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Freitag, 5. Dezember 2025

Informationshaushalt

Früher, als die Welt noch besser war, ich mich nicht wie die Opa-Generation fühlte, die sich über merkwürdige Moden und Verhaltensweisen der Jugend wunderte und es noch kein Internet gab, galt ich in meinem Umfeld immer als der Typ, der über alles informiert war. Regelmäßig rief mich jemand an, begann mit den Worten „Du weißt doch immer alles“ und wollte irgendein politisches Detail wissen.

Da ich viel las, kannte ich auch als nicht reisefreudige Couchpotato viele Stories und verschickte oft Artikel, die ich in einem der Copyshops neben der Uni vervielfältigt hatte. Außerdem besaß ich eins der ersten Faxgeräte und ließ dauernd Zeitungsartikel an Verwandte und Freunde durchlaufen.

Aber nach und nach starben meine Verwandten und die Fax-Gerät-User. Das Internet kam und nun wußte Google alle Antworten.

Meines Erachtens, haben aber trotzdem noch viel zu viele Menschen ein Informationsdefizit, weil sie offenbar nicht an den richtigen Stellen des großen Netzes suchen, an Paywalls abprallen, oder bei irrelevanten Trash hängen bleiben.

Ich habe immer noch viele Informationen zu teilen, die ich jetzt per Email oder Messenger verschicke. Eigentlich.

Uneigentlich ist mein Output nahezu versiegt, weil immer mehr potentielle Adressaten, mir auf die ein oder andere Weise mitteilen, sie möchten davon zukünftig verschont bleiben. Es triggert sie zu sehr. Macht sie depressiv. „Regt mich nur noch auf!“

Irgendwann begannen sogar enge Freunde von mir zuzugeben, gar keine Nachrichten mehr zu sehen. „Ich will das alles gar nicht mehr so genau wissen“. Man könne ja eh nichts ändern, wolle sich den Tag nicht versauen. „Die da oben machen doch eh was sie wollen“. Es entsteht eine ungute Mischung aus Trotz, Frust und Faulheit. Nachrichtenabstinenz, die wahlweise mit Fatalismus oder Schutz der eigenen psychischen Gesundheit rechtfertigt wird. Eskapismus von der schnöden Realität. Flucht in die eigene Hygge-Welt.

Der verschämte Unterton verschwindet immer mehr. Heute wird mit Theatralik und Stolz erklärt, politisch desinformiert zu sein, sich regelrecht damit gebrüstet, die Ministernamen nicht zu kennen und nicht gewählt zu haben.

Der Spieß wird sogar umgedreht: „Du hat noch Zeitungsabos? Du guckst noch Monitor und Panorama? Das könnte ich gar nicht, dafür bin ich zu empathisch.“

Ein verqueres Bißchen an dieser Sichtweise ist richtig: Ja, es ist wirklich meistens höchst unerfreulich, Nachrichten zu sehen, Zeitungen zu lesen, Hintergründe zu vertiefen. Da wird einem jeder Optimismus ausgetrieben. Vor 30 und 40 Jahren habe ich mich auf den Montag gefreut, weil ich so gern SPIEGEL las. Die Lektüre war ausgesprochen erbaulich. Heute gibt es immer noch Journalisten, die sehr gut schreiben können, deren Artikel informativ und spannend sind, die man gern liest und zum Nachdenken anregen.

Aber der Topos ist fast immer frustrierend. Wer auch nur halbwegs realistisch auf das politische Geschehen unserer Welt blickt, muss zutiefst pessimistisch sein.

Ich kann an dieser Stelle aber nicht zur Rechtfertigung der politischen Ignoranz abbiegen.

Das Frustpotential darf eben nicht dazu führen, sich nicht mehr mit den Dingen zu beschäftigen. Denn von Apathie und Unterwürfigkeit leben die Weltenzerstörer des Kapitals, der Kirchen, der Korrupten und der Konservativen.

Ob Trump, ob AfD, ob Brexit oder Le Pen – nichts davon könnte ohne die Doofheit der Bürger und ihren Informationsmangel passieren.

Sich von „der Politik“ abzuwenden, sich von Zeitungen fernzuhalten, sich ins Nichtwähler-Lager zu flüchten, bewirkt eben kein Machtvakuum. Im Gegenteil. So wird es einfacher für die rechtsradikalen Arschlöcher, in Regierungsämter zu kommen, den Staat zu korrumpieren, die Umwelt zu ruinieren und den Bürgern das Leben zu vermiesen.

Man kann den Zug in Richtung Apokalypse nur aufhalten, indem man als Wähler wach und informiert ist. Nur wer sich intensiv mit den verdammten Nachrichten beschäftigt, sich um das Hintergrundverständnis bemüht, kann im Alltag mitreden, die Verbreitung von Fakenews eindämmen, die Mitbürger an die Wahlurne bringen, um sie zu animieren, die CDU/GOP-Orks von den Fleischtöpfen wegzujagen.

Trump, Erdoğan, Johnson, Merz, Orbán und ähnliche Katastrophen wären nie an die Macht gekommen, wenn ihre Völker nicht so desinformiert und passiv wären.
Die Welt wäre wesentlich weniger beschissen, wenn sich in den Demokratien nicht so viele Demokraten ganz freiwillig aus dem demokratischen Prozess nähmen.

Allerdings war es „früher“ tatsächlich einfacher, politisch informiert zu sein. Vor dem Digitalzeitalter waren die Medienredaktionen Gatekeeper der Informationen. Sie filterten die wichtigen und wahren Geschichten aus. Eine seriöse Redaktion konnte recht vollständig informieren. Mit nur zwei Periodika der Woche – ZEIT und SPIEGEL beispielsweise -  war man durchaus informiert. Ein Heft und eine Zeitung in sieben Tagen; ein sehr vertretbarerer Zeitaufwand.

In den 1970ern und 1980ern waren SPIEGEL, Stern, ZEIT, sowie ein paar Polit-Magazine im Fernsehen, die einzigen, die investigativ recherchierten. Aber die Tageszeitungen wurden immer besser. Heute halte ich die Süddeutsche Zeitung für das relevantere Recherchemedium, als den SPIEGEL. Das sind aber schon sechs dicke Zeitungen in der Woche. Die Zeitklau-Maschine Internet kommt natürlich noch dazu. Auch wenn dort 99% der „Informationen“ unseriöser Müll sein mögen, ist das eine Prozent aus vernünftigen Quellen natürlich immer noch unendlich viel mehr, als man konsumieren könnte.

Der Stecker darf aber nicht als Konsequenz ganz gezogen werden.

Nur noch Reality-Trash-TV und Fußball, kann nicht die Antwort auf Politik-Overkill sein. Es muss ein Mittelweg möglich sein.

Ich versuche, meinen Informationshaushalt kontinuierlich auszumisten. Jeden Tag zwar zunächst für alles offen zu sein, aber gezielt die Stränge zu kappen, die für mich persönlich irrelevant sind, oder aber schon aus der Überschrift genügend Informationen abzuleiten sind, um ausdrücklich nicht in die Diskussion einzusteigen.

Es gibt große Themenfelder, die ich immer komplett ignoriere – Gaming und Sport zum Beispiel.

Aber auch aktuelle Themen lassen sich einstampfen.

Heute poppt beispielweise der Streit um Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest auf. Die Niederlande, Irland, Spanien und Slowenien werden die Show boykottieren. Russische Sänger rauswerfen, Israelische nicht? Ich finde, es gibt gute Gründe dafür, Sänger aus beiden Ländern zuzulassen. Man kann auch argumentieren, beide auszuschließen. Die inkonsequente Linie für den ESC 2026 ist offenkundig Schwachsinn. Thema abgehakt. Mehr lese ich dazu nicht.

Der korrupte Präsident Infantino der hochkorrupten FIFA, vergibt einen Friedenspreis an den korrupten Donald Trump? Was soll die enorme Aufregung darüber? Mehr muss ich nicht wissen.

Ich weiß auch, wie unsäglich amoralisch sich der deutsche Innenminister gegenüber Afghanen aufführt, denen Deutschland verpflichtet ist. Das muss ich nicht erneut vertiefen. Es gibt so viel Info-Müll, den man kappen kann. Man muss das nur auch tun und nicht doch durch immer neue Kommentare zu scrollen.

Heute stellte ich beim Einkaufen fest, wie sehr mich die verdammte Weihnachtsdeko

nervt und wie allergisch ich auf die elenden Weihnachgerüche mit ihrem olfaktorisch brutalen Glühwein/Bratwurst Odeur und obligatorischer Mariah Carey-Folter-Beschallung reagiere.

Aber statt mich nun abendfüllend darüber aufzuregen, erinnerte ich mich, daß es mir jedes Jahr so geht und ich doch eigentlich froh sein kann, dem Christenkonsumdreck nur sehr wenig ausgesetzt zu sein. Nur beim Einkaufen. Privat sehe ich so etwas nicht. Also Thema durch.

Sonntag, 30. November 2025

Der Versager-Kontinent.

Die Europäische Union leidet unter vielen Problemen. Strukturelle und geostrategische Probleme bilden einen Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu zentralistischen, nicht demokratischen Großnationen mit einheitlicher Führung. China, Russland, Trumpistan.

Dennoch kann Europa Handlungsfähigkeit zeigen, wenn beherzte und intelligente Personen die Initiative ergreifen.

Putin erwartete 2022 als Reaktion auf den Angriff auf die Ukraine sicherlich Chaos in Brüssel, das aber maßgeblich von Olaf Scholz verhindert wurde, der den größten und reichsten EU-Staat Deutschland fest zwischen den USA und der Ukraine positionierte, sich erfolgreich darum bemühte jeden mitzunehmen und dennoch aktiv und effektiv dem angegriffenen Land zu helfen.

Ja, aus heutiger Sicht, hätten wir schon 2022 die ganz großen Keulen an das Ukrainische Militär liefern müssen. Aber wir, die EU-Staaten, sind nun einmal Demokratien, in denen es Diskussionen und Widerstand gibt.  Im Frühjahr 2022 hätte es einen Volksaufstand gegeben, wenn Scholz die Waffen nach Kyjiw geliefert hätte, die heute geschickt werden.

