Montag, 22. Dezember 2025

Lügen bis der Arzt kommt

Gewohnheitsmäßig zu lügen, ist grundsätzlich etwas fragwürdig. Diesem Hobby nicht nur weiter zu frönen, wenn man zufällig gerade US-Präsident geworden ist, sondern sogar täglich mehr und abstruser zu lügen, verursacht Probleme in der Außenpolitik. Denn da trifft Donald Münchhausen notgedrungen Typen, die nicht in derselben orange geschminkten Lügen-Blase leben, sondern in ihren Heimatländern mit der schnöden Realität im Bunde sind.

Aber auch in Mutterland des politischen Unverstandes, stößt Trump offenbar an Grenzen. Sicher, seiner fanatischen Basis aus 77 Millionen Wählern, gefällt der garstige Lügenschwall, der kontinuierlich aus dem präsidentiellen Schandmaul quillt. Aber selbst einigen Republikanern fällt auf, wie wenig die hanebüchenen Phantastereien ihres senilen Messias mit den harten Fakten an der Supermarktkasse, oder der Tanksäule übereinstimmen.

(….)  Bemerkenswert ist nicht die kontinuierliche Eskalation des grotesk geschminkten Kriminellen. Bemerkenswert ist nicht die Empörung, die er damit in einer Hälfte der USA auslöst. Bemerkenswert ist nicht die Blase aus speichelleckenden Cronies, in der er lebt und die ihm 24 Stunden am Tag bestätigen, der Tollste aller Zeiten zu sein.

Bemerkenswert ist aber, daß Trump selbst inzwischen offenkundig wahrnimmt, wie sich die Daumen senken und er sich unter Zugzwang gesetzt sieht.

Er muss das ewige Feiern und Golfspielen unterbrechen, um seine Agenda zu verteidigen. Das ist nicht das Ende des Trumpismus. Thiel, Heritage-Foundation, Newscorps, Musk, Project 2025, eine korrumpierte Partei und 75 vollkommen verstrahlte GOP-Wähler stehen dafür, den Weg in die toxische, menschenfeindliche Autokratie weiter zu gehen. Aber es ist vorstellbar, vor Januar 2029 einen neuen Cultleader zu installieren. Alle Nachwahlen und kommunalen Abstimmungen, seit Trumps zweiten Amtsantritt, verloren die Republikaner dramatisch. Deswegen halte ich eine Absage der Midterms auch für weiterhin realistisch. Sollten aber in elf Monaten das House und ein Drittel des US-Senates neu gewählt werden, könnte bei genügender Unzufriedenheit, trotz der massiven Wahlbeeinflussung und speziell die Republikaner bevorzugender Wahlgesetze, der Kongress demokratisch geführt werden und damit dem Weißen Haus das Leben schwer machen.

[…] Natürlich gibt es Leute, die gut finden, was Trump macht. Aber Trump hat seinen Zenit schon überschritten. Die Republikaner im Kongress sind sehr besorgt, was die Midtermwahlen im November 2026 betrifft. Die MAGA-Bewegung beginnt, sich zu spalten. Es gibt Revolten, etwa bei den Republikanern in Indiana, die sich geweigert haben, die Wahlkreise neu zuzuschneiden. Es kommt immer dieser Moment, an dem die Leute beginnen, einen Präsidenten in seiner zweiten Amtszeit als lahme Ente zu sehen und über die Zeit danach nachzudenken. [….]

(John Bolton, 18.12.2025)  (….)

(Ein Freund weniger, 18.12.2025)

Es gelingt dem rassistischen Lügen-Imperator erstaunlich gut, die verhasste Faktenwelt aus seiner Umgebung fernzuhalten. An den Schaltstellen von Justiz, Politik, Wirtschaft und Presse, sind längst ihm hörige Fascho-Nazgûl installiert, die über jede anti-orange Blasphemie herfallen.

[….] Eine genauere Begründung lieferte der Sender zunächst nicht. Sharyn Alfonsi, eine an der Sendung beteiligte Journalistin, kritisierte daraufhin ihre Senderleitung in einer E-Mail an ihre Kollegen, aus der die »New York Times« zitiert: »Unsere Geschichte wurde fünfmal geprüft« hieß es darin. Sowohl die Rechtsabteilung als auch die Faktenchecker im Haus hätten den Beitrag freigegeben. »Er ist faktisch korrekt. Meiner Ansicht nach ist die jetzige Zurücknahme des Artikels, nachdem alle strengen internen Prüfungen abgeschlossen sind, keine redaktionelle, sondern eine politische Entscheidung.« [….] Weiss war erst im Oktober installiert worden und gilt als umstritten, viele Beobachter fürchteten im Vorfeld ein Umschwenken des Senders auf Trump-Linie. Dem Bericht der Zeitung zufolge hatte Weiss zahlreiche Bedenken an dem Stück angemeldet und Änderungen verlangt – unter anderem, dass die Reportage eine Stellungnahme der Trump-Regierung enthalten solle. So habe sie etwa ein Interview mit dem Hardliner Stephen Miller vorgeschlagen, Vizestabschef von Donald Trump.

CBS gehört zur Mediengruppe Paramount. Diese wiederum gehört seit dem Sommer der Familie des Softwaremilliardärs Larry Ellison, der als Trump-Unterstützer bekannt ist. Ebenfalls im Sommer hatte der Sender das Aus des Trump-kritischen Late-Night-Talkers Stephen Colbert für Mai 2026 bekannt gegeben. [….]

