immer reicher werden und dafür prozentual auch noch erheblich wenige Steuern zahlen, als ein x-beliebiger Angestellter mit vierstelligem Monatseinkommen.

Warren Buffett zahlt weniger Steuern als seine Sekretärin Debbie Bosanek; geschätztes Jahreseinkommen: 50.000 Dollar, für die sie etwa 36 Prozent Steuern zahlt. Ihr Boss zahlt gute 14%.
Multimillionär Mitt Romney zahlte 12,9% Steuern auf seine 22 Millionen Dollar Kapitaleinkünfte.

Das ist so offensichtlich ungerecht, daß amerikanische Millionäre schon seit Jahren regelrecht darum betteln mehr Steuern zu zahlen.

[….] "Erhöht die Steuern für Millionäre". Das fordern nicht etwa linke Aktivisten, sondern 80 Vermögende aus New York. Unter anderem unterzeichneten George Soros, Steven Rockefeller und Abigail Disney den offenen Brief, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
Das Schreiben ist an den demokratischen Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, gerichtet. Aus Sicht der Unterzeichner sollten Top-Verdiener mehr für Schulen, Straßenbau oder Programme für Arme und Obdachlose bezahlen. […..]

Andere Superreiche denken stattdessen lieber an ihr eigenes Wohl und spenden für Konservative.
Für ihr intensives Däumchendrehen und konzentriertes Chillen wuchs beispielweise das Vermögen der Susanne Klatten, geborene Quandt, im vergangenen Jahr um zwei Milliarden Euro.

Susanne Klatten gewinnt zwei Milliarden Dollar hinzu
[….] Schwer genervt ist Susanne Klatten, 54, wenn sie immer nur als die reichste Frau Deutschlands tituliert wird. "Das beschreibt den Menschen nicht, das beschreibt nur einen Status", klagte die Multimilliardärin im vergangenen Sommer in der Zeit. [….] Umso besser läuft es bei BMW. Gemeinsam sind die Geschwister - ihre Mutter Johanna ist vor zwei Jahren gestorben - Großaktionär. Die Dividende wird erneut angehoben, und die Quandt-Erben bekommen alleine etwas mehr als eine Milliarde Euro ausgeschüttet. Auch viele andere Beteiligungen laufen gut, zur Freude Klattens. Gerade wurde wieder die Liste der reichsten Menschen der Welt veröffentlicht, berechnet von dem auf die Superreichen spezialisierten US-Magazin Forbes. Für Susanne Klatten reicht es in der Hitliste auf Platz 38, ihr Vermögen wird jetzt auf 20,4 Milliarden Dollar taxiert, immerhin knapp zwei Milliarden Dollar mehr als 2016. Der jüngere Bruder Stefan Quandt liegt mit 18,3 Milliarden Dollar auf Platz 47. [….]

Ich bin übrigens gar kein Linksradikaler, der Frau Klatten und Herrn Quandt alles wegnehmen will. Reichtum an sich stört mich nicht. Ich halte es durchaus für möglich, daß anständige Menschen, die sozial denken mit moralisch akzeptablen Methoden sehr reich werden.
Meinetwegen kann Frau Klatten gern Milliardärin bleiben.
Es stört mich nur, wenn Superreiche steuerlich besser gestellt werden als Normalverdiener, daß es offensichtlich möglich ist mit einem Heer von Anwälten und Steuerberatern die Abgabenlast gen Null zu drücken.
Für Einkommens-Multimillionäre sollte eine staatlich festgelegte Mindeststeuerquote gelten, von der nichts abziehbar ist.
 (Stichwort „Buffett-Steuer“)

Es ist darüber hinaus schon recht ekelhaft, wenn wiederholt der Eindruck entsteht, die Quandt/Klatten-Familie erhielte ihren jährlichen Geldsegen insbesondere durch ihre Finanzierung der CDU.

[….] Eine Spende mit Geschmäckle: 690.000 Euro überwies die BMW-Eignerfamilie Quandt der CDU, Kanzlerin Merkel erstritt Schonung für deutsche Autokonzerne bei EU-Abgasnormen. [….] Die drei Mitglieder der Quandt-Familie haben laut der Bundestagsverwaltung der CDU am vergangenen Mittwoch insgesamt 690.000 Euro an Spenden zukommen lassen. Gemeinsam halten sie 46,7 Prozent der Anteile an BMW. Die Spenden fallen zeitlich mit einer brisanten politischen Entscheidung zusammen. Die Bundesregierung kämpft seit diesem Sommer dafür, strengere Abgasnormen für Autos in Europa später einzuführen als ursprünglich geplant. Mit Erfolg: Am Montag verhinderte die Bundesregierung bei einem Treffen der EU-Umweltminister vorläufig eine Einigung. Davon profitieren insbesondere deutsche Oberklasse-Hersteller wie BMW, aber auch Daimler, Audi oder Porsche. [….]

Jedes Jahr überweist die Quandt-Sippe sechsstellige Summen an CDU und CSU und; oh Wunder; die Steuer- und Umweltschutzgesetze bleiben kontinuierlich sehr Quandt-freundlich.

