Nach den
Anschlägen von Paris haben die Rechten
die Hosen voll und tun dem IS den Gefallen so zu reagieren, wie es die
Terroristen erreichen wollten:
Antimuslimische Äußerungen, Einschränkungen der Freiheit, Verdächtigungen gegen den Islam insgesamt, konfrontative Außenpolitik, Säbelrasseln, Öl ins Feuer. Es ist ein Aufstand der Angsthasen, den wir bei den Konservativen erleben; sie tappen dem Kalifat in die Falle.
Antimuslimische Äußerungen, Einschränkungen der Freiheit, Verdächtigungen gegen den Islam insgesamt, konfrontative Außenpolitik, Säbelrasseln, Öl ins Feuer. Es ist ein Aufstand der Angsthasen, den wir bei den Konservativen erleben; sie tappen dem Kalifat in die Falle.
Drei
Staatschefs sprechen sogar von KRIEG und beleben damit George W. Bushs grandios
gescheiterten „war on terror“ neu.
·
François
Hollande, der aber die Entschuldigung hat als „Hauptbetroffener“ emotional
angeschlagen zu sein und sein Land zusammenhalten muß.
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Joachim
Gauck spricht ebenfalls von Krieg; bei ihm liegt es vermutlich an einer
Kombination aus genereller Militärfreundlichkeit und Senilität. Er weiß ohnehin
meistens nicht was er redet.
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Papst
Franz spricht sogar vom Beginn des „dritten Weltkrieges“ und offenbart damit
was es für eine radikale Absurdität ist jemanden wie ihn als „unfehlbar“
einzustufen.
Potentiell
bellizistische Militärgrößen weisen immerhin drauf hin, daß die massiven
Luftangriffe, die inzwischen so viele Nationen auf das Gebiet des IS fliegen
offenbar nicht die geringste Wirkung zeigen.
Eine
mögliche Lösung könnten Bodentruppen sein.
Fußsoldaten
sind allerdings aus zwei Gründen ebenfalls keine Option.
1.) Das gesamte IS-Gebiet ist inzwischen
so groß und unübersichtlich, daß man mindestens 300.000 Soldaten bräuchte.
Besser 500.000. Und da das eine lange Aktion würde, bräuchte man noch viel
mehr, um diese auch mal auszutauschen. Derzeit sind aber alle westlichen Armeen
ohnehin schon fast ausgelastet und Obama will nicht.
2.) Westliche Soldaten können auf dem
IS-Gebiet keinen Krieg führen, weil sie Freund und Feind nicht unterscheiden
können. Wenn man also nicht zig Millionen Unschuldige gleich mitumbringen will,
erübrigt sich die Option Krieg.
Wir
sollten stattdessen lieber präventiv vorgehen und dafür sorgen, daß in
westlichen Bildungs- und Sozialsystem nicht tausende Franzosen, Deutsche,
Belgier oder Amerikaner generiert werden, die sich gern dem IS anschließen und
sich vorzugsweise unter Mitnahme möglichst vieler Unschuldiger per
Sprengstoffgürtel zu den 72 Jungfrauen hochschießen.
Und ja,
Binsenwahrheit, Polizei, Justiz und Staatsschutz sind bei denjenigen gefragt,
für die Prävention zu spät kommt.
Es wäre
schon ganz nett wenigstens diejenigen, die bereits öffentlich gemacht
haben Salafismus und Terrorismus zu befürworten in Schach zu halten.
Unglücklicherweise
mangelt es da aber gewaltig an politischer Führung. Oder wie ist es sonst
möglich, daß man über ein Jahrzehnt den Zschäpe-Terroristen nur beim Morden
zusieht, während der BND damit beschäftigt ist für die NSA EU-Regierungen und
Airbus auszuspionieren?
