Montag, 11. Juli 2016

Libertärer Sex

AfDler wie Trixi Storch schaffen es gelegentlich noch mich zu verblüffen.

Nach der jüngsten gesetzlichen Regelung von sexueller Grapscherei twitterte die Parteivizevorsitzende mit dem Hang auf Frauen zu schießen, eine Warnung an ihre männlichen Parteifreunde.
Sie stünden nun quasi mit einem Bein im Knast.


Offensichtlich ist das alte Denken, nach dem eine Frau „Ja“ meine, wenn sie „Nein“ sage noch verbreitet.
Das sind offensichtlich noch nicht einmal nur sehr extreme und randständige Positionen. Auch aktuelle Koalitionspolitiker stimmten noch 1997 gegen das Verbot von Vergewaltigung in der Ehe, weil sie offensichtlich der Ansicht waren, es wäre das natürliche Recht eines Mannes die Frau sexuell zu penetrieren, auch wenn sie sich dagegen wehre.
25 Jahre sperrten sich CDU und CSU erfolgreich gegen die Strafbarkeit von Ehefrauen-Vergewaltigung. Erst 17 Jahre nach einer entsprechenden UN-Konvention folgte das deutsche Parlament.

Am 15. Mai 1997 stimmten von den anwesenden 644 Abgeordneten 471 für den Gruppenantrag und 138 dagegen, 35 enthielten sich der Stimme.

Alle Abgeordneten der Linken, der Grünen und der SPD stimmten für Ulla Schmidts Gruppenantrag.

CDU/CSU
Brigitte Baumeister, Meinrad Belle, Dr. Joseph-Theodor Blank, Dr. Norbert  Blüm, Dr. Wolfgang Bötsch, Klaus Brähmig, Rudolf Braun (Auerbach), Georg Brunnhuber, Manfred Carstens (Emstek), Hubert  Deittert, Albert  Deß, Wilhelm Dietzel, Hansjürgen Doss, Maria Eichhorn, Wolfgang Engelmann, Heinz Dieter Eßmann, Anke Eymer, Klaus Francke (Hamburg), Dr. Gerhard Friedrich, Hans-Joachim Fuchtel, Norbert Geis, Dr. Reinhard Göhner, Dr. Wolfgang Götzer, Joachim Gres, Kurt-Dieter Grill, Wolfgang Gröbl, Manfred Grund, Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein, Gottfried Haschke (Großhennersdorf), Gerda Hasselfeldt, Otto Hauser (Esslingen), Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach), Klaus-Jürgen Hedrich, Helmut Heiderich, Detlef Helling, Ernst Hinsken, Josef Hollerith, Dr. Karl-Heinz Hornhues, Siegfried Hornung, Joachim Hörster, Georg Janovsky, Helmut Jawurek, Dr. Dionys Jobst, Dr.-Ing. Rainer Jork, Bartholomäus Kalb, Volker Kauder, Hans-Ulrich Köhler, (Hainspitz), Manfred Kolbe, Rudolf Kraus, Wolfgang Krause (Dessau), Reiner Krziskewitz, Dr. Hermann Kues, Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg), Helmut Lamp, Dr. Paul Laufs, Karl-Josef Laumann, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), Heinrich Lummer, Dr. Michael Luther, Erwin Marschewski, Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn), Dr. Michael Meister, Friedrich Merz, Elmar Müller (Kirchheim), Engelbert Nelle, Bernd Neumann (Bremen), Friedhelm Ost, Eduard Oswald, Dr. Peter Paziorek, Angelika Pfeiffer, Dr. Gero Pfennig, Dr. Winfried Pinger, Dr. Hermann Pohler, Dr. Bernd Protzner, Dieter Pützhofen, Hans Raidel, Dr. Peter Ramsauer, Peter Rauen, Otto Regenspurger, Klaus Dieter Reichardt (Mannheim), Hans-Peter Repnik, Roland Richter, Roland Richwien, Dr. Erich Riedl (München), Klaus Riegert, Franz Romer, Hannelore Rönsch (Wiesbaden), Dr. Klaus Rose, Kurt  J. Rossmanith, Adolf Roth (Gießen), Dr. Christian Ruck, Roland Sauer (Stuttgart) , Hartmut Schauerte, Karl-Heinz Scherhag, Gerhard Scheu, Norbert Schindler, Dietmar Schlee, Bernd Schmidbauer, Christian Schmidt (Fürth), Hans-Otto Schmiedeberg, Hans Peter Schmitz (Baesweiler), Michael von Schmude, Wolfgang Schulhoff, Dr. Dieter Schulte, (Schwäbisch Gmünd), Clemens Schwalbe, Wilhelm Josef Sebastian, Horst Seehofer, Heinz-Georg Seiffert, Johannes Selle, Jürgen Sikora, Johannes Singhammer, Wolfgang Steiger, Erika Steinbach, Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten, Dr. Gerhard Stoltenberg, Max Straubinger, Matthäus Strebl, Michael Stübgen, Egon Susset, Michael Teiser, Dr. Klaus-Dieter Uelhoff, Gunnar Uldall, Dr. Theodor Waigel, Dr. Jürgen Warnke, Hans-Otto Wilhelm (Mainz), Dr. Fritz Wittmann, Dagmar Wöhrl, Peter Kurt Würzbach, Wolfgang Zeitlmann, Benno Zierer, Wolfgang Zöller.

