Mittwoch, 7. Januar 2015

Jetzt kochen die Süppchen.




Die Nachrichten aus Paris haben uns entsetzt: Wir trauern um Stéphane Charbonnier, den mutigen Herausgeber der
französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" und seine Mitarbeiter.
Charbonnier war ein wichtiger Mitstreiter für Presse-, Kunst-
und Meinungsfreiheit. Sein Tod hinterlässt eine Lücke, die kaum zu
schließen ist.
(Michael Schmidt-Salomon 07.01.15)


Was heute in der Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" passierte, setze ich als bekannt voraus.
Ich erspare mir auch als milliardster Menschen im Internet auszubreiten, wie „betroffen“ ich bin und wie scheiße ich die Täter finde.

Ich möchte eher darauf hinweisen wie ähnlich sich die abrahamitischen Religionen sind. Sie sind nur in Ausnahmesituationen tolerant; nämlich dann, wenn sie durch heftige Gegenwehr der Säkularen ihre weltliche Macht verloren haben.
So lange sie aber „in charge“ sind – und das Christentum hatte seine Chance, man nannte es „dark ages“ – sind Religionen für diejenigen, die unter ihnen leben und leiden müssen, pure Folter.

Nebenbei bemerkt; bevor die Han-Chinesen den Dalai Lama aus Tibet verjagten, gab es dort eine absolutistische Mönchsherrschaft mit Zwangsreligion und unfassbar drastischen Körperstrafen. Wer sich auch nur ein bißchen den Buddhisten widersetze, wurde ausgepeitscht und meistens amputiert. Die Lamas ließen zu gerne den leibeigenen Bauern Nasen, Ohren oder Hände abhacken.
Karma.
Und auch der Hinduismus beeindruckt durch Mitleidlosigkeit. Wem es schlecht geht, der ist offenbar selbst schuld, weil er im vorherigen Leben sündigte und bekommt noch einen Tritt in den Hintern. Wertlose Frauen und Kinder kann man ersäufen oder mitverbrennen, wenn Papa stirbt und wie sich das indische Kastensystem mit den Menschenrechten vereinbaren ließe, weiß ich auch nicht.
Aber das ist weit weg; kommen wir zurück zu den Abrahamiten bei uns in Europa.

Muslime, Juden und Christen sind meines Erachtens allesamt schizophren.
Sie betonen bei jeder Gelegenheit wie groß, liebend, allwissend und allmächtig ihr jeweiliger Gott ist, aber gleichzeitig benehmen sie sich ihm gegenüber wie eine Nanny. Sie pampern ihren Gott, als wäre er weniger allmächtig, sondern in Wahrheit hilflos und verletzlich.
Er ist so klein, daß er auf niederste menschliche Instinkthandlungen konditioniert ist. Man gibt ihm kleine Geschenke. Mal ein Kerzchen, oder einen hübschen goldenen Hut. Er läßt sich sehr billig kaufen.
Und ständig muß man ihn streicheln, weil er potentiell an Hospitalismus leidet und immer wieder an das erinnert werden muß, was er doch ohnehin weiß.
Gotteslästerung war auch immer strafbar, als ob der Allmächtige einen Schutz gegen Beleidigungen bräuchte, als ob er zu schwach wäre ohne die Hilfe der weltlichen Justiz zu bestehen.
Noch heute haben wir den Gummi-Blasphemie-Paragraphen im Strafgesetzbuch, der nach Ansicht katholischer Bischöfe und CSU-Politiker sogar verschärft werden sollte.

§ 166 Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen
(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

Daß heute in Deutschland oder Italien Gotteslästerer nicht mehr gefoltert und getötet werden, liegt nicht etwa an der Selbsterkenntnis der organisierten Religioten, sondern an dem 200 Jahre währenden Kampf der Ketzer (vulgo „Aufklärer“) gegen die Religion.

Der unfehlbare und „intellektuelle“ Papst höchstpersönlich bestätigte noch im Sommer 2012 was für ein hilfloses kleines Würstchen sein Gott ist, indem er ihn zu schützen versuchte und die Titanic-Redaktion verklagte.

Die römisch-katholische Kirche Frankreichs verklagte das Satiremagazin "Charlie Hebdo" sogar volle 12 Mal – und scheiterte jedes Mal.

Religioten sind so unfassbar unsouverän. Sie benehmen sich wie Sandkastenkinder, denen gerade auf den Sandkuchen gespuckt wurde, wenn jemand ihren Gott in Frage stellt.
Ganz offensichtlich glauben sie tief im Inneren also selbst nicht daran, daß ihr „Herr“ groß und allmächtig ist, sonst würde er kaum so oft beleidigt im Schmollwinkel hocken und verlangen, daß seine von ihm geschöpften Anhänger den von ihm geschöpften Nicht-Anhängern in den Hintern treten.

