Donnerstag, 22. Mai 2025

US-Schande im Pazifik

Die rechtslastigen StroblTV-Talks, Lanz, Illner, die aberwitzig teuren und überflüssigen Sportübertragungen – natürlich ärgere ich mich die Pest über das deutsche gebührenfinanzierte Fernsehen. Aber ich bin (noch) ein überzeugter Verfechter des ÖRR und bereit einen höheren Rundfunkbeitrag zu zahlen. Der Informationsgehalt, den man täglich den ÖRR-Radio- und TV-Sendungen entnehmen kann, ist unterm Strich seriös und wesentlich billiger als ein digitales Abo bei einer wirklich guten Zeitung, wie zB der SZ.

Sehr zu empfehlen ist beispielsweise die aktuelle zweiteilige Doku „Schatzinseln im Pazifik“ des alten ZDF-Haudegens Johannes Hano. Die Bilder sind selbstverständlich spektakulär, aber wichtig erscheint mir insbesondere die Frage, wie Menschen und Natur von den Auswirkungen unserer toxischen Industriegesellschaft tangiert werden, die zwar viele tausende Kilometer entfernt werkelt, aber bei ihrem aktiven Bemühen die Lebensbedingungen auf diesem Planeten zu zerstören, tatsächlich global wirkt: Ansteigender Meeresspiegel, Überfischung, Erderhitzung, durch Schiffslärm desorientierte Wale, Raubbau am Meeresboden (Manganknollen).

Wenn Reiche und Merz und Söder stolz verkünden, nun sei Schluß mit Links-Grün und der „Überbetonung des Klimaschutzes“, bekommen sie als wohlhabende Deutsche davon keine nassen Füße.

Die Bewohner in Tuvalu haben aber den Ozean schon im Vorgarten an der Haustür.

[…] Im größten Ozean der Welt gibt es Orte, die abgelegener kaum sein könnten. Die man, wenn überhaupt, nur aus Abenteuerromanen, durch schrille Warnungen der Vereinten Nationen oder von Klimaaktivisten kennt. Mittendrinnen Tuvalu, einer der kleinsten Staaten der Welt. 11.000 Einwohner verteilt auf neun Atolle, die zusammen nur knapp 26 Quadratkilometer groß sind - allein Hamburg ist von der Fläche 30 mal größer. Und doch haben viele schon einmal von Tuvalu gehört - als Staat, […] Simon Kofe, damaliger Außenminister von Tuvalu […] kündigte an, dass Tuvalu die erste digitale Nation werde - eine Nation, die im Metaversum erhalten bleibe, wenn der reale Inselstaat längst im Meer verschwunden sei. Zeitungen aus der ganzen Welt hatten über den sinkenden Inselstaat berichtet, der in der digitalen Welt überleben will. Eine tolle Story, die den Klimawandel dem Publikum emotional näher bringt. […]

(Johannes Hano, 07.01.2025)

Schockierend zu sehen sind die Atombombenkrater auf den Marshallinseln.


Auf Enewetak, einem Atoll der Marshallinseln, hungern die Bewohner. Das Versorgungsschiff kommt nicht mehr regelmäßig. Im Vorratslager gibt es nur noch Kikkoman-Sojasoße und mit Ungeziefer befallenen Reis. 




Man fragt sich instinktiv, ob die Insulaner des Paradieses vielleicht faul sind. Könnten sie nicht fischen oder Gemüse anbauen, um sich zu ernähren?
Nein, können sie nicht, denn ihre Heimat wurde von den US-Amerikanern für immer radioaktiv verseucht. Alles was auf den Inseln wächst oder den Gewässern schwimmt, ist ungenießbar.


[….] Auf den Marschallinseln testeten die USA bis in die 1960er-Jahre Atom- und Wasserstoffbomben. Mit den Folgen haben die Bewohner des abgelegenen Atolls bis heute zu kämpfen. Auf der Insel Runit befindet sich eines der größten Atommüllendlager der Menschheit. Steigender Meeresspiegel und tropische Stürme werden zur Bedrohung dieses bizarren Gebildes mitten im Ozean.  [….]

(ZDF Presse)


Wie tief kann man sinken, USA, daß man im Jahr 2025 nicht einmal mehr schafft, den Bewohnern der Atombombentestinseln Lebensmittel zu liefern?

[….] The Legacy of U.S. Nuclear Testing in the Marshall Islands

Noch heute sind die Marshallinseln massiv von den US-Atomtests der 1940er- und 50er-Jahre betroffen – gesundheitlich, sozial und ökologisch. Eine neue Studie des Institute for Energy and Environmental Research (IEER) im Auftrag von Greenpeace zeigt das wahre Ausmaß: 

·        Bereits 1948 erklärte das US-Militär die Marshallinseln für ungeeignet als Testgelände – dennoch wurden 67 Tests durchgeführt, einige hundertmal stärker als Hiroshima.

·        Die USA testeten weiter, obwohl sie ab 1947 von den Vereinten Nationen treuhänderisch für den Schutz der Bevölkerung verantwortlich waren.

·        Radioaktive Strahlung betraf das gesamte Land der Marshallinseln, doch nur drei  der 24 heute noch  bewohnten Atolle wurden offiziell medizinisch betreut.

·        Die US-Atomtests auf den Marshallinseln trugen maßgeblich zur weltweiten Strahlenbelastung durch atmosphärische (oberirdische) Atomwaffentests bei. Die Castle-Testreihe von 1954 bildete dabei keine Ausnahme; sie führte zu Hotspots westlich der Marshallinseln bis nach Colombo, Sri Lanka, und östlich bis nach Mexiko-Stadt.

·        Etwa ein Viertel des globalen radioaktiven Niederschlags nach Atomwaffentests geht auf die US-Tests auf den Marshallinseln zurück. Die daraus resultierende Strahlenbelastung könnte nach Berechnungen von Arjun Makhijani und IPPNW auf Basis der UNSCEAR Schätzungen von radioaktiven Dosisleistungen durch Atombombentest weltweit zu rund 100.000 zusätzlichen Krebstoten führen – viele davon mit zeitlich verzögerter Wirkung bis weit ins 21. Jahrhundert hinein.

·        Viele Frauen der MarshallInseln berichteten von Totgeburten und Fehlbildungen – eine systematische Untersuchung blieb bis heute aus.

·        Die Dekontaminierung – etwa der Runit-Kuppel unter der die USA Atommüll aus den Tests lagert  – bleibt technisch wie politisch ungelöst. [….]

(Greenpeace 2025)