Donnerstag, 27. Oktober 2016

Der Depp der Woche – Teil III



Wenn ich den Namen Bedford-Strohm in den Medien auftauchen sehe, freue ich mich eigentlich immer. Denn dann ist sicher, daß er wieder etwas selten Dämliches von sich geben wird, so daß man was zu lachen hat und vermutlich wieder die Kirchenaustrittszahlen hochschnellen.

Gleichzeitig mache ich mir aber große Sorgen, da der Supertölpel Gabriel und die anderen frommen Religioten in der SPD-Führung nur zu gern einen evangelischen Bischof als Bundespräsident nominieren würden.
Käßmann und Huber haben schon abgesagt. Aber man muß fürchten, daß die theophilen Taktiker im Willy-Brandt-Haus gleich den nächsten EKD-Chef antanzen.

So komme ich zum leidigen Thema des aktuellen EKD-Chefs Bischof Bedford-Strohm. Der Bayer beeindruckte schon mit so sagenhaft infantilen Falschaussagen, daß man ihm durchaus auch eine BILD-Kolumne zwischen Käßmann und Franz-Josef Wagner zutraut.

Heute ziert der EKD-Fürst die Titelseite des Hamburger Abendblattes mit der Erkenntnis, Deutschland brauche mehr christliche Feiertage.
HBS guckt auf den 2017-Kalender und stellt fest, daß beeindruckenden NULL atheistischen Feuertagen nur gerade mal 16 christliche Feiertage gegenüberstehen, die (zumindest in einigen Bundesländern) auch gesetzliche Feiertage sind.

06.01.2017   Heilige drei Könige (BW,BY,ST)           
14.04.2017   Karfreitag
16.04.2017   Ostern                            
17.04.2017   Ostermontag                             
25.05.2017   Christi Himmelfahrt
04.06.2017   Pfingstsonntag                          
05.06.2017   Pfingstmontag
15.06.2017   Fronleichnam (BW,BY,HE,NRW,RP,SL,SN,TH)
15.08.2017   Maria Himmelfahrt (SL)
01.10.2017   Erntedankfest                                     
31.10.2017   Reformationstag (BB,MV,SN,ST,TH)                        
01.11.2017   Allerheiligen (BW,BY,NRW,RP,SL)                 
22.11.2017   Buß- und Bettag (SN)                          
24.12.2017   Heiligabend                                                   
25.12.2017   1. Weihnachtstag
26.12.2017   2. Weihnachtstag

Konfessionslose bilden in Deutschland zwar eine relative Mehrheit, aber die haben ja auch schon immerhin Null eigene Feiertage.
Höchste Zeit also – nach Ansicht des obersten Lutheraners in Deutschland – den Christen noch ein paar Feiertage zusätzlich zu geben.

Fotografieren ließ sich HBS für das Abendblatt-Interview in seinem bischöflichen Amtssitz unter einem Portrait eines der brutalsten und abscheulichen Antisemiten der gesamten Geschichte: Martin Luther.

"Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen...; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (...) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören."
(Von den Juden und ihren Lügen, Tomos 8, S. 88ff)

"Darum wisse Du, lieber Christ, und Zweifel nichts dran, dass Du, nähest nach dem Teufel, keinen bittern, giftigern, heftigern Feind habest, denn einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will."
 (Luther: Handbuch der Judenfrage, S. 182)

"Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? [...] Ich will meinen treuen Rat geben. Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Denn sie treiben eben dasselbige darin, was sie in ihren Schulen treiben. Zum Dritten, daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten. Zum Vierten, daß man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren. Zum Fünften, daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe. Zum Sechsten, daß man ihnen den Wucher verbiete und ihnen alle Barschaft und Kleinode an Silber und Gold nehme. Zum Siebten, daß man den jungen, starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel, und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nase."
 (aus Luther: Von den Juden und ihren Lügen, S. 233-238)

Hitlers Bruder im Geiste legte den Grundstein für die Vernichtung von Millionen Juden im 20. Jahrhundert – unter dem Jubel lutherisch-evangelischer Kirchenführer.

«Luther war ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt Adolf Hitler sein Idol, den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart. So immens war Hitlers Bewunderung für Luther, dass die Nazis Luthers zahlreiche Dekrete gegen die Juden mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein Kampf»).

Eine entsetzliche Schande, daß immer noch so viele Kirchen, Straßen und Plätze den Namen der Inspiration Adolf Hitlers tragen.

Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) fordert anlässlich des Reformationstages die Umbenennung der nach Martin Luther benannten Straßen und Plätze.
„Wenn heute an Martin Luther erinnert werden soll, darf dies nicht kritiklos geschehen“, sagt René Hartmann, erster Vorsitzender des IBKA. „Angesichts seiner Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, seiner Geringschätzung der Frau und vor allem seines extremen Antijudaismus ist Luther als Namensgeber für Straßen und Plätze absolut ungeeignet.“ Denn ein Straßenschild verschweige zwangsläufig die dunklen Seiten des Reformators und trage somit zu einem falschen Geschichtsverständnis bei.
Die evangelischen Kirchen rief Hartmann dazu auf, ihren Worten Taten folgen zu lassen und die Forderung des IBKA zu unterstützen. [….]

Der lutherische Oberbischof Heinrich Bedford-Strohm findet Luther hingegen offensichtlich ganz toll – so wie seine Vorvorgängerin Margot Käßmann, die als Lutherbotschafterin durch die Welt zieht.

[….] Wer Gott liebt [….], der kann gar nicht anders, als sich für das Wohlergehen der Menschen, und das heißt eben auch: für politische Fragen zu interessieren. [….]

Da ist ja die Kirche das beste Beispiel. Pogrome, Kolonialismus, Missionierung, Genozide, Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Inquisition, massenhaftes Kindervergewaltigen, exzessives Prügeln von Ehefrauen und Kindern, Sklavenhandel, Waffensegnen – ja, mit Liebe zu Gott orientiert man sich am menschlichen Wohlergehen. Der IS ist in dieser Beziehung ebenfalls führend.

[….] Bei Themen wie dem Umgang mit den Ressourcen der Schöpfung, dem Alter oder Pflegebedürftigkeit sieht man, dass man darüber gar nicht nachdenken kann, ohne das Feld der praktischen und damit auch politischen Gestaltung zu berühren. [….]

Deswegen heißt es auch in Pflegeheimen in christlicher Trägerschaft nach wie vor, daß Juden, Muslime und Atheisten unerwünscht sind, daß das Arbeitsrecht draußen bleiben muß, daß kein gewerkschaftliches Engagement geduldet wird.

[….] Gerade Christen sollten in politischen Parteien mitarbeiten, um diese Welt zum Wohl der Menschen aktiv mitzugestalten. Christen können sich für eine politische Kultur engagieren, in der es strikt um die Sache geht und nicht zuerst um Parteiinteressen. [….]

Das zeigt sich bekanntlich in der christlichen CSU und den christlichen US-Republikanern ganz stark, wie sie zum Wohle von Frauen und LGBTIs und Flüchtlingen engagiert sind.

[….] Martin Luther würde sicher wählen gehen, weil er politisch engagiert war. [….] Er hat sich für die Armen eingesetzt, etwa für eine kommunale Armenversorgung, die man als Vorgänger des modernen Sozialstaats sehen kann. Aber er hat sich auch gegen Fürsten gewandt, die jenseits ethischer Kriterien Kriege führen. [….]

Genau, HBS, Luther war ein Arbeiter- und Bauernfreund.

"Leiden, Leiden, Kreuz, Kreuz, ist der Christen Recht, das und kein anderes." (Martin Luther)

