Mal
wieder ein kleiner Abstecher ins Regionale.
Neben meiner
politischen Bilanz nach 100 Tagen RotGrün in Hamburg,
erwähnte ich die auch noch die brillierenden FDP-Politiker der Hansestadt.
Heute
erfolgt ein kleiner Abstecher zur CDU zwischen Alster und Elbe.
Die Konservativen
leiden hier traditionell an Personal-Mangel.
Ole von
Beust hatte als Spitzenkandidat die CDU 2001 auf erbärmliche 26,2% abstürzen
lassen, während die SPD auf 36,5% kam.
Er
nutzte aber die rechtsradikale Gang des kriminellen Koksers Schill und eine
willige FDP, um sich dennoch zum Bürgermeister wählen zu lassen.
Sein
großes Glück war der spätere homophobe Erpressungsversuch seines Zweiten
Bürgermeisters Schill.
Von
Beust war zwar damals noch nicht geoutet, aber jeder in Hamburg wußte, daß er
schwul ist und so kam es zu einer psychologisch verständlichen großen
Solidarisierung mit ihm.
Bei den
vorgezogenen Neuwahlen im Februar 2004 schoss die CDU demzufolge auf 47,2% und
errang die absolute Mehrheit, während der verbrämliche Schill Amt und Mandat
verlor; sich sogar auf der Flucht vor der Justiz nach Brasilien absetzte.
Bei den
nächsten regulären Wahlen im Februar 2008 sank von Beusts Stern. Die absolute
Mehrheit war futsch, es kam zur schwarz-grünen Katastrophenkoalition. Bald
hatte der Bürgermeister keine Lust mehr, warf hin und überließ dem Heidelberger
Pykniker Ahlhaus das Feld.
Kurz
darauf zerbrach die Koalition und die CDU verursachte das dritte Mal durch ihre
eigene Unprofessionalität vorgezogene Neuwahlen (1993, 2004, 2011).
CDU-Spitzenkandidat
war der amtierende Bürgermeister Christoph Ahlhaus, der es schaffte auf einen
Schlag die 20,7 Prozentpunkte zu verlieren und die CDU auf die Hälfte (=21,9%)
zu schrumpfen. Die Ära Scholz brach an.
Dietrich
Wersich, CDU-Gesundheitssenator von 2008-2011, übernahm die extrem unangenehme
Aufgabe als Fraktionsvorsitzender die von 56 auf 28 Mann geschrumpfte Gruppe
demoralisierter CDU-Abgeordneter zu führen.
Das war
gar nicht so einfach, denn die Hamburger Bürgerschaft ist ein sogenanntes „Feierabendparlament“.
Der Tradition entsprechend sollen die Abgeordneten aus der Mitte der Bürger
kommen – daher auch „Bürgerschaft“ statt Parlament – und weiterhin ihren
Berufen nachgehen, so daß sie im sozialen und wirtschaftlichen Leben verankert
bleiben.
2.668
Euro beträgt die „Diät“, die ein Abgeordneter in Hamburg verdient.
Bedenkt
man, daß Hamburg das mit Abstand reichste Bundesland Deutschlands ist, kann man
also nicht gerade von üppiger Versorgung sprechen. Ein einfacher Abgeordneter in Bayern erhält 11.008 Euro monatlich.
Die Fraktionsvorsitzenden
hingegen gelten aufgrund ihrer Aufgabenfülle verständlicherweise als „Hauptberufliche“
und bekommen daher dreifache Diäten.
Rund
8.000 Euro verdienen sie im Monat.
In der
CDU gab es durchaus Gerangel um den Posten. Nicht, weil das so eine schöne
Aufgabe wäre, aber da die Partei nun keine Pöstchen mehr zu vergeben hatte, war
der einzige 8.000er Job finanziell interessant.
Man
stellte sich nach dem gewaltigen 20,7 Prozentpunkte-Minus auf eine Durststrecke
ein. Bei der nächsten Wahl 2015 konnte es ja nur bergauf gehen.
Dachte die CDU.
Aber
dann kam der 15.02.2015 und die CDU war bei 15,9% auf Augenhöhe mit den Grünen
gelandet.
Möglicherweise
muß die Merkelpartei in ihrer Geburtsstadt in absehbarer Zeit um ihre
Zweistelligkeit kämpfen.
Der
Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat Wersich nahm seinen Hut und die auf
nunmehr nur noch 20 Abgeordnete geschrumpfte Union bekam einen aus
Hamburg-Harburg importierten neuen Chef, der weniger großstädtisch und schwul (als Wersich und von Beust) sein
sollte und dafür konservatives Profil zeigen soll:
André Trepoll, Jahrgang 1977, Quiddje (geboren in Celle), Bart-Bauch-Brille, römisch-katholisch, Abschiebungs-Hardliner, übernahm die abermals geschrumpfte CDU-Truppe.
André Trepoll, Jahrgang 1977, Quiddje (geboren in Celle), Bart-Bauch-Brille, römisch-katholisch, Abschiebungs-Hardliner, übernahm die abermals geschrumpfte CDU-Truppe.
Im
Gegensatz zu seinem Vorgänger Wersich gibt sich Trepoll aber nicht mit den
lumpigen 8.000 Euro monatlich zufrieden, sondern erhält von seiner Partei einen
7.000-Euro-Aufschlag, so daß er mit monatlich €15.000 sogar knapp mehr als der Bürgermeister
Olaf Scholz (€14.800) verdient.
Man
kennt das ja aus Hamburg, daß viele städtische Angestellte deutlich üppiger als Senatoren oder Bürgermeister
bezahlt werden.
Die
CDU-Hamburg empfindet es auch als überhaupt nicht irgendwie albern, daß ausgerechnet
der Chef ihrer derzeitigen 20-Mann-Mikrofraktion 15.000 EURO Gehalt braucht. Im
Gegenteil, nur so könne Trepoll „auf Augenhöhe mit dem Bürgermeister verhandeln.“
(Der
Grüne Fraktionschef Dr. Anjes Tjark lässt mitteilen, er könne auch so auf
Augenhöhe mit Scholz verhandeln. Und das obwohl die Grüne Fraktion mit 15
Abgeordneten sogar noch etwas kleiner als die der CDU ist.)
Die CDU
demonstriert hier deutlich was sie von den rhetorischen und inhaltlichen
Fähigkeiten ihres Chefs, sowie der Parteiprogrammatik hält – nämlich nichts.
Nichts,
das der Bürgermeister ernst nehmen müßte.
Also
hilft man sich im CDU-Stil über den Gehaltsscheck. Wer mehr verdient, muß auch
automatisch wichtig sein – so die Unionslogik.
Zudem
ließe seine zeitraubende Tätigkeit keine Möglichkeit die lumpigen 8.000 Euro
Grundgehalt aufzustocken.
Man
fragt sich wie der ehemalige Chef Wersich die letzten vier Jahre überleben
konnte, ohne betteln gehen zu müssen.
Außerdem
wäre es schlicht und ergreifend unmöglich für die CDU jemand zu finden, der für
weniger den Job als Fraktionsvorsitzender übernähme.
Immerhin,
das Argument zieht.
Wer will
schon freiwillig CDU-Fraktionsvorsitzender sein?
Mir müßte man dafür noch wesentlich mehr als € 15.000 zahlen.
Mir müßte man dafür noch wesentlich mehr als € 15.000 zahlen.
Vielleicht
wird das ja noch was. Die CDU hat ja offenbar mehr als genug Geld.