Samstag, 23. Dezember 2017

Drei Bischöfinnen zum 23.12.17



Eigentlich hatte ich heute gar keine gute Laune, aber bei diesen News mußte ich natürlich schallend lachen:

"Käßmann beklagt Inhaltsleere des Weihnachtsfestes"

Und da spricht immerhin die absolute Koryphäe der Inhaltsleere!

Margot Kässmann: Mehr als Ja und Amen
Gibt es Jämmerlicheres, als wenn Erwachsene beim Besuch im Kindergarten oder in der Grundschule so tun, als wären sie selbst Kindergartenkinder oder Grundschüler? Dieses literarische Leben auf Kredit, diese geborgte Naivität, dieses Sich-blöd-stellen mit großen Stauneaugen ist der basso continuo von Margot Kässmanns publizistischem Oevre. "Für dieses Buch habe ich über viele Monate Zeitungsauschnitte gesammelt und war am Ende fast erschlagen von der Vielfalt der Probleme, der Stimmen, der Ansätze", schreibt sie. Ein unnötiges Buch, von der Konzeption her Kraut und Rüben, in der Ausführung lieblos hingerotzt, ein Buch, dessen Leser sich wie zu Unrecht ans Kreuz geschlagen fühlen müssen.

Margot Käßmann: "Sehnsucht nach Leben"
Zwölf Aufsätzlein der Ex-EKD-Vorsitzenden zu Themen wie Mut, Trost, Liebe und Geborgenheit versammelt dieses leider illustrierte Büchlein. "Ich denke, jeder Mensch muss für sich selbst herausfinden, wo die eigenen Kraftquellen liegen", schreibt Margot Käßmann darin. Aus dem Mund einer FDP-Vorsitzenden klänge das akzeptabel, für eine protestantische Theologin aber ist das bis zur Selbstaufgabe lasch und opportunistisch: ein Offenbarungseid.

Margot Kässmann: "In der Mitte des Lebens"
Aus groupiehafter Sehnsucht nach der medialen Wiederaufstehung einer wegen Trunkenheit am Steuer zurückgetretenen Landesbischöfin und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland ein grauenhaftes Mischmasch aus Sermon, Erbauungsliteratur und moralisierenden Textautomatenbausteinen über Monate an die Spitze der deutschen Bestsellerlisten zu jubeln – für solch merkwürdige Heiligenverehrung kennt man meines Wissens im Norddeutschen das schöne Wort "katholisch!"

Aus dem frommen Hamburger Abendblatt guckt mir heute natürlich die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs entgegen und verkündet:

[….]  In diesem Moment zählte nicht das, was uns trennt, sondern nur die Begegnung.    Wenn ich unsere Weihnachtsgeschichte lese, dann finde ich darin genau das: Es zählt der Augenblick. "Euch ist heute der Heiland geboren", sagt der Engel. Heute! Vergrabt euch nicht im Gestern und lasst euch nicht gefangen nehmen vom unsicheren Morgen. Und die Hirten überlegten nicht lange, sondern machten sich auf den Weg. Sie fanden das Kind in der Krippe. [….] Wir sollten uns weder in die Vergangenheit noch in die Zukunft verlieben. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, die Zukunft nicht vorhersagen. Erst einmal steht etwas anderes auf dem Programm: die Gegenwart, das Heute, das Jetzt. Das ist für mich die Botschaft der Weihnachtsgeschichte.
Nicht im ängstlichen Grübeln liegt der Trost, sondern im beherzten Tun und Dasein – heute. Und dieses Jetzt ist unmittelbar mit dem Nächsten verbunden. Es ereignet sich in der Gegenwart, in der ich einen Bettler sehe oder ein Kind, das etwas von mir möchte. In der eine Fremde mich nach dem Weg fragt und ein einsamer Mensch meine Zuwendung erbittet.
Weihnachten heißt für uns Christen: Es ist die Zeit angekommen, um dem Erbarmen Gottes auf die Welt zu helfen. [….]

Tja, wenn da irgendetwas dran wäre an dem Erbarmen Gottes, das an diesem Tag auf die Welt komme, gab es ja schon 2.000 Gelegenheiten seit Jesu Pubertät.
Geholfen hat es ja offensichtlich gar nichts. Krebs, Aids, Krieg, Hunger, Folter, Mord, jeden Tag 20.000 verhungerte Kinder weltweit, Vertreibungen, Rassismus, Homophobie, Brexit, Trump, Erdogan, Lindner, Umweltzerstörung, Tier-Ausrottungen, Waffenexportrekorde feiern fröhlich die Abwesenheit des Gotteserbamen.