Da ist jemand älter als der Urknall, hat das ganze Universum und hunderte Milliarden Menschen geschöpft und dann weint er rum, weil drei Franzosen ein paar Zeichnungen machen?
Was denken sich wohl diese selbsternannten Rächer, wenn sie einen Anschlag auf Gotteslästerer planen?
Gottili ist über eine der Milliarden Ameisen auf einem der Milliarden Planeten so empört, daß er Verstopfungen bekommt, wenn nicht eine andere Ameise die ihn beleidigende Ameise umhaut?
Gottili kann sich natürlich auch nicht selbst wehren und schon gar nicht kann er vergeben, wenn jemand ihm nicht angemessen huldigt. Gott regt sich scheinbar leicht auf. Der Herr ist leicht entzündlich.
Und insbesondere Allah scheint der Choleriker unter den Göttern zu sein.

Für mich ist es immer noch nicht nachvollziehbar wie auch nur ein einziger Mensch auf der Erde an so einen albernen Gott glauben kann.
Aber ich nehme natürlich zur Kenntnis, daß es so ist.
Milliarden Menschen fühlen sich entweder wohl in einem religiösen Gestrüpp, oder aber sie sind nicht in der Lage sich daraus zu winden.
Ein Gestrüpp, das sie in himmlische Sphären erhöhen, dem sie alles zubilligen und alles zutrauen – aber ohne tatsächlich Zutrauen zu haben.
Wer einen Herzinfarkt, Bauchschuss oder Blinddarmdurchbruch hat, läßt sich in der Regel ins Krankenhaus mit rein säkular ausgebildeten Ärzten fahren und geht nicht etwa in die nächste Kirche.
Und wenn er mal in die Kirche/Moschee/Synagoge geht, dann vertraut er nicht einmal dem Herrn über alle Himmelkräfte sein eigenes Gotteshaus vor Blitzschlag bewahren zu können und stellt einen Blitzableiter auf den Kirchturm.
Der Gott, an den die Masse wirklich glaubt, ist in Wahrheit enteiert; ein kastrierter längst nicht mehr Allmächtiger, den man wie einen senilen Opa nur noch um das bittet was er gerade noch leisten kann.
Die schwierigen Operationen, das Nachwachsen amputierter menschlicher Gliedmaßen beispielsweise, bekommt der schöpferisch Impotente schon lange nicht mehr hin.
Daher beten seine Epigonen lieber für das Machbare.
„Herrgott, lass mich bitte meinen Autoschlüssel finden!“
Darum bittet man. Nicht so sehr um die augenblickliche Wiederauferstehung der verstorbenen Urgroßmutter oder die „Heilung“ eines zweifach Armamputierten.
Denn das ahnen auch Gottes glühendste Anhänger; seine Wege mögen unergründlich sein, aber sowas bekommt der alte Mann nicht mehr hin!

Das Widerliche an Anschlägen wie dem heutigen in Paris ist, daß sie „funktionieren.“

Als der ultra-orthodoxe Jude von radikalen Rabbinern getriebene Jigal Amir am 4. November 1995 in Tel Aviv den israelischen Premierminister Jitzchak Rabin tötete, erreichte er genau das was er wollte: Schluß mit dem Aussöhnungsprozess zwischen den Religionen. Zurück zur totalen Konfrontation.

Genau genommen, weiß ich noch nicht, was die drei Männer aus Gennevilliers, 18, 32 und 34 Jahre alt umtrieb, als sie heute 12 Menschen töteten.
Aber wenn sie ihre Religion in die Schlagzeilen bringen wollten, ist das gelungen. Sie sind nun weltweit berühmt-berüchtigt und jeder nimmt sie ganz furchtbar ernst.

Satire, Zynismus und Realität verschmelzen heute zu einer Einheit.
Die Meldung des Postillon zum Thema ist genauso seriös, wie eine des SPIEGELs.

Islamisten und Islamhasser auf der ganzen Welt fühlen sich derzeit angesichts eines furchtbaren Anschlags auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo mit mindestens 12 Toten einmal mehr in ihrem Weltbild bestätigt. Während Islamisten vor allem stolz darauf sind, erneut Angst und Schrecken verbreitet zu haben, genießen Islamhasser den perfekten Moment, um in den sozialen Netzwerken gegen Minderheiten und Zuwanderung zu hetzen. Beide Seiten dürfen sich auf regen Zulauf freuen.
"Allah ist groß!", ruft ein IS-Sympathisant (24) aus Bochum, der die Nachricht gerade im Internet gelesen hat und es nicht verstörend findet, dass die Attentäter seinem Gott bei Karikaturen das rachsüchtige Gemüt eines jähzornigen Dreijährigen unterstellen. "Diese Tat wird noch viele weitere Märtyrer ermutigen und den Ungläubigen zeigen, was wir von ihren westlichen Werten halten."
Ähnlich zufrieden sind Islamhasser und Rechtspopulisten: "Da sehen diese Gutmenschen endlich, dass der Islam Europa überrollt!", erklärt etwa ein leidenschaftlicher PEGIDA-Demonstrant (33) aus Dresden. "Und dann werde ich auch noch als Nazi beschimpft! Am Montag werden wir jetzt bestimmt noch mehr sein." […]