Nach dem ungeheuerlichen Putin-Festspielen am 15. August 2025 auf der US-Militärbasis Elmendorf-Richardson in Anchorage, zeigte sich Europa ebenfalls stark.

Wie schon nach den Brüll-Attacken der US-Regierung gegen Selenskyj im Weißen Haus am 28. Februar 2025, handelte eine „Koalition der Willigen“ (Teile der EU plus UK plus Kanada) an den untauglichen Strukturen vorbei. Sie zeigten deutliche Solidarität mit Kyjiw; auch wenn die USA Russlands Position übernehme.

Europäische Stärke flackert also durchaus mal auf. Im Vergleich zu dem ökonomischen Gewicht der EU, bleiben wir militärisch und diplomatisch aber erbärmliche Zwerge, die bei den Großkonflikten des Planeten nichts zu melden haben.

Wir sind nicht mutig genug, uns gegen die US-Diktatur zu positionieren, uns endlich auf eigene Füße zu stellen, weil wir in entscheidenden geopolitischen Fragen abhängig sind.

·        Die EU verfügt über keinen Nuklearschirm, der von Russland als abschreckend empfunden wird.

·        Die EU-Intelligence ist miserabel. Ohne Aufklärung der US-Dienste sind wir hilflos gegenüber Terror und Cyberattacken.

·        Die EU ist zu dämlich, sich mit eigenen Rechenzentren, Software und KI unabhängig von den US-Tech-Größen zu machen. Stattdessen kämpft Merz für den Verbrennermotor.

·        Das konventionelle EU-Militär kann sich nicht, oder nur extrem langsam bewegen. Wir haben keine großen Truppentransport-Flugzeuge, keine Transport-Flotte, keine Logistik, um schnell Stützpunkte zu errichten. Einen Panzer aus Niedersachsen nach Rūdninkai und Rukla (bei Vilnius) zu bringen, braucht Monate Vorbereitung.

Seit 2017 führt die Bundeswehr die Multinational Battlegroup Lithuania. Bis dort eine Brigade mit 5.000 Menschen einsatzfähig ist, wird es mindestens zehn volle Jahre bis 2027 dauern, obwohl dieses „Leuchtturmprojekt“ höchste Priorität genießt.

Enges Zeitfenster: Der Fahrplan für die Stationierung einer Brigade der Bundeswehr in Litauen

Die US-Army könnte das in Tagen schaffen.

Die EU-Staaten geben 2025 rund 381 Milliarden Euro für Rüstung aus. Dazu kommen 82 Milliarden Euro aus Großbritannien (2024).

Diesen 463 Milliarden Euro stehen 128 Milliarden Euro in Russland (2024) gegenüber, das aber offenkundig all die Drohnen, Jets und Transportmöglichkeiten hat, von denen Europäer nur träumen können. Nicht auszudenken, was Putin für eine unschlagbare Armee hätte, wenn er seinen Rüstungsetat auf das EU-Niveau verdreifachen könnte.

Der erstaunlichste Aspekt der generellen EU-Unfähigkeit betrifft unsere Schläfrigkeit. Immer wieder kommen dramatische HALLO-WACH-Momente, nach denen Brüssel geschockt und aufgeregt verkündet, nun aber wirklich, ganz bestimmt, aktiv zu werden, eine eigene Verteidigungsfähigkeit und Außenpolitik zu starten! Nur um wenige Wochen wieder in ein Schläfchen zu fallen.

(….) Drastische Fehler der Vergangenheit zu analysieren, mag sinnlos erscheinen, kann aber den Erkenntnisgewinn bringen, in Zukunft nicht mehr so träge und halbherzig zu reagieren.

Unglücklicherweise sind Deutschland und die EU aber nicht lernfähig.

Wir erlebten seit dem Beginn der Merkel-Kanzlerschaft drei Daten, die drastische Nackenschläge waren und zu mutigem Handeln aufriefen:

1.     22.02.2014 Landung russischer Truppen auf der Krim.

2.     21.01.2017 Beginn der Präsidentschaft Trump.

3.     24.02.2022 Angriff auf die Ukraine.

Jedes Mal wäre ein gewaltiger Ruck durch die EU notwendig gewesen. Jedes Mal wußten wir, was unbedingt zu tun ist: Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips in Brüssel. Koordinierung der Außenpolitik, Schaffung einer von anderen Kontinenten unabhängigen modernen EU-Armee.

Jedes Mal versagten wir. WIR! Nicht bloß „die in Brüssel“ oder „die Politiker“, sondern wir, die Wähler, die vor lauter Desinteresse für den Status Quo votierten, die Köpfe in den Sand steckten; Merkel, die Inkarnation der Bräsigkeit wählten; wir, die europafeindliche rechtsradikale Spinner ins EU-Parlament schickten.

Wir, als ökonomisch mächtige Demokraten Europas können es einfach nicht. Wir sind zu doof zum Überleben. Also folgte der vierte große Lehr-Schlag: (….)

(Viel zu träge, 19.02.2025)

Die Einschläge werden immer heftiger seit Trump2 amtiert. Durch das Internet wabern Verschwörungstheorien, womit Putin erpressen könnte. Was hat er gegen den orangen Geronten in der Hand? Die Pee-Tapes aus einem Moskauer Hotel? Epstein-Material? Nichts davon kann man verifizieren. Ich glaube eher daran, daß Trump generell reiche mächtige Männer bewundert. In den USA ist er selbst der Mächtigste, aber er muss sich immer noch mit Wahlen und politischen Gegnern rumschlagen, die genau hinsehen, wie er sich Milliarden in die eigenen Taschen schaufelt.

Kim Jong Un, Xi Jinping, Prinz Mohammed bin Salman bin Abdulaziz Al Saud und eben Wladimir Putin sind ihm da noch weit voraus. Die fürchten sich nicht vor Wahlen und können jeden, der sie nervt, verschwinden lassen.

Kim ließ seine Onkel von FLAKs zerfetzen, in Moskau fallen Putin-Kritiker allesamt rein zufällig aus Hochausfenstern, MBS ließ einen lästigen Journalisten von Macheten zerhacken und Xi ist am effektivsten. Er muss gar nicht selbst Mordaufträge geben. In seinem Reich verschwinden jedes Jahr Myriaden Menschen, die aufmüpfig werden könnten. Niemand kennt die genauen Hinrichtungszahlen.

Für einen sadistischen Soziopathen wie Trump sind das vorbildliche Methoden.

Was genau Trump so über alle Maßen an Putin begeistert, wissen wir nicht. Fest steht aber: Er ist Wachs in Putins Händen. Lässt sich nach Moskaus Belieben manipulieren und vortrefflich einsetzen, um die EU zu zerstören.

[….]  Der US-Präsident will Moskau mit einem Friedensdeal auf Kosten der Ukraine schmeicheln. Das ist die falsche Strategie im Umgang mit einem Gewaltherrscher. Putin kennt nur eine Sprache. Es ist eine Tragödie der Weltpolitik, dass Wladimir Putin den amerikanischen Präsidenten offenbar besser kennt als der sich selbst. Donald Trump hat seine Amtszeit als Neoimperialist begonnen – mit dem Anspruch, nicht nur den Panamakanal und Grönland unter die Kontrolle der USA zu bringen, sondern auch Kanada, das Trump zum 51. Bundesstaat der Vereinigten Staaten machen will. Es waren Ankündigungen, die die Welt schockierten, aber schwerlich den Kremlchef. Putin hat einen klaren Blick für die Schwächen seiner Rivalen. [….]  Aber ganz offenkundig sieht Putin in Trump einen Mann, der Wachs in seinen Händen ist. Der US-Präsident lud den Kremlherrscher im Sommer nach Alaska ein, obwohl dieser nicht den geringsten Friedenswillen zu erkennen gab. Nun lässt Trump einen Friedensplan verhandeln, der sich wie eine Wunschliste des Kreml liest und offenkundig auch ist: Absage an eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine, faktische Anerkennung des Donbass und der Krim als russisches Gebiet, allenfalls vage Sicherheitsgarantien der USA. Es ist der Versuch, Putin mit maximalem Entgegenkommen in einen Deal zu locken. Aber warum soll sich der Kremlchef darauf einlassen, wenn er das Gefühl hat, er kann immer noch mehr für sich herausholen? [….]

(Der SPIEGEL-Leitartikel von René Pfister, 27.11.2025)

Trump arbeitet gegen die NATO, gegen die Ukraine, gegen die EU. Das bekommen wir tagtäglich aus Washington eingehämmert; insbesondere bei drei Aktionen:

Selenskyj im Weißen Haus, Anchorage und nun die Übernahme des Ukraine-Kapitulationsplans aus Moskau.

Felix Lee (Süddeutsche Zeitung), Cathryn Clüver Ashbrook (Bertelsmann Stiftung), Sabine Adler (Deutschlandfunk) und David Renke (Africa.Table) diskutierten das im vorletzten „internationalen Frühschoppen“ erkenntnisreich mit Eva Lindenau.

Für alle vier Diskutanten erscheint das Führungsvakuum der EU kaum erträglich.

Durch den intellektuellen Totalausfall des mächtigsten EU-Politikers Friedrich Merz, wird Europa nachhaltig gelähmt. Immer wieder streitet er mit Brüssel, attackiert seine Parteifreundin Ursula von der Leyen, tut alles dafür die EU zu schwächen – sei es aus purer Unfähigkeit oder aus Absicht.

