Als leidgeprüfter Hamburger Abendblatt-Leser
bin ich es natürlich gewöhnt zu christlichen Feiertagen höchst dümmliche Essays
der örtlichen Toppkleriker serviert zu bekommen.
Viele
Jahre lang war das immer der notorisch kamerageile Weihbischof Jaschke,
der seine Belanglosigkeiten beständig zum Besten gab.
Sein
langjähriger Chef, Erzbischof Thissen und die im protestantischen Norden
wesentlich bedeutsamere evangelische Bischöfin Fehrs sind
zurückhaltender mit den Medien.
Dieses
Jahr räumt das Abendblatt dem neuen Erzbischof Heße Platz zur
Selbstbeweihräucherung ein. Das alles um dem säkularen Leser Religion
aufzudrängen.
Völlig
verblüffend für mich, aber Heßes Salbadern zu Ostern ist vergleichsweise
erträglich. Mal abgesehen von dem üblichen „Jesus bringt das Licht“-Unsinn und der
grundsätzlichen Dissens über die Rolle der Religion, macht Heße das gar nicht so schlecht.
Offensichtlich
hat er immerhin begriffen, daß Hamburg katholische Diaspora ist, daß man hier
das Religionssprech nicht versteht und leitet mit einem neutralen Thema („Lichtverschmutzung“)
ein. Heße fällt nicht mit der Tür ins Haus und schreckt einen nicht gleich ab.
Möglicherweise
ist es tatsächlich so, daß der intellektuelle Niedergang der evangelischen
Theologie, der in Huber und Käßmann ihre Apotheose fand, die eigentlich noch
absurderen Katholiken (Zölibat, Primat des Papstes, Frauen-Ausschluss,..) in
Relation gut dastehen läßt.
Im
aktuellen SPIEGEL (15/2015 vom 04.04.2015) gibt es ein vierseitiges
Doppelinterview mit dem EKD-Chef Bischof Heinrich Bedford-Strohm und dem
Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster unter anderem zum Thema „militanter
Islam“.
Gratulation
auch an die morialogische Glanzleistung des SPIEGELS zum Thema Gewalt im Islam
von Juden und Christen nur ÜBER den Islam zu sprechen und nicht MIT ihm; ein
muslimischer Vertreter darf gar nicht erst mitreden.
An einen
Humanisten oder Atheisten wird ohnehin gar nicht gedacht.
Die Redakteure
Frank Hornig und Katja Timm stellen die üblichen harmlosen Fragen nach Integration
und Glaubensferne.
Ein
Freifahrtschein für die beiden Top-Religioten zu überzeugen und für sich zu
werben.
Schuster,
als Vertreter einer in Deutschland sehr kleinen Minderheit schlägt sich nicht
schlecht, fällt zumindest nicht durch besondere Doofheiten auf.
Aber der
Nachfolger von Huber, Käßmann und Schneider gibt Plattitüden von sich, daß man
immerhin wunderbar Heinz-Werner Kubitzas Essay wider die Theologie als „Wissenschaft“
bestätigt bekommt.
Bedford-Strohm
ist Professor und demonstriert eine
Anti-Intellektualität, daß er jeden Denkenden aus der Kirche treiben muß.
Beispiele:
Menschen haben auch im
Namen Jesu Kriege geführt. Wir Christen haben dieses schlimme Erbe
aufgearbeitet. Zum Glück ist es in die Einsicht gemündet, dass wir heute für
die Menschenrechte einstehen und versuchen, eine Kraft der Versöhnung zu sein.
FALSCH!
Es wurde
nicht nur „im Namen Jesu“ Krieg geführt, sondern das wird von ihrem Gott sogar
explizit in der Bibel gefordert.
Es ist
auch nicht nur Vergangenheit, sondern geschieht bis heute. Auch die
evangelische Kirche ist tief verstrickt, indem sie beispielswiese
Militärbischöfe stellt und Soldaten in aller Welt unterstützt.
Jesus ist am Kreuz
gestorben als Folteropfer und hat gerufen „Mein Gott, mein Gott, warum hast du
mich verlassen?“. Deshalb habe ich in einer Kirche im Nordirak vor Flüchtlingen
aus Mossul gepredigt: Gott ist bei den Menschen, die leiden. Er ist ganz bestimmt
niemand, der die Hände von Gewalttätern führt.
FALSCH!
Als ob
Bedford-Strohm dabei gewesen wäre und wüßte was Jesus sagte.
Tatsache
ist aber, daß bei dem Konzept eines ALLMÄCHTIGEN Jesus = Gott
selbstverständlich dafür verantwortlich sein MUSS was Gewalttäter ihren Opfern
antun. Ohne die Zustimmung des Allmächtigen kein Auschwitz – oder er ist eben nicht allmächtig.
Jesus war ein
geborener Jude. Er hat zum gleichen Gott gebetet wie das jüdische Volk, und
darum sind wir Christen für immer in den biblischen Bund Gottes mit dem Volk
Israel einbezogen. Das hat man leider jahrhundertelang immer wieder übersehen. […] Es ist eine Hypothek der christlichen Theologie, dass man an dieser
Stelle lange die Tatsachen verdreht hat. Die christlichen Kirchen haben sich
diesem Versagen in den vergangenen Jahrzehnten allerdings intensiv gestellt.
FALSCH!
Was für
ein perfider Euphemismus! Da wurde nicht nur etwas „übersehen“, sondern es
wurden über Jahrhunderte aktiv Genozide angezettelt, Pogrome initiiert und
Kreuzzüge verlangt.
Luther hat sich in
seiner Spätzeit unhaltbar und in kruden Thesen über das Judentum geäußert.
Diese Verirrungen können nur Anlass zu Trauer und Scham sein.
FALSCH!
Luther war nicht nur „in seiner Spätzeit“ etwas „krude“, sondern ein unverbesserlicher Rassist und Menschenfeind, der auch andere Gruppen als die Juden, beispielsweise die Bauern mit pathologischem Hass überzogen hat.
Etc pp.
Luther war nicht nur „in seiner Spätzeit“ etwas „krude“, sondern ein unverbesserlicher Rassist und Menschenfeind, der auch andere Gruppen als die Juden, beispielsweise die Bauern mit pathologischem Hass überzogen hat.
Etc pp.