Es begann in Afrika. Dort entwickelten sich die Humanoiden. Über zwei Millionen Jahre latschten sie in mehreren Migrationswellen über den Nahen Osten in die ganze Welt. Auch der Homo Sapiens tat das vor rund 100.000 Jahren. Die nackten Affen störten nicht besonders. Es waren wenige, die bestenfalls in kleinen Gruppen jagten. Mutmaßlich aßen sie hauptsächlich Aas. Wenn sich unterschiedliche Gruppen begegneten, schlugen sie sich gleich die Köpfe ein und schleppten die Frauen der anderen mit, um sie zu vergewaltigen.
Falls jemand irgendwo auf der Erde auf die Idee kam, ein anderes Leben zu führen, war das zum Scheitern verurteilt. Bis vor 10.000 Jahren. Als die letzte Eiszeit zu Ende ging, wurde das Klima milder und es gab Gegenden, in denen es zwar nachts kalt wurde, aber über Monate tagsüber 20 bis 25 Grad Celsius erreicht wurden, die keine Wüsten und kein Regenwald waren. Mesopotamien war ideal, weil es dort Gräser gab, die man als Urformen des Getreides anbauen konnte und sich so erstmals eine stetige Energiequelle erschuf. Neben der Glücksfälle Klima und Gräser, gab es dort zufällig auch domestizierbare Herdentiere. Dafür eignen sich erstaunlich wenige Tierarten. Sie müssen die Eigenschaft haben, einem Leittier zu folgen, dessen Rolle Homo Sapiens imitiert.
Nachdem die Energieversorgung gesichert war, musste man auch nicht mehr umständlich, wie der letzte Heckenpenner, den großen Herden in den Steppen der Welt hinterherziehen, um deren Alte und Nachgeburten zu fressen. Ohne diesen Zwang zur Wanderschaft, begann die Sesshaftigkeit.
Und damit begann das Elend.
Menschen verfeinerten die Methoden zur Energiegewinnung so sehr, indem sie Bewässerungssysteme schufen, Flusswasser auf Felder leiteten, Ochsen zum Pflügen einsetzten und zudem durch Auslese zu immer ertragreicheren Gräsern kamen, daß sie zum ersten mal seit Millionen Jahren Überfluss erlebten.
Sie mussten nicht mehr 100% ihrer Zeit zur Nahrungsbeschaffung aufwenden.
Und wenn die Menschen zu viel Zeit haben, geht das nicht unbedingt gut aus.
Die Philanthropen sehen hier den Wendepunkt, an dem die Menschheit sich spezialisieren konnte. Es entstanden Berufe und Kunst. Es war die Geburtsstunde der modernen Kultur.
Misanthropen sehen hier den Beginn der Hybris. Indem man mehr hatte, damit handelte, sich zu diesem Zweck in immer größeren Siedlungen niederließ, bildete sich Gier und insbesondere Machtgier aus. Menschen leben von Natur aus nicht friedlich zusammen. Sie sind moralisch schlechter als Herdentiere. Es kommt zu Chaos und Gewalt, die entweder alles zerstört, oder durch noch mehr Gewalt gebändigt werden muss. Kleine Usurpatoren sorgen in den Ansiedlungen für Stabilität, indem sie ein Gewaltmonopol ausüben, Gesetze erlassen und Strafen verhängen. Da beruhigt die Lage, hält Homo Demens von Dummheiten ab, führt zu mehr Wachstum. Aber mehr Reichtum erzeugt auch mehr Gier. Eliten bilden Machtgier aus und empfinden Freude daran, andere Menschen zu besitzen und auszunutzen. Gier nach Macht übertrifft die Gier nach materiellem Besitz oftmals.
Vor 6.000 Jahren tauchten erste Gewaltherrscher auf. Sargon von Akkad bildete schließlich das erste Imperium.
Sargon war von 2356 bis 2300 v. Chr. König von Akkad mit dem Titel Šar kiššatim; König des Universums.
Er begründete eine familiäre Dynastie, vereinheitlichte Sprache und Schrift und häufte unvorstellbare Macht an.
Imperien überleben lange, wenn sie wie Ägypten durch umliegende Wüsten, oder die Inka durch Ozeane, vom Rest der Welt getrennt sind.
Bis es die Technik zulässt, diese Herrschaftsgebiete zu erreichen.