[….] Die Kommunikation dieser Bundesregierung ist ein Desaster [….] Es ist eine Zahl, die die CDU erschüttern muss. Nur noch 17 Prozent der Deutschen trauen der Union am ehesten zu, mit den Problemen im Land fertigzuwerden. Das hat Forsa gerade ermittelt. Für eine Partei, deren Selbstverständnis es immer war, das Regierungshandwerk zu beherrschen und funktionierende Volkspartei zu sein, ist das ein katastrophaler Wert. [….] [….] Ausgerechnet Merz, der seinem Vorgänger Olaf Scholz ständig schlechte Kommunikation vorgeworfen hat, reiht eine Kommunikationspanne an die nächste. Etwa wenn er in Brüssel eine Einigung in der EU auf ein Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten verkündet, die es noch gar nicht gibt – und sich deshalb offenen Widerspruch des französischen Präsidenten einfängt. Oder wenn er einen Teilstopp der Waffenlieferungen an Israel verkündet, ohne das in seiner Partei vorher kommuniziert zu haben. Und deshalb einen Aufruhr in der CDU verursacht. Oder wenn er mit unpräzisen und generalisierenden Äußerungen eine Stadtbild-Debatte lostritt, die in dieser Form nur der AfD hilft. Wer so regiert, darf sich nicht wundern, wenn einem nur noch 17 Prozent vertrauen. […]

(Robert Roßmann, 05.11.2025

Merz ist einfach zu doof für das Kanzleramt. Er lässt seine Konservativen im EU-Parlament den Schulterschluss mit den rechtsextremen Putinisten suchen und kämpft dafür, „vegane Wurst“ nicht mehr „vegane Wurst“ nennen zu dürfen.

Der Mann ist eine Vollkatastrophe.

[….] Wer rettet Friedrich Merz?   Stadtbild, Brasilien, Junge Union: Der Kanzler redet sich immer wieder um Kopf und Kragen. Den Schaden müssen dann andere beheben. [….] Im Moment läuft es nicht rund bei Friedrich Merz. [….]  Eigentlich sind Preisverleihungen erfreuliche Routinetermine im Leben eines Kanzlers. Die Gastgeber und das Publikum sind dankbar, die Preisträger stolz, am Ende gibt es schöne Fotos. Nicht so bei Merz, als er bei der Vergabe des Talisman-Preises für gesellschaftlichen Zusammenhalt der Deutschlandstiftung Integration sprechen will. Rund 30 Stipendiatinnen und Stipendiaten verlassen demonstrativ den Raum. [….] Der Protest bei der Preisverleihung erinnert Merz daran, dass Worte eine anhaltende Wirkung haben. Besonders, wenn sie vom Bundeskanzler kommen. Die Stadtbild-Debatte war nicht Merz’ erster Fehlgriff. Schon als Oppositionsführer fiel er mit Äußerungen auf, die als ungenau, provozierend oder gar verletzend wahrgenommen wurden. Es gab in der Union aber die Hoffnung, dass er sich als Kanzler gemäßigter, genauer und konzentrierter äußert. Merz blieb jedoch Merz. [….] Vor wenigen Tagen sprach er bei einem Kongress über seinen Besuch bei der Klimakonferenz in Belém. [….] Es ist ein wiederkehrendes Muster: Merz haut einen raus und sein Kommunikationsteam um Regierungssprecher Stefan Kornelius muss ihn richtigstellen, interpretieren, einordnen. Beim letzten Koalitionsausschuss bestätigte Merz bei der Präsentation der Beschlüsse auf Nachfrage zweimal, die Runde werde sich in der weiteren Sitzung auf eine gemeinsame Position zum Verbrenner-Aus einigen. Huch? Verwunderte Mienen bei den Partnern von SPD und CSU, aus dem Umfeld des Kanzlers wird die Aussage umgehend eingeordnet. War nicht so gemeint.

Im Oktober irritierte Merz auf europäischer Bühne, als er nach einem EU-Gipfel freie Bahn für das umstrittene Mercosur-Freihandelsabkommen verkündete. Ratspräsident António Costa kassierte das umgehend: „Wir haben darüber nicht diskutiert.“ [….]  Die Kommunikation des CDU-Chefs macht Probleme mitunter größer, als sie ohnehin schon sind. [….] Beim „Deutschlandtag“ der Jungen Union am vergangenen Wochenende im baden-württembergischen Rust machte der Kanzler schließlich falsch, was man falsch machen konnte: [….]

(Jan Dörner und Thorsten Knuf, 21.11.2025)

Natürlich hätte Merz in der EU und mit der „Koalition der Willigen“ längst eine Strategie, eine Antwort, auf die Verbrüderung von Trump und Putin finden müssen. Schließlich kommt das alles andere als überraschend.

Es müsste längst auf dem Tisch liegen, was für die EU in der Ukraine akzeptabel ist und was eben nicht. Aber sie lassen sich immer wieder untätig vorführen von eine erratischen Irren in Mar A Lago und dem Strippenzieher Putin.

Währenddessen fliegt Merz nach Hamburg zu einem Aktionstag des Bäckerhandwerks, stopft sich Gebäck in sein Schandmaul und beklagt, in Angola kein deutsches Brot bekommen zu haben! Zum Mitschämen!

Donnerstag, 27. November 2025

Biegen der Realität

Es bestätigt sich täglich, was alle seriösen Analysten während des Jahres 2024 über eine zweite Trump-Präsidentschaft prognostizierten:

Im diametralen Gegensatz zum Januar 2017, stolpert Trump diesmal nicht planlos und unvorbereitet ins Amt. Vor neun Jahren war er selbst am meisten überrascht, gewonnen zu haben, hatte keine Idee, was er mit der Präsidentschaft anfangen sollte, wußte gar nicht, was die Rolle eines US-Präsidenten ist und am meisten fehlte ihm politisches Personal. Also setzte er notgedrungen auf lauter alte GOP-Haudegen, die er gar nicht kannte. Als die merkten, wie irre und wie hoffnungslos verblödet Trump ist, bremsten sie ihn immer wieder aus – 40 der 44 engsten Mitarbeiter aus Trumps erster Amtszeit, rieten 2024 dringend davon ab, ihn noch mal zu wählen. Der auf der charakterlichen Entwicklungsstufe eines garstigen Vierjährigen agierende orange geschminkte Münchhausen, bekam deshalb immer wieder Wutanfälle, feuerte Mitarbeiter in so hoher Frequenz, daß ihm die Kandidaten ausgingen und viele Positionen in seinem Stab und Ministerien vakant blieben.

Rechtsradikale Strippenzieher und Milliardäre erkannten das Chaos und setzten daher das Project 2025 auf, in dem all ihre Wünsche ausformuliert sind. Diesmal gab es also detaillierte Pläne, die abzuarbeiten sind, 100% linientreues Personal und insbesondere wurde dafür gesorgt, Trump mit Leuten zu umgeben, die ihm niemals widersprechen und devot umschmeicheln, um ihn bei Laune zu halten, auch wenn er den größten Schwachsinn daher plappert.

Aus Trumps Perspektive gesehen, läuft es diesmal also viel besser. Jeder, dem er in Weißen Haus begegnet, behandelt ihn als Messias, küsst ihm den Hintern. Niemand sagt „das geht nicht“. Seine grotesken Lieblingsprojekte werden alle sofort gemäß seiner Wünsche umgesetzt: Totalvergoldung des Oval Office, Milliarden Dollar auf seine privaten Konten, der Liberace-Ballsaal, Verfolgung seiner Kritiker, ICE-Razzien im ganzen Land, Schluss mit jedem Umweltschutz, Außenpolitik allein basierend auf Strafzöllen.

Kein Trump-Gedanke könnte so irre und schwachsinnig sein, um nicht sofort auf grenzenlose Begeisterung seiner Minister und Sprecher zu stoßen.

Das macht Trump glücklich und er musste (bis auf seinen Sicherheitsberater Mike Waltz) noch niemanden feuern. Seine korrupten Golf-Kumpel, wie Steve Wittkof, setzen seine Agenda durch und überbringen Geschenke des Mannes, der ihm am meisten am Herzen liegt: Wladimir Putin.

Geradezu gespenstisch smoothe läuft die zweiten Trumpsche Amtszeit. Alles nach Plan.

Ein Problem gibt es aber doch. Nämlich die lästige Realität, die sich nicht an den Project 2025-Plan anpassen will.

Eigenartigerweise sinken die Verbraucherpreise nicht massiv, wenn man alle Einfuhren mit massiven Zöllen verteuert.

Eigenartigerweise freuen sich andere Nationen nicht und widersetzen sich seinem Zolldiktat, indem sie beispielsweise keine Sojabohnen mehr in den USA einkaufen.

Eigenartigerweise ernsten sich Obst- und Gemüsefelder nicht von selbst ab, wenn man Millionen lateinamerikanische Farmarbeiter abschiebt.

Eigenartigerweise sinkt die Arbeitslosigkeit gar nicht, wenn DOGE Hunderttausende Mitarbeiter feuert und Bidensche Investitionsprogramme gestoppt werden.

Eigenartigerweise brach nicht am Tag Eins seiner Präsidentschaft, Frieden in der Ukraine aus, nur weil Trump mal mit Putin telefoniert.

Nun schmiert die US-Wirtschaft ab, die Preise steigen weiter und Trumps Wähler werden immer unzufriedener. Trump und seine Minister reagieren mit ihrer üblichen Methode: Sie LÜGEN, daß sich die Balken biegen, behaupten einfach das diametrale Gegenteil der Realität.

Sie bedenken aber eins nicht: Die Menschen gehen in Supermärkte und sehen die realen Preise, zahlen die realen Immobilienkredite ab, erfahren real explodierende Krankenkassenbeiträge, tanken reales Benzin und verlieren ganz real ihre Jobs. Selbst die Trumpanzees merken inzwischen, wie sie belogen werden. Zudem wird immer unübersehbarer, wie bei ihrem geliebten #45/#47 die Demenz einkickt. „Dozy Don“ nickt entweder ein oder plappert Schwachsinn, wenn er öffentlich zu sehen ist.

Reale Trump-Wähler, die sogenannten „Three Times Trumpers“ wollen 2026 nicht mehr republikanisch wählen.

[…] Die Zustimmungswerte von US-Präsident Donald Trump sind bei allen Umfrageinstituten erstmals negativ. Seit Mittwochmorgen liegt Trumps durchschnittliche Ablehnungsquote bei 55 Prozent, während 41 Prozent ihn unterstützen, so die Umfrageübersicht der New York Times.

