Freitag, 13. Juni 2014

Die Unauslöffelbare.


Vorgestern erschien Hillary Clintons neues Buch „Hard Choices“, welches allgemein als Bewerbungsschrift für ihre Präsidentschaftskandidatur 2016 interpretiert wird.
Es hängt an ihr. Wenn sie kandidiert, wird ihre eigene Partei mit hoher Wahrscheinlichkeit anders als 2008 keinen Gegenkandidaten aufstellen.
Man akzeptiert allgemein, daß sie jetzt „dran“ ist, daß eine Frau das Amt übernehmen sollte.
Sie hat Geld und Verbindungen.
Der politische Gegner kann zwar durch „sichere Wahlkreise“ relativ einfach mit seinen Teebeutel-Fanatikern das „House“ dominieren.
Aber bei einer Präsidentschaftswahl dürfte es der GOP von heute schwer fallen genügend Wahlmänner zusammen zu bekommen, da ihre ultraextremistischen Kandidaten für weite Teile der bunter werdenden US-Gesellschaft unwählbar sind.
Der stramm rechte GOP-Teebeutel Eric Cantor schmiss soeben sein Amt als Mehrheitsführer der Republikaner im US-Repräsentantenhaus hin, da er bei den Vorwahlen gegen einen noch ultrafundamentalistischeren Extremisten unterlag.
Cantor, der eigentlich starke Mann des US-Kongresses konnte John Boehner mehrfach während dessen Verhandlungen mit Barack Obama um die US-Finanzen die Hoden abklemmen.
Und nun warf ihn im Kreis Richmond im US-Staat Virginia ein Nobody namens Dave Brat aus dem Rennen. Mit solchen Brat-Beuteln müßten die Demokraten auf nationaler Ebene eigentlich leichtes Spiel haben. Weg frei für Hillary Clinton.

 Zweifellos ist die qualifiziert und aufgrund ihres Alters und ihrer Erfahrung vielleicht nicht so zaudernd und zögerlich wie Barack Obama.

Die Frage ist nur:
Warum zum Teufel sollte sie das wollen?
Sie muß doch wirklich wissen was für ein mieser und unterbezahlter Job das ist!
Der enorme Präsidentielle Nimbus innerhalb Amerikas ist längst weg. Man hat keine Ehrfurcht mehr vor dem Weißen Haus oder der Air Force One; im Gegenteil; jeder dahergelaufene von FOX-news anal aufgeladene Redneck kritisiert an einem rum.
Bundespolitik läuft mit der total fanatisierten GOPer Mehrheit im Kongress ohnehin nicht. Verglichen mit der neuen Teebeutel-Generation war Osama bin Laden ein umgänglicher und kompromissbereiter Mann.

Die verarbeitende Industrie ist weg, Amerika ist total abhängig von chinesischen Importen, weil es längst verlernt hat einen Staubsauger oder einen Kugelschreiber selbst herzustellen.
Selbst das US-Vorzeigeunternehmen überhaupt; Apple, läßt seine i-Dinger in China zusammenschrauben.
Arbeitsplätze für die ungebildeten ehemaligen Blue-Collar-Workers zu generieren ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Die gesamte US-Infrastruktur ist marode und das Bildungssystem hat Dritte-Welt-Niveau.
Hinzu kommen diverse weitere Zeitbomben. Die Amerikaner sind das fetteste Volk der Welt und wenn kaum noch einer unter drei Zentner wiegt, wird das Gesundheitssystem irgendwann unbezahlbar, weil alle deprimiert, adipös und kardiologisch prekär in Richtung Arbeitsunfähigkeit gleiten.
Dafür ballern sie sich aber alle gegenseitig die Köpfe weg. Trotz der jährlich 35.000 Toten durch Schusswaffengewalt und einem Amoklauf nach dem nächsten kann man den Amis nicht abgewöhnen sich bis an die Zähne zu bewaffnen.

Oder denken wir an die rasant zunehmenden Umweltkatastrophen, weil Dürren, Feuersbrünste und Hurrikane durch den aberwitzigen US-Energieverbrauch immer dramatischer und teurer werden.

Last but not Least:
Die Außenpolitik!
Weitgehende durch US-Fehler verursacht ist der Nahe Osten zu einem noch schlimmeren Pulverfass geworden.


Selbst die konservative FAZ gratuliert Osama bin Laden zu seinem Erfolg.
(BTW – ich schließe mich denjenigen an, die den Tod des FAZ-Feuilletonisten und Herausgebers Schirrmacher bedauern. Er war ein Guter.)

