Wenn man sich die Liste
der Friedensnobelpreisträger der letzten Dekade ansieht, stellt man fest, daß
es diese klassischen Geehrten wie Gandhi, der den Preis wirklich verdiente,
kaum noch gibt.
Interessanterweise hat
Gandhi den Preis gar nicht bekommen, auch wenn das a posteriori alle glauben.
Aber zu seinen Lebzeiten traute sich Oslo nicht die Briten so zu ärgern.
Friedensnobelpreise gehen nämlich überproportional oft nach England und nach
Amerika. Die beiden Friedensengel unter den Nationen.
Ebenso bevorzugt das
Norwegische Komitee eindeutig Männer (85 Friedensnobelpreise) gegenüber Organisationen
(24) oder gar Frauen (15).
Es gab natürlich
einigermaßen unumstrittene Entscheidungen, die man heute noch gut findet.
Carl
von Ossietzky (1935), Linus Carl Pauling (1962 Frieden + 1954 Nobelpreis für
Chemie), George C. Marshall (1953), das Internationale Komitee vom Roten Kreuz
(IKRK) bereits dreimal (1917, 1944 sowie 1963), Willy Brandt (1971), Eisaku
Satō (1974), Andrei Dmitrijewitsch Sacharow (1975), Amnesty International
(1977), International Physicians for the Prevention of Nuclear War (1985), Michail
Sergejewitsch Gorbatschow (1990), Nelson Mandela (1993), Ärzte ohne Grenzen
(1999) zum Beispiel.
Das Nobelpreis-Komitee geht
manchmal Risiken ein und will offensichtlich Friedensprozesse aktiv fördern,
indem es aktive Politiker oder Aktivisten ehrt, deren Bilanz noch keineswegs
klar ist.
Das kann allerdings auch
in die Hose gehen.
Blamiert hat sich Oslo unter anderem mit den Entscheidungen Kissinger
(1973), Mutter Teresa (1979), Desmond Tutu (1984), Arafat, (Rabin) und Peres
(1994), Carter (2002), Gore (2007) und Obama (2009).
Leute, die Kriege führen,
gezielte Tötungen anordnen mögen dafür UNTER UMSTÄNDEN gute Gründe haben, aber
insbesondere US-Präsidenten, die hundertfach die Todesstrafe durchführen
lassen, ohne Veto einzulegen und die mit Abstand größte Waffenexportnation
führen, sind keine geeigneten Kandidaten für Friedensnobelpreise.
Lustig ist es, wenn ein Zickenkrieg ausbricht und frühere Friedensnobelpreisträger einen Medienschlag gegen aktuellere Geehrte anzetteln.Vor drei Jahren erklärte der Friedensnobelpreisträger, warum Kriege nun mal sein müssten, und ließ anschließend völkerrechtswidrig Bin Laden ermorden.
Dies
geschieht seit einigen Wochen wegen des heute an „die EU“ verliehenen
Nobelpreises.
Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob der greise Bischof die Unterschiede zwischen EU, Europa und NATO kennt, aber es bleibt eine Tatsache, daß unter den EU-Staaten einige der größten Waffenexporteure sitzen.Der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu und zwei weitere Friedensnobelpreisträger haben das norwegische Nobel-Komitee aufgefordert, der Europäischen Union kein Preisgeld auszuzahlen. Tutu, der 1984 ausgezeichnet worden war, die Nordirin Mairead Maguire (1976) und der argentinische Menschenrechtler Adolfo Pérez Esquivel (1980) schrieben dem Komitee, dass die EU „eindeutig kein Vorkämpfer für den Frieden“ sei. Damit widerspreche die Verleihung des Preises dem Willen des Stifters Alfred Nobel. „Die EU strebt nicht nach der Verwirklichung von Nobels globaler Friedensordnung ohne Militär. Die EU und ihre Mitgliedsländer gründen kollektive Sicherheit weit mehr auf militärischen Zwang und die Durchführung von Kriegen als auf die Notwendigkeit eines alternativen Herangehens“, heißt es in dem Brief.(FAZ 30.11.12)
Nationen, die Kriege führen,
Diktatoren unterstützen, Klimaschutz blockieren und durch ihre Landwirtschaftspolitik
(Subventionen, Patent-Saatgüter, genetisch einheitlicher Hühner,
Fleischkonsum,..) weite Teile Afrikas in den Hunger treiben.
Nett
ist das nicht gerade.
Und friedlich schon gar nicht.
Es ist
auch nicht bekannt, daß sich die EU bei den gegenwärtigen Hauptbrennpunkten der
Welt (Israel-Palästina, Somalia, Sudan, Afghanistan, ..) mit Ruhm bekleckert.
