Freitag, 16. November 2018

Bruderkrieg – Teil II


Nationen hassen die Nachbarländer, Volksgruppen hassen die anderen Volksgruppen ihrer Nation, Städte verabscheuen ihre Nachbarstädte und auch Nachbarn fetzen sich mit Vorliebe mit ihren direkten Nachbarn. Menschen verwenden enorme Energie darauf ihresgleichen zu bekämpfen.
Dieser extreme Hang zum Bruderkrieg bezieht sich aber nicht nur auf geographische oder ethnische oder religiöse Brüder.
Dieses Prinzip wird auch in der Politik mit viel Leidenschaft betrieben.

Die Steigerung von Feind lautet Parteifreund.


Über ein Jahrzehnt seit seinem Rückzug aus der Politik, kocht Friedrich Merz ganz offensichtlich immer noch vor Wut auf seine Parteichefin Angela Merkel.
Ein so frommer Katholik wie er ist auch nach vielen Jahren völlig unfähig auch nur die geringsten Anzeichen von Verzeihen oder Barmherzigkeit zu zeigen.
Der Grund ist offensichtlich der, daß sich die beiden so ähnlich sind. Merz und Merkel sind fast gleichaltrig, waren beide Bundestagsfraktionsvorsitzende der CDU und bemühten sich darum Kanzlerkandidat zu werden.
Der überzeugte Christ zeigt sehr klar, was ihm Nächstenliebe bedeutet: Gar nichts. Er hasst Merkel wie die Pest. Und nicht nur für die Kanzlerin kann er keine Nächstenliebe empfinden.
Wie die Merkel vom Leipziger Parteitag vertritt er einen klaren Kürzungskurs bei den Armen und bemüht sich hauptberuflich darum die Superreichen reicher zu machen.
Der Blackrock-Multimillionär mit 19 Aufsichtsratsposten gleichzeitig, dem auch zwei Flugzeuge gehören, zählt sich längst zum obersten einen Prozent der Deutschen.
So ein Mann ist wie geschaffen für den Vorsitz der C-Partei.

Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein
Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Matthäus 19,24

Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe,
denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Markus 10,25

Es ist leichter, daß ein Kamel gehe durch ein Nadelöhr,
denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme.
Lukas 18,25

Friedrich Merz, der auch gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe gestimmt hatte, ist ebenfalls ein scharfer Gegner der „Ehe für alle“.


Wenn man sich nicht so intensiv gegenseitig innerhalb des eigenen politischen Lagers bekämpfte, wäre RRG längst Realität.

Aber insbesondere der langjährige Linken-Chef Lafontaine verwendete viele Jahre lang all seine Energie und die sechsstelligen Tantiemen des ultrarechten Schmuddelblattes BILD dafür die CDU ins Kanzleramt zu bringen.
Nichts war ihm wichtiger als sich an der SPD zu rächen.

Die Rechten, das ist immerhin erfreulich, können das aber auch.
Je rechter, desto mehr Hass.
So leidenschaftlich wie Frauke Petry und Markus Pretzell intrigierten, um Parteichef Bernd Lucke zu demütigen und zu entmachten, so intensiv agitierten Höcke und Gauland, um ihr dasselbe anzutun, nachdem Petry sich zur AfD-Herrscherin hochgemobbt hatte.
Und nun stecken die Braunen ihre Köpfe zusammen, um die ebenso verhasste neue starke Frau Alice Weidel abzuschießen.

Unvergessen natürlich die abgrundtiefe Hass, mit dem sich die 17 allesamt überzeugte Christen und Parteifreunde 2016 im Vorwahlkampf der GOP überzogen. Der Mann, der von allen am drastischen Hass auskübelte, wurde folgerichtig auch Kandidat und US-Präsident.

Eine Lehrstunde des politischen Bruderhasses erleben auch die konservativen Regierungschefs May und Netanjahu.
In London geht es längst nicht mehr um Sachfragen, sondern darum der eigenen christlichen Parteichefin weh zu tun.
Die Rachegelüste sind so extrem, daß Johnson und seine Mitstreiter dabei gern in Kauf nehmen die ganze Partei und sein Heimatland zu ruinieren.

