Es ist ebenso reizvoll, wie sinnlos, auf die inflationär
herausgeschleuderten US-Wahlumfragen zu starren. Es gibt kein
Verhältniswahlrecht. Es wird fehleranfällig nur online befragt, die Stichproben
betragen oft nur wenige hundert Befragte bei einer Bevölkerung von 335
Millionen Menschen, nicht alle Trump-Wähler bekennen sich zu ihm, in allen
republikanisch regierten Staaten gibt es eine Fülle von Gesetzen, die
Wahlberechtigten die Stimmabgabe schwer bis fast unmöglich machen, man darf nur
wählen, wenn man sich lange vorher in einem komplizierten Verfahren
registrieren lässt, Trump schnitt 2016 und 2020 erheblich besser ab, als von
den Umfragen vorhergesagt und die Fehlermarge beträgt 4-5 Prozentpunkte.
Natürlich ist es sehr angenehm zu sehen, wie sich die Umfragen ein bißchen weg von Trump drehen und damit die Sache nicht mehr ganz so hoffnungslos aussieht, wie vor zwei oder drei Monaten. Aber unter den oben genannten Umständen bei ein oder zwei Prozentpunkten Harris-Vorsprung, die Wahlmänner eines Swing-States Harris zuzurechnen, ist fahrlässig.
Aber selbst, wenn das Wunder geschehen sollte und Kamala Harris am 05.11.2024 mehr als 270 Wahlmänner auf sich vereinigen kann – was sicherlich erst Tage oder Wochen später feststeht, weil die USA genetisch unfähig sind, Stimmen korrekt und schnell auszuzählen – wird die orange Pest eine Niederlage niemals akzeptieren und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Gewalt gegen den Staat aufrufen. Viele Demokraten wünschen sich aus diesem Grund einen Harris/Walz-Erdrutschsieg, so daß niemand bei Verstand ernsthaft das Ergebnis bezweifeln kann.
Aber ich halte das für Wunschdenken. Erstens wird es keinen überragenden Vorsprung geben und zweitens würden Trumps fanatische Verschwörungstheorie-Gläubige ein deutliches Ergebnis erst Recht bezweifeln.
Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, daß einigen relevanten GOPern am 06.11.2024 urplötzlich ein Rückgrat wachsen sollte und sie einen haushohen Harris-Sieg als Gelegenheit ansehen sollten, sich doch vom maximal-kriminelle Psycho, der sie in eine Serie von Wahlniederlagen führte, zu trennen, bleiben die zig Millionen völlig der Realität entrückten Fanatiker, die ihn wählen als ihren Messias verehren. Insbesondere amerikanische Christen beten die unvorstellbare Trump-Vulgarität an.
Das rechtsradikale Hass-Pack geht schließlich jeden noch so abstrusen Wahnsinn Trumps mit. Wie sollte man derartig debile Trumpanzees jemals wieder in die Realität eingliedern?
[…..] Erst vor wenigen Tagen hatte Mark Zuckerberg angekündigt, sich im laufenden US-Wahlkampf neutral zu verhalten – und im gleichen Atemzug scharfe Kritik an der Biden-Regierung geäußert. Nun droht Donald Trump dem Meta-Chef mit harten Konsequenzen, sollte Facebook versuchen, die Präsidentschaftswahlen in illegaler Weise zu beeinflussen.
Wie der »Telegraph« berichtet, wirft der Ex-US-Präsident Zuckerberg in seinem noch unveröffentlichten Buch »Save America« vor, bereits 2020 Einfluss auf die Wahlen genommen zu haben. Der Tech-Riese hatte unter anderem Anzeigen blockiert, hinter denen mutmaßlich Wahlbetrug stand.
Für Trump wertet dies nun als Wahlbeeinflussung. Er kündigte dem Medienbericht zufolge an, Zuckerberg und sein Unternehmen bei der diesjährigen Wahl genau zu beobachten. »Wenn er diesmal etwas Illegales tut, wird er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen – wie andere, die bei der Präsidentschaftswahl 2024 betrügen.«
Auf seinem sozialen Netzwerk »Truth Social« schrieb Trump bereits im Juli, er werde Wahlbetrüger in einem noch nie dagewesenen Ausmaß verfolgen, sollte er erneut Präsident werden. Dass er 2020 selbst massiv Einfluss auf die Stimmauszählung nehmen und die offizielle Feststellung von Joe Bidens Wahlsieg verhindern wollte, erwähnt Trump nicht. [….]
Wie kann man einen Modus Vivendi mit 70 Millionen Menschen finden, die einen hochkriminellen, radikal egomanen, rassistischen, sexistischen, extrem vulgären, chronisch lügenden Vergewaltiger anständigen Menschen, wie Biden oder Harris als Commander In Chief vorziehen?
Die begeistert einem grell geschminkten Geronten zujubeln, der über Behinderte herzieht und sich über Veteranen verächtlich macht?
[…..] Trump entweiht die Gräber gefallener Soldaten, nur um wieder im Mittelpunkt zu stehen.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat macht ein Nationalheiligtum zum Schauplatz eines unwürdigen Spektakels. Er spannt mit voller Absicht die trauernden Angehörigen von Soldaten ein, die in Afghanistan ums Leben kamen.
[…..] Zwischen den weißen Grabsteinen auf dem Arlington Cemetery, Symbol für die Kriegsnarben der Vereinigten Staaten, ließ er sich mit Angehörigen einer Gefallenen filmen. Politische Anlässe sind verboten auf dem Friedhof, Trumps Aufnahmen waren nicht genehmigt im Abschnitt 60, wo er einen Kranz niederlegte für Sergeant Nicole Gee. Die Marinesoldatin war eine von 13 Todesopfern der US-Truppen bei einem Bombenanschlag während des chaotischen Rückzugs aus Afghanistan. Einige Angehörige machen dafür Präsident Joe Biden verantwortlich. Trump versucht nun, auch dessen Vizepräsidentin Kamala Harris etwas anzuhängen.
Scheinheilig behauptet Trump, er habe nur trauernden Angehörigen beistehen wollen. Ausgerechnet er, der sich um den Militärdienst drückte, der sich über den republikanischen Kriegshelden John McCain lustig machte, weil der Vietkong diesen gefoltert hatte, und der Gefallene als Verlierer verhöhnte. Nun zieht Trump genüsslich die Kontroverse in die Länge, die um seinen Missbrauch eines Nationalheiligtums entbrannt ist. Zuerst veröffentlichte er Fotos, am Tag danach auch Videos, begleitet von empörten Rechtfertigungen, alles in der Hoffnung, den Abzug aus Afghanistan im Gespräch zu halten – den er selbst als Präsident in die Wege geleitet hatte. Die Episode belegt, dass Trump bereit ist, über Leichen zu gehen, zumindest über die Gräber der Gefallenen. Es wäre eine billige Pointe, hätte seine Selbstbesessenheit nicht schon zum blutigen Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 geführt. [……..]
Der Trumpismus ist so viel mehr als Trump.
Wenn ihn die Kugel am 13.07.2024 tödlich getroffen hätte, wäre er als Präsidentschaftskandidat ausgeschieden, aber zum Märtyrer geworden. Seine zig Millionen Wähler wären noch fanatischer antiamerikanisch geworden. Die moralisch völlig verdorbenen Top-GOPer würden sich alle Mühe geben, sich seinen Jüngern als originalgetreuer Ersatz zu präsentieren.
Eigentlich gehören die 75 Millionen Trump-Wähler von 2020 in lebenslange Sicherheitsverwahrung. Aber dafür gibt es selbst in den USA nicht genug Gefängnisse.