Donnerstag, 28. April 2016

Klarstellung zu Volker Beck



Das ist schon eine bizarre Geschichte mit Becks mutmaßlichem Crystal-Meth-Konsum.
Klar, insgeheim vermute ich auch, daß der Grüne Top-Religiot nicht das allererste mal das Zeug kaufte, als er dabei erwischt wurde.
Ob er drogenabhängig ist, ein Süchtiger, Junkie, weiß „die Öffentlichkeit“ aber nicht.
Sicher weiß ich nur, daß er einmal Meth kaufte, angeblich noch nicht mal für sich selbst. Es kann viel schlimmer sein, es kann aber auch ganz harmlos sein. Neben den zig Millionen Säufern in Deutschland gibt es selbstverständlich auch Millionen Menschen, die gelegentlich andere Drogen konsumieren und deswegen noch lange nicht unzurechnungsfähig sind oder mit einem Bein im Grab stehen.
Auf diese Verschwörungstheorie-Pfade sollte man sich nicht begeben, wenn man ernst genommen werden will!
Ob und welche Drogen Beck möglicherweise einnimmt, ist irrelevant-
Seit Jahren kritisiere ich Volker Beck immer wieder sehr hart, weil ich seine demonstrativen Standing Ovations für Papst Ratzinger, sein Eintreten für Kirchenprivilegien und insbesondere seine überheblich-euphemistische Haltung zu Eingriffen in die kindliche Unversehrtheit als katastrophal erachte.

Es kommt ein weniger wichtiger Aspekt hinzu, der sich aber auch schon persönlich auf mich auswirkte.

Beck greift in der persönlichen Auseinandersetzung zu perfiden Methoden.
Ich habe das selbst erlebt, als er mich auf Facebook auf widerlichste Art angriff.
So ein Verhalten mir gegenüber würde ich nicht zum generellen Kriterium gegen einen Politiker machen, aber in dem Fall ging Beck anschließend vor die Presse und an das Rednerpult des Bundestags um in unerträglicher Larmoyanz zu beklagen wie gemein alle zu ihm im Netz wären, obwohl er derjenige war, der so austeilte, daß ich fassungslos um einen Shitstorm gegen ihn bitten mußte.

Bewegt man sich in den sozialen Netzwerken – selbst ich Fossil habe seit drei Tagen einen Twitter-Account, auch wenn ich noch nicht begriffen habe was ein Heschtegg ist – und kritisiert den prominenten Beck, generiert man schnell Applaus von der falschen Seite.
Höcke-Fans, Storch-Verehrer, Homophobe, Ultrakonservative stehen mit ihrem sprungbereiten Hass in den Startlöchern, um ihre negative Konnotations-Kanonade abzufeuern. Der Kinderschänder, der Drogenabhängige, die Schwuchtel lädt ein zum gebasht werden.
Claudia Roth, die Volker Beck stets eine treue Freundin war und auch jetzt loyal zu ihm steht, ist in den Augen der Markus Frohnmaiers dieser Welt dann nur noch „Aische Roth“, jene frustrierte Lesbe, die sich natürlich nur deswegen für Flüchtlinge einsetzt, weil sie insgeheim darauf hofft auch endlich mal vergewaltigt zu werden – ein guter deutscher Mann würde es schließlich nicht freiwillig mit ihr tun.

Da tun sich Abgründe des Hasses in der rechten Szene auf. Schwul und grün, bzw. Feministin und grün sind offensichtlich hochwirksame Trigger, um bei Teilen der Bevölkerung maximale Abscheu auszulösen. Wenn auch noch der Super-Trigger Drogen in dem Zusammenhang aufleuchtet, gibt es kein Halten mehr.
Von jedem, der so denkt, möchte ich mich nachdrücklich distanzieren.
Für mich sind das Eintreten für Frauenrechte, für LGBTI-Belange, Umweltschutz und liberale Drogenpolitik immer noch sehr unterstützendwerte Taten!
Wer Politikerinnen wegen ihrer Frisuren oder Garderoben* ablehnt, wer Politiker wegen ihrer sexuellen Orientierung angreift, hat sich vollkommen diskreditiert.

Bei den Grünen bieten sich so viele Kritikpunkte an, daß es schon wegen dieser Fülle absurd ist darauf zurückzugreifen was einige ihrer Spitzenvertreter im Schlafzimmer tun.
Was ist überhaupt los mit diesen AfD-Typen, daß die Sexualität Roths oder Becks so ein Faszinosum für sie darstellt?
Das muß eine spezielle rechts-konservative Angelegenheit sein, die mit ihrer eigenen verdrängten und verklemmten Sexualität zusammenhängt, daß sie sich so brennend dafür interessieren, was in anderen Betten vorgeht.
Man kennt das von Kreuznet, den Piusbrüdern und anderen Rechtskatholiken, die offensichtlich den lieben langen Tag nichts anderes tun als über andere Leute beim Analverkehr zu sinnieren.
Es wäre mir neu, daß Liberale, Atheisten oder Linke umgekehrt mit derselben Faszination konservative Politiker beim Vaginalverkehr vorstellen.

Grüne Politik des Jahres 2016 ist aber bestimmt vom extrem kirchenfreundlichen Kurs der strenggläubigen Fraktionsvorsitzenden Kathrin Göring-Kirchentag, welche die verfassungswidrigen Kirchenprivilegien garantiert.
Diese Woche lachte mich die grüne Hamburger Bürgermeisterin Fegebank aus der Christenzeitungsbeilage „Himmel und Elbe“ an und jubilierte wie wichtig ihr der christliche Glaube sei.