(SPON, 22.12.2025)

Diese Methoden liebt man besonders in Kentucky, einem der deep red states. Zuverlässig auf einem der beiden letzten Plätze bei allen Bildungs-Rankings der 50 US-Staaten. Wenige Staaten sind so dumm, arm und verblödet wie Kentucky – und daher auch so extrem Trumpesk.

Am 05.11.2024 holte Trump hier fast 65% der Stimmen, während Kamala Harris unter 34% blieb. 2016 waren es 63% Trump-Stimmen, 2020 noch 62%.

Für den tumben Bundesstaat sitzen derzeit fünf Republikaner und ein Demokrat im US-House. Seit 40 Jahren (sic) wählt Kentucky ununterbrochen den stramm konservativen Mitch McConnell in den US-Senat, der zuletzt (2020) 58% holte. Sein noch irrerer Kollege, US-Senator Rand Paul, seit 15 Jahren in Kentucky gewählt, holte zuletzt (2022) sogar 62%.

Das passiert, wenn man dumm und erzkonservativ ist, kontinuierlich MAGA mit Zweidrittelmehrheiten wählt: Absturz auf einen der letzten Plätzen bei allen ökonomischen Kenndaten.

Kentuckys Held Donald Trump bescherte nun auch der Kernindustrie des Staates, dem Whisky brauen, einen schönen Erfolg.

[….] Viel gibt es im Örtchen Clermont im US-Bundesstaat Kentucky nicht zu sehen. Außer, man interessiert sich für die Produktion von Whiskey: In Clermont befindet sich nämlich der Hauptstandort der bekannten Marke Jim Beam. Im kommenden Jahr soll dort allerdings nichts produziert werden. Wie die britische BBC berichtet, will Jim Beam die Whiskey-Herstellung in Clermont aussetzen.

Die Brennerei bleibe ein ganzes Jahr lang geschlossen [….], zitierte die BBC aus einer Erklärung des Herstellers. [….] Erst im Oktober hatte der Branchenverband der Kentucky Distillers’ Association (KDA) mitgeteilt , dass die Menge an Bourbon in den Lagerhäusern des Bundesstaates mehr als 16 Millionen Barrel – und damit einen Rekordwert – erreicht habe. [….] Als Grund für den hohen Lagerbestand gab KDA-Präsident Eric Gregory unter anderem die anhaltende »Unsicherheit über Zölle« an, die die Exporte stark reduziert hätten. Ohne US-Präsident Donald Trump, der für die von Gregory erwähnten Zölle verantwortlich ist, namentlich zu erwähnen, sagte der KDA-Chef weiter: »Genau wie man Bourbon nicht über Nacht herstellen kann, werden wir die Probleme, vor denen wir stehen, nicht über Nacht lösen können. Wir müssen weiterhin mit den politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden.«

Trump hatte in einer Serie von Ankündigungen viele Länder mit Strafzöllen überzogen. US-Firmen unterschiedlicher Branchen kämpfen seither auch mit Vergeltungszöllen auf ihre Waren. [….] [….]  In Kanada etwa gab es weitreichende Aktionen, mit denen Konsumentinnen und Konsumenten aufgefordert wurden, keine Produkte zu kaufen, die in den USA hergestellt werden. [….]

(SPON, 22.12.2025)

Gut gemacht, EU und Kanada. Mit Kentucky trifft ein Kaufboykott genau die Richtigen.

Aber die Hauptursache für den ökonomischen Kollaps sind natürlich die Trump-Zölle, die der Doppelt-Geschwollene (Ego und Füße) just wieder begeistert feiert.

[….] Trump bejubelt die Zölle, die seine Landsleute bezahlen müssen[….]

In der Weihnachtsbotschaft des Weißen Hauses verschweigt der Präsident, dass viele Amerikaner sich die für den Alltag notwendigen Dinge nicht mehr leisten können. Unterm Weihnachtsbaum stört die Wahrheit halt nur. [….] Dann verliest der Präsident die angeblich so frohe Botschaft: Die größte Steuersenkung in der Geschichte der Vereinigten Staaten habe er in diesem Jahr durchgesetzt; Hunderttausende illegale Migranten seien abgeschoben worden; und dann natürlich noch die Zolleinnahmen – seit Januar soll der Staat mehr als 235 Milliarden Dollar kassiert haben. Was für eine schöne Bescherung also für das amerikanische Volk? Wer’s glaubt! [….] Seit Donald Trump der Welt im April den Handelskrieg erklärt hat, wirken die Zölle in den USA wie eine Konsumsteuer. Bezahlt wird diese Steuer von den Amerikanerinnen und Amerikanern, die tagtäglich einkaufen. [….]

(Alexander Mühlauer, 22.12.2025)

Der ökonomische Rücksturz in die Weltwirtschaftskrise von 1930 reicht den Kentuckiern offenbar immer noch nicht. Bei ihnen genießt Dozy Don immer noch eine Zustimmungsrate von 59%. Die Verblödung ist groß im Whiskey-Staat. Dort muss es ökonomisch offenbar noch wesentlich weiter bergab gehen, bevor die Red Necks begreifen, was MAGA bei ihnen anrichtet. Aber da bin ich sehr optimistisch. Trump wird es sicher gelingen, die USA weiter in die Katastrophe zu schieben.