Samstag, 19. Mai 2012

Medienaufmerksamkeit.



Das Thema des Tages ist heute offensichtlich mal wieder nur der Fussball.
 Dabei ist doch die EM bei Frau Timoschenko erst später, oder?

Offenbar spielen aber heute noch irgendwelche anderen Mannschaften. 
Diese Tatsache ist so wichtig, daß sogar die Parteipolitik und das ewige Rätsel „Wieso gibt es die FDP?“ davon überschattet ist.

Die Vize-FDP-Chefin Homburger verursachte gestern die Mutter aller Skandale.

Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende sagte der Nachrichtenagentur dpa zum Finale schroff: "Das guck' ich nicht. Ich hasse Bayern München." Damit bringt sie ihre nach mehreren Wahlniederlagen erst vor kurzem etwas genesene Partei - sie erreichte starke 8,6 Prozent bei der Landtagswahl in NRW - in Bedrängnis und handelt sich heftige Kritik aus den eigenen Reihen ein.
"Ich bin stinksauer wegen dieses unsportlichen Verhaltens. Das kann nur jemand sagen, der von Sport und Fußball überhaupt nichts versteht", polterte Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil. "Wer so etwas sagt, disqualifiziert sich selbst." 
Tobias Thalhammer, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion wurde noch deutlicher: "So einen dummen Spruch kann nur ein Vollpfosten bringen", sagte er und forderte den Sturz der Parteifreundin. "Frau Homburger fehlt offenbar jegliches Zeug zu einer deutschen Spitzenpolitikerin. Sie ist als stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende nicht länger tragbar und sollte sofort zurücktreten, anstatt uns das Finale dahoam zu vermiesen." Homburger habe ohne Nachdenken "Millionen bayerische Fußballfans in ganz Deutschland beleidigt. Platzverweis und Sperre für Birgit Homburger!" Mit diesem hirnverbrannten Satz habe sie sich für lange Zeit ins Abseits geschossen.

Hotelsteuer, komplettes Regierungsversagen, Lobbyistenbeglückung, Deutschland zum internationalen Gespött  zu machen - alles das verzeiht der deutsche Urnenpöbel der auf über acht Prozent wiedererstarkten FDP.
 Aber nun hat die Partei-Vize überzogen!
Die Medienlandschaft vibriert. Als Chefin der FDP-Bundestagsfraktion hatte es Homburger nie zu so viel Aufmerksamkeit gebracht. 

Sucht man nur bei news.google die Worte „homburger bayern münchen“ bekommt man 10.500 Treffer.

Trotz dieser wichtigen Themen dünkte es mich nach einer anderen kleinen Geschichte im Internet zu suchen. 
Ist zugegebenermaßen vollkommen irrelevant im Gegensatz zu der weltbewegenden Grundsatzfrage, was eine gescheiterte schwäbische FDP-Politikerin von einem Bayerischen Sportverein denkt.

Daher ergab meine kleine Privatsuche auch nur 111 Treffer.

Obwohl es also nicht weiter wichtig ist, will ich doch kurz erwähnen, was AUSSER FUSSBALL noch für eine Meldung in den Nachrichten auftaucht.

George W. Bushs von seiner treuen Freundin Merkel so unterstützte „war on terror“ hat die Kleinigkeit von 1,7 MILLIONEN TOTEN verursacht - BISHER.


Der 2001 ausgerufene »War on Terror« hat nach einer neuen Studie der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) im Irak, in Afghanistan und Pakistan rund 1,7 Millionen Menschenleben gekostet. »Präzisionswaffen ändern nichts am hohen Prozentsatz getöteter Zivilisten in asymmetrischen Kriegen«, erklärte Vorstandsmitglied Jens Wagner zur Vorstellung des IPPNW-Reports »Body Count – Opferzahlen nach zehn Jahren Krieg gegen den Terror« am Freitag in Berlin. 

Interessant ist auch welches die ganz wenigen Medien sind, die so eine Meldung aufgreifen - die eher ganz linken Zeitungen „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“, sowie Kardinal Meisners ultrakonservatives „Domradio“.

Dazwischen gibt es niemanden, der die Zahl 1,7 Millionen Tote für erwähnenswert hält.

So hat der Irak von der Invasion im Jahr 2003 bis heute 1,5 Millionen Todesopfer durch direkte Gewalteinwirkung zu verzeichnen. Spätestens seit der medizinisch-epidemiologischen Studie in der Zeitschrift Lancet über die Mortalität im Irak von 2006, dürfte das wahre Ausmaß der Zerstörung durch das überlegene US-Waffenarsenal und das entstandene Chaos durch die Besatzungstruppen deutlich geworden sein. Trotzdem beziehen sich fast alle Medien bezüglich der Opferzahlen im Irak bis heute auf den Irak Body Count, ein Projekt das weniger als 10% der Kriegsopfer registriert.
Was die Opferzahlen in Afghanistan betrifft, ist die Datenlage schlechter als im Irak. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Kriegsopfer inklusive Mitarbeitern von Nicht-Regierungsorganisationen, afghanischen Sicherheitskräften, ISAF und OEF Soldaten keinesfalls unter 70.604 liegt. Wahrscheinlich ist die Anzahl getöteter Zivilisten höher als 43.000. Die Anzahl der durch den Krieg indirekt, also durch Flucht, Hunger und medizinische Mangelversorgung zu Tode gekommenen Afghanen wird nach den Bombenangriffen 2001 bis zum Mai 2002 auf 20.000-49.600 geschätzt.
In Pakistan fielen bisher 2.300 bis 3.000 Menschen US-Drohnenangriffen zum Opfer, davon ca. 80% Zivilisten.
[Eine Strategie des derzeitigen US-Präsidenten. Dafür bekam Obama den Friedensnobelpreis. T.] Die weitaus größte Anzahl von Kriegsopfern (40.000-60.000) entsteht allerdings durch Kämpfe der von der US-Regierung unterstützten pakistanischen Armee mit unterschiedlichen Widerstandsgruppen.
Der IPPNW-Report schlussfolgert: Von einer objektiven und kontinuierlichen Berichterstattung über Kriege kann keine Rede sein. Während Kriege mit sehr hohen Opferzahlen, wie zum Beispiel der seit Jahren andauernde Krieg im Kongo, kaum Beachtung findet, wird über Menschenrechtsverletzungen in Syrien laufend berichtet. In Libyen endete die Berichterstattung praktisch mit der Ermordung Gaddafis, in Bahrein verschwanden Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Tötungen von Demonstranten von der Tagesordnung. Hintergrundinformationen, historische, geographische, gesellschaftliche und kulturelle Tatsachen werden insbesondere dann nicht zur Verfügung gestellt oder verfälscht, wenn aktuelle politische Ziele dem entgegenstehen.

Kommentare gibt es gar nicht.

Ich konnte auch kein deutsches Regierungsmitglied finden, daß angesichts dieses sieben-stelligen Massenmordzahl irgendwelche Rückschlüsse auf die Sinnhaftigkeit des deutschen militärischen Engagements zieht.

Ist wohl nicht weiter wichtig….