"Christen verzichten darauf, sich gegen die Obrigkeit zu empören."
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Denn freilich streiten die Christen nicht, noch gibt es bei ihnen eine weltliche Obrigkeit. Ihre Herrschaft ist eine geistliche Herrschaft, und dem Geiste nach sind sie niemandem als Christus allein unterworfen. Mit Leib und Besitz aber sind sie dennoch der weltlichen Obrigkeit unterworfen und Gehorsam schuldig. Wenn sie nun von der weltlichen Obrigkeit zum Kriege aufgerufen werden, sollen und müssen sie kämpfen, aus Gehorsam, nicht als Christen, sondern als Glieder und als untertänige, gehorsame Leute, dem Leibe und dem zeitlichen Besitze nach." (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Wenn es rechtmäßig zugeht, hat die Obrigkeit mit ihren Untertanen nichts anderes zu tun, als das Recht zu bewahren, Gericht zu halten und Urteile zu fällen. Wenn sie sich aber empören und auflehnen, wie es jüngst die Bauern taten, ist es recht und billig, gegen sie mit Gewalt vorzugehen."
 (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"An sich ist das Amt des Schwertes recht und eine göttliche, nützliche Ordnung, und Gott will, dass sie nicht verachtet, sondern gefürchtet und geehrt wird und Gehorsam genießt. Anderenfalls soll es nicht ungerächt bleiben, wie der heilige Paulus Römer 13, 2 schreibt. Denn er hat eine doppelte Herrschaft unter den Menschen aufgerichtet: eine geistliche, durch das Wort und ohne Schwert, wodurch die Menschen fromm und gerecht werden sollen, so dass sie mit dieser Gerechtigkeit das ewige Leben erlangen. Solche Gerechtigkeit bewirkt er durch das Wort, das er den Predigern aufgetragen hat. Die andere Herrschaft ist weltlich durch das Schwert, damit diejenigen, die nicht durch das Wort fromm und gerecht für das ewige Leben werden wollen, dennoch durch diese weltliche Herrschaft gezwungen werden, fromm und gerecht zu sein vor der Welt. Und solche Gerechtigkeit bewirkt er durch das Schwert."
 (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Es ist eine verdammte, verfluchte Sache mit dem tollen Pöbel. Niemand kann ihn so gut regieren wie die Tyrannen. Die sind der Knüppel, der dem Hund an den Hals gebunden wird. Es ist besser, wenn Tyrannen hundert Ungerechtigkeiten gegen das Volk verüben, als dass das Volk eine einzige Ungerechtigkeit gegen die Tyrannen verübt."
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Man darf dem Pöbel nicht zu viel pfeifen, er wird sonst gern toll. Es ist billiger, ihm zehn Ellen abzubrechen, als ihm in einem solchen Falle eine Handbreit, ja, die Breite eines Fingers einzuräumen.
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen."
 ("Luther heute: Ein trefflich Wort", Verlag Neues Leben, S. 8)

"Armut ist in der Stadt groß, aber die Faulheit viel größer."
 ("Luther heute: Ein trefflich Wort", Verlag Neues Leben, S. 38)

"Geld, Güter, Land und Leute haben ist an sich selbst nicht unrecht, sondern Gottes Gabe und Ordnung."
("Luther heute: Ein trefflich Wort", Verlag Neues Leben, S. 40)

Bedford-Strohm ist ganz begeistert von diesem Luther und fährt fort:

[….] Wir brauchen heute viel mehr von dem, was Luther als Freiheit eines Christenmenschen bezeichnet hat: Wir könnten viel mehr aus der Zuversicht leben, aus der Hoffnung. Diese Welt geht eben nicht den Bach runter, sondern sie ist in Gottes Hand. Luther lehrt uns, aus solch tiefer innerer Freiheit für andere Menschen einzutreten. [….]


[….] Sowohl der Reformationstag als auch der Buß- und Bettag sind Tage, an denen ein Land zur Besinnung kommen kann und sich fragen kann: Wie wollen wir in unserem Land zusammen leben? Welche ethischen und kulturellen Grundlagen machen uns aus? Feiertage sind enorm wichtig für die moralische und soziale Infrastruktur Deutschlands. [….] Am besten wäre es, wenn beide bundesweite Feiertage wären: Der Reformationstag und der Buß- und Bettag. [….]
(Bedford-Strohm im HH Abla 27.10.16)
                             
Einen schönen Vorschlag las ich heute in einem atheistischen Forum.

Von mir aus könnten wir die kirchlichen Feiertage gegen zehn zusätzliche Urlaubstage eintauschen. So wäre allen gedient: Die Christen könnten trauern, büßen und beten, die Muslime könnten ihr Zuckerfest machen oder was auch immer, und wir Atheisten fahren in die Ferien. [….]

Die Hoffnung, wenigstens einen atheistischen Feiertag zu bekommen, hegt offenbar wenigstens die Giordano-Bruno-Stiftung, die dies seit Jahren fordert.

[….] Christi Himmelfahrt soll künftig Evolutionstag heißen! Das ist das Ziel einer Kampagne, die die Giordano Bruno Stiftung am Aschermittwoch startete. Das Darwin-Jahr 2009 biete einen hervorragenden Anlass, um den enormen Erkenntnisgewinn durch die Evolutionstheorie gesellschaftlich stärker zu verankern, erklärte gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon am Stiftungssitz in Mastershausen.
Eine gute Möglichkeit hierfür sei die Einrichtung eines offiziellen Feiertags: „Am Evolutionstag sollte gefeiert werden, dass wir endlich den kindlichen Narzissmus überwunden haben, der uns dazu verleitete, unsere Art als 'Krone der Schöpfung’ zu betrachten.“ [….]