Nein, ich kann selbstverständlich nicht beweisen, daß Schäuble und Merkel aufgrund der Millionen-Überweisungen an die CDU so Quandt-freundlich handeln. Möglicherweise betreiben sie auch ganz unabhängig vom Industrielobbyismus Lobby-freundliche Politik.
 Ja, in Amerika ist es noch viel schlimmer. Hier kaufen sich Milliardäre wie deVos und Trump direkt in die Regierung ein.
Die Adelsons und Kochs schieben über ihre Super-PACs ganz andere Summen in die republikanische Partei.

Der Effekt ist auch umso größer.
Amerikas Superreiche werden noch reicher als Deutschlands Superreiche.

[…..] It was a record year for the richest people on earth, as the number of billionaires jumped 13% to 2,043 from 1,810 last year, the first time ever that Forbes has pinned down more than 2,000 ten-figure-fortunes. Their total net worth rose by 18% to $7.67 trillion, also a record. The change in the number of billionaires -- up 233 since the 2016 list -- was the biggest in the 31 years that Forbes has been tracking billionaires globally. Gainers since last year’s list outnumbered losers by more than three to one.  
Bill Gates is the number one richest for the fourth year in a row, and the richest person in the world for 18 out of the past 23 years. He has a fortune of $86 billion, up from $75 billion last year. Amazon’s Jeff Bezos had the best year of any person on the planet, adding $27.6 billion to his fortune; now worth $72.8 billion, he moved into the top three in the world for the first time, up from number five a year ago.
Warren Buffett had the second-best year, and the biggest gain since Donald Trump was elected president in November 2016. His $14.8 billion jump in 12 months was enough for him to grab back the number two spot from Amancio Ortega, founder of Spanish clothing chain Zara. Ortega’s fortune was up $4.3 billion since last year, but he still fell to fourth in the world, unable to keep up with the outsize gains of others.  [….]

18% Vermögenszuwachs bei den Superreichen innerhalb eines Jahres. In dieser Situation; man muß sich das auf der Zunge zergehen lassen; wählen die Amis einen Milliardär zum Präsidenten, der nun im großen Stil Steuern für die Superreichen abschaffen will.
Hier funktioniert das Lobbying offensichtlich.

Der Wert eines Menschenlebens verhält sich in dieser von Gott geschaffenen Welt offensichtlich umgekehrt proportional zu seinem Vermögen.
Während die paar Dutzend Megareichen der Welt offensichtlich kaum Probleme haben, die Geldströme nach ihrer Laune zu lenken und beliebig auf ihre Regierungen Einfluss nehmen können, haben die 20 Millionen Habenichtse, die gerade in Afrika vor unseren Augen verhungern, gar nichts zu sagen.

Mit erstaunlich wenig Geld könnte man sie vor dem Verhungern bewahren. Es geht um gerade mal 4 Milliarden Euro für die gesamte Staatengemeinschaft. Das ist deutlich weniger als einige der Superreichen innerhalb von 12 Monaten an sich rafften.
Aber diese vier Milliarden sind den frommen Christen im Berliner Kanzleramt und dem Weißen Haus offensichtlich viel zu viel. Die lehnen sich lieber entspannt zurück und sehen zu wie die Kinder krepieren.
Die haben eben die falsche Hautfarbe und sind weit genug weg, um nicht persönlich über die bayerischen Grenzübergänge zu kommen.

 [….] Die Gegenwart ist nicht friedlich, und offenbar ist die Welt müde geworden. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Vereinten Nationen von der schlimmsten Hungerkatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg sprechen - und trotzdem so gut wie nichts passiert. Nach UN-Angaben fehlen 90 Prozent des Geldes, das es braucht, um mehr als 20 Millionen Menschen in Teilen Afrikas und in Jemen vor dem Tod zu bewahren. 90 Prozent. Bei einem überschaubaren Gesamtbetrag von vier Milliarden Euro. Nein, die internationale Gemeinschaft hat für diese Hungersnot offensichtlich keine Aufmerksamkeit übrig.
[….][….] Jetzt ist die Lage am Horn von Afrika, im Südsudan, in Nigeria und Jemen so schlimm, dass politisch nichts mehr zu machen ist. Wer die 20 Millionen Männer, Frauen und Kinder noch retten will, muss Geld in die Nothilfe stecken - auch wenn das die alten Probleme mit sich bringt. Es ist alles andere als nachhaltig, importierte Säcke voller Reis und Mehl unter hohen Transportkosten in entlegene Dörfer zu karren. [….] Trotzdem bleibt es dabei: Wenn sich die Hunger-Karten der UN dunkelrot einfärben, gibt es zur Nothilfe keine Alternative. [….] Doch die Weltorganisation ist nur so gut, wie es ihre Mitglieder wollen. Im Moment scheinen die finanzstarken Mitgliedstaaten wenig Interesse daran zu haben, die Nothilfeanstrengungen der Vereinten Nationen zu unterstützen. Auch andere Organisationen klagen über die geringe Spendenbereitschaft von Regierungen und Bürgern. Auf großen Geber-Konferenzen wie zuletzt in Oslo, wo es um Hilfsgeld für die Region um den Tschadsee ging, werden öffentlichkeitswirksam große Versprechungen gemacht - doch viele Staaten zahlen entweder viel zu spät oder gar nicht. [….]