Eine neue Umfrage von J.L. Partners, durchgeführt vom 19. bis einschließlich 20. November unter 1.244 registrierten Wählern, zeigt, dass 49 Prozent eine ungünstige Meinung von Trump haben, während 41 Prozent ihn positiv bewerten. Die Fehlertoleranz der Umfrage beträgt +/- 3,2 Prozent. In der vorherigen Umfrage desselben Instituts Mitte Oktober kam Trump noch auf eine Zustimmungsrate von 46 Prozent. […]

(FR, 27.11.2025)

Wird es überhaupt noch Midterms in gut elf Monaten geben?

Je schlechter die Umfragen aussehen, desto mehr wird das Weiße Haus einen Weg suchen, die Wahlen abzusagen. Zur Not muss ein großer Krieg her. Venezuela bietet sich an.

Dienstag, 25. November 2025

Die Scham

Es ist für mich eins der unangenehmsten Gefühle: Scham.

Unglücklicherweise empfinde ich Scham sehr frühzeitig, weil ich eine extrem niedrige Toleranzschwelle für Peinlichkeit habe. Das macht sich beispielsweise dadurch bemerkbar, daß ich noch nie ein Selfie gemacht habe. Ich will mein Gesicht nicht im Internet sehen und staune, weil eine überwältigende Mehrheit der Menschen, das Problem nicht nur nicht kennt, sondern geradezu begeistert davon ist, ihr eigenes Konterfei möglichst oft in die Kamera zu halten.

Sie trachten a) grundsätzlich danach, so oft wie möglich gesehen zu werden, und haben b) ganz offensichtlich eine gewaltige große Peinlichkeits-Toleranz. Es stört sie nicht, bei den albernsten Grimassen, mit „Duckface“ oder „Herzfinger“-Geste abgefilmt zu werden. Posen, die ich nicht einmal selbst ausüben muss, um mich zu schämen. Für mich ist es ZUM MITSCHÄMEN, das nur anzugucken.

Erstaunlicherweise gilt Schamfreiheit sogar als herausragende Qualität in der Medienwelt von 2025. Politiker, Schauspieler, Journalisten, Influencer werden dafür geschätzt, keine Berührungsängste zu haben, dahin zu gehen, wo es wehtut, jeden Blödsinn mitzumachen. Markus Söder, die Inkarnation der Schamlosigkeit, steht weit oben in der Beliebtheitsliste. Er hat die meisten Follower aller deutschen Politiker. Der Typ, der täglich seine ungepflegten Fingernägel beim Fastfoodfressen in die Kamera hält, der hochnotpeinlich auf internationaler Bühne bei Bergoglios Beerdigung vor dem Petersdom Grinse-Selfies schießt, der Willy Brandts Kniefall beim Holocaustgedenken nachäfft, der lügt und hetzt.

Obschon „schamlos“ durchaus negativ konnotiert wird – „sag mal, schämst du dich denn gar nicht?!“ – wird Söder nicht etwa durch „Entfolgen“ gestraft, sondern sammelt immer mehr Follower. Für ihn gibt es keinerlei Triggerpunkte; nichts löst bei Söder Scham aus – warum auch immer.

[….] Der genaue Auslöser ist dabei ganz individuell: Situationen, in denen sich die eine Person extrem schämt, können einer anderen völlig egal sein. Denn ob wir uns schämen oder nicht, hängt stark mit den Wertevorstellungen einer Kultur, mit der Bildungsschicht oder der Gruppe zusammen, der wir uns zugehörig fühlen. Auch die Intensität des Gefühls kann sich stark unterscheiden.

Für den Psychoanalytiker Léon Wurmser zählt zu den wichtigsten Schamauslösern, wenn Menschen denken, sie seien schwach. Wenn wir in einer bestimmten Situation versagen, die Kontrolle über die eigenen Impulse verlieren oder vermeintlich unangemessene Gefühle zeigen – zum Beispiel, wenn wir in der Öffentlichkeit weinen.

Forschende unterscheiden unterschiedliche Typen von Scham

    Ein Scham-Typ ist die "soziale und körperliche Abweichung oder abweichende Persönlichkeitsmerkmale“. Das heißt, wir können Scham empfinden, wenn wir in der Öffentlichkeit weinen oder in unangemessenen Situationen laut lachen. Auch wenn wir uns aufgrund unserer sozialen Zugehörigkeit in bestimmten Situationen fehl am Platz fühlen oder wenn wir uns beim Sex für unseren Körper schämen.

    Ein weiterer Scham-Typ ist "Überschreitungen oder grenzverletzendes Verhalten“. Wir können also Scham empfinden, wenn wir für unser Verhalten öffentlich kritisiert werden, wenn wir lügen oder gesellschaftliche Normen brechen.

    Auch "Versagen oder Misserfolg“ können zu Schamgefühlen führen. Hierzu zählen unter anderem Niederlagen, wenn wir Fehler machen oder wenn wir Behauptungen anstellen, die sich als Irrtum erweisen. Forschende zählen zu diesem Scham-Typ übrigens auch, wenn Scham ausgelöst wird, weil wir Körperfunktionen nicht kontrollieren können – zum Beispiel, wenn wir laut pupsen.

    Aber auch eigentlich Positives wie Lob kann zu Scham führen – etwa wegen der erhöhten Aufmerksamkeit oder aus Angst, nicht angemessen auf das Lob zu reagieren.  [….]

(Quarks, 07.03.2022)

Vielleicht ist es kein Zufall, daß der mit Sicherheit schamloseste Mann der Erde – Donald Trump – auch der mächtigste Mensch auf der Welt ist.

Man kann das Stinktier Trump nicht überstinken, weil es unmöglich ist, noch schamloser, als er, zu lügen und zu prahlen.

Söder und Trump sind sich mutmaßlich schon darüber bewußt, wie schrill und auffällig sie wirken, wie sehr sie sich vom Bild der herkömmlichen, seriösen Politiker abheben. Aber gefangen in ihrer größenwahnsinnigen Persönlichkeit, missdeuten sie all das Lachen und Kopfschütteln als Komplimente.

Der Fritzekanzler stellt noch einmal eine andere Kategorie dar. Auch er stolpert selbstinduziert von Peinlichkeit zu Peinlichkeit. Auch er ein Top-Regierungschef, für den man sich 24/7 mitschämt.

Aber anders als die zuvor Genannten, merkt der Fritzekanzler gar nichts. Er ist nicht zur Selbstreflexion im Stande. Unfähig zu begreifen, was er anrichtet – selbst wenn er landauf, landab aus allen Feuilletons, von Hauptstadtjournalisten, Parteichefs, Opfervertretern drauf festgenagelt wird, wie blamabel er in der Stadtbild-Debatte agierte.

[…]  Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat auf seiner jüngsten Afrikareise deutsches Brot zum Frühstück vermisst. Einen Tag nach seiner Teilnahme am Gipfel der Europäischen und der Afrikanischen Union in der angolanischen Hauptstadt Luanda sagte der Kanzler in Hamburg: „Was man am deutschen Brot hat, merkt man immer wieder, wenn man im Ausland ist. Gestern Morgen in Luanda am Frühstücksbuffet hab’ ich gesucht, wo ist ein ordentliches Stück Brot – und keins gefunden.“ […] Für Merz ist es nicht das erste Mal, dass er nach einer seiner Auslandsreisen mit einer Aussage über sein Gastgeberland aneckt. Vor gut zwei Wochen hatte der Bundeskanzler zum Auftakt der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém an einem Gipfel teilgenommen.  [….]

(Tagesspiegel, 25.11.2025)

Was für ein Klischee! Wie der germanische Tölpel in Rimini, der in der für das beste Essen der ganzen Welt bekannten italienischen Region Emilia-Romagna, deutsche Schlimme-Augenwurst und Schwarzbrot verlangt.

Der Fritzekanzler verbringt einen Vormittag in ANGOLA und beklagt sich, da kein deutsches Brot zu fressen gehabt zu haben.

Kann man sich nicht ausdenken. Wie kann man nur so peinlich sein, Merz?

Zum Mitschämen.

Donnerstag, 20. November 2025

Nase rümpfen ist viel zu wenig.

Das war zu viel für Trump; sechs ehemalige Militär- und Geheimdienstangehörige, die jetzt für die Demokraten im Kongress sitzen, fordern von den Soldaten Ungeheuerliches: „FOLLOW THE LAW!

Für den US-Präsidenten sind aber Lügen, Verfassungsbruch, Verbrechen, Gewalt, Vergewaltigung und Diskriminierungen Hauptbestandteile seines Charakters. Die Forderung nach der Einhaltung der Verfassung, triggert ihn daher über alle Maßen. Er will sie töten lassen und flutet seine Plattform Lie Social mit Sätzen, wie „HANG THEM, GEORGE WASHINGTON WOULD!”

[….] "Regierung spielt Militär gegen Bürger aus"

Eine Gruppe von Senatoren und Abgeordneten hatte am Dienstag auf X ein Video veröffentlicht, in dem sie aktive Soldaten oder Geheimdienstmitarbeiter aufruft, "illegale Befehle" zu verweigern. "Diese Regierung spielt unser Militär in Uniform sowie professionelle Geheimdienstleute gegen amerikanische Bürger aus", heißt es in dem Video.

Die Soldaten und Sicherheitsmitarbeiter hätten einen Eid geschworen, die US-Verfassung zu schützen, und könnten deshalb ungesetzliche Befehle verweigern. Ein konkreter Kontext wird in dem Video nicht deutlich gemacht.

Als Beispiele nannten die Kongressmitglieder in Interviews aber den Einsatz von Soldaten gegen Demonstranten, wie Trump ihn als Oberbefehlshaber etwa in Los Angeles angeordnet hatte. Sie übten darüber hinaus scharfe Kritik an der Tötung mutmaßlicher Drogenschmuggler aus Lateinamerika durch US-Streitkräfte.  […]

(Tagesschau, 20.11.2025)

Einen solchen orangen Verbrecher, muss man als Verbrecher ächten. Wir als Demokraten müssen gegen so eine Typen aufstehen, dürfen ihn nicht verniedlichen, ihm schleimspurziehend hinterher kriechen, ihn gar kopieren, wie es Spahn und Merz zunehmend tun.

