Die
Forderung homöopathische Methoden ins Medizinstudium aufzunehmen, ist genauso
sinnlos, wie der Vorschlag im Astrophysik-Studium auch Astrologie zu lehren.
Homöopathie
ist reiner Unsinn. Sie mit einem seriösen Studium zu adeln ist also nicht nur
unredlich, sondern fachlich unmöglich.
Homöopathie
ist irrational und insofern prinzipiell nicht mit an Fakten orientierten
wissenschaftlichen Methoden zu behandeln.
Ähnliches
gibt es auch in der Theologie. Dort widersprechen viele Dogmen historischen
Fakten.
Es
müssen also Dinge geglaubt werden, die schlicht unwahr sind.
Wer also
rein wissenschaftlich arbeitet, kann ein Theologiestudium nicht abschließen.
Natürlich
kann man auch nicht das Erstellen von Horoskopen seriös lehren, weil das purer
Humbug ist.
Dennoch
gibt es in fast allen Zeitungen Horoskope.
Der
Mensch ist nun mal dumm und will gern an Unsinniges glauben.
Selbst
wenn man es sich nicht selbst eingestehen will, so etwas ernst zu nehmen, neigt
man dazu doch mal ein Horoskop zu lesen. „Aus Spaß“.
Den
Leichtgläubigen und Esoterikwilligen kann man es wie bei der Homöopathie leicht
machen, indem man ihnen etwas ihren Erwartungen Entsprechendes suggeriert, oder
eben beim Sternzeichenhoroskop in der BILD-Zeitung so vage formuliert, daß die
Prognosen auf fast alle zutreffen.
Die Kommunikationswissenschaftlerin
Katja Furthmann erklärt es.
[….]
Da gibt es viele Tricks: Formulierungen
wie "Eine Entscheidung, eine Veränderung steht an, Sie werden Vorteil
erlangen" sind Rahmen, die alle Situationen abdecken können. Auch legt man
sich nicht auf einen Bereich fest, man sagt also nicht: "Sie werden Glück
in der Liebe haben", sondern besser "In Liebe, Beruf und Gesundheit
geht es bergauf". In irgendeinem Bereich trifft das dann zu.
[….]
Für den einen ist das nächste Woche, dem
anderen passiert es im nächsten Jahr. Auch hier kann man nie das Gegenteil
beweisen.
[….]
Häufig werden auch Gegensätze formuliert:
"Sie sollten weniger grübeln und mehr Tatendrang beweisen". Dadurch
entstehen Skalen der Befindlichkeit, auf denen jeder Leser seine eigene
Position findet. Auch Gegensätze werden gern verwendet, etwa der Rat, dass man
Chancen und Karrieremöglichkeiten nutzen, aktiv sein, Vorgesetzten Forderungen
stellen soll. Andererseits soll man Geduld haben, bei Konflikten abwarten,
alles prüfen, Zurückhaltung zeigen. [….]
[….]
Die sprachlichen Elemente besitzen ein
Allgemeinheitspotenzial, die der Einzelne für sich interpretiert, das heißt: Es
kommt auf den Leser an, wie weit ein Horoskop zutrifft. Psychologische
Untersuchungen haben festgestellt, dass man sich in den Eigenschaften
wiederfindet, wenn man daran glaubt. [….]
Eine
intellektuelle Stufe höher gibt es ein ähnliches Phänomen in der Psychologie.
Liest
man als interessierter Laie Definitionen psychischer Krankheitsbilder, ist
man stets geneigt entweder sich selbst, oder doch einen Bekannten darin zu
erkennen.
Ursächlich
dafür sind die vielen allgemein geläufigen Begriffe wie „Neurose“ oder „Psychopath“,
die man selbst verwendet, ohne aber wirklich die wissenschaftliche Definition
dafür zu kennen.
Die
Erfahrung machte ich das erste mal, als ich in der 11. Klasse Fritz Riemanns
Psycho-Klassiker „Grundformen der Angst“ von 1961 lesen sollte.
Zunächst
war ich nicht sehr interessiert an dem Thema; einer Aufteilung der Menschen in
vier Charaktertypen, die jeweils durch eine Grundangst definiert wurden.
