Der einzige Ausweg ist massive Einwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt. Wir brauchen netto eine halbe Millionen mehr Menschen im Jahr in Deutschland.
Das sind 1,5 Millionen Einwanderer nach Deutschland brutto jedes Jahr, erklärt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer.
Aber die meisten Deutschen sind so ignorant und unfreundlich, daß sie lieber erhebliche ökonomische Einbußen hinnehmen, als die Augen für die Realität zu öffnen.
[….] Ausländische Fachkräfte werden gesucht. Aber einen herzlichen Empfang dürfen sie in Deutschland eher nicht erwarten, zeigt eine Umfrage unter Arbeitnehmern. [….]
Unglücklicherweise sind alle im Bundestag vertretenden Parteien weit nach rechts gerückt, weil sie sich unter dem Trommelfeuer rechter Blogs, Springer, Julian Reichelts Hetz-Shows und der AfD kollektiv in die Hosen gemacht haben und ihr Heil darin suchen, sich als „AfD Light“ zu inszenieren. Hauptsache gegen die Ausländer lautet das neue Motto von Grün bis CSU. Die Verfassung und die Verfassungsrichter stören da nur.
Deutschland handelt, Deutschland wählt, aber nicht nur menschenverachtend und entgegen des Grundgesetzes, sondern zieht sich damit selbst die Schlinge um den ökonomischen Hals zu!
Wir brauchen mehr, nicht weniger Migration und die schon in Deutschland lebenden Migranten müssen dringend mehr, statt weniger gefördert werden. Sie müssen alle eine Arbeitserlaubnis bekommen und ihre Berufsabschlüsse haben gefälligst unkompliziert anerkannt zu werden.
[….] Wir haben uns schon im letzten Jahresgutachten ausdrücklich für mehr Zuwanderung ausgesprochen. Für die braucht es eine Willkommenskultur in den Ausländerbehörden. Bislang müssen wir zum Teil als Universitätsprofessoren mit zum Amt kommen, weil selbst unsere hoch qualifizierten Nachwuchsforscherinnen und -forscher aus dem Ausland dort sonst kaum durchkommen. Das ist ein Unding und muss sich ändern – das ist der Regierung auch klar. [….]
(Die Chefin der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer, 08.11.2023)
Die insbesondere von den Merzen und Söders dieser Republik erzeugte politische Stimmung ist also massiv wirtschaftsfeindlich.
Abgesehen von dieser toxischen Xenophobie, der auch immer noch ein irrwitziger „die nehmen uns die Arbeitsplätze weg“-Glaube zugrunde liegt, setzen die Linnemanns und Lindners stoisch auf den Irrglauben, „die“ Wirtschaft mache alles besser, als der Staat.
Dabei wäre der Mitarbeitermangel wesentlich weniger schlimm, wenn Unternehmer nicht so dämlich wären. Immer wieder zeigen Blindstudien, wie Bewerber bei völlig gleicher Qualifikation abgelehnt werden, wenn ihr Name türkisch, statt deutsch klingt. Jahrelang sind Myriaden in Deutschland lebende und in Deutschland studierte Jungakademiker mit „türkischen Migrationshintergrund“ frustriert nach Istanbul ausgewandert, weil sie dort als Arzt, Ingenieur oder Architekt sofort einen Job fanden, während erzkonservative hiesige Firmenchefs lieber Stellen unbesetzt ließen, als „einen Ausländer“ (mit deutschem Pass) einzustellen.
[….] Eigentlich ist das Grundgesetz nicht misszuverstehen. "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden", so steht es in Artikel 3, ziemlich weit oben also. Wer aber in Deutschland schon mal eine Wohnung gesucht hat und nicht Müller, Schneider oder Huber heißt, der könnte auf die Idee kommen, dass die Herkunft - oder das, was der Vermieter als Herkunft annimmt - manchmal vielleicht doch eine Rolle spielt.