[…] Merz: „Nicht mit gerümpfter Nase über Trump sprechen“

Bundeskanzler Merz wirbt nach seinem Besuch bei US-Präsident Trump für einen anderen Umgang mit dem US-Präsidenten. Er sagte in Berlin, man müsse aufhören, mit erhobenem Zeigefinger und gerümpfter Nase über Trump zu sprechen.

Man müsse mit ihm und nicht über ihn reden. Die amerikanische Regierung sei offen für Diskussionen, höre zu und sei auch bereit, andere Meinungen zu akzeptieren.  [….]

(Deutschlandfunk, 06.06.2025)

In den USA ist es weit nach Zwölf. Trumps Machtergreifung kostet Leben. Allein 367.000 Tote, hauptsächlich Kinder, gehen auf das Ende von USAID zurück.

Superfromme Christen und Lebensschützer bejubeln Trump dafür.

Die deutsche Regierung sollte das nicht tun.

Der Fritzekanzler darf nicht achselzuckend zusehen, wie Trump seine eigenen Bürger tötet, sie USA-weit jagen und foltern lässt.

Möglicherweise entwickeln Demokraten im Angesicht günstigerer Umfragedaten nun etwas mehr Rückgrat. Die sechs mit dem Tod bedrohten knicken (anders als Shumer immer wieder) nicht ein. Ihnen muss die volle deutsche Solidarität gelten.

[….] Today, U.S. Senator Elissa Slotkin (D-MI), Senator Mark Kelly (D-AZ) and Representatives Jason Crow (D-CO-06), Chris Deluzio (D-PA-17), Maggie Goodlander (D-NH-02), and Chrissy Houlahan (D-PA-06) released the following joint statement:
“We are veterans and national security professionals who love this country and swore an oath to protect and defend the Constitution of the United States. That oath lasts a lifetime, and we intend to keep it. No threat, intimidation, or call for violence will deter us from that sacred obligation."
“What’s most telling is that the President considers it punishable by death for us to restate the law. Our servicemembers should know that we have their backs as they fulfill their oath to the Constitution and obligation to follow only lawful orders. It is not only the right thing to do, but also our duty."
“But this isn’t about any one of us. This isn’t about politics. This is about who we are as Americans. Every American must unite and condemn the President’s calls for our murder and political violence. This is a time for moral clarity."
“In these moments, fear is contagious, but so is courage. We will continue to lead and will not be intimidated."
“Don’t Give Up the Ship!”  [….]

(Chrissy Houlahan, 20.11.2025)

Dienstag, 18. November 2025

Rechts bröckelt es.

Es ist doch eigentlich sympathisch; wie die US-Demokraten und deutsche Sozis, keine obrigkeitshörige Kaderpartei zu sein. Sie kontrollieren ihre eigenen Chefs genau und stellen das Wohl des Volkes vor Macht- und Partei-Interessen.

Unglücklicherweise können die sehr viel skrupelloseren Rechten, die nach dem Allgemeinwohl ausgerichtete Orientierung der Linken immer wieder ausnutzen. So wurden Merkel und Merz mit SPD-Stimmen zu Kanzlern gewählt – „staatspolitische Verantwortung“. Trump obsiegte im Lockdown-Poker über die Demokraten, weil sie angesichts der Not der Menschen, die auf Lebensmittelspenden angewiesen in endlosen Schlangen in der Kälte bibberten, natürlich eher einknicken, als die Republikaner, die über keinerlei Empathie verfügen.

Innerhalb der CDU oder GOP brodelt es viel seltener und dementsprechend viel Wut muss sich angestaut haben, wenn einige wider des Corpsgeistes gegen die großen Führer aufbegehren. Merzt hat gerade ein echtes Problem mit den Jungen in der Fraktion, die offenkundig damit liebäugeln, die Koalition platzen zu lassen.

[…] Im engeren Sinne ist das keine Koalitionskrise. Der Streit über die Rentenpolitik ist schließlich einer, der, Stand jetzt, zur Abwechslung nicht zwischen den Parteien, sondern innerhalb der Union geführt wird. Es ist eine Merz-Krise. […] Merz ist damit an einem entscheidenden Punkt seiner Kanzlerschaft angelangt. […]

Merz hat vollkommen recht: Die Vorstellung, Deutschland könne nach einem Koalitionsbruch vernünftig regiert werden, ist abwegig. Als Kanzler einer Minderheitsregierung wäre Merz abhängig von eben jener AfD, die er eben erst als politischen Hauptgegner identifiziert hat. Die Vorstellung, die Rechtsextremen würden weniger gefährlich für die Demokratie, wenn man sie mit mehr Macht ausstattet, ist absurd und geschichtsvergessen.

Ebenso abwegig wäre die Vorstellung, die Union könnte gestärkt aus einer solchen Konstellation hervorgehen. Vielmehr würde sie Suizid begehen aus Angst vor dem Tod. Die Verantwortung liegt hier bestimmt nicht nur bei Merz. Alle, die nun in der Rentenfrage als selbsterklärte Anwälte der Jungen das Ende der schwarz-roten Koalition riskieren, sollten sich fragen, ob es der Zukunft der jungen Generation dient, wenn das Deutschland der Gegenwart ins politische Chaos schlittert. […]

(Daniel Brössler, 17.11.2025)

Noch viel seltener sind 2025er GOPer, die sich gegen Trump stellen, weil der rachsüchtige Diktator alle drei Staatsgewalten kontrolliert und über eine messianisch treue Basis verfügt, die auf sein Geheiß, jeden noch so verdienten Republikaner (Liz Cheney) abschießt, wenn Widerworte gewagt werden.

Aber Trumps erratischer Zickzack-Kurs gegenüber der Veröffentlichung der Epstein-Dokumente scheint tatsächlich dieser eine seltene Ausnahmefall zu sein, in dem seine Jünger ihm nicht zustimmen. Zu dreist war der Gegensatz von Trump vor seiner Wiederwahl, als er vollmundig versprach die „Epstein files“ zu veröffentlichen, die nur deswegen unter Verschluss wären, weil Demokraten etwas zu vertuschen hätten; und dem Präsidenten #47, der sich verzweifelt gegen die Veröffentlichung wehrt.

Es nahm selbst nach Trump-Maßstäben vollkommen abstruse Formen an, wie er Parlamentarier unter Druck setzte, die Veröffentlichung nicht zu erzwingen. Monatelang schwor Mike Johnson die gewählte Demokratin Adelita Grijalva nicht in den Kongress ein. Während Trump und Vance im hochgeheimen White House-Situationroom auf Abtrünnige, wie Bobo Boebert eindrosch und sogar sein glühendes Fangirl MGT verdammte.

Die ultrarechten Abgeordneten Boebert, Massie und Greene entwickelten Rückgrat.  


Natürlich nicht, weil sie plötzlich mutig oder ehrlich geworden wären, sondern weil sich die Basis in diesem Punkt von Trump abwendet und droht, sich gegen die Epstein-Vertuscher zu stellen.

Wir erinnern uns, als Trump nach seiner ersten Amtszeit hochgeheimes Material Kistenweise in Mar-A-Lago-Klos lagern ließ, prahlte er, als Präsident könne er alles „declassyfied“ erklären. Er könne sogar die Geheimhaltungspflicht aufheben, indem er nur daran denke.

Er hätte also als #47 jederzeit die Epstein-files veröffentlichen lassen können, ohne den Kongress zu involvieren. Er wollte aber nicht.

[….] Donald Trump hat alles versucht, um die Veröffentlichung aller Ermittlungsakten über den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein zu verhindern. [….] Aber auch das hat nicht geholfen.

Darauf hat der Präsident mit einer Kehrtwende reagiert: Die Abgeordneten sollten für die Veröffentlichung stimmen, sagt er nun plötzlich. Es sei ihm egal, denn er habe nichts zu verbergen. Das ist offensichtlich ein Versuch, der Niederlage im Repräsentantenhaus zuvorzukommen und deren Schaden für den Präsidenten zu mildern. Die Botschaft vom späten Sonntagabend wirkt aber eher trotzig und verzweifelt als souverän.

Wer in Großbuchstaben schreibt „Es ist mir egal!“, erweckt den gegenteiligen Eindruck. Dass Trump die Veröffentlichung der Akten egal ist, glaubt ihm nach Monaten des Widerstands niemand. Überdies ist es absurd, die Abgeordneten dazu aufzufordern, die Regierung mit der Freigabe der Akten zu beauftragen: Trump könnte diese jederzeit veröffentlichen lassen. Dazu benötigt er keinen Befehl des Kongresses. [….]

(Charlotte Walser, 17.11.2025)

Trump ist nervös, weil er zur Kehrtwende gezwungen wurde.

Selbst für sein unterirdische Sprachniveau reagiert er besonders garstig auf Nachfragen zu dem Thema.

[….] Kurz vor Toresschluss Aufklärungswillen zu demonstrieren, nachdem man über Monate das genaue Gegenteil praktiziert hat, muss Misstrauen wecken. Besonders bei US-Präsident Donald Trump. Seine Kehrtwende im Fall Epstein ist ein falscher Fuffziger. Viel spricht dafür, dass der US-Präsident einem demütigenden Misstrauensvotum entgehen wollte. [….] Um vor die Welle zu kommen, hat sich Trump selbst zum Transparenz-Messias ausgerufen; mit angezogener Handbremse. [….] Und es gibt noch eine zugegeben kriminell klingende Variante für Trumps Sinneswandel: FBI & Co. hatten zehn Monate Zeit, die Epstein-Akten (nicht zu verwechseln mit der jüngsten E-Mail-Flut) nach für Trump inkriminierenden Details zu durchforsten. Wer will bei diesem Präsidenten drei Finger dafür heben, dass belastende Informationen nicht geschwärzt oder gelöscht wurden?  [….]

(Dirk Hauptkapp, FUNKE, 18.11.2025)

In der Tat, dafür muss man kein Verschwörungstheoretiker sein: Daß Patel und Bondi seit Januar die Akten in ihren Händen hatten, ohne sie zu manipulieren, ist bei der kriminellen Regierung höchst unwahrscheinlich.

