Dienstag, 30. Mai 2017

Kann nur besser werden.



Gerade schäme ich mich ein bißchen, weil ich in letzter Zeit sehr viel auf die SPD, aber auch auf die anderen beiden Parteien aus der R2G-Gang eingedroschen habe.

Dabei ist die SPD keine Partei, in der ich nur zähneknirschend Mitglied bin.
Die haben auch gute Leute. Erwin Sellering, der aus dem Rheinland zugewanderte MeckPomm-Chef ist so einer.
Ein Netter, der genau richtig für seinen Job ist.
Lymphdrüsenkrebs ist natürlich scheiße. Verständlicherweise muß Sellering jetzt sein Amt als Ministerpräsident aufgeben.

Die Bundes-SPD reagiert auf diese Nachricht mit einer Rochade. Schwesig auf Sellerings Posten, Barley af Schwesigs Posten und Heil auf Barleys Posten.
Zwei Fliegen mit einer Klappe. Die dritte Fliege ist leider wieder entwischt.

Die SPD vollzieht damit einen Generationswechsel, bekommt eine junge Frau als Ministerpräsidentin und Landesvorsitzende. Das ist ein positives Signal, zumal Schwesig zweifellos qualifiziert ist und jedes Bundesland mal ein neues Gesicht an der Spitze benötigt.

[….] Der richtige Job zur falschen Zeit und unter höchst unerfreulichen Umständen - so könnte man aus Schwesigs Sicht den Sprung von Berlin nach Schwerin zusammenfassen. Die 43-Jährige, die sich als Bundesfamilienministerin den Ruf erworben hat, nie lockerzulassen in ihren Kämpfen um Chancengleichheit in Beruf und Familie, nie nachzugeben ohne Not und selbst über der Weihnachtgans im Restaurant noch ausdauernd über Lohngerechtigkeit zu referieren, war lange vorbereitet auf einen Stabwechsel in Schwerin - nur eben zu einem viel späteren Zeitpunkt. […]

Bei Katarina Barley plagen mich Beißhemmungen, weil ich sie wirklich sympathisch finde und ihre politischen Ansichten schätze.
Ich werde ihr ewig dankbar sein, daß sie sich als neue Generalsekretärin den Zorn von SPRINGER und Co zuzog, als sie sich zunächst mit der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung traf.

Die letzten drei Landtagswahlen und das das thematische Vakuum im Willy Brandt-Haus haben aber gezeigt, daß sie offensichtlich keine begnadete Wahlkampforganisatorin ist. Außerdem ist Barley eindeutig ein Gewächs Sigmar Gabriels. Eine nicht optimale Situation unter dem neuen Parteichef Schulz, da es traditionell die ureigene Aufgabe des Vorsitzenden ist, sich einen General auszusuchen.
Barley ins Kabinett  zu schicken stellt daher eine elegante Lösung dar, um sie nicht zu feuern und dennoch die SPD-Zentrale in eine kampfkräftige Wahlmaschine zu transformieren.
Bis hierhin also zwei von drei für die SPD.
Nun noch ein guter neuer Generalsekretär.
Hier verließ die Genossen leider das Händchen. Ausgerechnet während ihr „Schulzzug“ auf das Abstellgleis rattert, holt sich Herr Schulz dreieinhalb Monate vor der Bundestagswahl den denkbar ödesten Kandidaten, der zudem auch noch bewiesenermaßen Wahlkampf nicht kann.
Hubertus Heil, der niedersächsische Phlegmat, der schon für die trüben Bärtigen (Beck und Platzeck) Wahlen verlor, wird jetzt die neue Barely.

[….] Als Generalsekretär kehrt Heil zurück ins Willy-Brandt-Haus. In die Parteizentrale hatte ihn 2005 der SPD-Chef Matthias Platzeck schon einmal geholt. [….]  Die Aufregung war bis zum Parteitag nicht verflogen: Heil hielt eine denkwürdig schlechte Rede und fuhr mit 61,7 Prozent ein ebenso denkwürdig mieses Ergebnis ein.
[….] Nach Gabriels Wechsel ins Auswärtige Amt wäre Heil ein möglicher Nachfolger im Wirtschaftsministerium gewesen - und wurde wieder nichts.
[….] Immerhin ist jetzt überhaupt mal jemand an führender Stelle in der SPD, der Erfahrung mit einem Bundestagswahlkampf hat. Auch wenn es bei Heil der von 2009 war. An dessen Ende landete die SPD bei 23 Prozent. […]

23% also. Offensichtlich ist das die Zielmarke, die #Chulz anstrebt.
So ist das als SPD-Mitglied. Kaum macht die Partei mal etwas halbwegs Vernünftiges, haut irgendein Spitzengenosse was richtig Kontraproduktives raus.

Sogar Herr Schulz nimmt sich meine Kritik zu Herzen und entdeckt jetzt schon mal ein zweites Thema.

[….] Kanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel hatten vorgelegt, nun hat auch Martin Schulz in die Kritik an US-Präsident Donald Trump eingestimmt. Europa sei der beste Schutz für die Demokratie, für die Wirtschaft und den sozialen Zusammenhalt: "Deshalb ist das Gebot der Stunde, sich diesem Mann mit allem, was wir vertreten, in den Weg zu stellen, übrigens auch seiner fatalen Aufrüstungslogik, die er uns aufzwingen will", sagte der SPD-Kanzlerkandidat bei einer Veranstaltung seiner Partei in Berlin. […]

Wenn er jetzt noch ein bißchen am Timing arbeitet, könnte das noch was werden.
Als Kanzlerkandidat sollte Schulz natürlich selbst die Themen setzt und der erste sein, statt gemächlich hinter Merkel und Gabriel hinterher zu trotten.
Merkel gibt so gut wie nie irgendwo die Richtung vor. Da sagt sie einmal einen Satz von inhaltlicher Substanz, aber ist immer noch schneller als Schulz.