Freitag, 13. April 2012

Mission accomplished - Teil II




Wenn FDP-Größen nicht gerade als Witzfiguren für Comedy-Formate herhalten müssen, werden sie in politischen Interviews immer gefragt, wie sie denn nun aus diesem deprimierenden Demoskopie-Debakel herauszukommen gedächten.

Selbst Fußpilz und Mundfäule sind heute lieber gesehen als die FDP.

Alle Liberalen antworten auf diese Frage gleich:
Sie nehmen einen ernsten Gesichtsausdruck an und  bestreiten energisch das zu tun, was sie tun (durcheinander quasseln wie ein Hühnerhaufen, Mätzchen inszenieren, verzweifelt versuchen aufzufallen).

Nur die problemorientierte seriöse Sacharbeit werde das Vertrauen der Wähler zurück bringen.
In dem Fall guckt dann üblicherweise der Interviewer ebenfalls sehr ernst und dankt für das Gespräch.

Danke für nichts.

Das Versprechen sich nun der Sacharbeit zu widmen und damit die Wähler zurück zu gewinnen, kennen wir ja schließlich seit zwei Jahren.
Wenn das funktionierte, müßte die FDP inzwischen ja wieder glänzend dastehen…


Tatsache ist hingegen, daß diese Regierung von einem Vizekanzler vertreten wird, der offensichtlich außer Faxen, dümmlichen Witzen (Wahlweise über Frösche oder Merkel-Barbiepuppen oder Udo Jürgens) und präpubertären Zickereien zu gar nichts fähig ist.

Tatsache ist hingegen, daß diese Regierung wie keine zuvor mit dem Versprechen „Mehr Netto vom Brutto“ angetreten war. Das Steuersystem sollte einfacher, gerechter und niedriger werden.

Das war nicht etwa nur das zentrale Versprechen, sondern sogar das einzige Versprechen.

Wer sich so monothematisch aufstellt, muß sich nicht wundern, wenn er auch exakt an dieser Latte gemessen wird.

Die Bilanz ist katastrophal.


Meist ist es ja nicht mehr als eine dumpfe Ahnung beim Blick auf die Kontoauszüge. Doch jetzt bekommen deutsche Arbeitnehmer die Zahlen schwarz auf weiß: Noch nie waren die Abzüge von ihrem Gehalt so hoch wie im vergangenen Jahr. Fast 10000 Euro haben sie 2011 nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamts im Durchschnitt an den Staat gezahlt. Das sind knapp sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor, und das ist der stärkste Anstieg seit Mitte der neunziger Jahre.
[…] Das reale Nettoeinkommen eines Durchschnittsverdieners, also der zur Verfügung stehende Verdienst nach Anrechnung der Inflation, [lag] 2011 sogar leicht unter dem des Vorjahres. […] Weniger Netto vom Brutto also, um es in der Sprache der Regierungskoalition zu sagen, die eigentlich das Gegenteil erreichen wollte. […] Die Sozialbeiträge haben die Abgabenlast im vergangenen Jahr in die Höhe getrieben: Philipp Röslers Gesundheitsreform hatte Anfang 2011 den Beitragssatz für die Krankenversicherung von 14,9 auf 15,5 Prozent erhöht. Zugleich kehrte der Beitragssatz für die Arbeitslosenversicherung wie geplant auf die gewohnten drei Prozent zurück, nachdem er vorübergehend als Beitrag zur Krisenbewältigung gesunken war.
 (Malte Conradi, Süddeutsche Zeitung, 13. April 2012)


Das hat ja toll geklappt, liebe Mittelschichtler, die ihr 2009 dachtet mit einer Stimme für Guidos „MEHR NETTO“-Geschrei könntet ihr eure Portemonnaies auffüllen. Nun gab es den stärksten Anstieg der Lohnnebenkosten seit 17 Jahren, als…man ahnt es schon … ebenfalls Schwarzgelb regierte.

 Deutsche Arbeitnehmer zahlen im Schnitt immer höhere Abgaben: […]
Im Vorjahr sind die Abzüge durch Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge demnach so stark gestiegen wie seit 17 Jahren nicht mehr. 2010 beliefen sich die Abzüge noch auf 9390 Euro. Im Schnitt stieg die Abgabenbelastung damit um 553 Euro im Jahr.
 Besonders stark legte dem Bericht zufolge die Lohnsteuer zu: Im Schnitt kassierte der Staat 300 Euro mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Netto-Realverdienst sank dadurch sogar im Vergleich zum Vorjahr um 16 Euro - auf nun 17.650 Euro.

Daß Schwarzgelb ausgerechnet mit den Chaosministern Rösler und Schäuble und von der Leyen den Immer-mehr-Abgaben-Trend doch noch umkehren könnte, glaubt kein Mensch.

Alle finanziellen Baustellen dieser Regierung liegen brach.

Und außerdem ist ja auch wieder Wahlkampf. 
Währenddessen wird grundsätzlich nicht regiert, sondern nur versprochen!

Der Urnenpöbel liebt bekanntlich Versprechungen. 
Just ist die prognostizierte rot-grüne Mehrheit im Bund und in Kiel wieder futsch. 
Frau Merkel kann sich freuen und einigermaßen sicher damit rechnen in eine dritte Amtszeit zu gehen.

Danke deutscher Wähler.

Danke Piraten.