Bin Ladins Traum ist wahr geworden
Abu Bakr al Baghdadi ist es gelungen, in Syrien und im Irak ein riesiges islamistisches Kalifat unter seiner Kontrolle zu errichten. [……] 
Seit der Eroberung der zweitgrößten Stadt des Irak, Mossul, durch die Dschihadisten am Dienstag und der Einnahme der Geburtsstadt Saddam Husseins, Takrit, am Mittwoch, sorgt die 2012 gegründete Terrorgruppe international für blankes Entsetzen. Hunderttausende sind auf der Flucht vor den Extremisten, die mit ihrer Hit-and-Run-Taktik die Armee des irakischen schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al Maliki mit einer Leichtigkeit überrannt haben, die selbst Militärfachleute überrascht. [……] Das berüchtigte Gefängnis von Abu Ghraib musste Malikis Regierung im April räumen lassen, weil es mitten im Kampfgebiet steht. Weder Falludscha noch die Provinzhauptstadt Ramadi sind noch in der Hand der staatlichen Einheiten. Und die Erfolge der vergangenen Tage stärken Baghdadi weiter: In Mossul plünderten seine Männer das Hauptquartier des dritten Armeeregiments, von den erbeuteten Waffen kann die Truppe noch lange zehren.
[……] Und ein klares ideologisches Ziel verfolgt die Terrorgruppe auch: Nicht nur mit Anschlägen, sondern mit gezielten Operationen, die die Möglichkeit zum taktischen Rückzug lassen, strebt die Isis-Führung die Herrschaft über die historische Levante an, das Gebiet, das von Palästina über Libanon bis Syrien reichte, und in den Irak hinein. Ganz bewusst weckt Al Baghdadi mit seinem Kampfnamen Erinnerungen an die Blütezeit des Islam: Abu Bakr war ein Kampfgefährte des Propheten Mohammed und nach dessen Tod der erste Kalif. Ihm eifert er nach. [……]

Ob nun Obama, Clinton oder Supermann im Oval Office hocken – der Schlamassel ist kaum lösbar.
Der Irak und ganz Syrien in Flammen. Mit ein paar Drohnenangriffen läßt sich das nicht stoppen und wie nachhaltig erfolgreich US-Bodentruppen im Jahr 2003 waren, haben wir alle noch in Erinnerung.


Mehr als ein Jahrzehnt nach der US-geführten Invasion im Irak rächen sich nun die fundamentalen Fehler, die damals von der Regierung unter US-Präsident George W. Bush begangen wurden. Der bedrohliche Vormarsch der radikalislamistischen Terrormiliz Isis bringt nicht nur den Staat Irak an den Rand des Scheiterns.
Da Isis auch die virulenteste Kraft im benachbarten Syrien ist, entsteht ein riesiger staatenloser Raum, den die Gotteskrieger zum Training, zum Schmuggel von Waffen und zur Rotation von Kämpfern an beiden Fronten nutzen können. Die Geiselnahme von Dutzenden türkischen Staatsbürgern kommt obendrein einem Angriff auf das Nato-Land Türkei gleich, dessen Ministerpräsident Erdogan sich als eiserner Schutzpatron türkischer Interessen präsentiert. Die Hinnahme einer Demütigung kann sich Erdogan politisch nicht leisten.
[…] Grundlegende Ursache des Chaos ist die spektakulär verfehlte Irak-Politik von Bush. Die neokonservative US-Administration hatte den Irak in eine Modelldemokratie umwandeln wollen – als Teil des unfassbar überambitionierten Projekts "Greater Middle East", mit dem diese gesamte Weltregion zu Amerika-kompatiblen Systemen mutieren sollte. Der Kardinalfehler im Irak war die Entscheidung des amerikanischen Prokonsuls Paul Bremer, die regierende Baath-Partei sowie die starke Armee kurzerhand aufzulösen. Damit zerbrachen die beiden Hauptsäulen, auf denen der irakische Staat ruhte. Tausende gut ausgebildete sunnitische Soldaten, ihrer Perspektiven beraubt, liefen zu Radikalen über. Und indem die USA die von Saddam unterdrückten Schiiten an die Macht brachten und Ministerpräsident al-Maliki nichts Vordringlicheres zu tun hatte, als seinerseits die Sunniten zu demütigen, gossen sie Öl in das schwelende Feuer des sunnitisch-schiitischen Schismas. […]
 

Daß die geisteskranke Hybris-Politik GWBs die Hauptschuld an dem Desaster trägt ist genauso wahr wie irrelevant.

 Falls Hillary Clinton in zweieinhalb Jahren US-Präsidentin werden sollte, ist es IHR Problem.
Ich befürchte, daß auch einer der intelligentesten Politiker der Welt, nämlich Bill Clinton*, dabei ratlos sein wird, wenn er seiner Frau dann Tipps geben soll.

Den Job möchte ich ums Verrecken nicht haben.

Natürlich würde ich den Wahlkampf Hillary Clintons unterstützen und sie auch wählen.
Aus dem einfachen Grund, daß eine Alternative in jedem Fall schlimmer wäre. Ein GOPer mit den „Nuclear Codes“ in der Hand könnte das Ende der Welt bedeuten, wenn Israel in die ISIS-Zange gerät, der NATO-Partner Türkei angegriffen wird, sich der Atomwaffenstaat Pakistan auflöst und womöglich auch noch die kraftstrotzenden neoautoritären Staaten Russland und China ínvolviert werden.