Mittwoch, 27. November 2019

Post-Trump – Teil II


Vor 24 Stunden endete ich mit „Dann bleibt eben Trump Präsident.“
Keiner weiß wie sehr sich die amerikanische Demokratie weiter destabilisiert.
Wahlmanipulationen im großen Stil durch finstere Mächte sind längst keine Verschwörungstheorie oder Fiktion (wie in Staffel 7 der Serie „Homeland“) mehr, sondern russische Bots, „Cambridge Analytica“ und den allmächtigen Zuckerberg gibt es wirklich.

Die gute Nachricht ist aber Trumps Geburtsdatum: 14. Juni 1946! Der Mann ist 73, frisst sehr ungesund, ist zu dick, regt sich immer wieder ganz fürchterlich auf und scheint offensichtlich Aufputschmittel zu konsumieren.
Also gibt es irgendwann eine biologische Lösung, wenn er den Löffel abgibt.
Schwer vorstellbar, daß tatsächlich eins seiner debilen Bälger nachfolgen würde.

Gut möglich, daß die Amerikaner dann auch wirklich erst mal die Nase voll haben von übergewichtigen Geronten mit losem Mundwerk und Grabsch-Fingern, die sie nicht bei sich behalten können.
Die Hoffnung der Demokraten auf die sich verändernde Demographie ist ebenfalls real. Die US-Bevölkerung wird weniger weiß und diverser.
Zumal Amerika aufgrund der abstrusen Verteilungs- und Gesundheitspolitik die einzige Industrienation mit deutlich sinkender Lebenserwartung sind.

[…] Drogen, Alkohol, Suizide in den USA -  Land der begrenzten Lebensmöglichkeiten.
Während in vielen Ländern die Lebenserwartung stetig steigt, sind die USA auf umgekehrtem Weg, dort sinkt sie schon das dritte Jahr in Folge. Forscher ergründen, woran das liegt. [….]

Daß all diese Faktoren automatisch zu einer liberalen politischen Stimmung führen, halte ich aber nicht für zwingend.
Die sozialen Medien, der Bedeutungsverlust seriöser Zeitungen und TV-Sender, die dramatische Unterfinanzierung öffentlicher Schulen, das mangelnde internationale Interesse, die sich radikal verschärfenden sozialen Unterschiede, die Religiosität und das Homeschooling bringen sagenhaft konservative Jung-Amerikaner hervor, deren Borniertheit uns Europäer immer wieder fassungslos zurücklässt.
Die Streuung ist zwar groß – es gibt also auch gebildete, polyglotte, interessierte und polylinguale Amerikaner – aber man kann durchaus ein gutes Leben mit Dr.-Titel und einem schönen Haus in der Vorstadt führen, ohne je das Land verlassen zu haben und in einer steinzeitlichen Moralwelt zu leben.
Promisekeeper, also junge Teenagerinnen, die in grotesken pseudo-inzestuösen Zeremonien ihren Vätern versprechen keinesfalls vor der Ehe Sex zu haben, sind ebenso an der Tagesordnung, wie Rassisten, Waffenfanatiker, Evolutions-Leugner und Verschwörungstheoretiker aller Art.
Vielleicht werden in der Post-Trump-USA nicht unbedingt geistig retardierte Senile mit hanebüchenen Ansichten (Pence, Bachmann) das Land übernehmen.
Aber ob die chronisch zerstrittenen Demokraten, die 90% ihrer Zeit für Nischenthemen und Political Correctness aufwenden, zum Zug kommen, muss man ebenfalls mit einem Fragezeichen versehen. Insbesondere, da sie legendär schlechte Wahlkämpfer sind, sich nicht auf Agenda-Setting verstehen und immer wieder arglos von der republikanischen Talking-Points-Front abprallen.
Unglaublich, die demokratische Partei steht seit drei Jahren dem schlechtesten und skandalösesten Republikaner-Präsidenten aller Zeiten gegenüber und hat es nicht vermocht sich auf einen Kandidaten zu einigen. Sie tritt mit einem wählerverwirrenden kakophonischen Chor an, dessen lauteste Sänger alle schon an der 80-Jahre-Marke kratzen. Als neuester Hoffnungsträger steigt nun der frühere republikanische Politiker Michael Bloomberg ins Rennen ein. Er ist 50 Milliarden Dollar schwer und wird in ein paar Wochen 78 Jahre alt.
Glückwunsch, das wird die Millennials an die Wahlurnen treiben. Noch ein superreicher Opa.

Wenn Trump endlich tot oder abgesetzt ist, wird wohl eher die Stunde geschmeidiger junger Ultrarechter wie Josh Hawley schlagen.

Hawley, 39, in der tiefsten Provinz von Arkansas geboren, wuchs in Missouri auf, studierte Jura und ist derzeit der jüngste US-Senator.

Er ist schlank und gutaussehend, tritt so locker vor der Presse auf, daß man fast vergisst welche zutiefst fundamentalistischen menschenfeindlichen illiberalen Ansichten er vertritt.

Er arbeitete für den radikalen Becket Fund for Religious Liberty, schrieb Gutachten für die Hosanna-Tabor Evangelical Lutheran Church und sitzt im Vorstand der ultrakonservativ-evangelikalen Blackstone Legal Fellowship.
Hawley lehnt die allgemeine Krankenversicherung strikt ab, klagte gegen den Affordable Care Act (Obamacare).
Er liebt Waffen, kämpft gegen jede Beschränkung für gun-owner und sieht nahezu jedes Übel als Folge der liberalen 60er und der Verwendung von Verhütungsmitteln.
Er bestreitet vehement das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe, will jede Form der Abtreibung unter Strafe stellen, bejubelte Trumps Entscheidung Kinder von ihren Eltern zu trennen und in Käfige zu sperren und das größte Übel ist für ihn natürlich vor- und außerehelicher Sex.

[….] Der erzkonservative US-Senator Josh Hawley bringt sich für die Zeit nach Trump in Stellung und tritt auf wie die Kennedys. Mit Facebook und Google hat er ein ähnlich großes Problem wie mit Sex vor der Ehe.
[….] Hawley, den alle nur Josh rufen und der vom Auftreten her so ein bisschen an die Kennedy-Brüder der Sechzigerjahre erinnert, ist ein Republikaner neuen Typs: modern, tech-affin und flexibel genug, um da, wo es passt, mit den Demokraten zu kooperieren, zugleich ultra-konservativ, gläubig und so geschmeidig, dass er problemlos Präsident Donald Trump nach dem Mund reden kann. Er lehnt Sex vor der Ehe sowie Abtreibungen ab und bezeichnete den internationalen Menschenhandel einmal als das Ergebnis der sexuellen Revolution. [….] Sollte Trump kommendes Jahr wiedergewählt werden, könnte Hawley einer sein, der 2024 bereitsteht, um zu übernehmen. [….]