Samstag, 18. November 2017

Allwissend sein.



Das Theologiestudium ist eine seltsame Sache. Weil es an Universitäten, die vom Steuerzahler finanziert werden, gelehrt wird und doch universitären Standards niemals standhalten kann.
Es werden objektiv falsche und wissenschaftliche widerlegte Zusammenhänge gelehrt, die man aber nicht hinterfragen darf, da sie dem offiziellen Glauben widersprechen.
Das Theologiestudium ist eher ein staatlich finanziertes Rhetorik-Training, um Propaganda für eine extrem reiche Glaubensgemeinschaft zu machen.

Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen kappeln sich immer ein bißchen, halten tendenziell andere für akademische Leichtgewichte.
Geisteswissenschaftler blicken auf Sportstudenten herab.
Naturwissenschaftler (wie ich) halten Geisteswissenschaftler für weniger faktenorientiert.
Unter den Naturwissenschaftlern gelten Mediziner als besonders unseriös, weil so vieles auf Empirik und nicht auf Gesetzen und Fakten beruht.
Unter Medizinern werden Orthopäden als Handwerker belächelt und die wiederum belächeln Psychologen als nicht medizinisch.
Chemiker halten Physiker für chaotisch und unter den Chemikern gelten natürlich die anorganischen Chemiker als seriöser als die Zwitterwesen von den Biochemikern und alle zusammen verachten die Biologen.
Das sind ganz natürliche Konkurrenzen.
Aber immerhin gibt es gemeinsame akademische Regeln.
Das was man sagt, muss überprüfbar sein, Fakten müssen neutral beschrieben und definiert werden können.
Man bemüht sich einer klaren Sprache.
Eine akademische Hausarbeit, eine Diplomschrift oder Bachelor-Arbeit muss so verständlich und klar aufgebaut sein, daß sie auch von einem Akademiker einer ganz anderen Fachrichtung verstanden wird.
Liest ein Chemiker den Text eines Pädagogen, muss er nachvollziehen können worum es geht.

Nur die Theologen spielen eine Sonderrolle, weil sie Lehrmeinungen vertreten, die von Archäologen oder Historikern widerlegt werden können.
Der „Neuner Roos“ fasst gänzlich unwissenschaftlich Dogmen zusammen.

(……) Zu den Glaubensinhalten der RKK gehören viele "unfehlbare" und damit "irrtumslose" Lehrsätze, die laut katholischem Glauben für alle Zeit gelten und nicht geändert werden dürfen.

"Maßgebend für die bindende Kraft einer Lehrentscheidung ist immer der Wille der Kirche, soweit er in der Urkunde ausgedrückt ist. Nicht immer lässt sich daher die Frage nach dem dogmatischen Wert ganz eindeutig beantworten. Es gilt hier der Grundsatz des kirchlichen Rechtsbuches: Wo die Absicht der Kirche, endgültig zu binden, nicht klar ausgesprochen ist, da hat man auch kein Recht, von einer unfehlbaren Entscheidung zu sprechen.“ - zitiert nach Neuner Josef, Heinrich Roos, Karl Rahner, Karl-Heinz Weger.

Unabänderliche, für alle Zeiten feststehende Lehrsätze, nennt man „Dogma“.
Insbesondere die drei jüngsten Dogmen sind weltbekannt:

1854 - die Lehre von der angeblich "unbefleckten" "Empfängnis" Marias im Leib ihrer Mutter Anna [also zum Zeitpunkt, als Anna beim Sex mit ihrem Mann mit Maria schwanger wurde]. Dies bedeutet, dass Maria bei ihrem Gezeugt-Werden nicht mit der "Erbsünde" behaftet worden sein soll - im Gegensatz zu allen anderen Menschen.
1870 - die angebliche Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes, wenn eine Entscheidung als "ex cathedra" (= "vom Lehrstuhl aus" = unfehlbar) definiert wird
1950 - die angebliche leibliche Himmelfahrt Marias.

Die Sinnhaftigkeit dessen, einen Mann wie Ratzinger, der erklärt, Kondome VERSCHLIMMERTEN das AIDS-Problem mit Unfehlbarkeitsgarantie auszustatten, erschließt sich Konfessionslosen nicht.

Sind Theologen Akademiker?
Kann man das überhaupt sein, wenn man wider besseres Wissens Unwahrheiten postuliert?

Religion spricht eher die Emotionen an als die Vernunft.
Je mehr Bildung ein Mensch erhält, umso wahrscheinlicher ist es, dass er Atheist wird. Nichtglaube steigt ebenfalls mit Intelligenz und Einkommen. Die Einwohner von gebildeteren Ländern empfinden Religion als weniger wichtig in ihrem täglichen Leben. […]

Es wird noch viel verrückter. Denn Theologen werden gern trotz ihrer Minderausbildung als allgemeine Kompetenzen angesehen, die sogar explizit Regeln für Dinge aufstellen, die sie nicht kennen.