Schizoide,
depressive, zwanghafte oder hysterische Persönlichkeiten:
Die schizoiden
Persönlichkeiten
Die Hauptangst des
Schizoiden ist die Angst vor der Selbsthingabe und dem Ich-Verlust (im Sinne
eines Charakterverlustes). Er ist ichbezogen, strebt nach Individuation und
meidet zu starke Nähe und Bindung. Sein Gegensatz ist der Depressive.
Die depressiven
Persönlichkeiten
Die Hauptangst des
Depressiven ist die Angst vor Selbstwerdung, Eigenständigkeit und der daraus
resultierenden Einsamkeit. Er sucht die Abhängigkeit von anderen und meidet
Selbstständigkeit. Er ist der Gegentyp zum Schizoiden.
Die zwanghaften
Persönlichkeiten
Die Hauptangst des
Zwanghaften ist die Angst vor Wandlung, Risiko und Vergänglichkeit. Er ist
ausgerichtet auf Wahrung von Tradition und Sitten, strebt nach Beständigkeit
und Dauer und ist somit der Gegentyp zum Hysterischen.
Die hysterischen
Persönlichkeiten
Die Hauptangst des
Hysterischen ist die Angst vor Notwendigkeit, Endgültigkeit und begrenzter
Freiheit. Dieser Typ strebt nach Freiheit, Wandel und Risiko und ist der
Gegensatz zur zwanghaften Persönlichkeit.
(Wiki)
Nach dem
Lesen des ersten Kapitels war ich Feuer und Flamme.
Die
Beschreibung der schizoiden Persönlichkeit entsprach zu 100% mir.
Noch nie
hatte ich eine so treffende Definition meiner eigenen Psyche gelesen.
Ich war
also schizoid.
Es
erschien mir völlig überflüssig noch weiter zu lesen, da ich schon so gut
getroffen war. Wieso also noch den „depressiven Typen“ lesen, der laut
Definition das diametrale Gegenteil des Schizioden war?
Meine Lehrerin verlangte aber das ganze Buch zu lesen und dann kam auch erst die
eigentliche Überraschung des Buches:
Riemanns Depressiver Typ, also das Gegenteil von mir, war erneut eine 100%ige Beschreibung meiner selbst.
Riemanns Depressiver Typ, also das Gegenteil von mir, war erneut eine 100%ige Beschreibung meiner selbst.
Als
15-Jähriger bog ich mir die Bedeutungen der Begriffe „schizoid“ und „depressiv“
offenbar so zurecht, daß sie immer genau passten.
So ist
das mit der Psychologie als Wissenschaft: Man überlasse sie nicht Laien zur
Selbstdiagnose.
Aber es
klingt eben immer so gut.
Prof
Otto Kernberg, 88, der vermutlich weltweit größte Experte für Narzisstische
Persönlichkeitsstörungen spricht nicht über Patienten, die er nicht persönlich
untersucht hat.
Und hat
er jemand untersucht, spricht er schon wegen der Schweigepflicht nicht mehr
über ihn.
Kernberg
spricht also öffentlich über gar keine lebenden Menschen psychoanalytische
Urteile.
Sehr
seriös.
Aber
wenn es um Tote und theoretische Definitionen geht, drängt sich Donald Trump so
extrem auf, daß man als Laie einfach nicht widerstehen kann.
Das trifft
so gut. Trump muss genau diese Art Störung haben.
[….]
Über die Psyche toter Politiker spricht
Kernberg. Hitler habe, genau wie Stalin, eine narzisstische Persönlichkeitsstörung gehabt, und zwar eine bösartige,
maligner Narzissmus ist der Fachbegriff. Bei ihnen paare sich das Gefühl der
eigenen Großartigkeit mit schwerer Aggression, einer paranoiden
Grundeinstellung und antisozialem Verhalten; Personen mit dieser Kombination
wollten nicht nur geliebt werden, sondern auch die totale Unterwerfung. Das
stelle die Grenze des Therapierbaren dar, sagt Kernberg, es sei gerade noch
behandelbar. Ganz kurz der Gedanke, was alles hätte verhindert werden können,
hätte Hitler nur einen guten Therapeuten gehabt. [….]
Donald
Trump und „maligner Narzissmus“ – das passt wie die Faust auf’s Auge!