Mittwoch, 7. Oktober 2015

Kehrseiten.


Wenn man Bill Maher zuhört und die schwachsinnigen GOPer-Extremisten vorgeführt bekommt, glaubt man kein Land der Erde könnte irrer sein, als Amerika.

Blount County, Tennessee is set to hear a most important resolution this coming Monday. It is a resolution asking God to not destroy the county in his upcoming wrath, as a reaction to the U.S. Supreme Court ruling permitting same-sex marriage. Blount County is promising not to engage in same-sex marriage or homosexual acts, and asks God to please not treat it like Sodom and Gomorrah.
When reading stuff like this, it is very difficult to believe that we live in the 21st Century in one of the most advanced countries in the world. This inflexible mindset is being fueled by the GOP and corporate media sources such as Fox News.

It’s been exactly one month since the office of Kamala Harris, the California attorney general, received the $200 filing fee and proposed text for a citizen initiative—the so-called Sodomite Suppression Act—that says "any person who willingly touches another person of the same gender for purposes of sexual gratification be put to death by bullets to the head." The measure probably would have died a natural—and quieter—death had Harris, who is running for the U.S. Senate in 2016, not inserted herself in the controversy.

Einen habe ich noch für heute:
Pastor Bryan Fischer erklärte in seiner TV-Show, die „Gay Gestapo“ habe so viel brutale Macht, sogar den Papst zu bedrohen und einzuschüchtern.

Allen, die sich nun denken, ganz so irre ginge es in Deutschland nicht zu, sei zugerufen, daß seit einiger Zeit Kreuznets Homunculus „Katholische Post“ (KPO) ganz frei bei „Wordpress“ bloggt.
Da heißt es zum Thema Homosexualität:

Die unter Berliner Katholiken wegen der Vielzahl von sodomistischen Lokalen und rumhausenden Analfetischisten auch als “Kotz“-Strasse bekannte Motzstrasse im Stadtteil Schöneberg, ist Schauplatz eines heroischen Aktes zivilen Ungehorsams geworden. […]
Zwei Aidsleichen wollten ihrer (tödlichen) Zuneigung zueinander Ausdruck geben – und taten dies in Form einer innigen Umarmung, tagsüber auf offener Strasse.
Die beiden (praktisch schon verstorbenen) Rektalfetischisten aus der Schweiz zogen mit dieser Zurschaustellung ihrer Geistesgestörtheit den gerechten Groll eines sittlich-ordentlichen Dritten auf sich, der sich um den Sinn und das Gewissen umstehender Kinder sorgte.
[…]  Dieser Dritte, von seinem Gewissen zur Pflicht gerufen, blieb, mutig und konsequent, auch nicht untätig, sondern leistete sofort Liebesdienst an der Wahrheit, bespuckte die beiden Kot-Sodomisten und schimpfte sie kräftig aus.
Einer der Kot-Sodomisten riss daraufhin das, wahrscheinlich mit Restfäkalien seines “Geliebten” verschmutzte (Kot-Sodomisten sind so sehr verrottet, dass sie sich gegenseitig am Anus rumlecken), Maul auf.
Dafür gabs die verdienten Schläge und Tritte. Gott seis gedankt.
[…] Katholische Post (KPO) fordert, wie erwähnt, eine Änderung des Strafgesetzbuchs zur Rekriminalisierung der Unzucht zwischen Männern (“praktizierte Homosexualität”), unter Androhung von fünfzehn Jahren Freiheitsstrafe und zweier anschliessender Büßerwallfahrten: 1) zu den heiligen Stätten in Rom, 2) zur Basilika des Heiligen Aloisius von Gonzaga (Patron der Keuschheit) nach Castiglione delle Stiviere/Italien (zu Fuß, Nachweise sind zu liefern an die zuständige Staatsanwaltschaft).

Das Gute an Amerika (und Deutschland) ist aber, daß solche irren Hassfanatiker wie beispielsweise Bryan Fischer zwar viel fordern können, aber es besteht keine realistische Aussicht, daß solche Ansichten in Gesetzen Niederschlag finden.

Unter der latent homophoben Angela Merkel gibt es zwar in Deutschland keine Gleichberechtigung zwischen Schwulen und Nichtschwulen, aber sie hatte immerhin schon einen offen schwulen Vizekanzler und in Amerika ist seit der letzten Supreme Court Entscheidung ohnehin Schluß mit gesetzlicher Diskriminierung.

Ja, wir haben in den USA und der BRD hochgradig antihumanistische Religioten, aber sie haben nicht wirklich was zu melden.
In Saudi-Arabien oder dem Jemen, den Ländern, denen wir so großzügig Waffen liefern, sind solche Ansichten hingegen Mainstream und sogar Gesetz.
In zehn Staaten der Erde werden Schwule noch hingerichtet.

