Was für
ein bizarrer Twist – der schlimmste Online-Hetzblog, Bergers
Philosophia-Phimose – wettert gegen meinen Lieblingsminister
Heiko Maas und ich kann es nicht in Bausch und Bogen verdammen, weil ein ganz kleines
Körnchen Wahrheit in der ansonsten gewohnt bösartig-verlogenen Tirade liegt.
Es geht, wieder einmal um Wladimir Putin, den Helden der islamophoben Rechtsradikalen, die ihn nämlich als Verbündeten gegen Liberalität, Schwulheit und Atheismus ansehen.
Das ist
natürlich alles großer Blödsinn, da Putin vermutlich weit weniger ideologisch
und germanophil ist, als sich das Elsässer und AfD wünschen, aber RT lässt sich
so schön dazu einsetzen, um die deutsche Regierung zu diskreditieren.
PP
verlinkt auf den Compac-Autor Marc Dassen, der wutschnaubend und geifernd den
Rücktritt des deutschen Außenministers fordert, da dieser in der leidigen Causa Skripal gelogen
habe.
Dürfen
Staaten töten? Fraglich
Hat
Russland einen Mord befohlen? Möglich.
Unumstößliche
Fakten sind nur der Giftanschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter Yulia.
Sie ist
außer Lebensgefahr und auch er scheint stabilisiert zu sein.
Das
verwendete Gift Nowitschok ist identifiziert.
Alles
andere sind Indizien, die Heiko Maas so ernst nimmt, daß ihm keine andere
Urheberschaft als die Russlands plausibel erscheint.
Der
Jurist Maas drückt sich dabei vorsichtig und korrekt aus.
Ja, es
ist durchaus wahrscheinlich, daß irgendwer, irgendwann in Russland den Mord
an Skripal befahl. Möglicherweise sollte ein Zeichen an andere potentiell
abtrünnige russische Agenten gesetzt werden: Egal in welchem Land ihr euch
versteckt, ihr werdet für den Verrat büßen.
Indem
die Bundesregierung aber antirussische diplomatische Sanktionen Englands
mitträgt, verhält sie sich politisch so, als ob die Schuld des Kremls bereits
bewiesen wäre.
Das ist
aber eben gerade nicht der Fall.
Ist gibt
für alle Indizien Widersprüche und zu allen Thesen Gegenthesen.
Moskau sagt,
es besitze kein Nowitschok mehr, aber 20 andere Staaten wären in der Lage es
herzustellen.
Außerdem
gäbe es in London und Washington ein großes Interesse Russland die Schuld in
die Schuhe zu schieben.
Auch das
kann sein. Tatsächlich half das rabiate Vorgehen der britischen Regierung der
Premierministerin May sehr. Ein dringend benötigter Boost für die Umfragewerte
der in Bedrängnis Geratenen.
Seit
Wochen behauptet London so ziemlich alles, das gerade noch unter der Schwelle
eines Beweises liegt.
[….]
Bei keinem anderen Land gebe es die
Kombination aus Fähigkeit, Absicht und Motiv für eine Tat wie in Salisbury,
sagte Premierministerin Theresa May am Montag. Es gebe Beweise, dass Russland
den Einsatz chemischer Kampfstoffe für Attentate erforschen ließ. [….]
Wir
haben zwar keine Ahnung, ahnen aber irgendwie, es könnte Russland gewesen sein,
weil die das eigentlich hinbekommen müssten und ihnen das irgendwie in den Kram
passt?
Nur der
Mann, der in England phänotypisch am ehesten an Trump heranreicht, Boris
Johnson, behauptet die britische Regierung habe einen Beweis gegen Putin.
Johnson spielt
zwar in einer niedrigeren Liga, kann noch keine 2.500 dokumentierten Lügen wie
der US-Präsident aufweisen.
Aber so
dreist und häufig wie Trump lügt niemand.
Boris
Johnson bemüht sich aber und hat immerhin den gesamten Brexit-Wahlkampf auf
einer Lügenkaskade aufgebaut, behauptete beispielsweise immer wieder, ohne die
EU-Mitgliedschaft könne London wöchentlich (!) 350 Millionen gesparte Pfund in den National Health Service
(NHS) stecken.
Blanker
Unsinn, von dem Lügen-Boris und seine Brexiteers einen Tag nach der
entscheidenden Abstimmung wieder abrückten.
Johnson
wurde stattdessen Außenminister und log weiterhin immer mal wieder öffentlich.
[….]
Hat Boris Johnson im Fall des vergifteten
Ex-Agenten Skripal gelogen? Der britische Außenminister muss sich peinliche
Fragen gefallen lassen - und bringt die eigene Regierung in Bedrängnis. Wieder
einmal.