Dennoch, man kann diesen Preis irgendwie rechtfertigen.Friedensnobelpreis für Waffenexporteure
„Es ist ein Hohn, dass die EU heute den Friedensnobelpreis erhält und das Preisgeld für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten stiften möchte - und gleichzeitig ungehemmt Waffen in genau diese Kriegs- und Krisengebiete exportiert. Der heute vorgestellte Bericht der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) bestätigt, dass Waffenexporte nicht zu Frieden und Stabilität beitragen. Der Bericht macht deutlich, dass es in Deutschland keine strengen Kriterien und Kontrollen für Waffenexporte gibt. Jahr um Jahr erhöhen sich die deutschen Rüstungsexporte. Dabei werden mehr Waffen in Kriegs- und Krisengebiete exportiert als je zuvor. Und ganz oben in der Käuferliste stehen auch Länder, in denen die schwersten Menschenrechtsverletzungen begangen werden.“(Jan van Aken, Pressemitteilung der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, 10.12.2012)
Es hilft der Blick zurück.„Der Friedensnobelpreis schießt mit Schrot“, für die Metapher gibt es 2013 den Literaturpreis. Ratspräsident Van Rompuy repräsentiert den Egoismus der nationalen Regierungen, Kommissionschef Barroso die Willkür nicht demokratisch legitimierter Kommissare und Parlamentspräsident Schulz einen entmündigten Souverän. Deshalb holen die Jungs den Pott auch zu dritt ab und rangeln um die Auftrittschoreografie. Also neoliberal oder sozial oder demokratisch oder Bürokratur: Egal ! Hauptsache, „Verbrüderung der Völker“ und „Verminderung der Heere“, wie Alfred Nobel es gefordert hatte. Und das – stimmt. Mal abgesehen davon, dass Norwegens Parlament lieber eine Kommission wählt, die der EU einen Preis gibt, als ihr beizutreten.
(Friedrich Küppersbusch 09.12.12)
Europa ist nämlich weniger ein Kontinent der Kultur und
des Abendlandes, als ein Konglomerat von hochaggressiven Egoistennationen, die
über 2000 Jahre danach trachteten den Rest der Welt auszubeuten, kulturell zu
negieren und zu unterjochen.
Die religiösen Konfessionskriege wie der berühmte 30-Jährige Krieg haben den halben
Kontinent entvölkert.
Noch heute schlagen sich in Irland Protestanten und
Katholiken mit Verve gegenseitig die Köpfe ein.
Europa
ist eigentlich eine Pest.
Zwei Weltkriege wurden aus der Mitte Europas
angezettelt und auch bei Genoziden macht uns keiner was vor.
Friedlich
sind Nationen wie zum Beispiel Bhutan. Bhutan hätte den Friedensnobelpreis
verdient. Dafür, daß es nie Kriege angezettelt hat, die Wirtschaft der
Erhaltung der Natur unterordnet und trotz bitterer Armut ein für alle Menschen
kostenloses Gesundheitswesen eingerichtet hat.
Aber
gerade weil Europa so scheiße ist und diese unfassbare brutale Vergangenheit
hat, ist es natürlich schon beeindruckend was für einen Modus Vivendi wir
inzwischen generiert haben.
Seit
die EWG, bzw EG, bzw EU existiert schlägt man sich in Nord- und Westeuropa
nicht mehr die Köpfe ein.
Nationen,
die über Jahrhunderte Todfeinde, bzw „Erbfeinde“ waren, haben diese Denkkategorie
eingemottet.
Der
Normalzustand war es immer, daß nur ein einzelner irrer Fürst genügte, um
beispielsweise Franzosen gegen Deutsche oder umgekehrt in die Schlacht zu schicken.
Noch 1914
herrschte europaweit große Begeisterung, daß es wieder losging mit dem
kontinentalen Massenmord.
Überall jubelte man auf der Straße, die Menschen
aller Nationen drängelten sich darum beim großen Morden und Abschlachten dabei
zu sein.
Ich
behaupte, daß dies heute nicht mehr geht.
Gesetzt
den Fall, daß sich Merkel und Hollande so fürchterlich verkrachen, daß sie
beide ihre Armeen gegen den anderen in Gang setzen wollen, so würde ihnen das
nicht viel nutzen.
Die
Soldaten würden ihnen einen Vogel zeigen.
Man
sollte nie „nie“ sagen, aber Krieg untereinander halte ich für nahezu
ausgeschlossen für die EU-Nationen.
Das
ist doch was.
Daher
doch ein „Ja“ von mir zum EU-Friedensnobelpreis.
Aber übertreiben wollen wir nun auch nicht, Thorbjørn Jagland!Der Chef des norwegischen Nobelkomitees Thorbjørn Jagland dankte den zahlreichen Politikern in seiner Rede für ihr Kommen: So könne gemeinsam gefeiert werden, dass Europa von einem "Kontinent des Kriegs zu einem Kontinent des Friedens geworden ist". Für diese Errungenschaft müsse man Tag für Tag kämpfen, so Jagland. Jagland erinnerte an den Fall der Berliner Mauer, die Auflösung des Ostblocks, die Kriege auf dem Balkan. Die EU sei stets treibende Kraft bei dem Prozess der Aussöhnung gewesen und habe geholfen, "die Bruderschaft und den Frieden zwischen den Nationen" zu fördern, so der Norweger. Der Friedensnobelpreis für die EU sei deshalb "nicht nur gerechtfertigt, sondern auch notwendig. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich dazu", sagte Jagland in Richtung der europäischen Vertreter. Jagland appellierte an die europäischen Länder, in der Finanzkrise "Seite an Seite" zu stehen.
Gemeinsam die Finanzkrise
bewältigen?
Wünschenswert wäre es,
aber das ist blauäugig.
Dafür dominieren viel zu sehr die nationalen Egoismen.
Geld für andere gibt man eben nicht so gerne in Europa.
Fragen sie mal in Bhutan
nach; da würden sie auf offenere Ohren stoßen.