Freitag, 8. Dezember 2017

So konservativ bin ich.



Daß sich alle SPD-Mitglieder untereinander duzen hat historische Gründe, die ich verstehe und akzeptiere.
In meinem privaten Umfeld bin ich kein Freund penetranten Duzens.
Im Gegenteil, ich benutze gern das Instrumentarium verschiedener Anreden.
In Hamburg gibt es neben „Siezen“ und „Duzen“ auch noch eine dritte Variante – Siezen mit Vornamen.
Die verschiedenen Anreden sind die Diplomatie des kleinen Mannes und sehr nützlich.

Stilistische Flexibilität ist extrem wichtig, weil man nur dann auf verschiedenen Kommunikationsebenen bestehen kann.
In einer akademischen Arbeit haben die vielen Übertreibungen, schrägen Metaphern und Ausschmückungen, die ich privat verwende, um unterhaltsamer zu sein, nichts zu suchen.
Wenn es ausschließlich Fakten geht, die andere nachvollziehen können müssen, herrscht Adjektiv-Diät; Füllworte wie „Ja, echt, vielleicht, eventuelle, irgendwie“ haben dort nichts zu suchen.
Wer aber auch privat wie ein Jurist klingt, weil er nur sachlich und kühl formuliert, kann keine emotionalen Verbindungen herstellen.
Alles hat seine Zeit und seinen Platz.
Meinen Blog betrachte ich als privates Tagebuch. Hier schreibe ich wie mir der Schnabel gewachsen ist und hoffe auch trockene Themen einigermaßen kurzweilig zu gestalten, indem ich Ironie, Sarkasmus, Beschimpfungen nach Herzenslust verwende.
Gelegentlich kommt es vor, daß ich ein Blogposting als Gerüst für einen Leserbrief an eine Zeitung verwende.
In so einem Fall muss ich aber viel umformulieren, weil ein Leserbrief sich an die gesamte Leserschaft des entsprechenden Periodikum wendet und ich dementsprechend nicht so flappsig wie in meine privaten Blog sein darf. So ein Leserbrief, der durchaus auch mal abgedruckt wird, muss von jedem verstanden werden, der eben nicht meine ironischen Anspielungen sofort verstehen kann.

Wenn ich abends meiner Freundin meine private Meinung über Andrea Nahles darlege klingt das selbstverständlich anders, als die gleiche Argumentation einen Tag später, wenn es eine Unterhaltung mit Fremden an einer Supermarktkasse ist.

Es ist aber nicht nur wichtig öffentlich klar und nicht beleidigend zu sprechen, um von jedem unzweideutig verstanden zu werden, sondern es ist auch eine Kunstform an sich.
Ich jedenfalls mag es, wenn Politiker öffentlich „druckreif“ sprechen können, sich nicht verhaspeln und offenbar in der Lage sind zu abstrahieren, indem sie eben als Volksvertreter nicht so sprechen, wie morgens vorm Zähneputzen mit ihrem Partner im Bett.
Die vornehmste Bühne für große Rhetoren bildet natürlich das deutsche Parlament.
Ich wünsche mir insbesondere von den Fraktionsvorsitzeden Intellektualität und Redetalent.
So etwas gibt es durchaus.
Es war ganz unabhängig vom politischen Standpunkt immer eine Freude die großen Rhetoren wie Helmut Schmidt, Hans-Ulrich Klose, Hildegard Hamm-Brücher, Joschka Fischer, Gerald Häfner, Joschka Fischer oder Ingrid Matthäus-Maier zu hören.
Ludwig Stiegler, leider nur von Juli bis Oktober 2002 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion war ebenfalls sehr kurzweilig. Genau wie Peter Struck, den ich immer noch sehr vermisse.
Scharping und Merkel waren als Fraktionsvorsitzende eher ungeeignet, weil sie so schwache Redner sind. Steinmeier und Oppermann sind intellektueller, aber ebenfalls langweilige Redner. Immerhin wissen sie was eine offizielle Rede ist und waren fähig sich auszudrücken.
Der absolute Tiefpunkt ist Andrea Nahles.