[….]
Gary Aitkenhead, Chef des Defence Science
and Technology Laboratory, sagte am Dienstag über die Herkunft des bei der
Attacke auf Skripal und dessen Tochter verwendeten Gifts: "Wir haben die
genaue Quelle nicht identifiziert." [….] Für die britische Regierung ist diese Selbstverständlichkeit ein
Problem - vor allem für Boris Johnson. Der Außenminister gehört zu jenen, die
Moskau im Fall Skripal am heftigsten attackieren. Auf die Frage nach der
Herkunft des Gifts hatte Johnson erst kürzlich in einem Interview mit der
"Deutschen Welle" geantwortet, die Experten aus Porton Down hätten
"keinen Zweifel".
Am Mittwoch wies zudem
die russische Botschaft in London auf Twitter genüsslich darauf hin, dass das
britische Außenministerium einen Tweet vom 22. März mittlerweile gelöscht hat. [….]
Zu allem
Übel zeigte sich Johnson schon früher rabiat Russland-feindlich, ließ jede
Diplomatie vermissen, verschlimmerte Englands Position immer wieder, indem er
sich mit absurden Behauptungen um Kopf und Kragen redete.
[….]
Boris-Johnson-Spruch über Libyen:
„Unglaublich krass, kaltblütig, grausam“ Der britische Außenminister hat mit
einer Bemerkung über Tote in Libyen Empörung ausgelöst. Er verglich die Stadt
Sirte mit der florierenden Metropole Dubai - man müsse nur „die Leichen
wegräumen“. [….]
(SPIEGEL
ONLINE - 04.10.2017)
[….]
Prosecco gegen Fish & Chips: Boris
Johnson blamiert sich mit Brexit-Plänen. Der britische Außenminister will trotz
Brexit vollen Zugang zum EU-Binnenmarkt. Die Italiener lockt er mit angeblichen
Vorteilen für ihren Prosecco-Absatz. [….]
(SPIEGEL
ONLINE - 17.11.2016)
[…..]
„Unglaublich unsensibel“: Johnson zitiert
kolonialistisches Gedicht in Ex-Kolonie. Der britische Außenminister hat bei
einem Besuch in der einstigen Kolonie Burma beinah einen diplomatischen Eklat
provoziert. [….]
(SPIEGEL
ONLINE - 30.09.2017)
[….]
Tagelang weigerte sich der britische
Außenminister, einen Fehler einzugestehen. Nun gab Boris Johnson im Parlament
zu: Seine lapidare Äußerung über eine in Iran inhaftierte Britin habe ihre Lage
verschlimmert. […..]
(SPIEGEL
ONLINE - 13.11.2017)
[…..]
Johnson wirft Russland Destabilisierung
Europas vor. Schwerwiegende Vorwürfe - oder einfach nur lächerlich? Vor seinem
Besuch in Moskau hat der britische Außenminister Johnson harte Anschuldigungen
gegen die russische Regierung erhoben. [….]
(SPIEGEL
ONLINE - 22.12.2017)
[….]
„Übel,
militaristisch, undemokratisch": Mit harschen Attacken auf den Kreml hat
der britische Außenminister Johnson seinen Besuch in Moskau begonnen. [….]
(SPIEGEL
ONLINE - 22.12.2017)
Das ist
nicht hilfreich nachdem
es 2003 doch die britische Regierung war, die mit einer Lüge über angebliche
Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein in den Irakkrieg anzettelte, damit
den halben Nahen Osten in Flammen setzte, Hunderttausende Tote und Millionen
Vertriebene verursachte.
Deutschland
sitzt schön in der Patsche. England ist schließlich als EU-Partner (noch) und
NATO-Partner einer der engsten Verbündeten und zudem als UN-Vetomacht und
Atommacht außerordentlich wichtig.
Wie
sollte sich ein deutscher Außenminister Maas, der erst wenige Tage im Amt ist,
gegen England stellen?
Aber das
May-Johnson-Britannien macht es ihm sehr schwer.
Compacs
schäumender Maas-Hetzer Dassen, auf den Berger stolz verweist, verfügt
natürlich auch über keine andere Informationen, erzählt lediglich das nach, was
man auf Spiegel Online und anderswo lesen konnte: Daß Gary Aitkenhead, Chef des
Defence Science and Technology Laborator anders als von Johnson behauptet, eben
nicht die genaue Quelle des Giftes beweisen konnte.
Im Folgenden
lügt Compac, daß auch Maas genau das behauptet habe.
Das ist
großer Unsinn, Maas hatte sich auf die Britische Regierung bezogen und gesagt,
er verfüge über keine andere plausible Erklärung als die Urheberschaft
Russlands.
