Sonntag, 26. Oktober 2014

Außer Konkurrenz



Am Wochenende waren die hiesigen Boulevardzeitungen voll der Lobeshymnen über „unsere Ebola-Helden“.
Und wer würde auch bestreiten, daß es eine honorige Angelegenheit ist als Pfleger oder Logistiker nach Liberia oder Sierra Leone zu fliegen, um sterbenden Menschen zu helfen?

[…] Ob er Angst hat? „Nein, Angst ist das falsche Wort“, sagt Leutnant Steffen W. „Was in mir vorgeht, würde ich eher als Nervosität umschreiben. Und natürlich beschäftigt mich die Frage, ob ich heil wieder nach Hause komme.“ Der 32-jährige Berufssoldat stammt aus Hessen. „Als ich vor ein paar Wochen von dem Aufruf der Verteidigungsministerin hörte, dass für das Ebola-Gebiet nicht nur Mediziner, sondern auch Logistik-Experten, wie ich es bin, gesucht werden, habe ich mich sofort gemeldet.“
Zum Entsetzen seiner Eltern: „Meine Mutter ist total dagegen. Sie macht sich riesige Sorgen. Aber das würde sie bei jedem anderen Auslandseinsatz auch. Ich bin Soldat – und deshalb bin ich zur Stelle, wo ich gebraucht werde.“
Angesprochen auf die Zulage, die die Freiwilligen erhalten, sagt Steffen W.: „Noch steht nicht fest, wie hoch die sein wird. Ist mir aber auch egal. Ich würde den Job auch machen, wenn es nur sieben Euro Verpflegungsgeld pro Tag wären.“

Die Presse ist immer dankbar dafür jemanden zum Helden hochschreiben zu können.
Gerade ist der Hype um die achtstellig verdienenden „WM-Helden“ verflogen; da werden ohnehin Neue benötigt.
Ich erspare mir an dieser Stelle die Diskussion darüber, welche Berufsgruppen in Deutschland wirklich als „heldenhaft“ zu bezeichnen sind.

Aber bei allem gebotenen Sarkasmus; ja, ich finde das „Ebola-Engagement“ lobenswert und gebe gern zu, daß ich dafür vermutlich zu ängstlich wäre.

Und so soll es denn nach ein paar Wochen weiterer Übungen schon Mitte November losgehen.
Dann reisen deutsche Ebola-Helfer nach Westafrika.
Nachdem ca 10.000 Patienten gestorben sind und die Seuche zehn Länder erreicht hat. Nachdem Ebola in einigen Staaten schon wieder vorbei ist.

Ja, sicher, es wäre wünschenswert, wenn Deutschland früher geholfen hätte und es gar nicht erst so viele Tote gegeben hätte.

Aber, so viel Ehrlichkeit muß sein, dafür hat Deutschland als kleines rückständiges Land leider nicht die Ressourcen.
Und schließlich muß das auch jemand organisieren. Und wer hätte das in Berlin machen sollen?
Die zuständigen Ministerien sind leider beide mit fachfremden Deppen besetzt, die sich erst mal in Ruhe „einarbeiten“ müssen.
Gröhe hat sich nie mit Gesundheitspolitik beschäftigt bevor er Gesundheitsminister wurde und von der Leyen nie mit der Bundeswehr, bevor sie Bundeswehrministerin wurde.
Aber das ist nun einmal das Markenzeichen der ewigen Kanzlerin Merkel mit ihren 75%-Zustimmungsraten. Personell greift sie immer ins Klo und sucht sich unmögliche Kandidaten. BDI-Sekretär Röttgen als Umweltminister, als CDU-Generäle durften Polenz, Meyer und Pofalla debakulieren, Frauenfeindin Krissi Schröder blamierte sich als Familienministerin, weswegen ausgerechnet Herr Jung Verteidigungsminister wurde, weiß bis heute niemand. Und von Merkels legendären Fehlgriffen für das Bundespräsidentenamt will ich dezent schweigen.

Der fromme Hermann und Foto-Uschi also; nein, das konnte nicht klappen.
Die beiden haben schon bei den Themen Syrien, Peschmerga-Hilfe und Flüchtlingen in Deutschland so katastrophal versagt, daß sie dringend zurückgetreten werden müßten.
Würden sie nach ihren Leistungen beurteilet, wären sie auch längst entlassen. Aber Gröhe ist nach dem Abgang Schavans Merkels tiefsitzendes Zäpfchen und Foto-Uschi soll ihre Nachfolgerin werden. Sie müssen nichts können und dürfen in der praktischen Politik versagen.