„Alles in der Welt ist vergänglich - nur die Liebe ist ewig, denn sie tritt mit jedem neugeborenen Menschen wieder in die Welt. Das verbinde ich mit meinem christlichen Glauben.“
(Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin Hamburg, April 2016)

Grüne Politik bedeutet heute geräuschloses Harmonieren mit Roland Kochs Hessen-CDU, sukzessive Abschaffung des Asylrechts, Einführung „sicherer Drittstaaten“, Umarmung der konservativen BW-CDU, Koalitionen der Hamburger und Saarländischen CDU.
Grüne Politik 2016 bedeutet, daß die letzten strategischen und konzeptionellen Denker wie Jürgen Trittin kalt gestellt werden und dafür die Tagespolitik an den jeweiligen Wünschen der konservativeren und saturierteren Wählerschaft ausgerichtet werden.

Wie wenig frühere grüne Konsequenz noch zählt, wie wenig man bereit ist für Überzeugungen einzustehen, zeigt die geräuschlose schnelle Wiederaufnahme Volker Becks in die Bundestagsfraktion.
Nachdem sich die Jüdische Gemeinde für ihn stark gemacht hat, bekam er diese Woche alle seine Funktionen zurück.
Offensichtlich zahlt es sich aus, daß er so klar gegen Kinder Politik gemacht hat.
Die einen können ihre Säuglinge verstümmeln und dafür darf sich Beck auch mal ein Meth-Pfeifchen reinziehen.
Läuft das jetzt so bei den Grünen?
Man feiert sich so sehr selbst, weil man so liberal ist dem gefallenen reuigen Drogensünder zu verzeihen, daß gar nicht erst daran gedacht wird wie Volker Beck die UN-Kinderrechtskonvention zu Gunsten archaischer Blutrituale mit Füßen tritt.

A propos mit Füßen treten.
So mancher Grüner nimmt die gestrige Entscheidung zum Anlass aus der Partei auszutreten.

Nach 15-jähriger Mitgliedschaft bei Bündnis 90 / Die Grünen bin ich heute aus der Partei ausgetreten.
[…] "Der Umgang der Bundestagsfraktion und Parteiführung mit der Causa Volker Beck ist schon lange untragbar. Ich erinnere an Becks unrichtige Aussagen zu den Zitaten, in denen er sich für eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ausgesprochen hatte, mit denen er uns Grünen im letzten Bundestagswahlkampf massiv geschadet hat. Dies zog nach der Wahl keine grundsätzlichen Konsequenzen nach sich, stattdessen galt wohl eine "Schwamm-drüber-Taktik". Unerträglich, besonders für viele Betroffene von Eingriffen in die sexuelle Selbstbestimmung im Kindes- und Jugendalter, blieb auch sein permanentes Eintreten für die Entrechtung von Jungen gegen nichttherapeutische Vorhautamputationen und ein Verhalten, das oft mit aggressiver Diffamierung von Menschen verbunden war, die diesbezüglich eine andere Meinung vertraten als er.
Nun, nachdem Volker Beck nach einem erneuten Skandal (aus dem ja gerade auch aus der Partei heraus Sorgen um seinen Gesundheitszustand geäußert wurden) von sich aus Konsequenzen gezogen hatte und von seinen Ämtern zurückgetreten war, hievt ihn die Fraktion ohne jede Not nach nur acht Wochen (!) zurück in Fraktionsämter.
Ich kann das nur als Signal deuten, dass unteilbare Kinderrechte und Geschlechtergerechtigkeit in der Parteispitze auch weiterhin als zweitrangig angesehen werden. Die Fraktion bzw. diejenigen, die sich dort durchgesetzt haben, trafen mit dieser personellen Entscheidung auch eine Richtungsentscheidung. […][…]

Mögen Schiering viele weitere Grüne folgen; auch wenn das ein gefährliches Spiel ist.
Wie man in den USA und anderen Europäischen Ländern sieht, sind die Rechten nämlich keineswegs so zimperlich.
Ihnen ist Wahrheit und Integrität ihrer politischen Vertreter offenbar weit weniger wichtig; ihnen geht es darum „den anderen“, den Gutmenschen, den Linken, den „Flüchtlingsklatschern“ zu schaden.
Und je mehr Ex-Sozis, Ex-Linke und Ex-Grüne schmollend zu Hause sitzen und gar nicht mehr wählen, desto leichter haben es die Seehofers, Petrys und Merkels dieser Welt.
Im Grunde darf also ein Volker Beck kein Grund sein aus der Partei auszutreten, so wie Nahles und Gabriel kein Grund für mich sind die SPD zu verlassen.
Aber eine Parteimitgliedschaft lässt sich nicht rein rational begründen.
Es gibt auch eine emotionale Ebene und diese kann nicht unendlich viele Kränkungen ertragen.


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Off Topic: 
Angela Merkels Figur, ihre vermeintliche Attraktivität hat mich nie bewußt beeinflusst, darf auch gar kein Thema bei der Beurteilung ihrer Politik sein. Ich finde es eher sympathisch, daß sie offensichtlich unprätentiös veranlagt ist und sich nicht sonderlich für Mode interessiert.
Rätselhaft bleibt aber für mich, wie ihre Berater es zulassen können, daß immer mal wieder ihre Fingernägel so ungepflegt aussehend auf Pressefotos erscheinen.
Für mich gehört eine ordentliche Maniküre in so einem extrem exponierten Beruf zur Dienstkleidung. Und wenn ich schon über Kleidung spreche; Merkels Kleidungsstil werde ich nicht beurteilen; das ist irrelevant, aber wieso trägt sie so oft Jacken, die zwei Nummern zu klein und zu kurz sind? Kann ihre Schneiderin das nicht in der richtigen Größe anfertigen?