Dienstag, 15. November 2016

Buhmann-Love




Jaja, Presse, jetzt ist Zickzack-Sigi wieder der Super-Gabriel.
Was für ein „Coup“ war das, den er mit der Steinmeier-Kür durchgezogen hat?
Nun stehen dem Vizekanzler alle Türen offen; er bringt Martin Schulz unter Kontrolle, indem er ihn als Außenminister unter die Kabinettsdisziplin zwingt, taktiert Merkel aus und steht damit schon fast vor der eigenen Kanzlerschaft.

[….] Der SPD-Vorsitzende preist Frank-Walter Steinmeier. Er sei der richtige Mann für Frieden und sozialen Zusammenhalt. Gabriel bedankt sich bei Joachim Gauck für dessen Arbeit. Dann würdigt der Vizekanzler die Verständigung in der großen Koalition. Das Lob ist an CDU und CSU gerichtet, die diese Personalie nun mittragen. Denn das ist ja schon eine große Überraschung, ach was, eine Sensation ist das. Wie er es geschafft habe, Angela Merkel und Horst Seehofer zu überzeugen, wird Gabriel gefragt. "Ich habe gar nichts geschafft, Frank-Walter Steinmeier hat mit seiner Persönlichkeit überzeugt." Er könnte wohl vor Stolz platzen, dieser Sigmar Gabriel, der es allen gezeigt hat, den Miesmachern und Zweiflern, den Skeptikern und Kritikern.
Aber wie schön: Er platzt nicht.
Angela Merkel sagt lange nichts in der Öffentlichkeit. Sie muss sich erst dem CDU-Präsidium erklären, dann dem Parteivorstand. Davor und danach: Termine. Zum Beispiel ein Besuch bei der Jugendfeuerwehr im Wedding. [….]

Man könnte es auch etwas niedriger hängen.
Sigmar Gabriel hatte sehr großes Glück. Im Grunde war er mit der Steinmeier-Personalie ungestüm Arm in Arm mit Springers BILD vorgetölpelt.
Das hätte eigentlich scheitern müssen, aber CDU, CSU und Grüne erwiesen sich diesmal als noch tölpelhafter, so daß Gabriel am Ende wie der Einäugige unter den Blinden dasteht.
Zwei Wochen zuvor hatte sich der Vizekanzler in derselben Angelegenheit noch mit seiner Käßmann-Nummer bis auf die Knochen blamiert.

Ja, parteitaktisch ist es ganz hübsch den Koalitionspartner, der in der Bundesversammlung 150 Sitze mehr hat so auszuschalten.

[….] SPD-Chef Gabriel wird für seinen Steinmeier-Coup gefeiert. [….] Selbst Gabriels Kritiker sind beeindruckt, wie der SPD-Chef den Steinmeier-Coup geschaukelt hat - und umso mehr davon, wie er anschließend Maß gehalten hat.
Gabriel ist oft ein Politiker des Übermaßes gewesen, vielleicht, weil er besondere Talente hat: Auffassungsgabe, politische Fantasie, Redekunst, Schlagfertigkeit. Aber in der deutschen Politik kann wohl auch keiner so gut andere vor den Kopf stoßen wie Gabriel. [….]

Hätte ich die Auswahl zwischen Gauck, Käßmann und Steinmeier würde ich selbstverständlich auch Steinmeier als Bundespräsident vorziehen, weil er von den drei Genannten mit Abstand der Intelligenteste ist und zudem vergleichsweise uneitel ist.
Aber besser zu sein als Käßmann und Gauck ist eine extrem niedrige Hürde.

Außer Pietro Lombardi und Sarah Knappig dürfte jeder Deutsche besser qualifiziert sein.

Hätte Gabriel nicht wenigstens Barbara Hendricks nominieren können?
Die ist wenigstens eine Frau und lesbisch und hätte somit einen Hauch Aufbruch verströmt.

Aber stattdessen walzte Gabriel die Umweltministerin platt; machte in einem Handstreich den Klimaschutz zunichte.

Gabriel tritt den Klimaschutz in die Tonne
Der SPD-Chef kuscht vor Lobbygruppen und stoppt den Klimaschutzplan. Das Signal: Wenn es hart auf hart kommt, zählt die Wirtschaft mehr als Kohlendioxid.
Am Verstand kann es nicht liegen bei Sigmar Gabriel. Kaum ein deutscher Spitzenpolitiker hat den Zusammenhang von Klimaschutz und Energiepolitik so verinnerlicht wie er. Das hängt auch mit seinen Lehrjahren als Umweltminister zusammen, sieben Jahre sind sie erst her. [….] Gabriel stoppte in letzter Minute den Klimaschutzplan der Bundesregierung, aus Rücksicht auf Gewerkschaften und Industrie. In den Schlussverhandlungen zum Klimaplan hatten sie alles an Einfluss geltend gemacht - und bei Gabriel offene Ohren gefunden. Deren Belange waren ihm offensichtlich wichtiger als die seiner Parteifreundin Barbara Hendricks, der Umweltministerin. [….]Nach seiner eigenen Analyse kann die SPD unter ökologisch interessierten Wählern nicht annähernd das gewinnen, was sie mit grüner Politik in der klassischen Arbeiterschaft verliert. Das erklärt, warum Gabriel mittlerweile für alles den Segen der Gewerkschaften sucht: Bei der Ministererlaubnis für Kaiser's Tengelmann ebenso wie in der Energie- und Industriepolitik. Auch Industrielobbyisten loben Gabriel über den grünen Klee. Kein Wunder, bei so traumhaftem Einfluss.
[….] Inzwischen ist er zum Verwalter verkommen, der die Besitzstände etablierter Industrien und Gewerkschaften sichert. Das nächtliche Veto gegen den Klimaschutzplan ist die Krönung einer gut anderthalbjährigen Metamorphose.

Liebe Gabriel-Bejubler bei SPON und SZ; einen Bundespräsidenten zu nominieren ist nicht unwichtig, aber das wesentlich bedeutendere Thema ist es den Klimawandel zu verlangsamen, bevor der Planet für Milliarden Lebewesen unbewohnbar wird.

Ich finde es auch lobenswert, daß Gabriel nett zu Steinmeier war.
Die erheblich dramatischere Meldung ist aber Gabriels vollständige Demontage Barbara Hendricks.