Sonntag, 25. März 2012

Der arme Heiko - Teil II


Bevor ich kurz was zur Saarlandwahl schreibe, beginne ich mit zwei überraschend guten Neuigkeiten:

Der Sozi Peter Feldmann wird Oberbürgermeister in Frankfurt am Main und damit Nachfolger Petra Roths, die das Amt vorzeitig aufgegeben hatte.
Mit 57,4 Prozent der Stimmen versetzte er damit dem haushohen Favoriten und hessischem CDU-Innenminister Boris Rhein (42,6%) eine ordentliche Klatsche.

Ähnlich lief es bei der Stichwahl in der Rheinland-Pfälzischen Landeshauptstadt Mainz, wo der Bildungsstaatssekretär Michael Ebling von der SPD deutlich mit 58,2 Prozent der Stimmen gegen den Grünen-Politiker Günter Beck gewann.

Soweit das Kommunale. 

Eine Ebene höher, in der Landespolitik, lief es nicht so doll für die Spezialdemokraten, obwohl dort einer meiner absoluten Lieblings-Sozis antrat: Heiko Maas
Einer der meistunterschätzen Genossen der Bundesrepublik, der unter anderen Umständen längst eine wichtige bundespolitische Rolle spielen müßte.

Es ist für einen Sozi natürlich kaum auszuhalten, daß nach Berlin erneut ein Parlament mit einer riesigen linken Mehrheit (SPD+ Grüne + Linke + Piraten) aus dem auch noch zu Recht die 1-Prozentpartei FDP hinauskatapultiert wurde, am Ende doch wieder die CDU regiert, weil sich die anderen untereinander das Leben schwer machen.

Der erste Impuls ist natürlich auf die verdammte scheißdreckspisskackätzende Ausschließeritis zu schimpfen. 
Zu sehr hatten sich die Saar-Sozen vor dem Wahlgang gegen eine Koalition mit Lafontaines Truppe ausgesprochen.


Aber Maas verweist natürlich zu Recht darauf, daß die SPD in Saarbrücken bei der letzten Landtagswahl am 30.08.2009 die Möglichkeit mit der Linken zu koalieren offen ließ.
Prompt landeten die Sozen mit 24,5% weit abgeschlagen und mußten zusehen, wie die mit 30.000 FDP-Silberlingen gekauften Grünen in den schwarzgelben Swingerclub davon liefen.

Meiner Ansicht nach sind die 5,0 Prozent, mit denen die Grünen in den Saarbrücker Landtag ziehen werden auch genau fünf Prozent zu viel. 
Die Wähler hätten den gekauften schwarzgelben Grünen viel deutlicher den Stinkefinger zeigen sollen.
Zweieinhalb Jahre später schloß die SPD ein Zusammengehen mit der Linken aus und gewann sechs Prozent hinzu.


Der wahre Joker der CDU ist der Saar-Napoleon Oskar, der nun schon zum dritten Mal der CDU die Macht sichert.

Vielen Dank an die Linke dafür!

Heiko Maas verweist natürlich auch zu Recht darauf, daß er den Wählern nichts anbieten konnte. Es war ein Dilemma, da die einen keine große Koalition wollten und die anderen keine Kooperation mit der Linken. 
Aufgrund des Polit-Harakiris der Kleinen war aber die einzige realistische Option ein Zusammengehen mit der CDU.

Während die Anhänger von Linken, Grünen und Piraten etwas weniger dämlich gewesen, hätten sie zumindest die SPD die Führung überlassen können, statt indirekt durch die Wahl der Kleinen Maas die benötigten Stimmen dafür wegzunehmen.

Interessantes Detail am Rande:
 Die Demoskopen haben keinen guten Job gemacht. 
Es gab zwar ganz zum Schluß die Prognose „Kopf-an-Kopf“ zwischen CDU und SPD, aber Forsa sah am 09.03.12 noch die SPD mit 37% vor der CDU mit 35%.
Infratest Dimap sah die Sozis am 23.02 mit einem Prozentpunkt vor der CDU und die Forschungsgruppe Wahlen prognostizierte bei ihrer Saar-Umfrage von vor acht Wochen die SPD bei 38% und die CDU bei 34%.

Die SPD hatte also jeden Grund sich Hoffnung zu machen die große Koalition anzuführen! 
Daß am Ende die CDU sogar deutliche vier Prozentpunkte vor der SPD liegt, hatte niemand vorausgesehen.

Vertraue keinen Prognosen, insbesondere nicht, wenn sie die Zukunft betreffen!

Nobby Röttgens Dilettanten-Strategie zeigt in NRW deutliche demoskopische Auswirkungen.
Frau Krafts SPD ist mit 40% davon gezogen und läßt im Moment die CDU (32%) schwach aussehen.

Die politische Stimmung in Nordrhein-Westfalen ist heftig in Bewegung. Es ist nur zehn Tage her, dass mit der Auflösung des Landtags der Wahlkampf eröffnet wurde. Aber die Verschiebungen, die es seither in der Sonntagsfrage gegeben hat, sind ungewöhnlich stark. Das hat nicht nur mit den ersten handfesten Wahlkampfthemen zu tun, sondern auch mit starken Kandidaten und einem offensichtlich sehr hohen Interesse der Wählerinnen und Wähler in NRW.
Gegenüber Mittwoch vergangener Woche legt die SPD zwei Punkte zu und steht nun bei 40 Prozent. Für die Sozialdemokraten im Land ist das der beste Wert seit mehr als zehn Jahren. Die zusätzlichen Stimmen kommen weitgehend aus dem eigenen Lager: Die Grünen geben im Gegenzug zwei Punkte ab und stehen nun bei zwölf Prozent. Nach einem zwischenzeitlichen demoskopischen Hoch ist das nun wieder das Niveau der Landtagswahl 2010.
Auch im sogenannten bürgerlichen Lager scheint es einen Stimmentausch zu geben. Die CDU gibt zwei Punkte ab und steht nun bei 32 Prozent. Dafür kann die FDP sich spürbar erholen und verdoppelt ihren Stimmanteil von zwei auf vier Prozent. Die Linke rangiert nur noch bei drei Prozent (minus eins) und hat aus heutiger Sicht sehr geringe Chancen, erneut in den Landtag einzuziehen. Die Piraten stehen unverändert bei fünf Prozent und sind damit schwächer als in den beiden anderen Ländern, in denen in diesem Jahr gewählt wird.

Mannomann, da muß der CDU-Spitzenkandidat schon gewaltig versagen, wenn sich die Wähler nun sogar wieder dem Politleichnam FDP zuwenden.

Schlußbemerkung:

Da die sterbende FDP von 9,2 % im Jahr 2009 auf 1,2 % heute wegbrach, waren also ganze acht Prozentpunkte neu zu verteilen. 

Davon holte die CDU gerade mal 0,7!
 Es gab also eine lagerübergreifende Verschiebung, die immerhin etwas Hoffnung für Schleswig-Holstein und NRW macht.