Was ich
vor zehn Jahren noch für Sorgen hatte:
(….)
Vom Sinn kontrafaktischer Geschichte lautet
einer der Buchtitel zu einem vollkommen sinnlosen Thema.
Auch der Kieler Historiker Michael Salewski schrieb schon zu dem virtuellen Thema. Michael Salewski (Hg.): Was Wäre Wenn. Alternativ- und Parallelgeschichte: Brücken zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Stuttgart 1999.
Der englische Begriff dafür heißt: Might-have-been-history.
Von dem Berliner Althistoriker Alexander Demandt erschien 1984 das Traktat Ungeschehene Geschichte, das zeigen soll, dass Überlegungen zu Ungeschehenem statthaft, begründbar und überdies unverzichtbar sind.
Ein Grund, um immer noch jeden Tag in die Schreibtischplatte zu beißen, ist nach wie vor der höchst umstrittene Wahlsieg George Bushs im Jahr 2000.
Wie viel besser könnte die Welt aussehen, wie viele Menschen könnten noch leben, wenn am 11.September 2001 statt diesem größtmöglichen Hohlkopf und Kriegstreiber der Friedensnobelpreisträger Al Gore amerikanischer Präsident gewesen wäre! (….)
Auch der Kieler Historiker Michael Salewski schrieb schon zu dem virtuellen Thema. Michael Salewski (Hg.): Was Wäre Wenn. Alternativ- und Parallelgeschichte: Brücken zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Stuttgart 1999.
Der englische Begriff dafür heißt: Might-have-been-history.
Von dem Berliner Althistoriker Alexander Demandt erschien 1984 das Traktat Ungeschehene Geschichte, das zeigen soll, dass Überlegungen zu Ungeschehenem statthaft, begründbar und überdies unverzichtbar sind.
Ein Grund, um immer noch jeden Tag in die Schreibtischplatte zu beißen, ist nach wie vor der höchst umstrittene Wahlsieg George Bushs im Jahr 2000.
Wie viel besser könnte die Welt aussehen, wie viele Menschen könnten noch leben, wenn am 11.September 2001 statt diesem größtmöglichen Hohlkopf und Kriegstreiber der Friedensnobelpreisträger Al Gore amerikanischer Präsident gewesen wäre! (….)
Nah dran
waren wir immerhin; Gore hatten 500.000 Wählerstimmen mehr als GWB und bekam
trotzdem nichts.
Ich
erinnere mich noch an ein Telefonat so um 2002 mit einem Freund meiner Eltern,
der als Rentner in New Jersey lebte; Jerry. Ein belesener Mann, der tatsächlich
anfing zu weinen, als er über #43 sprach: What is this man doing to our
country? Er beglückwünschte meinen Vater, den er schon aus der Uni kannte, dazu
in Europa zu leben und bedauerte schon zu alt dafür zu sein ebenfalls
auszuwandern. Meine Mutter fand, er solle sich das genau überlegen und
versprach ihm alle Hilfe in Hamburg bei der Wohnungssuche und Eingewöhnung.
Zu ihrem
Glück waren alle drei im November 2016 bereits endgültig abgereist, so daß
ihnen erspart blieb, was wir Zurückgebliebenen täglich mit #45 erleben.
Gestern
nahm sich #44 seinen Nachfolger vor; Pence schäumt vor Wut.
"How the Republican party has changed." CNN's @DonLemon plays flashbacks of Republican attacks on presidential candidate Donald Trump pic.twitter.com/BJ5PDSkO4z— CNN Tonight (@CNNTonight) 8. September 2018
A posteriori
wirkt Barack Obama in der Tat wie eine Lichtgestalt. Wie ein geradezu übermächtiger
Wort-Titan, wie eine Ikone der Anständigkeit.
Es
braucht keine parteipolitische Brille, um #44 verglichen mit #45 als
hochgebildetes Genie anzusehen.