Amerika ist stolz darauf eine christliche, oder gar die christlichste Nation der Welt zu sein. Sie nennen sich Gods Own Country.
Aber so schlimm das auch für einen Atheisten wie mich klingt:
Die US-Gesellschaft ist zumindest partiell sehr wandelbar.
Die Klimaleugner von eben beschäftigen sich jetzt intensiv mit „green technology“, sie können Elektroautos bauen. Was vor 50 Jahren noch weit verbreitet war – Rassismus und Antisemitismus – wird inzwischen bis weit hinein in die Republikanische Partei geächtet.
Schwule können in das Marine-Corps eintreten und heiraten. Das finden über 60% der Amerikaner gut. In rasendem Tempo verändert sich auch die Einstellung zu Cannabis, das man in Alaska, Colorado, Oregon und Washington völlig legal konsumieren darf, wie man möchte. In vielen weiteren Staaten ist der Gebrauch zu medizinischen Zwecken erlaubt.
Amerikaner sehen auch Leihmutterschaften ganz locker. Was in Deutschland streng verboten ist, kann in den USA ganz transparent betrieben werden.
Natürlich bleiben Felder übrig, in denen die Amis aus europäischer Sicht mittelalterlich denken – insbesondere Todesstrafe und Waffenwahn sind da zu nennen. Aber das verstellt den Blick dafür, wie rasant sich die Ansichten zu anderen gesellschaftlichen Themen weiter entwickelt haben.
Um die Jahrtausendwende war Deutschland unter rotgrüner Bundesregierung und begonnener „Homo-Ehe“ weit vor Amerika, das in den dumpfen 1950er Jahren stecken geblieben schien. Und dann kam auch noch der ewig gestrige Depp George W. Bush.
Ich glaube, die Deutschen haben es noch gar nicht begriffen, daß Amerika aber während der zehn bleiernen Merkel-Jahre in Siebenmeilenstiefeln gesellschaftspolitisch an Deutschland vorbei gezogen ist.

Das jüngste Beispiel dafür kommt aus Kalifornien und betrifft die Sterbehilfe.

Anfang November 2015 will der deutsche Bundestag ein Gesetz zur Suizidhilfe verabschieden. Der einzige halbwegs liberale Antrag, der das OK von hochanständigen Organisationen wie der DGHS oder „Mein Ende gehört mir“ gefunden hätte, ist der von Katja Keul (Bündnis 90/Grüne). Er klang für unsere stramm christlichen Abgeordneten aber noch so ketzerisch, daß er es nicht mal in die Erste Lesung am 03.07.2015 schaffte und nun noch nicht mal zur Abstimmung steht – geschweige denn daß irgendeine Chance auf Mehrheit bestünde.
Das deutsche Establishment ist hier zutiefst konservativ und illiberal. Individuelle Entscheidungsfreiheit wird glatt negiert – mit brutalen Folgen für Millionen Menschen.

In Amerika ändert sich auch in dieser Hinsicht etwas.

Kalifornien legalisiert ärztliche Sterbehilfe
Ärzte in Kalifornien dürfen todkranken Menschen nun Sterbehilfe leisten.
Ein entsprechendes Gesetz hat der Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien unterzeichnet. Es ist der fünfte Bundesstaat, in dem diese Form der Sterbehilfe nun erlaubt ist.

Kalifornien: Umstrittenes Gesetz zur Sterbehilfe tritt in Kraft
Gouverneur Jerry Brown erlaubt assistierten Suizid trotz des Widerstands der Kirche. […] Er wisse zwar immer noch nicht, wie er bei langer, schmerzvoller und unheilbarer Krankheit handeln würde, erklärte der 77-Jährige weiter. "Aber ich bin mir sicher, dass es eine Beruhigung für mich wäre, zu wissen, dass ich über die durch dieses Gesetz gegebene Möglichkeit nachdenken kann." Für das Gesetz hatten sich zuvor bereits das kalifornische Abgeordnetenhaus und der Senat ausgesprochen.
Die nun geltende Regelung sieht vor, dass todkranke Erwachsene unter bestimmten Bedingungen Medikamente erhalten können, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Ähnliche Gesetze gibt es bereits in den Bundesstaaten Oregon, Vermont und Washington. In Montana ist assistierter Suizid durch eine Gerichtsentscheidung erlaubt. In New Mexiko wurde ein entsprechendes Urteil im Berufungsverfahren vorläufig gekippt, eine endgültige Entscheidung steht noch aus. […]

Go America, go!