Das House stimmte heute mit 427 zu 1 für das Transparenzgesetz, welches die Epstein-Akten offen legen soll. Ob der Senat zustimmt, ob Trump unterschreibt, ist noch unklar. Die Hintertür könnte die von Trump beauftragte Epstein-Untersuchung gegen Bill Clinton sein. Ein offenkundiges Ablenkungsmanöver, das aber auch dazu dienen könnte, die allgemeine Veröffentlichung mit Hinweis auf ein „laufendes Verfahren“ zu blockieren.

Sonntag, 9. November 2025

Mitleid mit den Reichsten

Ist das öde; seit Jahrzehnten die gleiche Leier: Die konservative Medienwelt beginnt zu schreien und zu quieken, wenn ein Linker, Migrant oder gar eine Frau, an die Spitze einer Millionenstadt gewählt wird. 2019 kam es ganz hart für die Nazis, als Lori Lightfoot ihre vierjährige Regentschaft über die drittgrößte US-Stadt Chicago (im Großraum leben 10 Millionen Menschen) übernahm. Die erfolgreiche Juristin und Staatsanwältin ist a) eine Frau, b) schwarz und c) lesbisch.

Unvorstellbar für FOX-News: Die Menschen flohen dennoch nicht aus Chicago; die Stadt behielt ihre enorme Anziehungskraft.

Es ist wie die Heulerei der CDUCSUAFDP über den angeblichen Exodus deutscher Unternehmer, falls Steuerprüfungen forciert, oder gar Vermögenssteuer eingeführt würde.

“We're running out of rich people in this country” jammerte die berüchtigte GOP-Abgeordnete Michele Bachmann 2009, als man sie noch (zusammen mit Sarah Palin) für die dümmst-mögliche Politikerin aller Zeiten hielt und sich nicht vorstellen konnte, dieses unterirdische intellektuelle Niveau könne jemals von Myriaden komplett enthirnten MAGAs unterboten werden. Immer wieder sagten sie den Millionärs-Exodus aus New York voraus, immer geschah das diametrale Gegenteil.

Deutschland hat keine derartigen Weltstädte. Berlin ist, verglichen mit Paris, London, Rom, Madrid und Barcelona, tiefste Provinz. Die drei (oder vier, wenn man Köln mitzählt) deutschen Millionenstädte, werden niemals in der Liga LA, NY, Tokio, Shanghai, Singapur, Peking, Delhi oder Kairo mitspielen.

Aber auch die deutschen Millionenstädte sind allesamt Anziehungspunkte, obwohl sie doch eindeutige Nachteile gegenüber dem Dorfleben haben: Kriminalität, Lärm, Schmutz, Wohnungsmangel, sehr viel höhere Lebenshaltungskosten. Für die Mehrheit der Menschen überwiegen aber dennoch die Vorteile: Ökonomische, soziale und kulturelle Angebote. Liberalerer Geist, finanzielle Möglichkeiten, medizinische Versorgung, Verkehrsanbindungen.

[….]  Weltweite Verstädterung

Wir suchen eine Wohnung. Für zwei Milliarden Leute.

Die Welt braucht massenhaft neuen Wohnraum. Die globale Bauindustrie aber ist der größte Umweltsünder der Welt. Man könnte vieles verbessern, doch kaum jemand interessiert sich dafür.

Wenn ein heute geborenes Kind im Jahr 2050 seinen 25. Geburtstag feiert, werden fast 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Da es heute erst 55 Prozent sind, kommt in den kommenden Jahren einiges auf uns zu. Es ist allerdings nicht unbedingt das, was man sich als hasenfüßiger Europäer beim Thema Urbanisierung immer gleich ausmalt.

Die Erde wird nicht mit qualmenden Molochen oder Megacities Marke Los Angeles oder Chengdu zugestellt sein. Sie wird eher den deutschen Verhältnissen ähnlicher, die schon seit den Sechzigerjahren als verstädtert gelten, weil seither mehr als 70 Prozent der Einheimischen hierzulande in Städten leben. Die mögen dann Kulmbach, Paderborn oder Parchim heißen, gelten aber auch als mehr oder minder urbane Räume.  Wenn sich die Landflucht im Weltmaßstab vollzieht, machen sich nicht ein paar Tausend, sondern Hunderte Millionen Menschen auf den Weg. Das bringt Herausforderungen mit sich, deren Dimensionen geradezu aberwitzig erscheinen. […..]

(Ullrich Fichtner, 08.11.2025)

Es zeigt sich wieder einmal, wie richtig Helmut Schmidt schon vor Jahrzehnten lag, wenn er den Bevölkerungszuwachs als größtes Problem des Planeten anprangerte. Wir sind einfach zu viele Homo Sapiens auf dieser Primaten-Kugel.

Der maximal irrsinnige Pronatalismus weißer US-Rassisten, wie Elon Musk, ist die Apotheose des Scheiterns der Menschheit.

Pronatalismus, gespeist aus Ignoranz und Egoismus, wird sich nicht austreiben lassen. Bis wir unsere eigene Anzahl durch Pandemie, Erdüberhitzung oder Atomkrieg selbst drastisch reduzieren, fehlen also Milliarden Wohnungen. Ausgerechnet. Denn Beton- und Zement-Herstellung sind die größte Klimapest überhaupt. In den USA sorgt Trump sogar dafür, daß Beton maximal schmutzig hergestellt wird. Der menschliche Irrsinn kennt keine Grenzen.

Wohnungsbau ist aber nicht nur extrem umweltschädlich, sondern auch so abenteuerlich teuer, daß er von Normalverdienern nicht zu bewältigen ist. Hier treffen also Interessen superreicher Unternehmer auf eine elementare Not: Den Wohnungsmangel. Am Ende werden Klima und Mieter bluten. Zu groß ist die Macht der Reichen, um das zu ändern.

Wenn sich Möglichkeiten ergeben, aus der Not anderer Profit zu schlagen, können Konservative nicht widerstehen. Das zeigen exemplarisch die Maskendeals der CDUCSU-Politiker, die aus der tödlichen Corona-Gefahr, ihren Honig zu saugen wußten und Millionen Euro in ihre eigenen Portemonnaies leiteten, statt sich wie grüne und rote Politiker, um die Not der Bürger zu kümmern.

Natürlich sind die großen Wohnungskonzerne raffgierige asoziale Konstrukte, die zerschlagen gehören.

Man muss Mieter und Umwelt nicht so rücksichtslos ausbeuten. Das zeigen die zahlreichen kleinen Privatvermieter, die eher um ein gutes Verhältnis mit ihren Mietern bemüht sind und sich scheuen, im laufenden Mietverhältnis die Miete zu erhöhen.

Aber Mieter sind eben auch Menschen und daher auch entsprechend raffgierig.

Meine beiden Nachbarn auf meiner Etage sind Untermieter. Die jeweiligen Hauptmieter habe ich seit mehr als zehn Jahren nicht gesehen. Die erkannten schnell, was es für eine Goldgrube sein kann, in begehrter Lage eine (relativ) günstige Wohnung zu ergattern und vermieten ihre Buden für deutlich mehr, als das, was sie selbst zahlen, unter.

Es ist schon ein sagenhaft parasitäres Verhalten, wenn man als Stamm-Mieter Reibach macht, während der eigentliche Wohnungseigentümer alle Risiken trägt und Reparaturen zahlen muss.

Wie weit das rechtlich zulässig ist, bebrütet gerade der Bundesgerichtshof.

[…]  Die Mietpreisbremse ist seither ein Politikum. Sie soll die überhitzten Wohnungsmärkte in gefragten Ballungsgebieten abkühlen, indem sie eine Obergrenze für das monatliche Entgelt bei Neuvermietungen vorsieht. Im Wesentlichen stehen sich beim Streit um das Regulierungsinstrument zwei Seiten gegenüber: Auf der einen Seite Vermieterinnen und Vermieter, die sich in ihrer wirtschaftlichen Betätigung beschränkt sehen und um ihre Gewinne fürchten, und auf der anderen Mieterinnen und Mieter, die ob der prekären Situation auf dem Wohnungsmarkt nicht ausgebeutet werden wollen.

Besonders relevant ist die Mietpreisbremse im gefragten Berlin. Doch gerade dort hat nun ein Mieter die Sache auf den Kopf gestellt: Er selbst wohnte seit 2009 in einer Zweizimmerwohnung in der Hauptstadt und zahlte dort zuletzt eine Nettokaltmiete von 460 Euro pro Monat. Seit Juni 2015 gilt in seinem Wohngebiet die Mietpreisbremse nach § 556d BGB. Als er Anfang 2020 vorübergehend für längere Zeit ins Ausland ging, kündigte der Mann seinen Mietvertrag jedoch nicht, sondern vermietete die Wohnung selbst für monatlich 962 Euro kalt unter. Seine Vermieterin hatte er vorher nicht um Zustimmung gebeten. Nach der Mietpreisbremse wäre bei Neuvermietung der Wohnung eigentlich nur eine maximale Nettokaltmiete von 748 Euro erlaubt gewesen.

Dies führte offenbar zu Streit mit der Vermieterin, die an den Einnahmen partizipieren wollte. Als er das verweigerte, erklärte sie, nicht mit der Untervermietung einverstanden zu sein, und mahnte ihn ab. Schließlich erklärte sie die ordentliche Kündigung des Mietvertrages aufgrund vertragswidrigen Verhaltens (§ 573c Abs. 2 Nr. 1 BGB). Der Streit um diese Kündigung hat inzwischen den VIII. Zivilsenat des BGH erreicht, der sich am Mittwoch in der Verhandlung mit der Frage beschäftigen wird, ob auch Mieterinnen und Mieter an die Mietpreisbremse gebunden sind, wenn sie ihre Wohnung untervermieten – und ob sie ihre Vermieterinnen und Vermieter bei lukrativen Untervermietungen am Gewinn beteiligen müssen. [….]

(Maximilian Amos, 22.09.2025)

Hier überholt wieder einmal die Realität die Satire.

