Wenn
FDP-Größen nicht gerade als Witzfiguren für Comedy-Formate herhalten müssen,
werden sie in politischen Interviews immer gefragt, wie sie denn nun aus
diesem deprimierenden Demoskopie-Debakel herauszukommen gedächten.
Selbst
Fußpilz und Mundfäule sind heute lieber gesehen als die FDP.
Alle
Liberalen antworten auf diese Frage gleich:
Sie
nehmen einen ernsten Gesichtsausdruck an und bestreiten energisch das zu tun, was sie tun (durcheinander
quasseln wie ein Hühnerhaufen, Mätzchen inszenieren, verzweifelt versuchen
aufzufallen).
Nur
die problemorientierte seriöse Sacharbeit werde das Vertrauen der Wähler zurück
bringen.
In
dem Fall guckt dann üblicherweise der Interviewer ebenfalls sehr ernst und
dankt für das Gespräch.
Danke
für nichts.
Das
Versprechen sich nun der Sacharbeit zu widmen und damit die Wähler zurück zu
gewinnen, kennen wir ja schließlich seit zwei Jahren.
Wenn
das funktionierte, müßte die FDP inzwischen ja wieder glänzend dastehen…
Tatsache
ist hingegen, daß diese Regierung eben gar keine Sacharbeit macht, sondern die wirklich dringlichen Themen alle liegen lässt.
Tatsache
ist hingegen, daß diese Regierung von einem Vizekanzler vertreten wird, der
offensichtlich außer Faxen, dümmlichen Witzen (Wahlweise über Frösche oder
Merkel-Barbiepuppen oder Udo Jürgens) und präpubertären Zickereien zu gar nichts
fähig ist.
Tatsache
ist hingegen, daß diese Regierung wie keine zuvor mit dem Versprechen „Mehr
Netto vom Brutto“ angetreten war. Das Steuersystem sollte einfacher, gerechter und niedriger werden.
Das
war nicht etwa nur das zentrale Versprechen, sondern sogar das einzige
Versprechen.
Wer
sich so monothematisch aufstellt, muß sich nicht wundern, wenn er auch exakt an
dieser Latte gemessen wird.
Die
Bilanz ist katastrophal.
Meist ist es ja nicht mehr als eine dumpfe Ahnung beim Blick auf die Kontoauszüge. Doch jetzt bekommen deutsche Arbeitnehmer die Zahlen schwarz auf weiß: Noch nie waren die Abzüge von ihrem Gehalt so hoch wie im vergangenen Jahr. Fast 10000 Euro haben sie 2011 nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamts im Durchschnitt an den Staat gezahlt. Das sind knapp sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor, und das ist der stärkste Anstieg seit Mitte der neunziger Jahre.[…] Das reale Nettoeinkommen eines Durchschnittsverdieners, also der zur Verfügung stehende Verdienst nach Anrechnung der Inflation, [lag] 2011 sogar leicht unter dem des Vorjahres. […] Weniger Netto vom Brutto also, um es in der Sprache der Regierungskoalition zu sagen, die eigentlich das Gegenteil erreichen wollte. […] Die Sozialbeiträge haben die Abgabenlast im vergangenen Jahr in die Höhe getrieben: Philipp Röslers Gesundheitsreform hatte Anfang 2011 den Beitragssatz für die Krankenversicherung von 14,9 auf 15,5 Prozent erhöht. Zugleich kehrte der Beitragssatz für die Arbeitslosenversicherung wie geplant auf die gewohnten drei Prozent zurück, nachdem er vorübergehend als Beitrag zur Krisenbewältigung gesunken war.(Malte Conradi, Süddeutsche Zeitung, 13. April 2012)
Das
hat ja toll geklappt, liebe Mittelschichtler, die ihr 2009 dachtet mit einer
Stimme für Guidos „MEHR NETTO“-Geschrei könntet ihr eure Portemonnaies
auffüllen. Nun gab es den stärksten Anstieg der Lohnnebenkosten seit 17 Jahren,
als…man ahnt es schon … ebenfalls Schwarzgelb regierte.
Deutsche Arbeitnehmer zahlen im Schnitt immer höhere Abgaben: […]Im Vorjahr sind die Abzüge durch Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge demnach so stark gestiegen wie seit 17 Jahren nicht mehr. 2010 beliefen sich die Abzüge noch auf 9390 Euro. Im Schnitt stieg die Abgabenbelastung damit um 553 Euro im Jahr.Besonders stark legte dem Bericht zufolge die Lohnsteuer zu: Im Schnitt kassierte der Staat 300 Euro mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Netto-Realverdienst sank dadurch sogar im Vergleich zum Vorjahr um 16 Euro - auf nun 17.650 Euro.
Daß
Schwarzgelb ausgerechnet mit den Chaosministern Rösler und Schäuble und von der
Leyen den Immer-mehr-Abgaben-Trend doch noch umkehren könnte, glaubt kein Mensch.
Alle
finanziellen Baustellen dieser Regierung liegen brach.
Und
außerdem ist ja auch wieder Wahlkampf.
Währenddessen wird grundsätzlich nicht
regiert, sondern nur versprochen!
Der
Urnenpöbel liebt bekanntlich Versprechungen.
Frau Merkel kann sich
freuen und einigermaßen sicher damit rechnen in eine dritte Amtszeit zu gehen.
Danke
deutscher Wähler.