Eheberatung von grundsätzlich Partnerlosen?
Schwangerschaftsberatungsschein von Zölibatären?
Verhütungsmittelverbot von Leuten, die grundsätzlich nie Sex haben?
Katholische Kinderheime von prinzipiell Kinderlosen?

Nur zu gern werden Theologen und andere Religioten in Talkshows als scheinkompetente Sachverständige eingeladen, obwohl sie aufgrund ihrer Ausbildung gerade über keine Sachkunde verfügen.

Im Ethikrat der Bundesregierung ließ sich die promovierte Physikerin Dr. Merkel vom naturwissenschaftlichen und wissenschaftlichen Laien Reinhard Kardinal Marx über den Ausstieg aus der Atomenergie informieren.

Das ist in etwa so, als ob ein Hirnchirurg vor der Entfernung eines Tumors den Postboten um Rat fragt.

Die Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung wurde 2011 von Angela Merkel eingesetzt, um die technischen und ethischen Aspekte der Kernenergie zu prüfen. Mitglieder waren unter anderem Ulrich Fischer, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Alois Glück (CSU), Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken, Weyma Lübbe, Philosophin, Mitglied im Deutschen Ethikrat und Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising.

Wie verwirrt muß man sein, um einen konservativen Theologen, um Rat bei Fragen der technischen Aspekte der Kernenergie zu bitten?

Die Süddeutsche Zeitung befragte den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz Erzbischof von München und Freising zu dem hochumstrittenen Thema des „bedingungslosen Grundeinkommens“.
Das wird von vielen Soziologen, Politikwissenschaftlern und Ökonomen befürwortet, im kleinen Maßstab in einigen Ländern getestet und heiß diskutiert.
Niemand kann natürlich genau alle Folgen so eines Projektes präzise vorhersagen.
Ich gehöre zufällig zu der Gruppe, die das Vorhaben befürwortet, weil eine ganze Industrie von Sozialgerichtsfällen und Armeen von Bürokraten abgezogen werden könnten. Beweisen kann ich da selbstverständlich auch nichts, obwohl ich schon viel drüber nachgedacht habe.

Ein Mann hingegen weiß Bescheid; ein Mann, der sein eigenes bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von etwa 13.000 EURO monatlich für immer in der Tasche hat. Auch wenn er entlassen werden sollte, in Rente geht oder arbeitsunfähig wird – sein Geld fließt immer weiter zu ihm – nebst kostenfreier Unterkunft und Dienstlimousine.
Allein das Grundgehalt B 10 von Reinhard Kardinal Marx beträgt monatlich unglaubliche 12 526 Euro."
Zum Glück bekommt er Kost und Logis umsonst, muss seine Mitarbeiter nicht aus eigener Tasche bezahlen, konnte seine 10-Mio-Euro Ferienvilla in Rom (Palazzo Marx) vom Bistum zahlen lassen und muss auch keine Abgaben für die Alterssicherung leisten, da er sein Gehalt = Rente einfach weiter bezieht, wenn er aufhört zu arbeiten.
Bei so einem armen Schlucker ist es auch nur zu verständlich, daß der bayerische Staat mit acht Millionen Euro für die Renovierung der Münchner Marx-Residenz Palais Holnstein aushalf.
Der Mann weiß also wo dem kleinen Mann der Schuh drückt. Daher erkennt er messerscharf, daß die 13.000 Euro monatlich für ihn zwar völlig richtig sind, aber ein Grundeinkommen für alle wäre nicht nur schlecht, sondern gleich das Ende der Demokratie.

[….] Kardinal Marx: Grundeinkommen ist "das Ende der Demokratie"
   [….]  Den Menschen ein festes Einkommen zur Existenzsicherung zu zahlen, sei jedoch keine Lösung für das Problem, sagte Marx. "Die Arbeit ist nicht irgendetwas. Es gehört zur Grundkonstitution des Menschseins, dass ich für mich und meine Familie etwas schaffe, das von Wert ist." Schon jetzt könne man sehen, welche politischen Folgen es habe, wenn Menschen sich nicht mehr gebraucht fühlen. Die Einführung eines Grundeinkommens sei vor diesem Hintergrund "demokratiegefährdend".
Der Erzbischof, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, warnt dennoch vor den Folgen der Digitalisierung. Man müsse darauf achten, dass der Mensch weiterhin die Computer kontrolliere und nicht anders herum. Es könne "eine Einschränkung der Freiheit sein, wenn nicht mehr wir fragen, was richtig ist, sondern die Maschinen uns diese Entscheidung abnehmen", sagte er auf einer Podiumsdiskussion, die vorab stattfand. Die Gesellschaft müsse sich fragen: "Was ist uns unsere Freiheit wert?" [….]

Es wundert mich nicht zu lesen wie inkompetent und heuchlerisch der Luxuskardinal spricht.
Er weiß es nicht besser, weil er es nie anders gelernt hat.
Verwunderlich ist nur, daß auch eine wirklich seriöse Zeitung wie die SZ überhaupt auf die Idee kommt Herrn Marx zu befragen.