Bewaffnete
Konflikte, die inzwischen meistens asymmetrisch verlaufen haben oft keinen
klaren Aggressor und eindeutigen Verteidiger. Oft schaukeln sich Bürgerkriege
sehr langfristig hoch und ziehen immer mehr Nachbarn mit hinein, bis ein
unübersichtliches Konglomerat in häufig wechselnden Koalitionen auf alle
einschlägt.
Das
machte den Syrienkonflikt so unerfreulich und ließ den Westen über Jahre achselzuckend
und tatenlos zusehen: Wem hätte man auch helfen sollen? Assad? Dem Iran? Dem
IS? Der Al-Nusra-Front? Russischen Expeditionscorps? US-Drohnenkriegern? Etwa Erdoğan?
Die einzig halbwegs sympathischen Typen sind die Irakischen Peschmerga und die Syrischen Volksverteidigungseinheiten
YPG (kurdisch Yekîneyên Parastina Gel). Aber wenn man sie mit Waffen
unterstützt, sticht man in ein Wespennest, weil die Amerikaner womöglich sauer
werden und ganz sicher Erdoğan solche Wutanfälle bekommt, daß er sogleich Öl
ins Feuer gießt.
Wie soll
man schon Partei ergreifen, wenn sich Assads Regierungstruppen und Al Baghdadis
Kalifat gegenüberstehen? Die einen setzen Giftgas gegen unschuldige Zivilisten ein,
die anderen köpfen jeden in ihren Augen Ungläubigen.
Ich
glaube, der Syrienkonflikt wurde und wird deswegen verhältnismäßig wenig in den
Medien analysiert, weil man nicht weiß auf wessen Seite man sich schlagen soll.
Selbst
wenn es nur zweieinhalb Konfliktparteien gibt wie in Gaza oder dem
Westjordanland können sich Deutsche nicht recht entscheiden in welcher Fankurve
sie sitzen wollen. Rechte unterstützen traditionell eher die Starken und
Offiziellen, also die Israelis, während Linke lieber auf Seiten der
Unterdrückten und Schwächeren stehen, also den Palästinensern.
Deutschlands
ganz Rechte sind aber eher antisemitisch, also gegen Israel, während die
Altlinken schon aus Scham für den zweiten Weltkrieg judenfreundlich denken,
also für Israel sind. Die wirklich rechtsextremen Deutschen wie Pipi-Blogger
David Berger und seine Kumpanen des Schlages Höcke und Poggenburg ticken aber
so radikal islamophob, daß sie sich schon deswegen besonders Israelfreundlich
zeigen, weil radikale Araber oft Israel hassen.
In
Wahrheit kann man sich auch gar nicht für eine Seite entscheiden, weil selbst
Konflikte wie der in Palästina, also mit zwei Parteien und das auf sehr kleinem
Raum, viel zu komplex sind.
Meine
Sympathien gehören Palästinensern, weil sie unterdrückt sind und Israelis aus
grundsätzlichen Erwägungen.
Aber wer
sind eigentlich Israelis? Dazu gehören ultraultraorthodoxe Spinner in
Jerusalem, die ein Leben in extremer Intoleranz führen, aber andererseits auch
konsequent den Dienst an der Waffe verweigern.
Israelische
Soldaten hingegen verrichten ihren Dienst nicht freiwillig und sind zu
bedauern, wenn sie auf irgendeiner winzigen Exklave im Westjordanland dazu
eingesetzt werden drei radikal religiöse Siedlerfamilien aus den USA zu
schützen.
Ich mag
natürlich lieber die säkularen liberalen sexuell völlig frei lebenden Israelis
in Tel Aviv, die sich als Denker und Kulturschaffende bestätigen.
Aber
kann man es einem Siedlerkind verübeln, wenn es radikale Ansichten entwickelt
nachdem es völlig abgeschottet von anderen Informationen stramm religiös
erzogen wird und in einem ärmlichen Haus mit Panikraum groß wird, weil man ja
von allen arabischen Nachbarn gehasst wird und ständig die Scheiben eingeworfen
bekommt?
In einem
Krieg Partei zu ergreifen, ist eine moralische Unmöglichkeit, weil auch
klassische Armeen aus Individuen bestehen.
Die
Millionen Deutschen und Franzosen, die vor 100 Jahren in den gewaltigen
Materialschlachten von Verdun eingegraben im Dreck lagen haben das mutmaßlich
alle nicht gern getan. Und der Prozentsatz von Arschlöchern und Sadisten dürfte
bei Deutschen und Franzosen einigermaßen gleich gewesen sein.
Für das
Publikum sind Kriege wie der in Vietnam der 1960er angenehmer. Da gab es einen
eindeutigen Aggressor, nämlich die USA. Die Amis hatten da nichts zu suchen,
waren 10.000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt und gewaltig überlegen,
während die Vietnamesen in ihrem eigenen Land überfallen wurden und sich mit
vergleichsweise primitiven Mitteln verteidigten. Da die Amerikaner keinerlei
Skrupel kannten, 35 Millionen Tonnen des Entlaubungsgifts Agent Orange
versprühten kamen mindestens 2 Millionen Zivilisten und 1,5 Millionen Soldaten
ums Leben. Die Amis verloren 58.000 G.I.s
Welcher
Mensch mit einem Funken Moral würde sich nicht auf die Seite der Vietnamesen
stellen und die Amerikaner in Grund und Boden verdammen?