Immer wieder gibt es in der Politik Situationen, in denen Willenserklärungen und Handlungen weit auseinanderklaffen. Aber die Peinlichkeiten, die sich derzeit bei der Hilfe der Europäischen Union für Hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien offenbaren, übertreffen das übliche Maß an Pannen und Ignoranz bei Weitem. Obwohl die Syrien-Krise immer schlimmere Ausmaße annimmt, wird die EU ihre humanitäre Hilfe wohl glatt halbieren. Und ein ins Leben gerufener Fonds, mit dem Hilfe schneller organisiert und koordiniert werden könnte, wird ignoriert. Auch aus Deutschland. Angesichts der vielen Hilfsversprechen trägt das zynische Züge.[…]
Unangenehm ist das auch für die Bundesregierung. Wolfgang Schäuble gehört zu den Finanzministern, die den Spielraum für mehr EU-Hilfe beschneiden. Und Entwicklungsminister Gerd Müller hat zwar eine Milliarde an EU-Hilfen für Syrien-Flüchtlinge gefordert. Aber es ist auch sein Ministerium, das dem Fonds bisher jede Unterstützung verweigert. Jeder desavouiert sich auf seine Weise.
(Stefan Braun SZ vom 23.10.2014)

Deutschland kann es eben nicht unter dieser Kanzlerin!
Das wertvolle Renommee dieses Landes, welches mühsam unter Fischer und Schröder aufgebaut wurde, ist insbesondere nach den vier desaströsen Jahren mit Guido Westerwelle als Außenminister vollkommen zerstört.
Merkel gehört international nun zu den Chaosstiftern, die jeden Fortschritt blockiert.
Inzwischen ist Merkel diejenige, die am stärksten auf der Bremse steht, wenn es darum geht den Planeten vor dem Klimakollaps zu retten; es ist ein einziges Trauerspiel, was Deutschland sich international leistet.

Ja, Deutschland kann es wirklich nicht.

In der Ebolakrise müssen eben andere handeln, die mehr Knowhow und mehr finanzielle Möglichkeiten haben.

Hier ist insbesondere die moderne Industrienation Kuba zu nennen.
Den Kubanern gelingt seit Monaten, wovon Gröhe noch Meilen entfernt ist.

Aus dem politischen Bermuda-Dreieck zwischen den Ministern Ursula von der Leyen  und Hermann Gröhe sind bisher nur Absichtserklärungen bekannt. Hilfe vor Ort – Fehlanzeige. Und das Deutsche Rote Kreuz klagt über zu wenig Freiwillige für die geplante Krankenstation in Liberia. Hier macht es das kleine arme Kuba der Welt vor. Die Kubaner sind seit dem 01.10.2014 mit 165 Ärzten in den Ebola-Gebieten. Das hat Havanna jetzt sogar höchstes Lob vom Erzfeind USA eingebracht. Es wäre beschämend, wenn die deutsche Hilfe sich auf Schutzanzüge für die mutigen Kubaner beschränkte.
(Dierk Rohwedder, Mopo-Leitartikel 23.10.14)

Wenn man bedenkt, daß Deutschland über einen 40 Milliarden-Euro-Militärhaushalt verfügt, bei dem allein 10.000 Millionen Euro pro Jahr nur für die „Beschaffung“ eingeplant ist, muß man das Ausmaß des politischen Versagens schon ernsthaft bewundern.
Wie haben Jung, von und zu Guttenberg und de Maizière es bloß geschafft mit diesen gewaltigen Geldbergen nahezu sämtliche Transportflugzeuge und Hubschrauber bis zur völligen Funktionsunfähigkeit verrotten zu lassen?
Wenn Foto-Uschi heute ein paar rostige Sturmgewehre aus den 1960er Jahren an die Peschmerga liefern lassen will, muß sie erst von der Ukraine oder Russland ein Transportflugzeug leasen, um das Geraffel in den Irak zu bringen.
Kubas Armee, die Fuerzas Armadas Revolucionarias (FAR) umfassen heutzutage  49.000 Mann, die mit einem Prozent der Militärausgaben Deutschlands finanziert werden. Rund 500 Mio = 0,5 Mrd US-Dollar gibt Havanna für die FAR aus, von der Leyen hat rund 50 Milliarden US Dollar zu Verfügung.
Und auch das kubanische Gesundheitswesen ist so gut, daß die US-Amerikaner nur davon träumen können.
Michael Moore nahm für seinen weltberühmten Dokumentarfilm „SICKO“ im Jahr 2007 ein paar Dutzend US-Amerikaner, die zu Hause nicht behandelt werden konnten mit nach Havanna, um sie dort gesund zu machen.

53 Ärzte und Sanitäter zählt die kubanische Sanitätsbrigade in Liberia, 38 jene für Guinea, und beide Brigaden sollen in diesen Tagen ihre Arbeit aufnehmen, so Kubas Gesundheitsminister Roberto Morales. Mit diesen 91 Gesundheitsspezialisten erhöht sich die Zahl der in der Ebola-Bekämpfung in Westafrika aktiven kubanischen Spezialisten auf 256. Bereits seit Anfang Oktober sind 165 Kubaner in Sierra Leone im Einsatz.
Weitere Brigaden sollen folgen, wie kubanische Gesundheitsexperten am Montag am Rande einer Ebola-Tagung in Havanna ankündigten. Insgesamt 461 Gesundheitsexperten hat die kubanische Regierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugesagt, und laut dem Gesundheitsministerium sollen bereits weitere Brigaden am kubanischen Tropeninstitut „Pedro Kouri“ in Havanna den dreiwöchigen Ebola-Kurs absolvieren, um im November einsatzbereit zu sein.
Die WHO nennt Kubas Helfer „das größte ausländische Sanitäterteam überhaupt“, und auch US-Außenminister John Kerry lobte Havannas Engagement.