Es ist nicht nur erschreckend wie unsachlich und ordinär sie sich grundsätzlich ausdrückt. Schlimmer ist, daß sie offensichtlich keinerlei Gespür dafür hat in welchen Situationen Schulhofsprache nicht angebracht ist.

Ihre immer wieder zum allgemeinen Mitschämen tauglichen Plappereien sind Legende.




Inzwischen ist sie aber Fraktionsvorsitzende und damit Oppositionsführerin. Oder auch demnächst eine der Regierungs-Hauptrederinnen.
Sie steht auf einer Bühne, die international beobachtet wird.
Da redet man nicht mehr so wie im Hinterhof zwischen den Mülltonnen.


„Meiner Meinung nach brauchen wir in den nächsten Wochen alle, auch die Jusos, um aus dieser ungeheuerlichen, von anderen angerührten Kacke einen guten Weg nach draußen zu finden.


Bätschi, Kacke, Fresse?

Man nenne mich konservativ. Aber ich will nicht, daß sich meine Fraktionsvorsitzende öffentlich immerfort derart lausig ausdrückt.

[….]  Liebe Andrea Nahles,
an einem Tag, der geprägt war von Bränden in Kalifornien und Jerusalem, noch für ein besonderes Lowlight zu sorgen, das muss man auch erst einmal schaffen.
[….] Natürlich waren Sie es: Andrea Nahles, der stets übergriffig gut gelaunte Stimmungstanker aus der  Eifel. [….] Ich kann es ja durchaus verstehen, dass es irgendwie ein erhebendes Gefühl sein muss, als Partei am Boden liegend es doch nochmal irgendwie Richtung Ringecke zu schaffen. Ist gewiss schön, die Not der Kanzlerin zu spüren und sich plötzlich wieder wichtig fühlen zu dürfen. Große Politiker hätten solche Situationen souverän erkannt und lässig ausgespielt. Aber es ist eben nicht nur wichtig, ein guter Verlierer zu sein. Es ist noch viel wichtiger, ein guter Gewinner zu sein. Oder irgendwas dazwischen. Zum Beispiel eine gute Fraktionsvorsitzende. [….]
Oder halt eben Andrea Nahles. Die es fertig gebracht hat, eine vermeintlich gute Verhandlungsposition in Sachen GroKo wie folgt zusammenzufassen: "Die SPD wird gebraucht. Bätschi, sage ich dazu nur. Und das wird ganz schön teuer. Bätschi, sage ich dazu nur."
Bätschi. Ja. Sie hat Bätschi gesagt. Worte wie Verzögerungscreme fürs Ohr. Es hat mir körperlich weh getan. Und das passiert mir derzeit eigentlich immer nur bei Trump. 
Bätschi. Ja, wirklich.
Nur fürs Protokoll. Andrea Maria Nahles ist 47 Jahre alt und durch einen irren kosmischen Zufall Fraktionsvorsitzende einer großen deutschen Partei und nicht etwa die Zweitbesetzung von Bibi Blocksberg in der Schultheateraufführung von "Bibi und Tina" in der Stadthalle Gütersloh.
Mit jedem Bätschi stirbt irgendwo ein roter Schal.
Was ist bloß los mit Ihnen? Wie kann man beim Gegenüber jedweden Anflug von Kompetenzvermutung binnen weniger Sekunden einfach so wegkarnevalisieren. Gehen wir mal davon aus, aus irgendeinem unerfindlichen Grunde wäre man auf diesem Parteitag plötzlich wieder für die SPD entflammt. Schulz gibt den Willy, die "Vereinigten Staaten von Europa" oder die Sondierungsanbahnung, wasweißich.
Spätestens, wenn der letzte noch aktive Vulkan aus der Eifel loslegt, wird dieses zarte Glimmen Sympathie zertreten, ausgetrampelt und totprovinzialisiert. Es ist ein Drama.
Es ist alles so bollerig, so unelegant
Mit der Grazie einer pfälzischen Leberwurst-Königin planiert sie sämtliche Ambitionen ihrer Partei auf so etwas wie Wählbarkeit oder macronsche Klasse. [….]