Betrachtet
man die Amerikaner einzeln, stellt das schon wieder ganz anders dar. Die
richtigen Arschlöcher wie George W. Bush oder Donald Trump drücken sich natürlich
um den Dienst in Vietnam. Eingezogen wurden überwiegend die ärmsten und
ungebildeten Amerikaner. Deren Durchschnittsalter war 19 Jahre und kaum einer wußte
was er dort überhaupt verloren hatte. Die Mehrzahl kehrte schwer traumatisiert
zurück und war nicht etwa Soldat, um ein sadistisches Bedürfnis zu stillen.
Ich habe
keinen Anlass einen dieser 18 oder 19-Jährigen meist schwarzen Amerikaner aus
der Provinz als grundsätzlich schlechteren Menschen zu betrachten, wenn ich ihn
mit irgendeinem Altersgenossen in Vietnam vergleiche.
Die
Fußsoldaten waren immer die Leidtragenden.
Steht
man aber tausende Kilometer ohnmächtig als Zuschauer vor dem Fernseher vor solchen
Bildern, hilft es psychologisch weiter sich ein Schwarzweißbild zu zeichnen, in
dem die einen die Guten und die anderen die Bösen sind.
Wir
kennen das doch aus vielen hervorragenden Tierdokumentationen, in denen ausführlich
die Strapazen einer hungernden Leoparden- oder Löwenfamilie gezeigt werden. Wie
sie unter Verletzungen leiden, fürchterlich abmagern, Durst leiden und dann
hilflos miterleben müssen wie ihre Jungen eins nach dem anderen krepieren.
Gelingt
es dann endlich eine Impala zu erlegen, geht einem das Herz auf; so freut man
sich, wenn die Löwenbabys endlich was zu fressen bekommen und nicht sterben
müssen.
Sieht
man aber eine einstündige professionelle TV-Dokumentation über das strapaziöse
Leben einer Impala-Familie, die stets auf der Flucht ist und unglaubliche Mühen
und Entbehrungen auf sich nimmt für das Junge und erlebt dann denselben
Vorfall, wie nämlich das Kind von einer Raubkatze gekillt und zerrissen wird,
ist man entsetzt. Man freut sich über jeden Jagdfehlversuch, bei dem der die
Impalas der Löwin entwischen konnten.
Solche
Situationen taugen nicht, um sie mit menschlicher Moral zu bewerten.
Natürlich
möchte man eher zum Gejagten, zum Schwächeren halten.
Aber
wenn die überleben, leidet ein anderer.
Ukraine
gegen Russland ist ein Konflikt, bei dem schon a priori nahezu einhellig die
gesamte Mainstreampresse, sowie alle halbwegs moderaten Parteien auf der Seite
der Ukraine standen. Die armen Kleinen im Kampf gegen das große übermächtige
Russland.
Wer
darauf hinwies, daß bei der Maidan-Revolution viele Ukrainische Faschisten und
radikale Antisemiten marschierten und daß die Krim tatsächlich fast immer
russisch war, bekam gleich das Schmäh-Etikett „Russlandversteher“ verpasst.
Zum
ersten mal zeigte sich eine echte Querfront-Bewegung: Ganz Linke und ganz
Rechte vereint auf der Seite Putins.
Wer will
schon „Putinist“ sein? Und so wurden differenzierte Stimmen wie die von Gabriele
Krone-Schmalz aussortiert.
In den
vergangenen drei Jahren wurde Putin zum großen Trump-Förderer und bediente sich
immer abstoßenderer politischer Methoden. Gut für die Ukraine, denn so kann sie
sich als Opfer darstellen und auf Europas Hilfe hoffen.
Aber
dennoch bleibt auch die Poroschenko-Regierung ein zutiefst korrupter
Oligarchenverein, der nicht nur Faschisten fördert, sondern ungeniert an Nazi-Traditionen
aus dem zweiten Weltkrieg anknüpft. Schon damals waren viele Ukrainer fest
verbündet mit Hitlers antibolschewistischer NSDAP.
[….] Das
ukrainische Parlament hat die geschichtlich umstrittene nationalistische
Grußformel "Ruhm der Ukraine - Den Helden Ruhm" verpflichtend für
Armee und Polizei eingeführt. Das Parlament in Kiew stimmte mit großer Mehrheit
für die Änderung.
Den Gruß brachten
Nationalisten während der gewaltsamen Proteste in der Ukraine im Winter 2013/14
wieder in Umlauf. Ursprünglich stammt er aus dem Zweiten Weltkrieg von der
Organisation Ukrainischer Nationalisten (UON) um Stepan Bandera. Der Politiker
hatte zwischen den Weltkriegen für eine von Sowjetrussland unabhängige Ukraine
gekämpft - und dazu zeitweise auch mit Hitlers Wehrmacht kollaboriert.
Die Führung in Kiew
will sich mit dem neuen Gesetz in die Tradition der OUN und der umstrittenen
antisowjetischen Partisanen der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) stellen, die
1943 für ethnische Säuberungen in der heutigen Westukraine verantwortlich war.
In Russland sind beide Organisationen geächtet. […..]
Und
diese Ukraine unterstützt die Bundesregierung nun.