Donnerstag, 2. August 2012

Gottvertrauen.




Ein religiöser Mensch relativiert nicht, er muß nicht abwägen. 
Seine Welt ist absolut. Sein Gott ist die Inkarnation des Superlativs. Allmächtig und allwissend. Gott kann alles. Er läßt nichts ohne seinen Plan geschehen. Man kann Gott nicht hintergehen, nicht seinem langen Arm entkommen.
Der „Q“ des Universums. 

Einzig die Interessen Gottes sind nicht universal. Er kümmert sich zwar um viele, aber eben nicht um alles.
Wir wissen, daß Gott ein Sportfreak ist. Schießt ein amerikanischer Basketballer aus Boston ein Tor, hat ihm Gott den Fuß geführt. 
Und auch bei den Europameisterschaften im Damen-Brustschwimmen sitzt Gott im Publikum. Sie Siegerin weiß es und dankt Gott anschließend für ihre Goldmedaille.

Medizin ist ein Beispiel für die Dinge, welche Gott nicht interessieren.
 Myriaden Kinder verhungern jeden Tag, leiden an Infektionskrankheiten oder treten auf Antipersonen-Minen. 
Hier griff Gott noch nie ein. Kein einziges mal ließ er einen amputierten Arm, ein abgerissenes Bein oder ausgestochene Augen nachwachsen.
Das wissen die Milliarden Anhänger und beten daher auch nicht dafür. 

Beim Kauf der Fernsehzeitschrift am Freitag das richtige Rubbellos aus der Plexiglaskugel zu klauben. Das ist Gottes Liga. Da lohnt es sich ihn um Hilfe anzuflehen.

Paradoxerweise sind die überzeugtesten Anhänger Gottes, die Hardcore-Gläubigen, die am meisten von Gottes Allmächtigkeit überzeugt sind, gleichzeitig auch die Kleingläubigsten.

Selbst Gottes Stellvertreter auf Erden, Vizegott Ratzinger vertraut so wenig auf seinen Chef, daß er sich den Gläubigen lieber nur hinter Panzerglas zeigt.


Sollte nicht ein allmächtiger Gott in der Lage sein ein Pontifikat auch ohne irdisches Panzerglas vor Attentätern zu schützen?
Und wer sollten diese Attentäter überhaupt sein, wenn nicht auch Gottes Geschöpfe, die seinem Plan folgen?

Oder gibt es auf der Erde auch gottfreie Schöpfung, die Attentäter hervorbringt, welche noch mächtiger als der Allmächtige sind?

Ein Blitzableiter auf einem Kirchturm ist das denkbar
stärkste Misstrauensvotum gegen den lieben Gott.
Karl Kraus, öst. Schriftsteller


„In letzter Zeit war die Leistungsbilanz Gottes, was die Juden anbelangt nicht gerade überwältigend." 
Er könne nicht zugleich allmächtig und gerecht sein - denn wäre er es, hätte er Ausschwitz nicht zugelassen. Doch offensichtlich konnte er es nicht verhindern.

Und was ist wenn es einen Gott gibt, der Ausschwitz verhindern wollte, aber nicht konnte?

Auch dazu hat Bauer eine einfache Antwort: 

„Ein armer Kerl, der Unterstützung braucht, der sich seine Stärke von uns holen muß - einen solchen Gott brauche ich nicht!“

Die Deutschen organisierten Christen halten ihren Gott im Gegensatz zu Atheisten ebenfalls für so klein und schwach, daß sie es nachdem Gott 2000 Jahre lang auch ohne gesetzlichen Schutz auskam, nun plötzlich für absolut notwendig erachten den lieben Gott vor Lästerern zu schützen.
Der Mann wird ja auch nicht jünger.
Der ewige, allmächtige und omnipotente Gott könnte offenbar in Depressionen verfallen, wenn ein Frechdachs wie Tammox ihm sagte „Dich gibt es gar nicht!“

Nach den Attacken der beiden großen Doppel-M-Religioten (Martin Mosebach und Matthias Matussek) und des Christen des Tages Nr. 64, Prof. Robert Spaemann, wird der § 166 wieder heiß diskutiert.

"Es wird das soziale Klima fördern, wenn Blasphemie wieder gefährlich wird", schrieb Mosebach in einem Essay.   Er kritisierte Christen, die sich die Schmähung ihres Glaubens gefallen ließen. "Auch Bischöfe blicken verlegen zur Seite, wenn von Blasphemie die Rede ist, sie wollen sie bloß nicht wahrnehmen, um nicht Stellung beziehen zu müssen", schrieb Mosebach.
"Politisch werden wir es nicht hinkriegen"

Der berüchtigte Gaga-Paragraph, welcher Blasphemie unter Strafe stellt.
 Ein Homunculus unter den Paragraphen, denn er stellt eine abstrakte Sache nur in Abhängigkeit von dem Aufschrei der Religioten unter Strafe.

Das heißt; ein und dasselbe Vergehen ist mal strafbewehrt, mal nicht.

§ 166 Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen
(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

Sage ich „Gott hat Hühneraugen“ und keiner steht auf, um zu versichern Gott habe wohlgeformte vollkommen Hühneraugen-freie Zehen, komme ich straffrei davon. 

Je mehr Vertreter der Gott-hat-makellose-Füße-Theorie sich aber empören und desto lauter sie dies tun, desto höher die Chance, daß ich in den Knast komme.