Wie kann es sein, daß der Thüringer Verfassungsschutz so unfassbar unfähig ist, daß er
drei Jahre sogar gar keinen Chef mehr hatte und erst heute mit Stephan Kramer,
dem Ex-Generalsekretär des Zentralrates der Juden, überhaupt wieder einen Leiter bekommt?
Und die
Polizei? Ich weiß, es ist populistisch und vermutlich ungerecht, aber sind die
vielen Bünabes, die durch die Straßen streifen, um eifrig jedes Auto
abzuzetteln, das drei Zentimeter auf dem Fußweg parkt, wirklich die richtige Priorität?
Brauchen
wir im Moment Bundesligaspiele, die jedes Wochenende zigtausende Polizisten
binden und somit von Wichtigerem abhalten?
Die Impudenz des Monats August 2015, der Bayerische Innenminister
Joachim Herrmann („Früher gab es so wunderbare Neger“) gibt – wieder einmal –
ein besonders schlechtes Bild ab. Seiner Polizei ist offenbar völlig das
Koordinatensystem verrutscht.
[….]
Bis
zu 15 Jugendliche klopfen gegen die Scheiben einer Erstaufnahmeeinrichtung und
rufen "Ausländer raus!" Für die Polizei ist das nichts
Schwerwiegendes.
[….]
In der Richard-Wagner-Straße wurden Eier
an ein Haus geworfen und ein Beutel Restmüll in die Biotonne des Nachbarn
gesteckt. Im Drosselweg wurde ein mobiles Toilettenhäuschen umgekippt. All das
hat die Geretsrieder Polizei am 1. November berichtet, am Tag nach Halloween.
Die Beamten melden auch regelmäßig, wenn Jugendliche Lippenstift oder
Zigaretten klauen.
Nicht berichtet hat
die Geretsrieder Polizei hingegen, was zwei Nächte später geschah. Da nämlich
machten sich zehn bis 15 Jugendliche von der Mitbestimmer-Versammlung des
Jugendzentrums Saftladen auf, um an die Fenster der Mittelschul-Turnhalle in
der Adalbert-Stifter-Straße zu klopfen und "Ausländer raus!" zu
schreien. In die Halle waren gerade erst Asylbewerber gezogen, es handelt sich
um eine Erstaufnahmeeinrichtung.
[….]
[….]
Was passiert mit einem Ladendieb, der
sich vom Personal erwischen lässt? Ganz klar, wird man jetzt denken, das ist
ein Fall für die Polizei. Auch Michael Kiau hat so gedacht - bis vergangenen
Freitagnachmittag. Da schlugen zwei Trickdiebe in seinem Grafinger
Juweliergeschäft zu. Einer lenkte die Verkäuferin ab, der andere ließ teuren
Goldschmuck unauffällig in der Tasche verschwinden. [….] Die
zuständige Polizeiinspektion Ebersberg habe mitgeteilt, es sei leider keine
Streife verfügbar, man solle die Diebe doch bitte selbst dingfest machen und
festhalten, bis die Polizei kommt - irgendwann.
[….]
Bei der Ebersberger Polizei will man sich
zu dem Vorfall gar nicht äußern und verweist auf das Präsidium in Ingolstadt.
Pressesprecher Hans-Peter Kammerer bestätigt Kiaus Geschichte weitgehend und
hat auch eine Erklärung: Die Kollegen hätten am Freitagnachmittag
"tatsächlich keine Streife verfügbar" gehabt. [….] Trotzdem: "Wenn die Polizei gerufen
wird, sollte sie natürlich auch kommen." Kammerer erklärt, dass man noch
prüfe, warum keine Streife aus einer anderen Inspektion eingesprungen sei.
Vermutlich liege das daran, dass der Notruf nicht über die zentrale Nummer 110,
sondern direkt bei der Ebersberger Inspektion eingegangen war. Dort habe man
dann entschieden, dass keine Streife frei sei, aber wohl versäumt, den Notruf
an die Einsatzzentrale weiterzuleiten. [….] (Wieland Bögel, SZ, 17.11.15)