(Eine durchaus bestehende Möglichkeit).
(Eine durchaus bestehende Möglichkeit).
Er hat
aber eben nie behauptet es gäbe Beweise – anders als Johnson.
Daß die
rechte Alternativmedienmaschine aber überhaupt einen Angriffspunkt findet, um
gegen die eigene Regierung zu agitieren, liegt natürlich an der höchst dubiosen
Handlungsweise der Briten und womöglich auch an der gelungenen PR Moskaus.
Für Maas
gab es da keinen sauberen Weg hinaus.
Die Bundesrepublik trägt zwar die Sanktionen ihrer Partner USA und GB mit, weist aber tatsächlich mit drei Diplomaten so wenige aus, daß die Arbeit der russischen Botschaft kaum eingeschränkt wird.
Die Bundesrepublik trägt zwar die Sanktionen ihrer Partner USA und GB mit, weist aber tatsächlich mit drei Diplomaten so wenige aus, daß die Arbeit der russischen Botschaft kaum eingeschränkt wird.
[…..]
Vor wenigen Tagen fragte ein russischer
Bekannter: Christina, was macht ihr eigentlich da im Westen? Er meinte das
Vorgehen im Fall des vergifteten früheren Doppelagenten Sergej Skripal. Die
Stimmung gegenüber den europäischen Ländern werde immer schlechter, klagte der
Bekannte, selbst bei jenen wie ihm, die dem System von Wladimir Putin kritisch
gegenüberstehen. Letztendlich spiele der Westen dem Präsidenten in die Hände,
der sich einmal mehr als Beschützer seines Volkes inszenieren könne. Der
Bekannte klang resigniert.
Leider hat er recht.
Denn vier Wochen nach dem Anschlag auf Skripal und seine Tochter fragen sich
auch in Russland viele, welche Belege es für die Schuld Moskaus denn nun
eigentlich genau gibt. Außer der öffentlichen Erklärung, man habe nach
geheimdienstlichen Erkenntnissen den Eindruck gewonnen, dass eine andere
Erklärung nicht plausibel sei.
[….]
Wir
sehen hier exemplarisch in welchen Abgrund uns die Politiker neuen rechten Typs
wie Johnson und Trump reißen:
Sie verstricken sich so in ihre Lügenmärchen, daß ihre Verbündeten in Teufels Küche kommen und ihre Gegner leichtes Spiel haben.
Sie verstricken sich so in ihre Lügenmärchen, daß ihre Verbündeten in Teufels Küche kommen und ihre Gegner leichtes Spiel haben.
Nachtrag:
[….]
Chinesen zufrieden: Plan, Skripal zu
vergiften, um Russland und Westen gegeneinander zu hetzen, geht voll auf
"Operation
Nowitschok war die beste Idee seit Langem!" – mit gegenseitigen
Gratulationen hat die Spitze der Regierungspartei der Volksrepublik China heute
den Erfolg ihrer geheimen Pläne gefeiert, Russland und den Westen gegeneinander
aufzubringen. Auch Staatspräsident Xi Jinping ist vollauf zufrieden.
Zuvor hatte der für
"Operation Nowitschok" zuständige Geheimdienstkoordinator Lang Zhen
gegenüber den wichtigsten Funktionären der Kommunistischen Partei dargelegt,
wie es China mit einfachsten Mitteln gelang, seine beiden größten militärischen
und wirtschaftlichen Konkurrenten bis an den Rand eines Krieges zu treiben. [….]
[….]
Gerhard Schindler, ehem. Präsident
Bundesnachrichtendienst:
"Ich glaube, die
Sachlage ist sehr komplex und lässt viele Fragen offen und die Beweislage ist
nach meiner Auffassung nicht so robust wie die getroffenen Maßnahmen vermuten
lassen."
Bekannt ist bis dato
nur der Ursprung der Nowitschok: der Wissenschaftler Mirsanjov machte das
geheime Programm der Sowjets in den 90er Jahren öffentlich.
Russland hat aber bis 2017 alle Chemiewaffen vernichtet.
Offiziell gibt es also keine Nowitschoks mehr.
Aber: auch westliche
Staaten haben offenbar zu Schutzzwecken an Nowitschoks geforscht, etwa die USA
– und Großbritannien in diesem Militärlabor, erklärt der weltweit anerkannte
Chemiewaffenexperte Ralf Trapp.
Ralf Trapp,
Chemiewaffenexperte:
"In Fachkreisen wurde immer davon ausgegangen
als die Strukturen der Nowitschoks Anfang der 90er Jahre in die Öffentlichkeit
kamen, dass einige der Labors im Westen und auch anderswo sicher, zu
Schutzzwecken an diesen Stoffen gearbeitet haben". […..]