Gute Zeiten für Fundis, Irrationale und Krawallmacher - je hysterischer und exzessiver sie reagieren, desto eher bekommen sie ihren Willen.

Hätten Gott, Allah und Jahwe tatsächlich überzeugte Anhänger, wüßten diese, daß Gott nicht weniger allmächtig wird, nur weil ein Atheist dies behauptet.
Indem sie aber Gott zur potentiellen beleidigten Leberwurst herabstufen, demonstrieren sie, wie wenig sie glauben. 
Sie sind alle kleine Ratzingers, die sich lieber hinter Panzerglas verstecken und kleine Pfarrer, die lieber einen Blitzableiter gegen Gottes Blitze auf dem Kirchendach installieren.
Der Bamberger Bischof prescht vor.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick setzt sich für ein Gesetz gegen Blasphemie ein. "Wer die Seele der Gläubigen mit Spott und Hohn verletzt, der muss in die Schranken gewiesen und gegebenenfalls auch bestraft werden", erklärte Schick am Mittwoch in Bamberg. […] Gegen "heilige Personen, heilige Schriften, Gottesdienste und Gebete sowie heilige Gegenstände und Geräte aller Religionen" dürfe kein Spott und Hohn zugelassen werden.
Satire über religiöse Einstellungen und Gefühle stelle eine Verletzung der im Grundgesetz garantierten Menschenwürde dar, betonte der Erzbischof. Eine Gesellschaft, die das, was religiösen Menschen hoch und heilig sei, nicht schütze, schade sich selbst. Sie dränge einen Teil ihrer Bürger an den Rand oder sogar in den Untergrund, mahnte Schick. Christen müssten deshalb fordern, dass die "Person Jesu Christi, Gott der Vater, Maria, die Heiligen, die Hostie des Altarsakraments, die sakralen Gegenstände wie Kelche und Monstranzen, auch die Kirchengebäude und Prozessionen von unserem Staat geschützt werden".
Zugleich rief Schick die Gläubigen auf, auch selbst das Heilige heilig zu halten. Christen sollten deutlich machen, dass sie Verunglimpfungen ihrer Überzeugungen und Werte in Medien und öffentlichen Organen nicht hinzunehmen bereit seien.

Lästern verboten. Zurück ins Mittelalter.

Was für eine dreiste Gotteslästerung! Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hält seinen eigenen Gott für einen derartigen Schwächling, dass er nicht einmal imstande sein soll, sich selbst gegen Blasphemie zu wehren. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Erzbistums hervor, derzufolge Schick "Hohn und Spott" gegen "heilige Personen, heilige Schriften, Gottesdienste und Gebete sowie heilige Gegenstände und Geräte aller Religionen" gesetzlich verbieten lassen will.
Theologen laufen seitdem Sturm gegen die blasphemische Forderung Schicks, der Gott fast schon beiläufig seine Allmacht abspricht, und ihn als verweichlichten Bittsteller karikiert, der auf die Gnade derer angewiesen ist, die er geschaffen hat.
Professor Theobald Kleinst von der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Münster ist außer sich: "Wenn sich Gott durch eine blasphemische Äußerung gekränkt fühlt, dann stehen ihm mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, sie auf seine Weise zu ahnden", erklärt der Theologe. "Er kann eine Sintflut anzetteln oder direkt einen Blitz auf den Lästerer schleudern oder ihn dazu verdammen, bis an sein Lebensende eine pinke Kappe tragen zu müssen. Oder Gott wartet, bis der Gotteslästerer stirbt, und wirft ihn dann in die Hölle."

Obwohl Theobald Kleinst überzeugend die Fakten darlegt, schmeißen sich die Usual Religioten-Suspects auf Schicks Seite und geben ebenfalls zu Protokoll, Gott für einen mickrigen Loser zu halten.

Unterstützung kam dagegen aus der CSU: "Wer nicht so zu seinem Anstand findet, der braucht ein Gesetz", sagte Thomas Goppel, der Sprecher der Christsozialen Katholiken.
Goppel spielte auf das Satire-Magazin Titanic an, das den Papst vor einigen Wochen mit einem gelben Fleck auf der Soutane gezeigt hatte. […]
Goppel [...]  nahm für Schick Partei: Mit der eigenen Religion werde leichtfertig umgegangenen, während bei Vertretern des Islams größte Zurückhaltung an den Tag gelegt werde. Notwendig sei eine Rückkehr "zu Maßstäben des Umgangs miteinander".
Allerdings beurteilte auch Goppel eine mögliche Verschärfung des Blasphemie-Paragrafen skeptisch: "Politisch werden wir es nicht hinkriegen", sagte Goppel. Zuletzt war Ministerpräsident Edmund Stoiber damit 2006 gescheitert.
 Der islamische Theologe und Imam der Gemeinde Penzberg, Benjamin Idriz, begrüßte den Vorschlag. "Blasphemie ist der Beginn eines Hasses, der zu Kriegen und Auseinandersetzungen führt." Er finde es richtig, wenn religiöse Werte und Symbole vor Spott geschützt würden.

Das Religiotenboot ist mit Goppel, Schick, Stoiber, Matussek, Mosebach, Spaemann und Idriz zwar schon recht voll, aber der braune Abschaum von Hakenkreuznet passt noch mit hinein.

Der Sandkasten für feige Gottesbeschimpfer muß geschlossen werden. Erzbischof Ludwig Schick appelliert an die durch das Pastoralkonzil windelweich gewordenen Neugläubigen.

Amen.