Hätte
ich das 2009, 2010, 2011 geahnt. Damals hielt ich Obama für schwach und
übervorsichtig. Es war mir völlig unverständlich wieso er die in beiden
Parlamentskammern vorhandene demokratische Mehrheit der ersten beiden Amtsjahre
nicht konsequent nutzte und immer wieder auf die Republikaner zuging, Kompromisse
suchte.
Er baute
auf die Vernunft der GOPer, band sie möglichst in seine Entscheidungen ein, als
ob er ihnen im Sinne der Einheit aller Amerikaner vermitteln wollte „guckt mal,
so schlimm bin ich gar nicht, obwohl ich schwarz aussehe und als links gelte!“
Daß
Republikaner Kompromissbereitschaft und Gesprächsangebote als Schwäche auslegen
und ihn nur umso härter bekämpfen würden, verstand Obama erst richtig, als er
im November 2010 bei den Midterms eine Megaklatsche erhielt, weil er die einst enthusiastischen
und nun enttäuschten Wähler seiner Basis verloren hatte und nun den Kongress gegen
sich hatte.
Richtig
mutig wurde Obama erst im letzten Amtsjahr, als er nichts mehr zu verlieren
hatte und seine präsidentielle Macht voll ausschöpfte.
Kontrafaktisch
historisch betrachtet, wünsche ich mir, daß Obama die demokratischen Vorwahlen
2008 knapp gegen Hillary Clinton verloren hätte und sie Präsidentin geworden
wäre.
Das
hätte viele Vorteile gehabt.
Die
amerikanische Misogynie ist nicht so tiefsitzend wie der Rassismus. Hillary
hätte nicht ganz so viel Teebeutelwiderstand ausgelöst.
Außerdem
verfügte sie übergenügend eigene Erfahrungen mit den Republikanern aus ihrer
Arbeit am Gesundheitssystem und der Obstruktion Newt Gingrichs.
Die
Clinton vom Januar 2009 war gewiss härter und skrupelloser als der Obama.
Sie
hätte besser als er erkannt wie günstig die Gelegenheit für erhebliche Reformen
nach dem GWB-Frust ist und die demokratische Mehrheit in House und Senat
gnadenlos ausgenutzt.
Außerdem
hätte sie Barack Obama als kommenden Partei-Star in ihrer Administration
einbauen und Erfahrungen sammeln lassen können.
Die
demokratische Partei wäre womöglich deutlich progressiver angesichts der
mutigen Taten.
Vielleicht
wäre das Feld für ihn 2016 besser bereitet gewesen, um als erfahrener Minister
oder VP Präsident #45 zu werden, statt wie jetzt auf dem Altenteil zu hocken.
Was für
ein elendes Drama hingegen die Realität abgibt. Nun sind nicht nur Clinton und
Obama beide weg, sondern sie bekam auch noch einen besonders perfiden
Arschtritt der Geschichte, indem sie wie Kollege Al Gore deutlich die meisten
Stimmen holte. Sie gewann mit fast drei Millionen Stimmen Vorsprung vor Donald
Trump. Drei Millionen Stimmen, die im amerikanischen Wahlsystem so viel wert sind
wie ein trockener Furz in der hohlen Hand. Clinton ist Rentnerin, die
Demokraten demoralisiert und überall regieren die GOPer mit absoluter Mehrheit.
Hypothetische
Geschichte ist sinnlos. Kontrafaktische Gegenwart hingegen erfreut sich großer
Beliebtheit in der Trump-Administration.
[…..] Kellyanne Conway about why the White House
on Saturday had sent Spicer to the briefing podium for the first time to claim
that "this was the largest audience to ever witness an inauguration,
period."
"You're saying it's a falsehood. And they're giving -- Sean Spicer,
our press secretary -- gave alternative facts," she said.
Todd responded: "Alternative facts aren't facts, they are
falsehoods." [….]