Ähnlich wie mit der Wohnung verhält es sich auch mit dem Job. Schon vor Jahren haben Soziologen nachgewiesen: Namen oder Äußerlichkeiten, die nahelegen, dass die Familie eines Bewerbers nicht seit eh und je in Deutschland lebt, sind ein Nachteil. Und das nicht erst im Einstellungsgespräch, man muss erst mal überhaupt eingeladen werden. Den Mechanismen, die dieser Benachteiligung zugrunde liegen, nähert sich eine neue Studie an. Die Autorinnen, Janina Söhn und Sophie Krug von Nidda, haben für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung etwa 650 Bewerbungsprozesse untersucht und Tiefeninterviews mit Personalern geführt. Die Diskriminierung, so lässt sich das Ergebnis zusammenfassen, kommt häufig in einer Art Verkleidung daher: nämlich mit dem Satz, dass die Herkunft natürlich keine Rolle spiele. Wohl aber die Frage, ob die Kandidatinnen und Kandidaten zu den Mitarbeitern und zu den Kunden eines Unternehmens passten.
Da ist zum Beispiel die Personalerin aus dem Einzelhandel, die sagt: "Kopftuchträgerinnen haben es (...) sehr schwer." Das gelte insbesondere in Gegenden, in denen "die Reichen wohnen. Da können wir dann keine reinsetzen, die ein Kopftuch trägt". [….]
Der deutsche Drang, andere zu diskriminieren, als Wirtschaftshemmschuh.
Dazu kommt aber auch noch die finanzielle Gier der Unternehmer, deren kurzfristiges Shareholder-Value-Denken ins eigene Fleisch schneidet.
Beispiel Gesundheitsbereich, wo der Arbeitskräftemangel besonders eklatant ist.
Auch sie müssen massiv Kapazitäten abbauen, weil sie nicht genügend Leute haben.
[….] Von 2012 bis 2022 gut 1.100 Krankenhausbetten für Kinder abgebaut
In den Krankenhäusern hierzulande stehen immer weniger Betten für Kinder zur Verfügung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurden in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland insgesamt gut 1 100 Krankenhausbetten in speziellen Kinderfachabteilungen abgebaut. Das entspricht einem Rückgang von 4 %. Nimmt man die Kinder- und Jugendpsychiatrie aus, fällt der Abbau mit insgesamt rund 2 000 Betten noch größer aus. In diesem Bereich kamen im genannten Zeitraum gut 900 Betten hinzu. Im Jahr 2022 wurden somit gut 25 800 Betten zur Behandlung von Kindern registriert – der niedrigste Stand der vergangenen zehn Jahre. Im Jahr 2012 hatte es noch gut 26 900 Krankenhausbetten in der Kindermedizin gegeben. Die Bettenauslastung in den Kinderfachabteilungen ist in diesem Zeitraum ebenfalls gesunken, auch in Folge der Covid-19-Pandemie. [….]
(Statistisches Bundesamt, 19.10.2023)
Auch hier ist das Problem zu großen Teilen selbstgemacht. Nachdem gelbe und schwarze Politiker die Privatisierung der meisten Krankenhäuser durchdrückten, fließen nun Milliarden-Gewinne aus dem System in die Taschen der superreichen Klinikkonzerne, die viel mehr als staatliche Gesundheitseinrichtungen bei Personal und Ausbildung sparen. Der Solidaritätsgedanke ist ihnen fremd. Sie wollen kein Geld und keine Mühe in Ausbildung stecken. Examinierte, zu niedrigen Löhnen arbeiten wollenden Krankenschwestern, sollen am liebsten kostenlos vom Himmel fallen.
[….] 965 der 1.942 Krankenhäuser in Deutschland haben im Jahr 2017 Pflegefachkräfte ausgebildet. Das sind weniger als 50 Prozent, wie aus der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine schriftliche Anfrage der pflegepolitischen Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Pia Zimmermann, hervorgeht. Die Zahlen stammen aus der Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamts. Dabei wurden an 199 Ausbildungsstätten Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie an 914 Ausbildungsstätten Gesundheits- und Krankenpfleger ausgebildet. [….]
