Montag, 21. Mai 2012

Überflüssige Studien - Teil VII


Jetzt habe ich schon so viele Simpel-Zusammenhänge dargestellt - Religiöse haben einen niedrigeren IQ als Atheisten, Dümmere sind auch konservativer und Konservative sind religiöser - und wieder einmal hat sich jemand die Mühe gemacht einen zu erwartenden Zusammenhang empirisch zu untermauern.

Heute wissen wir auch aus der Hirnforschung, daß religiöse Menschen einen signifikant niedrigeren IQ als Atheisten haben.

Je höher die Bildung, desto größer die Neigung kritisch zu hinterfragen, selbst zu denken und nicht einfach blind den Vorgaben eines Predigers zu folgen.


Diesen Beobachtungen schloss sich nun Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen an und veröffentlichte eine Sonderauswertung der Studie „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ der Autoren Prof. Beate Küpper, Hochschule Niederrhein und Prof. Andreas Zick, Universität Bielefeld.

Die Ergebnisse sind wie immer:

Schwulenhass ist umso verbreiteter, je ungebildeter und religiöser man ist.

Ein Fünftel der Befragten in Nordrhein-Westfalen neigt zu homophoben Einstellungen.

Homophobie ist bei den Älteren, in der Tendenz auch bei den weniger Gebildeten, Männern, Befragten mit Migrationsgeschichte und auf dem Land verbreiteter.

Grundlegende Werthaltungen fördern oder schützen vor Homophobie: Mit zunehmender Religiosität, einer ablehnenden Haltung gegenüber kultureller und religiöser Vielfalt und einer autoritären Grundhaltung nehmen homophobe Einstellungen zu.

Mit der politischen Selbstpositionierung von Links über die Mitte nach Rechts nehmen homophobe Einstellungen zu. Wer sich politisch machtlos fühlt, neigt eher zu Homophobie. Darüber hinaus sind politische Einstellungen etwa zur Demokratie für Homophobie unbedeutend.

Eine gewisse Rolle spielt zudem die Abschätzung sozialer Beziehungen. Wer seine sozialen Beziehungen nach Kosten-Nutzen bewertet und wer über mangelnde soziale Unterstützung klagt, tendiert eher zu Homophobie.

Mit zunehmendem Einkommen sinken homophobe Einstellungen. Allerdings spielt die eigene finanzielle Lage verglichen mit anderen Einflussfaktoren insgesamt kaum eine Rolle für das individuelle Ausmaß von Homophobie. So ist beispielsweise die Angst vor der eigenen Arbeitslosigkeit unerheblich.

Homophobie ist mit anderen Vorurteilen signifikant verknüpft. Wer homosexuelle Menschen abwertet, wertet mit größerer Wahrscheinlichkeit insbesondere auch Frauen, aber auch Migrantinnen und Migranten im Allgemeinen, Juden und Muslime und in der Tendenz sogar Langzeitarbeitslose, Obdachlose und Menschen mit Behinderung stärker ab. 

Das alles wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn man sich nicht in dem Zusammenhang über unseren Pfaffen-Bundespräsidenten ärgern müßte, der mal wieder fordert, daß mehr Christen in die Politik gehen sollten.

"Christliche Persönlichkeiten haben dieses Land geprägt", fügte der protestantische Bundespräsident hinzu. So seien es in Ostdeutschland Christen gewesen, die an ihren Werten und ihrer Ablehnung der Diktatur festhielten, "als sich die meisten Bewohner des Landes schon ihrem Schicksal ergeben hatten".
Der Bundespräsident forderte die Christen zu verstärktem politischen Engagement auf.
Die Politik brauche Menschen, die an eine Sache glauben, die größer sei als sie selbst. "Mich gäbe es als Christ und später als Pfarrer so nicht, ohne die Erfahrung des gemeinsamen Glaubens, des gemeinsamen Betens und Singens, des gemeinsamen Hörens auf das Evangelium."