Die Ekelhaftesten der rechten Pegida-AfD-CSU-Szene setzen sehr große Suppentöpfe auf.

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Alexander Gauland, interpretiert den Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo als Rechtfertigung für die Anti-Islam-Bewegung Pegida: "All diejenigen, die bisher die Sorgen der Menschen vor einer drohenden Gefahr durch Islamismus ignoriert oder verlacht haben, werden durch diese Bluttat Lügen gestraft", sagte Gauland.

Abgrundtiefer Dreck
Elsässer, den ich zur Zeit nicht das nennen darf, was er ist, einen … , sagte heute zu dem Anschlag gegen Charlie Hebdo in Paris:
"Wer jetzt noch gegen PEGIDA demonstriert, spuckt auf die Gräber der Toten in Paris."
Schneller sind tote Menschen vielleicht noch nie missbraucht worden.
Zehntausende zeigen Solidarität.
(Jutta Ditfurth auf Facebook 07.01.15)

Das rechteste Pack kann sich freuen über die kostenlose Werbung aus Paris.
Vermutlich werden nächsten Montag im Muslimfreien Dresden noch mehr Peginesen gegen die Opfer der radikalen Islamisten, also diejenigen, die vor dem IS aus Syrien und dem Irak fliehen, protestieren.

Aiman A. Mazyek, der Ober-Muslim-Funktionär in Deutschland, beklagt wie nicht anders zu erwarten, das falsche Licht, in das der „friedliche Islam“ gerückt werde und hat noch nicht mal völlig Unrecht.

Tatsächlich ist der Islam das Stiefkind der weltweiten PR.
Als Baruch Goldstein 29 muslimische Palästinenser tötete und 150 verletzte, sagte niemand, das läge am Judentum.
Als Timothy McVeigh in Oklahoma City rumbombte und 168 Menschen starben, sagte keiner, das Christentum sei schuld.

Für Islamisten werden hingegen gerne alle Muslime in Haftung genommen und das gnadenlos.

In Deutschland hat man wieder einmal mehr Mitgefühl für die Täterseite und sorgt sich um das Wohl der Pegida-Demonstranten.
Was diese Unterstützung für profi-xenophobe Minderintelligente bei denen ausrichtet, gegen die sie ihren diffusen Hass richten, kümmert niemand in der Politik. Jedenfalls nicht die Politiker der Parteien mit dem christlichen „C“ im Namen.

Pegida?
Und wo bleibt unsere Angst?
Immer mehr Politiker zeigen Verständnis für die “Pegida”-Demonstranten und mahnen, diese ernst zu nehmen. Ich habe auch Ängste. Große Ängste. Ängste vor diesen Nazis und den sogenannten „Nicht-Nazis“ und dieser Bewegung. Wer macht sich Gedanken darüber, möchte Ok-Hee Jeong wissen. […]

Es ist so wahr.
Während die NPD-Hooligan-affinen Peginesen vom Abendland fabulieren, werden in Wahrheit alle Minderheiten attackiert.
Übergriffe auf Schwule, auf Jüdische Einrichtungen, auf Asylunterkünfte, auf alles was „rassisch“ nicht phänotypisch deutsch ist, häufen sich.
Die Minderheiten haben tatsächlich jeden Grund Angst zu haben, aber das nimmt niemand ernst.
 Nein, man bemuttert lieber diejenigen, die Angst einflößen.

Übrigens sind nicht alle Politiker überall so widerlich.
Wir haben Heiko Maas, auf den ich wahrlich stolz bin dieser Tage und der gegenwärtige NATO-Generalsekretär machte es vor nach dem Anschlag des Anders Brejvik.

"Unsere Antwort auf Gewalt ist noch mehr Demokratie, noch mehr Menschlichkeit, aber nicht noch mehr Naivität. Das sind wir den Opfern schuldig."
(Jens Stoltenberg)

Ich wünschte, daß morgen alle Zeitungen der Welt mit "Charlie Hebdo"-Karikaturen über Mohammed und den Papst titelten.

"Je suis Charlie“