[….] Die Gegner von Theresa May in der eigenen Partei waren die Ersten, die noch am Dienstagabend gegen den Kompromiss Stimmung machten – noch bevor sie den Vertragsentwurf überhaupt gelesen hatten. Boris Johnson, der ehemalige Außenminister, wetterte, dass der Status des "Vasallenstaates" inakzeptabel sei: Seit 1.000 Jahren habe es keine Situation gegeben, in der Großbritannien so abhängig von außen gewesen sei. Er werde gegen den Vertrag stimmen.
Der notorische EU-Kritiker Jacob Rees-Mogg sagte, der Vertrag sei nicht das, was Theresa May versprochen habe, auch er werde gegen ihn stimmen. Er räumte allerdings ein, bislang nichts unternommen zu haben, um ein Misstrauensvotum gegen Theresa May vorzubereiten. Damit hatte Rees-Moog in den vergangenen Monaten immer wieder gedroht. [….]

In Jerusalem regiert Netanyahu, der amerikanische Staatsbürger und größte Fan Donald Trumps als Chef des sehr rechten Likud-Blocks mit weiteren sehr rechten Parteien in einer sehr rechten Koalition:

Likud (konservativ, Bibi)
Kulanu (Wir alle, Wirtschaftsliberal, Mosche Kachlon),
Schas (ultraorthodoxe „Sephardische Tora-Wächter, Arje Deri),
HaBajit haJehudi („Jüdische Heimat“, nationalreligiös, Naftali Bennett),
Vereinigtes Thora-Judentum (aschkenasisches ultraorthodoxes Judentum; religiös-konservativ) und
Jisra’el Beitenu (Unser Heim Israel, nationalistisch, Avigdor Liebermann)

Mini-Trump Bibi verfügt nicht nur über dasselbe antagonistische Verhältnis zur Wahrheit wie #45, sondern er ist auch genauso aggressiv und kriegsbegeistert.
Mit Kriegsminister Liebermann  verfügt(e) er aber über einen Fanatiker, der ihn selbst in dieser Hinsicht noch übertrifft.

Nach den letzten Gefechten mit dem Gaza-Streifen hatte die Hamas eine Waffenruhe angeboten und einseitig begonnen.
Ministerpräsident Netanjahu ging darauf ein und zerbrach damit seine Koalition.
Avigdor Liebermann tobte wegen des verhassten Kurzzeitfriedens derartig, daß er sein Amt niederlegte.
Waffenstillstand? Mit Palästinensern? Nicht mit ihm!

[…..] Benjamin Netanjahu verbrachte den Mittwoch in der Wüste. Dort, am Grab seines Vorgängers David Ben Gurion, erreichte den Premierminister die Nachricht, dass Verteidigungsminister Avigdor Lieberman zurücktreten wird. Lieberman hatte es nicht für nötig befunden, den Regierungschef vor seiner kurzfristig einberufenen Pressekonferenz darüber zu informieren, dass er und seine nationalistische Partei Jisrael Beitenu (Unser Haus Israel) die Koalition verlassen werden.
[…..] Unmittelbar nach Liebermans Ankündigung ereilte Netanjahu die nächste Erklärung eines Ministers: Der für Bildung zuständige Minister Naftali Bennett drohte mit seinem Rücktritt, sollte er nicht Verteidigungsminister werden.
[…..] Lieberman und Bennett hatten sich ebenso wie Justizministerin Ajelet Shaked und Umweltschutzminister Zeev Elkin in der Sitzung des Sicherheitskabinetts am Dienstag gegen einen Waffenstillstand ausgesprochen. […..] Der als politischer Hardliner bekannte Lieberman verband seine Rücktrittsankündigung mit heftigen Angriffen auf Netanjahu: Das Nachgeben gegenüber der radikalislamischen Hamas bezeichnete er als "Kapitulation vor dem Terror". […..]

Aus der Perspektive eines einigermaßen rationalen Europäers sind Netanjahu und Liebermann gleichermaßen rechtsaußen, unzurechnungsfähig, verlogen und betreiben beide eine für Israel extrem aggressive und schädliche Politik.

Untereinander aber bekriegen sie sich erst recht, weil der eine dem anderen nicht rechtsextrem genug ist.

[….] Rechts, rechter, am rechtesten
[…..] Netanjahu ist plötzlich ein Getriebener und Israel steuert auf einen harten Wahlkampf zu, der vorwiegend darum kreisen wird, wer die rechteren Positionen vertritt. Denn es treten mehrere Parteien aus diesem politischen Spektrum an, die sich unterscheiden wollen. Es droht in den nächsten Monaten eine Schlammschlacht in Israel. [….]