[…..] Du, Berliner Mieter,

wohntest ab 2009 in einer Zweizimmerwohnung für 460 Euro im Monat. Als Du 2020 für längere Zeit ins Ausland gegangen bist, hast Du die Wohnung untervermietet – für 962 Euro monatlich, also für mehr als das Doppelte. Ob das rechtens war oder gegen die Mietpreisbremse verstieß, klärt aktuell der Bundesgerichtshof.

Doch schon jetzt ist klar: Solche Aktionen gehen gar nicht! Wie kannst Du nur Geld mit der Vermietung von Wohnraum verdienen wollen? Ist Dir überhaupt klar, dass Dein Gewinn allein auf der Tatsache basiert, dass Deine Mitmenschen auf eine Wohnung angewiesen sind? Du machst nichts anderes, als eiskalt ihre Abhängigkeit auszunutzen! Stell Dir mal vor, andere Leute würden so etwas tun!

Schäumt vor Wut: Titanic […..]

(Titanic, November-Heft; Briefe an die Leser)

Donnerstag, 6. November 2025

Männer, die es nicht können.

Donald Trump hatte gestern, nach dem demokratischen Durchmarsch, der von seinen MAGA-maggots natürlich bestritten wird und mit „Wahlbetrug“ erklärt wird, einen kurzen lichten Moment. Hinter verschlossenen Türen machte er seinen GOP-Epigonen Vorhalte wegen des Shutdowns und kündigte auf seiner Hetzplattform an, künftig selbst das Thema „affordability“ zu besetzen – Ätschi.

[…]  Trump makes an overdue discovery: ‘They have this new word called affordability’

After Democrats scored election victories, the president started talking about “affordability.” Unfortunately, his assessment is rooted in nonsense.

Donald Trump spent years publishing assorted messages to the social media platform formerly known as Twitter, but he literally never wrote a tweet that included the word “affordability.”

On his own platform, however, the president has taken a sudden interest in the term.

On Tuesday morning, as Election Day 2025 got underway, he wrote online, “If affordability is you [sic] issue, VOTE REPUBLICAN! Energy costs, as and [sic] example, are plummeting.” (In reality, energy costs are climbing, not sinking.)

The day after Democratic election victories, Trump assured the public, “Affordability is our goal.” That was followed by a related online rant: “2025 Thanksgiving dinner under Trump is 25% lower than 2024 Thanksgiving dinner under Biden, according to Walmart. My cost [sic] are lower than the Democrats on everything, especially oil and gas! So the Democrats [sic] ‘affordability’ issue is DEAD! STOP LYING!!!”

Whether the president understands this or not, Walmart lowered the cost of its Thanksgiving dinner by reducing the number of items included in the package and replacing brand-name products with value products. It was not, in other words, the result of the White House’s awesomeness. [….]

(MSNBC, Nov. 6, 2025)

Der Blitzmerker hatte offenbar vergessen, seinen 2024er Wahlkampf mit dem Thema Preissenkungen bestritten zu haben. US egg prices waren das große Ding. Er wollte blitzartig mit seinen Zöllen die Lebenserhaltungskosten runterbringen. Das klappte nicht nur nicht, sondern heizte die Inflation an. Überraschung.

Unnötig zu erwähnen: Trump lügt, wie gedruckt über angeblich gesunkene Preise. Bei Medikamenten fantasiert er, jenseits der mathematischen Möglichkeiten, von 100%igen, 500%igen und 1.000%igen Preissenkungen.

Amis lassen sich traditionell viel einreden, aber da jeder Lebensmittel braucht, fällt es den 99% auf, wenn an der Wal Mart-Kasse immer größere Beträge aufgerufen werden.

Das mit den vollmundigen Versprechungen kann durchaus nach hinten losgehen, wie auch Fritze Merz gerade bemerkt, während er durch seine katastrophale Unkenntnis die Ökonomie in die Grütze fährt.

Was hatte er als Oppositionsgroßmaul nicht alles Olaf Scholz vorgeworfen. Der Klempner der Macht, könne nicht kommunizieren.

Genau ein Jahr nach dem das andere große Politgroßmaul, Christian Lindner, triumphal den Sturz der Ampel einleitete, hat der Fritzekanzler immerhin eins geschafft: Die Menschen wünschen sich den im November 2024 historisch unbeliebten Olaf Scholz zurück. Der aber, sitzt still und bescheiden auf den Bundestagshinterbänken, mischt sich nicht in die große Politik ein.

[….] Obwohl er mit 67 Jahren das Rentenalter erreicht hat, wechselte Scholz vom Kanzleramt auf die Hinterbank des Bundestags. Dort will der in seinem Wahlkreis Potsdam direkt gewählte Abgeordnete auch die ganze Legislaturperiode bleiben. Für ihn gilt: „Das höchste Amt, in das man in Deutschland direkt gewählt werden kann, ist das des Abgeordneten im Deutschen Bundestag.“

Allerdings nimmt Scholz sein Mandat auf Sparflamme wahr. Um das Rednerpult im Plenarsaal macht er einen Bogen, einem Ausschuss gehört er nach dem Abgeordnetenverzeichnis des Bundestags nicht an.  [….]

(Hamburger Abendblatt, 05.11.2025)

Scholz ist im diametralen Gegensatz zu seinem Nachfolger, so diszipliniert und intelligent, sich nicht von unüberlegten Stimmungen zu Verbalattacken hinreißen zu lassen. Vielleicht ärgert er sich noch sehr über sein Kanzler-Aus. Über Lindner. Vielleicht frohlockt er auch heimlich, weil Merz so sehr an der Realität scheitert. Wir wissen es nicht.

Kanzler-Azubi Merz taumelt unterdessen weiter durch seine Amtszeit, ohne irgendeine Lernkurve erkennen zu lassen. Immer wieder beschwöre ich angesichts der AfD-Bedrohung, seine Alternativlosigkeit. Die Kleiko ist zum Durchhalten und zum Erfolg verdammt.

Aber die Merzisten zeigen deutliche Zerfallserscheinungen.

Zu unfähig sind die C-Politiker, um sinnvoll zu regieren. Auch ihnen wird, wie Trump, das Thema „Affordability“ gewaltig vor die Füße fallen.

In den USA hoffe ich auf weiter explodierende Lebenshaltungskosten. Nur wenn die Bürger es dramatisch im eigenen Portemonnaie spüren, werden sie davon ablassen die GOP zu bejubeln und erwägen, die Opposition zu wählen. Im Zweiparteien-Mehrheitswahlrechtssystem sind das die Demokraten. Gut so.

In Deutschland hingegen werden nicht die „guten Parteien“ vom Scheitern der CDUCSU-Chaoten profitieren, sondern die Nazis. Schlecht so.

Ich begrüße jeden Autoritäts- und Zustimmungsverlust des US-Präsidenten.

Es verschafft mir auch Genugtuung, an den demoskopischen Daten abzulesen, wie immer mehr Deutsche in Merz das Desaster erkennen, das er nun einmal ist.

[….] Die Kommunikation dieser Bundesregierung ist ein Desaster [….] Es ist eine Zahl, die die CDU erschüttern muss. Nur noch 17 Prozent der Deutschen trauen der Union am ehesten zu, mit den Problemen im Land fertigzuwerden. Das hat Forsa gerade ermittelt. Für eine Partei, deren Selbstverständnis es immer war, das Regierungshandwerk zu beherrschen und funktionierende Volkspartei zu sein, ist das ein katastrophaler Wert. [….] [….] Ausgerechnet Merz, der seinem Vorgänger Olaf Scholz ständig schlechte Kommunikation vorgeworfen hat, reiht eine Kommunikationspanne an die nächste. Etwa wenn er in Brüssel eine Einigung in der EU auf ein Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten verkündet, die es noch gar nicht gibt – und sich deshalb offenen Widerspruch des französischen Präsidenten einfängt. Oder wenn er einen Teilstopp der Waffenlieferungen an Israel verkündet, ohne das in seiner Partei vorher kommuniziert zu haben. Und deshalb einen Aufruhr in der CDU verursacht. Oder wenn er mit unpräzisen und generalisierenden Äußerungen eine Stadtbild-Debatte lostritt, die in dieser Form nur der AfD hilft. Wer so regiert, darf sich nicht wundern, wenn einem nur noch 17 Prozent vertrauen. […]

(Robert Roßmann, 05.11.2025

Leider kann man sich nicht über den Merz-Absturz freuen.

Mittwoch, 5. November 2025

Sehr schöner Abend.

Ausgerechnet. Ausgerechnet diesmal habe ich nicht in NY gewählt, wo ich seit Jahrzehnten als Wähler registriert bin und immer wähle. Aber als physische Adresse zur Wahl gilt nun nicht mehr der Ort, wo meine Eltern mit mir lebten – Brooklyn – sondern das Haus meiner Cousine, außerhalb von NY City, auf Long Island.

In einem Solid Blue State mit Mehrheitswahlrecht war meine Stimme bisher immer irrelevant. Diesmal aber galt es zwischen dem ehemaligen New Yorker Gouverneur, dem demokratischen Urgestein Andrew Cuomo und dem ebenfalls demokratischen Zohran Mamdani zu entscheiden.

Aber auch, wenn ich nicht helfen konnte, sah es gut aus für Mamdani, weil er sich auf die Hilfe des offenkundig debilen Curtis Sliwa verlassen konnte, der als aussichtsloser Republikaner Cuomo 150.000 Stimmen nahm, so daß Mamdani auch mit unter 50% hätte Bürgermeister werden können.

Umso schöner, daß der neue demokratische Hoffnungsträger und Bürgermeister der mächtigsten Stadt der USA, dennoch die absolute und nicht nur die relative Mehrheit schaffte.

Schon eine beachtenswerte Gemeinsamkeit der größten Börse der Welt New York (New York Stock Exchange, NASDAQ) und der größten Börse Europas, London (London Stock Exchange, London Metal Exchange), daß beide superreichen Welt-Mega-Metropolen nun von linken Muslimen regiert werden.