F.D.P.
Hildebrecht Braun (Augsburg), Dr. Karlheinz Guttmacher, Dr. Burkhard Hirsch, Roland Kohn, Uwe Lühr, Günther Friedrich Nolting, Dr. Rainer Ortleb.

Auch die „Liberalen“ Wolfgang Gerhardt, Otto Graf Lambsdorff, Hermann Otto Solms und Guido Westerwelle konnten sich nicht zu einer Strafbewährung durchringen und enthielten sich.

Deswegen können die Schamlosen der AfD auch so leicht Anschluss an das deutsche Parteienspektrum finden.
Sie haben durchaus Schnittmengen mit Merkels und Seehofers Union.

[…] Denn die rechtspopulistischen Bewegungen stehen den bürgerlichen Parteien näher, als diese zugeben mögen.
[…] Widersprüchlich ist die populistische Kritik am Populismus: Sie argumentiert nicht. Vielmehr setzt sie allgemeine Zustimmung voraus, ein Einverständnis, das sich in einem Wort erschöpft, worauf die Verhältnisse geklärt sein sollen. Sie tut so, als erübrige sich jede weitere Auseinandersetzung, wenn man jemanden einen "Populisten" nennt. Sie beruft sich auf eine Volksmeinung, um sich eines Gegners zu erwehren, der sich seinerseits für eine Verkörperung der Volksmeinung hält. […]

Die historisch bedingte Kompliziertheit der juristischen Bewertung von Sexualität ist absurd.
Dafür sind die 150 Sonderregelungen zur Anpassung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft nur ein Beispiel.
In vielen amerikanischen Bundesstaaten werden sogar Sexualpraktiken innerhalb der Ehe differenziert betrachtet und partiell verboten.

Liebende aufgepasst - außer dem Missionar ist in Florida keine andere sexuelle Stellung erlaubt. Darüber hinaus ist es verboten, die Brüste seiner Frau zu küssen oder Oralverkehr auszuüben.

Was soll der Unsinn im 21. Jahrhundert?

Beim Sex sollte schlicht und ergreifend alles erlaubt sein, das auf freiwilliger Basis zwischen Erwachsenen geschieht.
Punkt.

(Das Jugendstrafrecht mag sich mit dem Übergangsalter beschäftigen und zusätzlich regeln, daß Geschlechtsverkehr zwischen einer 18-Jährigen und einem 17-Jährigen juristisch nicht so betrachtet wird wie die gleiche Handlung zwischen einem 40-Jährigen und einer 13-Jährigen.
Ich beziehe mich aber ausdrücklich nur auf Sex zwischen Erwachsenen.)

Das deutsche Recht hat da durchaus noch Nachhilfebedarf.
Zum Beispiel dürfen Brüder in Deutschland Sex miteinander haben. Es dürfen Schwestern miteinander Sex haben. Verboten ist aber Sex zwischen Bruder und Schwester.
Hier ist tatsächlich heterosexueller Verkehr juristisch schlechter als Homosexueller gestellt. Absurd. Das Inzest-Tabu gehört abgeschafft.

Alle Regelungen, die das Sexualleben erwachsener Menschen von einer vorgeblich höheren moralischen Position aus reglementieren, gehören abgeschafft.

Es ist mir ein Rätsel wie im Jahr 2016 eine Organisation wie die RKK mit ihrem Drang in die Betten hinein zu bestimmen, überhaupt noch ernst genommen werden kann.
Wer sich scheiden läßt, darf nie wieder Sex haben.
Und solche Meinungen unterstützen wir mit staatlichen Milliarden?

Der Erzbischof von Philadelphia erlaubt wiederverheirateten Geschiedenen den Empfang der Kommunion in seiner Diözese nur, wenn sie keinen Sex miteinander haben.
"Für Geschiedene und in einer Zivilehe Wiederverheiratete ist notwendig, wie Bruder und Schwester zusammenzuleben, um im Sakrament der Beichte Versöhnung mit Gott zu erlangen – was in der Folge den Weg zur Eucharistie eröffnen könnte", ließ Erzbischof Charles Chaput in einem pastoralen Leitfaden verlauten, der seit Anfang Juli in der Diözese Philadelphia Gültigkeit hat.[….]