[….] Die
schwüle Hitze in der Hauptstadt Washington setzt Präsident Donald Trump
offenbar zu. Selbst in den Reihen seiner Republikaner gebraucht man
apokalyptische Vergleiche, wenn es um ihn geht.
Heiß und dampfig war es am Mittwoch in Washington. 35 Grad im Schatten,
wenn es irgendwo Schatten gegeben hätte, und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit. Den
Messias kümmerte das nicht. Er trat hinaus ins flimmernde Licht, wie immer
bekleidet mit einem marineblauen Anzug und einer zu langen roten Krawatte. Er
hob die Hände, als wolle er die verschwitzten Journalisten vor ihm segnen. Er
blickte in den gleißenden Himmel. "Ich bin der Auserwählte", verkündete
er. Dann stieg Donald Trump in seinen Hubschrauber und flog nach Kentucky, das
Land, aus dem Rennpferde, Whiskey und Baseballschläger kommen.
Es gab in der Präsidentschaft des Donald John Trump schon viele
seltsame Momente. Doch der Auftritt am Mittwoch gehörte wohl zu den bizarrsten,
die Trump der Welt bisher geboten hat. [….]
Denn über den Punkt, an dem wir uns fragten, ob der
Präsident dumm, bösartig oder geisteskrank ist, sind wir lange hinweg. Jeder
weiß, alles drei trifft zu und daraus ergibt sich natürlich die dringende
Notwendigkeit den Mann mit Knebel und Zwangsjacke versehen in eine Gummizelle
zu verfrachten und die Schlüssel wegzuwerfen.
Solange das nicht geschehen ist, rosinenpicke ich mir aus
der Situation das Beste:
1.)
Noch nie erlebte die politische Satire so einen Höhenflug. In einer dramatischen Konkurrenz mit der Realität, schraubt sie sich zu immer neuen Rekordleistungen hoch und wird genau dann am Komischsten, wenn sie IQ45 wörtlich zitiert und versucht den Psychopathen ernst zu nehmen.
Noch nie erlebte die politische Satire so einen Höhenflug. In einer dramatischen Konkurrenz mit der Realität, schraubt sie sich zu immer neuen Rekordleistungen hoch und wird genau dann am Komischsten, wenn sie IQ45 wörtlich zitiert und versucht den Psychopathen ernst zu nehmen.
2.)
Herr Macron und Frau Merkel, beides glühende
Transatlantiker, sind endlich von ihrer beherrschenden Amerika-Liebe geheilt.
Macron dringt schon lange auf eine engere Zusammenarbeit mit Berlin, scheiterte
allerdings bisher an der desinteressierten und amtsmüden Bundeskanzlerin.
Seit Trump aber seinen Londoner Humunculus Boris in die
großen EU-Hauptstädte schickt, halten Deutschland und Frankreich auf einmal
zusammen, lassen gemeinsam den britischen Pumuckl abprallen. Sie haben gelernt
sich nicht von Trump 2.0 (Johnson) auseinanderdividieren zu lassen.
3.)
Es sieht sogar danach aus, als würden die Europäer angesichts
des wahnsinnigen rechtsradikalen Trump 3.0 (Jair Bolsonaro) tatsächlich den
Klimaschutz ernster nehmen und das Abholzungen fördernde Mercosur-Handelsabkommen überdenken.
4.)
Grundsätzlich schwächt Trump massiv den außenpolitischen Einfluss der USA.
Grundsätzlich schwächt Trump massiv den außenpolitischen Einfluss der USA.
Die Staatschefs in aller Welt haben gelernt, daß man die Twitter-Äußerungen
des „mächtigsten Mannes der Welt“ nicht ernst nehmen kann.
Der Mann ist mental retardiert und manischer Lügner.
Aber selbst wenn ab Januar 2021 ein anderer Präsident in
Washington regieren sollte, bliebe die Erkenntnis in der Welt, daß man sich auf
die USA nicht verlassen kann. Abhängig vom Amtsinhaber werden amerikanische
Zusagen und Verträge willkürlich gebrochen. Die Katze ist aus dem Sack.
Auch wenn ein international hochgeachteter seriöser Mensch
#46 werden sollte und in acht Jahren die Welt mit Washington versöhnt, gäbe es
nie wieder Sicherheit. Jeder wüßte, #47 oder #48 könnte sich wieder wie ein
völlig Irrer aufführen und alles zerstören.
Man wird der USA nie wieder vollständig vertrauen.
Das mag unangenehm für die seriösen Washingtoner
Außenpolitiker und Handeltreibenden sein, kann aber für den Rest der Welt
durchaus positiv sein, wenn Europa und Asien unabhängiger werden und sich
weniger auf eine kriegerische Außenpolitik der Mega-Militärmacht einlassen.
„Doch das amerikanische Jahrhundert ist vorbei“ schreibt der
SZ-Chefaußenpolitiker korrekt, aber leicht nostalgisch. Ich sehe in der
Feststellung aber durchaus Anlass zum Optimismus. Wohin hat uns die Dominanz
Washingtons gebracht? Wir sind bei Klima- und Umweltschutz viel zu spät dran,
haben nahezu ganz Afrika, den Nahen Osten, die Hindukusch-Region ruiniert, die
Welt militarisiert.
Die USA sind der mit Abstand größte Waffenexporteur, sie
verhindert internationale Zusammenarbeit und richtet Menschen hin.
Ja, es gibt noch Schlimmere, aber nicht noch Mächtigere. Also
sollten die Besseren zukünftig Führungsrollen übernehmen.
[…..] Zu [Macrons] Krisenkatalog, ausgebreitet vor dem
G-7-Treffen in Biarritz, gehören nicht weniger als die repräsentative
Demokratie, der Klimawandel, die Biodiversität, Technologie, Migration,
Ungleichheit und damit der Kapitalismus in seiner heutigen Ausprägung, die
globale Ordnung mit der Polarisierung der Welt zwischen den USA und China und
der damit verbundenen Gefahr für die Länder Europas, zu Vasallen der einen oder
anderen Seite zu werden. […..] Macron
erwähnte freilich nicht, dass es für diese Krisenballung eine Kurzversion gibt,
in der sich mit fünf Buchstaben das zentrale Übel der globalen
Handlungsschwäche dieser Tage ausdrücken lässt: Trump. […..] Donald Trump und die von ihm regierten USA
sind zum zentralen Problem der Geopolitik geworden. Das Land gestaltet
Weltpolitik nicht mehr, es hantiert mit ihr nach Gutdünken. Ordnungsideen
interessieren diesen Präsidenten nicht, sie sind obsolet geworden. […..] Es war Donald Trump, der die USA nicht
stärker, sondern deutlich schwächer gemacht hat und die einst bestimmende Kraft
im Spiel der Mächte bisweilen der Lächerlichkeit preisgibt. […..]