Dienstag, 25. September 2012

Common Angst





 Die Erklärung des Kirchenaustritts […]   ist eine schwere Verfehlung gegenüber der kirchlichen  Gemeinschaft. […Es] kann Ihnen, falls Sie nicht vor dem Tod irgendein Zeichen der Reue gezeigt haben,  das kirchliche Begräbnis verweigert werden. […]


Die Verhaltensmuster sind oft sehr ähnlich, wenn sich ein Mitglied einer ideologischen Gemeinschaft absetzt, oder aber von außen Kritik geübt wird.

Drohungen, Pauschalisierungen, Polemik.

Ein ganz anderer Religiot, der säkulare und selbst gar nicht fromm lebende Jude Gil Bachrach verbreitete in der ZEIT vom 12.09.12 das was MSS als „eine partielle Denkschwäche, eine Inselverarmung, die zu unangemessenen emotionalen Reaktionen führt“ beschreibt.
 Daß einige Menschen sich um das Wohl beschnittener Kinder - allein 100 Säuglinge sterben jedes Jahr in den USA an der Prozedur - sorgen, passt dem deutschen TV-Produzenten (Switch, Lotto-Show,..) nicht.


Jetzt haben plötzlich ein paar selbstgefällige, mediengeile Urologen und Rechtsprofessoren in der unerschöpflichen nachkriegsdeutschen Harmonie- und Friedenssehnsucht den richtigen Resonanzboden für ihre spitzfindigen Argumentationen gegen eines unserer bedeutsamsten Rituale gefunden. Zusätzlich animiert von einer Handvoll gnadenlos polemisierender Damen und Herren aus der Politik, ausgestattet mit diesem urdeutschen Gerechtigkeitswahn, fühlt sich prompt eine Armada von Leserbriefschreibern berufen, ihr Unwissen zu vergessen und eine rechthaberische Gutmenschenethik zu verbreiten, die eine harmlose, friedliche, Jahrtausende währende Tradition an den Pranger stellt. Das kann ich nicht ernst nehmen. Nein, wegen solcher Leute verlasse ich ganz sicher nicht mein Heimatland.
Selbstverständlich kann ich all jene verstehen, die zutiefst erschrocken sind über so viel veröffentlichtes Vorhaut-Gebrabbel. Nur bitte: Überlasst den unwissenden Besserwissern nicht die Deutungshoheit. Im Übrigen, jedes Gerichtsurteil in Deutschland, auch das der Kölner Richter, die die Beschneidung eines muslimischen Jungen als strafbar erachteten, ist ein Einzelfall.
Um es ganz klarzumachen: Jüdische Eltern lassen ihre Jungen seit vielen Tausend Jahren beschneiden, und sie werden dies auch noch in vielen Tausend Jahren tun. Am achten Tag nach der Geburt, medizinisch bedenkenlos, hygienisch einwandfrei und ohne Risiko für Wohl, Wehe und Lust des Jungen.
[….]  Wir brauchen keine Maßregelung. Das Ritual der jüdischen Beschneidung ist Teil unseres jüdischen Selbstverständnisses.


Heute wird in der MoPo der neue Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hamburgs vorgestellt. 
Der Chef, Bernhard Effertz sieht das Mohammed-Video zwar locker - „wer das gemacht hat, muss eine besonders große Bong geraucht haben“ - und empfiehlt den Moslems auf der Welt das Filmchen „mit Humor zu nehmen“, aber bei seinen eigenen Angelegenheiten ist er völlig humorlos:


Die Beschneidung „ist Teil unserer Religion und somit weder verhandelbar noch diskutierbar“.


Schön. Das ist sogar noch eine Umdrehung mehr als der Oberrabbiner Metzger in Berlin verkündete. Er war bereit zu diskutieren - wenn nur an der Jüdischen Position am Ende kein bißchen verändert würde. Ergebnisgeschlossene Gespräche also. 
Effertz hält das Thema sogar a priori für „undiskutierbar“.


Warum ist es so, daß die Vertreter der Nächstenliebe-Organisationen so aggressiv auf ihre nichtkonfessionellen Mitmenschen losgehen? 

Weswegen Juden und Christen so verkrampft reagieren, wenn man ihre Riten und Gebräuche hinterfragt, wird klar, wenn man sich den Misserfolg ihres Geschäfts ansieht.



Einen Mitgliederschwund hat die Jüdische Gemeinde Hamburg, die immer wieder mit internen Konflikten und personellen Querelen von sich reden machte, in den vergangenen Jahren verzeichnen müssen: Seit der Abkopplung Schleswig-Holsteins in eigene Gemeinden 2005 hat sich die Mitgliederzahl um ein Drittel auf derzeit 2850 reduziert.
 [...] Zum Mitgliederschwund kommt ein weiteres Problem: Nachwuchsmangel. "Die Altersstruktur hat sich in den vergangenen Jahren komplett verändert", sagt Effertz. Mehr als zwei Drittel der Mitglieder hätten bereits das 50. Lebensjahr überschritten. [...] Die Gemeinde sei dringend auf öffentliche Mittel angewiesen.

 Das ist eben ihr aller Problem.
Die deutschen Katholiken kehren in sechsstelliger Zahl jedes Jahr den Bischöfen den Rücken und den Jüdischen Gemeinden mit ihren Rabbinern im Vorhaut-Wahn ergeht es nicht besser.

Während sie bramarbasierend von der Unmöglichkeit Jüdischen Lebens in Deutschland sprechen und Ex-Vorsitzende erklären es sei nun wieder an der Zeit die Koffer zu packen, weil die Jüdische Identität nur von der Vorhaut bestimmt würde, passiert in der realen Welt genau das Gegenteil!

Es kommen glücklicherweise immer mehr Juden nach Deutschland.
 Beschnitten ist aber vermutlich nur die Hälfte und auf eins haben sie gar keine Lust:
Jüdische Gemeinden!

Darauf wies ausgerechnet der konservative (jüdische - man muß es in diesem Zusammenhang wohl erwähnen…) Historiker Michael Wolffsohn hin.


Mit Kofferpacken und Auswanderung drohen manche „meiner“ jüdischen Vertreter seit Jahrzehnten. Fakt ist, dass in der Alt-BRD 30 000 Juden lebten, heute etwa 250 000. Darüber hinaus wird die Zahl der allein in Berlin lebenden Israelis auf rund 50 000 geschätzt, Tendenz steigend. Juden kommen nach Deutschland, sie wandern nicht ab oder aus. Die jüdische Basis hat mit den Füßen zugunsten Deutschlands abstimmend, die wortreichen, zeitweise zurückgenommenen, dann doch wiederholten Drohungen ihrer Führung widerlegt.
[…]   Von den in Deutschland lebenden Juden sind weniger als die Hälfte Mitglieder der 108 jüdischen Gemeinden, deren Dachverband der Zentralrat ist. Stetig sinkt seit Jahren die Zahl der Gemeindemitglieder. Die mangelnde Attraktivität der jüdischen Gemeinden hat viele Gründe: Man denke an innergemeindliche Dauerfehden, die besonders Berliner bestens kennen. Jenseits der oberflächlichen, eher läppischen Gründe gibt es eine tiefe Ursache für die mangelnde Attraktivität jüdischer Gemeinden: Die allgemeine Verweltlichung und der „Gott ist tot“-Glaube haben zu einem Desinteresse an Religion und jeglicher Institution der Religion geführt. Diese fast totale Verweltlichung trifft jüdische wie christliche Gemeinden gleichermaßen.