Dann gibt es Krieg und irgendjemand wird ausgerottet, weil Menschen nicht zu friedlicher Koexistenz fähig sind.
Die monotheistischen Religionen haben die gewalttätige Natur des Homo Sapiens erheblich verstärkt. Sie dienen mit ihrem Regelwerk für primitive Hirtenkulturen einerseits dem lokalen Herrschern, indem sie Abweichlern den Tod befehlen und die Unterdrückung von Frauen und Sklaven garantieren. Andererseits senken sie als „wir sind besser als die“-Ideologien mit göttlichem Plazet – extra ecclesiam nulla salus – jegliche möglicherweise vorhandenen Hemmschwellen. So werden Genozide erst möglich. Mit den christlichen Conquistadores wurden 90% der indigenen Bevölkerung Nord- und Süd-Amerikas ausgerottet, Religion erzwang die Kreuzzüge mit ihrem Völkermord-Auftrag, die Inquisition, Hexenverbrennung, die Kolonialisierung Afrikas und Religion prangte an den Koppelschlössern der Deutschen, als sie sechs Millionen Juden umbrachten.
10.000 Jahre nach der ersten Sesshaftwerdung der Menschheit, ist es immer noch Mesopotamien, wo man sich besonders eifrig gegenseitig die Schädel einschlägt und den Tod wünscht.
Es gibt keine Hoffnung für den modernen Menschen, so lange er von Materialismus und Religion getrieben wird.
Ein Volk in dieser schrecklichen Welt, die von acht Milliarden Individuen dieser destruktiven Spezies befallen ist, kann bestenfalls temporär in Frieden leben.
Frieden, der keineswegs moralisch sein muss. Saddam Hussein war nach bürgerlich-westdeutscher Vorstellung kein netter Mensch, weil er bei seinem Aufstieg in der irakischen Klan-Struktur, Mitglieder anderer Klans abmurxte und schließlich die Machtpositionen nur an Mitglieder seines Heimatdorfes, die ihm absolut loyal ergeben waren, vergab.
Aber genau wie Sargon von Akkad ermöglichte er nach seinem Aufstieg und seine Herrschaft gefestigt war, daß Ruhe einkehrte. Die Machtfrage war geklärt, er setzte tolerante Prinzipien durch. Juden und Christen konnten in seiner Regierung Minister werden und mussten auf der Straße nicht um ihr Leben fürchten.
Es kostete Saddam schließlich den Kopf, daß er nicht das hatte, was ihm die USA und GB vorwarfen: Massenvernichtungswaffen. Auch das ist nämlich wie vor 5.000 Jahren: An der Spitze überlebt der, der die größte Keule hat. Und diese Keule sind heute Atomwaffen. Deswegen wurden die Diktatoren in Syrien, in Afghanistan und dem Irak von außen angegriffen und gestürzt: Sie hatten keine Atomwaffen.
So ein Regimechange von außen funktioniert nicht und führt immer zu viel mehr Gewalt und Chaos, weil mit dem Abschlagen des Kopfes der Schlange, deren Machtstruktur zusammenbricht und die negativen menschlichen Ur-Instinkte hervorbrechen. Die Ayatollahs im Iran müssen sich nur bei ihren direkten Nachbarn im Westen und Osten umsehen, wie es ihnen unter US-Besatzung erging. Und dann gucken sie auf Nordkorea und sehen, wem es nicht so ergeht: Kim Jong-Un, der fest im Sattel sitzt und von Trump geliebt wird.
Er und seine Dynastie sind sakrosankt, weil er Atomwaffen besitzt. Wäre ich der iranische Revolutionsführer, würde ich selbstverständlich auch nach der Lebensversicherung Atombombe streben, zumal Israel mehrere hundert Atomspürengköpfe auf U-Booten besitzt und jederzeit in der Lage ist, den gesamten Iran auszuradieren. Selbstverständlich will Netanjahu einen nuklearen Iran nicht akzeptieren, weil Israel flächenmäßig sehr klein ist und die Mullahs es ausrotten wollen.
Aber wenn Israel der Schlange in Teheran den Kopf abschlagen sollte, wird nicht der Frieden ausbrechen. Dann kommt das Chaos. Dann bricht sich die Gewalt erst richtig Bahn.