Japaner
zum Beispiel sind ein Volk von Japanern, weil ihr Land durch die Insellage
relativ isoliert und homogen ist, über Tausende Jahre nie fremdbeherrscht war.
Andere
Länder sind ganz klar Vielvölkerstaaten mit unterschiedlich starker familiärer
Vermischung der verschiedenen Gruppen. Sowjetunion, Jugoslawien, Irak. Manchmal
leben diese Gruppen wie in einer Apartheit getrennt, so daß ein ganzes Volk wie
die muslimischen Rohingya in Myanmar abgeschlachtet und/oder vertrieben werden können.
Manchmal
werden die innerstaatlichen Zentrifugalkräfte so groß, daß sie bei kleinsten Schwächen
der Zentralregierung zu Abspaltung, Aufspaltungen und Abtrünnigkeiten führen.
Der Südsudan spaltete sich ebenso vom Sudan ab, wie Eritrea von Äthiopien.
Lettland, Estland und Litauen verließen die Sowjetunion und auf dem Balkan
brach ein regelrechter Vielvölkerkrieg aus.
Manchmal
werden Subvölker der eigenen Bevölkerung zwar eindeutig von einer starken
Nationalregierung in Schach gehalten, kommen aber nie zur Ruhe und entwickeln
ihre separatistischen Ideen immer weiter.
Spanische
Basken, spanische Katalanen, britische Schotten, belgische Flamen, belgische Valonen, italienische
Tiroler, französische Korsen, italienische Sizilianer, deutsche Bayern,
türkische Kurden oder chinesische Tibeter – sie alle dringen mal mehr und mal
weniger auf Selbstständigkeit.
In
konzentrierter Form erlebt man das polyvölkische Problem in dem kleinen Israel.
Araber und Juden sind sich so spinnefeind, daß alle halbwegs vernünftigen
Regierungen auf eine Zweistaatenlösung setzen.
Mal
abgesehen davon, daß die Zentralregierung strikt dagegen ist, gibt es da aber
vor allem ein geographisches Problem, weil sie alle wild durcheinander leben.
Ausgerechnet die fanatischsten und friedensfeindlichen Israelis, die Siedler,
leben gern mitten in rein arabischen Gebieten.
Wie auch
immer man die Grenzen ziehen würde – Hunderttausende würden anschließend auf
der falschen Seite leben.
Geographisch
eher möglich wäre es auf dem Staatsgebiet der Türkei, Jordaniens, Syriens,
des Iraks und des Irans drei relativ homogene Länder aus 1. Kurden, 2. Schiiten
und 3. Sunniten zu bilden. In dem Fall stehen aber die nationalen Grenzen
dagegen. Niemals würde Erdogan ein Stück der Türkei einem neuen Staat Kurdistan
abtreten.
Unterschiedliche
Volksgruppen müssen sich natürlich nicht hassen wie die Pest. Im Gegenteil, sie
können sich erheblich „vermischt“ haben und erst zum Problem werden, wenn sich
nationale Separatisten durchgesetzt haben.
Ja, die
Ukraine ist seit Dezember 1991 unabhängig. Aber es leben dennoch 8 Millionen Russen
im Land – das sind knapp 20% der Bevölkerung. Dazu kommen weitere einhundert
Ethnien.
Anfang
der 1990er dürfte es den zur Minderheit in der Ukraine gewordenen Russen
relativ egal gewesen sein, was auf ihrem Pass stand. Aber als dann im
Putin-Russland ein gewaltiger ökonomischer Aufschwung stattfand, die Renten
beim östlichen Nachbarn um ein Vielfaches höher lagen und in Kiew Chaos
herrschte, mögen einige neu nachgedacht haben.
Aber das
Wechseln der Nationalität ist nicht unbedingt leicht, wenn schon Bürgerkrieg
herrscht und welche Nationalität hat man eigentlich, wenn man aus russisch-ukrainischen
Ehen stammt?
30% der
Bevölkerung in Lettland versteht sich als russisch. In Estland sind es 28%.