Eine erschreckend dümmliche Idee des Oberdeutschen, denn wie beispielsweise Skydaddy heute darlegt, sind die Christen bereits krass überrepräsentiert in der Politik.

Es ist insbesondere dieser überproportionalen Christenphalanx zu verdanken, daß es immer noch keine völlige rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben gibt, daß es den Kirchen gestattet ist ihre Angestellten zu diskriminieren, indem sie Geschiedene oder Konfessionslose feuern dürfen, daß der Staat in de facto grundgesetzwidriger Weise die Kirchenkonzerne finanziert, daß religiöse Mäuschen wie Kristina Schröder das Engagement gegen Rechtsextremismus blockieren, daß ultrakatholische Unions-Mitglieder nach Volksverdummung streben, indem sie eine Herdprämie einführen.

Was wir brauchen sind weniger Christen in der Politik.

Die Forderung finde ich nicht nur wünschenswert, weil sie zufällig meiner politischen Einstellung entspricht, sondern wie die o.g. Studie zeigt, ist weniger Christentum und weniger Religion insgesamt auch dem friedlichen Zusammenleben in Deutschland förderlich.

Religion gibt nämlich Werte vor, indem sie manichäisch Personen, Taten und Überzeugungen in Gut und Schlecht einteilt. 

Mit diesem schwarzweißmalerischen Ansatz ist aber schon der Grundstein für Intoleranz und Vorurteil gelegt. „Wir sind besser als die.“

So kommt es zu Ausgrenzung und Gewalt:

Wie wir in den Studien zur "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" mehrfach empirisch nachweisen konnten, korreliert die Homophobie signifikant mit einer ganzen Reihe weiterer Einstellungen wie zum Beispiel Antisemitismus, Rassismus, Sexismus oder Fremdenfeindlichkeit. Die Verbundenheit der Homophobie in einem Syndrom der "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" kommt in vier wesentlichen Eigenschaften der Homophobie zum Ausdruck:

  • - Homophobie geht mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Abwertungen zahlreicher anderer Gruppen einher.
  • - Es geht wie bei den anderen Abwertungen im Kern darum, Ungleichwertigkeit zu markieren, stabilisieren und legitimieren; Homophobie dient dazu, Menschen mit homosexueller Orientierung als ungleichwertig zu definieren.
  • - Die Ursachen der Homophobie müssen nicht in einer feindseligen Ideologie oder negativen Erfahrung mit Homosexualität liegen. Alle Erfahrungen und Meinungen, die eine Ideologie der Ungleichwertigkeit erzeugen, können Homophobie befördern.
  • - Aus der Homophobie kann eine manifeste, am Verhalten festzumachende Diskriminierung und Schädigung von Personen mit homosexueller Orientierung hervorgehen. Sie kann darüber hinaus auch zur Diskriminierung und Schädigung anderer Gruppen führen, die als ähnlich ungleichwertig beurteilt werden.

Eine gute Nachricht gibt es auch.

Mit dem Rückgang der Religiosität in Deutschland steigt auch die Toleranz deutlich an.

In 2011 sprachen sich 77 Prozent der Befragten in Gesamtdeutschland (ohne Nordrhein-Westfalen) dafür aus, gleichgeschlechtliche Ehen zu erlauben. 29 Prozent fanden es zugleich „ekelhaft, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen“ und 19 Prozent stimmten eher oder sogar voll und ganz der Aussage zu: „Homosexualität ist unmoralisch“.
In 2002 hatten sich in Gesamtdeutschland (ohne Nordrhein-Westfalen) lediglich knapp 56 Prozent für die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen. Damals meinten 34 Prozent, es sei „ekelhaft, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen“.

Hoffen wir also darauf, daß niemand auf Super-Gauck, den „Bundespräsident der Herzen“ hört und er nicht tatsächlich noch mehr Christen in die Politik zerrt.