Die letzte GONG-Kolumne der bayerischen Bischöfin Breit-Keßler kann ich hier leider nicht besprechen, da ich nach dem ersten Lesen mehrere Stunden ohnmächtig auf dem Klo saß.
Heute suchte sie mich allerdings erneut in Gestalt eines SZ-Artikels heim.
Die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler war im Knast.
Natürlich nicht zum stillen Besuch, sondern nachdem sie dazu die Presse geladen hatte. Denn wozu Gutes tun, wenn niemand darüber berichtet und man sich nicht in allgemeiner Bewunderung sonnen kann?

[…..]  Es gibt keinen Heiligen Abend in Haft. Es gibt keine Bescherung, kein Familientreffen, keinen Entenbraten und keinen Tannenduft. Weihnachten ist in der Haftanstalt, wenn es in den Ablauf passt. Und "Stille Nacht" wird nicht am Sonntagabend, sondern am Freitagmittag gesungen. [….] Weihnachten in Haft, das sind drei Tage ohne Unterbrechung mit sich und seinen Gedanken. Drei Tage Zeit zum Grübeln. Da kommt die Frau gerade recht, die da vorne am Altar steht und den Strafgefangenen in der Haftanstalt Stadelheim zuruft: "Fürchtet euch nicht."
Sie sagt es immer wieder: "Fürchtet euch nicht." Sechs Mal wiederholt die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler die Worte des Engels, der zu den Hirten sprach. Dann fügt sie etwas Wesentliches hinzu: "Wer so etwas sagt, der weiß, dass manches zum Fürchten ist." [….]
 Bei "O du fröhliche" holen sie die Taschentücher raus. Beim Vaterunser nehmen sie sich an den Händen und halten sich aneinander fest.
Der Knabenchor, die Predigt, die Stimmung: Manche Häftlinge ertragen das nicht.
Manche sind erst gar nicht gekommen. "Die schaffen es einfach nicht", sagt Sandro Nitsche, der hier verantwortlich ist. "Wenn sie die Kinder sehen, gefriert ihnen das Herz zu sehr." [….]
 Auch Beate Zschäpe ist nicht gekommen. [….]
Nach dem Segen geht es um 15.30 Uhr in die Zelle, dann wird abgeschlossen. Die Gefangene Maria hat schon während des Gottesdienstes Tränen vergossen. Sie denkt an ihre alte Mutter, bei der sie so gerne wäre. "Ich bin nah am Wasser gebaut", sagt sie. "Wenn dann morgens die Zelle wieder aufgeht, dann kommt bei mir die Sintflut."
[….] "Fürchtet euch nicht", sagt die Bischöfin, nicht vor der Dunkelheit, aber vor allem auch nicht vor dem Licht. "Wer sich selber anschaut, seine Tat, die eigene Abhängigkeit, die Gewaltbereitschaft, dem kann schon der Schreck in die Glieder fahren." Später sagt Breit-Keßler: "Dass ich hier in der JVA bin, ist auch ein Signal an die Gefangenen: Ihr seid da draußen willkommen." [….]

Missionierung im Gefängnis ist ähnlich perfide, wie das Rumlungern von Geistlichen auf Intensivstationen. Da können die Menschen nicht wegrennen.
Knastinsassen machen alles, das auch nur die leiseste Abwechslung des unerträglich öden Gefängnisalltags bedeutet.
Außerdem kann man sich die Gelegenheit Punkte für „gute Führung“ zu sammeln nicht entgehen lassen.
Deswegen sind auch rund 99% der zwei Millionen amerikanischen Schwerverbrecher in den Knästen Christen.
Man bekommt de facto nämlich nie Bewährung, wenn man sich nicht glaubwürdig darlegen kann „zu Gott gefunden“ zu haben.

Aus theologischer Sicht hatte der Landesbischof der Hannoverschen Landeskirche Eduard Lohse (* 19. Februar 1924; † 23. Juni 2015) wohl doch recht, als er anlässlich der Amtsübernahmen Käßmanns grundsätzlich die Eignung von Frauen für das Bischofsamt bezweifelte.
Aber als Atheist freue ich mich natürlich über das feminine Plapperpower.
So bekommt man die noch Gläubigen umso schneller dazu auch aus der Kirche auszutreten.