Besonders unrühmlich ist dabei der Part der Kliniken unter Kirchlicher Trägerschaft, die ihre Mitarbeiter offen diskriminieren dürfen, ihnen keine Tariflöhne zahlen und große Pflegeausbildungsstätten aus Kostengründen gleich ganz schließen. So geschah es bei der dem Wilhelmsburger Krankenhaus angegliederten Pflegeschule, die dem Erzbistum Hamburg gehörte.
[….] Die ungewisse Zukunft des wirtschaftlich angeschlagenen Wilhelmsburger Krankenhauses hat schon viele Menschen im Stadtteil bewegt. Zunächst gab es Gerüchte um den Verkauf des Krankenhauses, die Sarah Sieweke, Sprecherin des Krankenhauses dementierte. Die zum Krankenhaus gehörende Pflegeschule wird jedoch geschlossen.
„Erst startet der Hamburger Senat eine Ausbildungsoffensive, dann soll eine der erfolgreichsten Krankenpflegeschule in Hamburg geschlossen werden. Das ist in Zeiten, in denen alle über den Mangel an ausgebildeten Pflegerinnen und Pfleger klagen, gesundheitspolitischer Wahnsinn“, sagt Constanze Weichert vom „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“, das die Aktion unterstützt. [….]
Ein anderer extremer personeller Engpass betrifft die Fahrschulen in Hamburg.
Fahrschüler müssen bis zu einem halben Jahr auf einen Prüfungstermin warten, weil es viel zu wenige Fahrprüfer gibt. Auch das ist ein seit Jahren bekanntes und sich stets verschärfendes Problem.
[….] Bernd Ehlers, stellvertretender Vorsitzender des Hamburger Fahrlehrerverbandes, bestätigt die Misere: „Meine Schüler, die jetzt prüfungsreif sind, bekommen frühestens im Januar Termine.“ Der TÜV sei das Nadelöhr: „Die Fahrschulen bekommen ein festes Kontingent an Prüfungen, aber wenn Prüflinge mehr als einen Termin brauchen, reicht das natürlich nicht.“ In seiner Fahrschule etwa seien fünf Fahrlehrer beschäftigt, die 120 Prüfungstermine im Jahr bekommen: „Das kann auch nicht einfach so aufgestockt werden, weil der TÜV unter Fachkräftemangel leidet.“ [….]
(MoPo, 09.11.2023)
Fahrschüler verzweifeln und kommen leicht auf Kosten von über 5.000 Euro, weil sie in der Wartezeit weitere Fahrstunden nehmen.
Auch in der Causa „Keine Führerscheinprüfer“ sind die Probleme zusätzlich durch ausgemachte deutsche Arroganz verschärft. Für den Job eines Fahrprüfers wird nämlich ein abgeschlossenes Ingenieursstudium vorausgesetzt. Weil: Es ist Deutschland hier. Wer hier hinterm Steuer sitzen darf, muss mit höchsten akademischen Weihen überprüft werden.
[….] Das bestätigt der TÜV Süd, dem der TÜV Hanse zu 90 Prozent gehört (die restlichen zehn Prozent hält die Stadt Hamburg): „Der Markt für Fahrprüfer ist leergefegt“, so ein Sprecher zur MOPO. Die strengen Herren (und Damen), die bei der praktischen „Fahrerlaubnisprüfung“ auf der Rückbank sitzen, müssen ein abgeschlossenes Ingenieursstudium plus eine zweijährige TÜV-Ausbildung vorweisen. [….] Weil solche Spezialisten tatsächlich kaum zu finden sind, erlaubt der TÜV Hanse derzeit sechs erfahrenen Hamburger Fahrlehrern, sich als Quereinsteiger in sechs Monaten zum Fahrprüfer zu qualifizieren. [….]
(MoPo, 09.11.2023)
Aber, so viel Flexibilität traut man den Deutschen gar nicht zu, sagenhafte sechs Personen sollen nun sogar ausnahmsweise, querqualifiziert werden.
Das scheint dieses „Deutschlandtempo“ zu sein, von dem jetzt immer alle reden.