Der arme Donald Trump weiß gar nicht mehr, wen er mehr hassen soll: Den Londoner Sir Sadiq Aman Khan, geb. 1970, den er seit 2016 regelmäßig mit Hassattacken überzieht, oder nun doch Zohran Kwame Mamdani, geb. 1991, den er ausbürgern, verhaften und ausweisen lassen will. Auf jeden Fall aber sollen die knapp neun Millionen New Yorker büßen, denen der US-Präsident alle finanziellen Mittel sperren will. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Taco Tits aus Rache auch bald Militär und Nationalgarde nach Manhattan einmarschieren lassen.

London und New York sind so unermesslich reich, weil sie Melting Pots sind, die Menschen aus aller Welt anziehen.

Das gilt, auf viel niedrigerer Ebene auch für Hamburg, das zwar mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern sicher keine Weltstadt ist, aber ebenfalls aufgrund seiner internationalen Multikulti-Struktur, die mit Abstand reichste Stadt Deutschlands ist.

Die Landstriche/Städte mit dem Merz-genehmen homogen-arischen Stadtbild ohne Migranten, sind nämlich allesamt nicht nur öde, sondern auch wirtschaftlich schwach. Ihnen fehlt die kulturelle und unternehmerische Energie.

Und wieso wählen ausgerechnet die steinreichen Multikulti-Städte New York, London und Hamburg links? Einerseits machen Linke die bessere Wirtschaftspolitik und andererseits sind sie Opfer ihres Erfolges und ihrer Attraktivität. Viele Menschen wollen dort leben und bringen viel Geld mit. Die Reichen und Schönen drängen eben nicht in die pechschwarzen CDU-Hochburgen bei Cloppenburg und Vechta. Dadurch werden die reichen Städte aber auch immer unbezahlbarerer. Es ist ein gruseliger Spaß, auf Social Media NYer realtors zu folgen, die stolz ihre neuesten Schnäppchen vorstellen: 1 Schlafzimmer, Wohnküche, 30qm, nur 4.400 Dollar.

Die Lebensmittelpreise sind ähnlich abenteuerlich. Natürlich wird ein Mann mit klassischer sozialdemokratischer Agenda, die in den USA freilich als „linksextrem“ gilt, attraktiv für viele Wähler. Insbesondere für die Jungen und Kreativen, bei denen Mamdani die meisten Stimmen holte.

[….]  Um kurz nach halb zehn hat Zohran Kwame Mamdani – Bürgermeisterkandidat der Demokraten, Sozialist, Muslim, einst Underdog – es geschafft: Er ist das neue politische Oberhaupt der größten Stadt der Vereinigten Staaten. [….] Wir befinden uns vor dem Littlefield, einem queeren Musik- und Comedy-Club in Brooklyn, dem Bezirk mit der höchsten Dichte an Mamdani-Unterstützern. Zur Wahlparty eingeladen haben die HotGirls4Zohran und die Creators4Zohran – zwei der vielen Gruppen von Freiwilligen, die Mamdanis offizielle Wahlkampagne in ein popkulturelles Spektakel verwandelt haben. Der Laden ist ausverkauft.

Mamdanis Anhänger: jung, schrill, bunt

Die meisten der Partybesucher sind jünger als ihr 34-jähriger Polit-Star Mamdani. Fast jeder trägt bunte Buttons oder T-Shirts im blau-orangenfarbenen Design der Zohran-Kampagne. Darauf zu lesen: „Queers for Zohran“, „Educators for Zohran“ oder schlicht die griffigen Slogans von Mamdanis Wahlkampf: „Miete einfrieren. Schnelle Busse umsonst. Besteuert die Reichen. Bezahlbare Wohnungen.“

Drinnen wartet Kaif Kabir. Der Comedy-Autor – Anfang dreißig, kurzgeschnittener schwarzer Bart, ein pinkes HotGirls4Zohran-Shirt – hat die gleichnamige Gruppe im März 2025 zusammen mit seiner guten Freundin, der Show-Produzentin Cait Camelia, gegründet. „Ich habe Cait ein Video gezeigt, in dem Zohran lautstark dagegen protestiert, dass Mahmoud Khalil deportiert wird“, erzählt Kabir und spielt auf ein Ereignis an, das viele junge Linke und Liberale als Kampfansage der Trump-Regierung verstanden haben: Der syrisch-palästinensische Aktivist und Student Khalil sollte im vergangenen März wegen seiner führenden Rolle bei der antiisraelischen Besetzung der Columbia University und seiner möglichen Unterstützung für die islamistische Terrororganisation Hamas abgeschoben werden.  [….]

(Jonathan Guggenberger, 05.11.2025)

Bluesky wurde heute mit hämischen linken Kommentaren gegen die SPD geflutet: Seht ihr, Klingbeil und Bas, wenn man nur soziale Politik macht, bekommt man auch absolute Mehrheiten.

Bemerkenswert unterkomplexe Primitiv-Schlüsse, die eher in den Postillon passen.

[….] SPD Große Verwirrung im Willy-Brandt-Haus! Nach dem Wahlsieg von Zohran Mamdani bei den Bürgermeisterwahlen in New York zeigte sich die Parteispitze der SPD (aktuelle Umfragen: 14-15%) verblüfft. Der Grund: Der Demokraten-Politiker holte ausgerechnet mit einem klassisch sozialdemokratischen Programm zugunsten der Arbeiterschaft über 50 Prozent der Stimmen.

"Hä? Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht!", stotterte der SPD-Chef Lars Klingbeil, während er sich immer wieder kräftig in den Arm zwickte. "Ich kann es mir momentan nur so erklären, dass dieser Mamdani die Wahl mithilfe von schwarzer Magie beeinflusst hat. Es ist nämlich unter normalen Umständen völlig unmöglich, im 21. Jahrhundert mit einem klassisch sozialdemokratischen Programm zugunsten der Arbeiterschaft Wählerstimmen zu holen, das weiß doch jedes Kind. Sonst würden wir das ja auch versuchen." [….]

(dpo, 05.11.2025)

Gute Satire. Aber der Vergleich Klingbeil-Mamdani hinkt viel zu gewaltig, um ihn ernsthaft anzustellen.

Recht hat er, der MONITOR-Chef: Man soll sich nicht von den Nazis die Themen diktieren lassen, sondern selbstbewußt seine eigenen Themen setzen.

Aber erstens ist NYC eben nicht Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel oder Buxtehude. Insbesondere in Ostdeutschland wird ein quirliger muslimischer Migrant kaum als Kandidat vermittelbar sein.

Zweitens wird das linke Angebot – und mehr ist es bei Mamdani noch nicht – in Deutschland immer wieder mehrheitlich abgelehnt. SPD und Grüne und Linke hatten bei den letzten Bundestagswahlen immer eine Bürgerversicherung und eine Form der „Reichensteuer“ im Angebot. Dafür gab der Urnenpöbel aber nie eine Mehrheit.

Drittens beruht der gestrige Erfolg der Demokraten wesentlich auf der Unzufriedenheit mit Trump und den miesen ökonomischen Daten.

[….] Den wesentlichen Grund dafür haben sowohl die Wahlsiegerinnen in Virginia und New Jersey als auch der künftige Bürgermeister von New York City in den Mittelpunkt ihrer erfolgreichen Wahlkämpfe gestellt: "Affordability" - auf Deutsch: die viel zu hohen Lebenshaltungskosten, vor allem steigende Mieten und hohe Lebensmittelpreise, die sich immer mehr US-Bürger nicht leisten können.

Trumps Beteuerungen, mit ihm werde alles besser, haben sich als leere Versprechen entpuppt. Seine Zollpolitik hat vieles teurer gemacht. Und für den längsten Shutdown der Regierung machen die US-Bürger größtenteils die regierenden Republikaner verantwortlich.  [….]

(Tagesschau, 05.11.2025)



Denn bei allen Entscheidungen marschierten gestern die Demokraten durch.  Liberale Supremecourtrichter in PA wurden ebenso mit 2/3-Mehrheiten wieder gewählt, wie auch Gavin Newsoms „Proposition 50“-Neuordnung.

Die zentristischeren Kandidaten in New Jersey und Virginia kamen sogar auf bessere Ergebnisse, als Mamdani.


 

Viertens kann der neue New Yorker Bürgermeister schon deswegen nicht als Blaupause für Scholz, Klingbeil oder Bas herhalten, weil er ein begnadeter Kommunikator ist, der SocialMedia optimal nutzt, im direkten Kontakt überzeugt und zudem ein mitreißender Redner ist.

Durch die Debattenkultur an Highschools und Colleges sind viele Demokratische Politiker rhetorisch Lichtjahre besser, als alles, das wir in Deutschland haben.

Mamdani ist da keine Ausnahme. Ich empfehle, seine Siegesrede anzuhören. Sie ist beeindruckend.


[….] So machte Zohran Mamdani, der neue Superstar der Demokratischen Partei, bei seiner Siegesrede in New York unmissverständlich klar, dass es ihm zwar vor allem darum gehe, das Leben für Millionen von New Yorkern zu verbessern. Aber er verhehlte auch nicht, dass er New York als Bastion gegen Trump befestigen und verteidigen möchte. „Ich weiß, dass Sie zuschauen, Mr Trump“, sagte er in die Kameras. „Und ich sage Ihnen, drehen sie den Ton ruhig auf.“

New York sei bereit, den Kampf aufzunehmen, um gegen die illegalen und grausamen Verhaftungen der Einwanderungspolizei ICE vorzugehen, die Invasion durch die Nationalgarde zu verhindern und angedrohten Mittelkürzungen zu trotzen. Mehr noch, die Versicherung Mamdanis, New York sei eine Stadt der Einwanderer und nun durch einen Einwanderer geführt, war eine deutliche Breitseite gegen Trumps einwanderungsfeindliche Politik.  [….]

(Sebastian Moll, 05.11.2025)

Mamdanis Rede ist aber auch deprimierend, weil es im gesamten deutschen RRG-Spektrum nicht so einen Charismatiker und mitreißenden Redner gibt.

Wir haben auch keinen Rob Jetten. Ich wünschte, es wäre anders. Aber die deutschen Spitzenpolitiker sind tumbe Langweiler, die sich nicht richtig artikulieren können.


Den letzten richtig Guten verloren wir 2005 mit Joschka Fischer.