Im
September 2018, 20 Monate später, ist Trump immer noch geradezu besessen von
seiner “crowd-size” und erzählt auch ausländischen Staatsgästen tagein, tagaus
wie gewaltig sein Sieg war.
Als „Beweis“
hat er im Weißen Haus Crowd-Size-Bilder aufgehängt.
Die
Realität, die nicht zu seinen Behauptungen passt, wurde passend gemacht.
[….] "Stick with us. Don't
believe the crap you see from these people, the fake news. ... What you're
seeing and what you're reading is not what's happening." [….]
Trump
beklagte sich über „a lot of empty areas“ und ließ sie Inauguration-Bilder
fälschen. Der frisch gebackene Präsident selbst rief
am zweiten Amtstag den Direktor des National Park Service an,
um die Bilder manipulieren zu lassen
[….]
Ein vom Weißen Haus beauftragter Fotograf
hat zugegeben, die offiziellen Bilder von der Zuschauermenge bei der
Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump bearbeitet zu haben. [….]
Was
nicht passt, wird passend gemacht.
Trump
muss immer den Größten haben und will stets umjubelt werden. Lügen und Wahnsinn pur – damit beschäftigt
sich also der mächtigste Mann der Welt.
Bei
seiner letzten Rally in Montana, als Trump wieder einmal im Jubel der Massen
auftankte, gab es einen „Zwischenfall“ wie im Januar 2017. Genau hinter ihm, wo
sonst stets begeisterte Männer mit Erektionen und Frauen beim Eisprung vor
Glück applaudieren, stand ein junger Mann im Karo-Hemd, der weder einen MAGA-Hut
trug, noch angemessen enthusiastisch seinen religiösen Führer feierte. Der
sogar, wie entsetzte konservative Medien feststellten einen Democratic Socialists of America sticker
trug! Warum ist so einer noch nicht im Arbeitslager?
Der „#Plaid shirt guy“ wunderte sich eher über Trump,
schnitt erstaunte Grimassen.
Normale
Amerikaner in der Nähe des #45, die nicht vor Glück jauchzen und jubilieren?
Das darf nicht sein in Trumps Welt und so wurde der Mann schnell aus der Sichtachse entfernt. Zwei neben ihm stehende Freunde, die immerhin MAGA-Kappen trugen, aber nicht begeistert genug applaudierten, wurden von Trumps Team ebenfalls während der Rede schnell rausgeschafft und durch freudig erregt klatschende junge Trump-Fangirls ersetzt.
Das darf nicht sein in Trumps Welt und so wurde der Mann schnell aus der Sichtachse entfernt. Zwei neben ihm stehende Freunde, die immerhin MAGA-Kappen trugen, aber nicht begeistert genug applaudierten, wurden von Trumps Team ebenfalls während der Rede schnell rausgeschafft und durch freudig erregt klatschende junge Trump-Fangirls ersetzt.
[….] He’s a 17-year-old high school senior at
Billings West High School. Though he identifies as a social democrat, he said
he didn’t want to miss the chance to see a speech by the president of the
United States. So he and some friends signed up to attend Mr. Trump’s rally on
Thursday.
That morning, Mr. Linfesty said, he got an email saying that he had been
selected for V.I.P. status, which meant that he would get to meet the president
and have access to premier seating. He said that he did not apply for the
status and that he believed he was chosen by chance.
[….] Mr. Linfesty said organizers instructed the
crowd to clap and cheer, but he said he could not bring himself to applaud for
things that he did not agree with. He said he did not know he was so visible
until friends texted him in the middle of the speech.
“That was not me trying to protest,” Mr. Linfesty said. “That was just
my honest reactions to the things that he was saying.”
[….] Finally, a woman slid into the aisle and
whispered something to him. He walked off and she replaced him in the crowd: a
new face, now smiling pleasantly in the background.
[….] Backstage, Mr. Linfesty said he was pulled
aside while police officers and Secret Service officials checked his
identification. After about 10 minutes, he said, “they respectfully told me to
just leave and not come back.” [….]