Paradoxerweise
gibt es keine Beispiele von erfolgreichen separatistischen Bewegungen in der
nördlichen Hemisphäre. Wann immer sich irgendwas ab- oder aufspaltete, wurde es
später bitter bereut. Und dennoch wird Separatismus immer populärer. Angeheizt
von rechten Medien von Fakenews wollen sich die Völker immer mehr voneinander abgrenzen
und aus größeren Einheiten rauslösen. Solche Pläne entspringen fast immer einem
gefährlichen Bauchgefühl und führen zu einer entsprechend heftigen
Bauchlandung. Frau May erlebt das mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr bald, wenn es
einen Brexit ohne Deal gibt.
Junge, Junge,
war das eine blöde Entscheidung die EU zu verlassen!
Wie
lange müssen wir noch beobachten wie sich Menschen mit ihrem Volksreinheitswahn
ruinieren?
Und
liebe Zentralregierungen, facht den Unsinn nicht auch noch unnützerweise an,
indem ihr regionale Eigenheiten wegreguliert, indem ihr beispielsweise in der
Türkei verbietet kurdisch zu sprechen.
Die
Erfahrung zeigt, daß mannigfache kulturelle Einflüsse dem Wohl aller dienen,
weil man weniger engstirnig denkt und das Beste aus vielen Welten adaptieren
kann.
Ich
halte es mit Peters
Ustinov:
"Ich
bin ethnisch sehr schmutzig und sehr stolz darauf."
Es ist
nicht nur unsinnig, sondern falsch und sehr destruktiv, wenn konservative
Politiker behaupten Kinder aus multinationalen Ehen müssten sich zu irgendwas
entscheiden.
[…..]
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble
(CDU) will eine doppelte Staatsbürgerschaft grundsätzlich nicht erlauben. Er
sprach sich damit gegen Überlegungen in der SPD aus, den Doppelpass dauerhaft
zuzulassen. […..] Unions-Fraktionsvize
Wolfgang Bosbach ging noch einen Schritt weiter: "Wir wollen zurück zum
alten Staatsangehörigkeitsrecht von vor 1999, weil es eben keine doppelte
Loyalitäten bei der Staatsangehörigkeit geben kann", sagte er. […..]
Was für
ein unglaublicher Schwachsinn, den Bosbach da von sich gab!
Ich
fühle keine Loyalität zu einer Nation, wüßte auch nicht wozu das gut sein
sollte oder wer mich dazu zwingen könnte.
(…)
Loyalität ist positiv konnotiert und damit klingt auch die Forderung danach
gut.
Eine praktische oder rechtliche Bedeutung gibt es
dafür aber nicht.
Was soll Loyalität zu Deutschland eigentlich sein?
Muß ich ein Gauck-Portrait über meinem Bett aufhängen?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich immer der deutschen Fußballnationalmannschaft
die Daumen drücken?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich jeden Tag Sauerkraut und Eisbein essen?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich Gartenzwerge auf meinen Balkon stellen?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich schwarzrotgüldene Wimpel an mein Auto kleben?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich die Nationalhymne singen?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich die Regierungspartei mögen?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich kurze Hosen mit Treckingsandalen tragen?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich Schlagermusik hören und Musikantenstadl
gucken?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich Deutschland lieben?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich mir das 1000-Jährige Reich zurückwünschen?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich meine Kinder Peter und Ursula nennen?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich einen Schäferhund haben?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich schlechten Geschmack haben?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich zur Lorelei pilgern?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich VW Golf fahren?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
Muß ich „Leitkultur“ leben?
Nein, das tue ich nicht und werde es nicht tun.
So wie man eine deutsche Staatsbürgerschaft nicht
entzieht, wenn ein Deutscher dauernd Koreanisch isst, nur spanische Musik hört
oder englische Bücher liest, wird sie auch nicht als Gnadenakt gewährt, wenn
man sich loyal zu CDU, Kirche und Merkel verhält.
Die deutsche Staatsbürgerschaft steht jedem zu, der
hier geboren wurde, oder aber eine bestimmte Zeit hier lebt. Ob er/sie/es durch
familiäre Verstrickungen noch einen weiteren Pass in der Schublade hat, ist
irrelevant.
Nationale
Identitäten und nationale Loyalitäten sollten überwunden werden wie Religion.
Sie sind schädlich.
Die
Zukunft ist polyvölkisch und darauf können wir dann stolz sein.