Montag, 4. Mai 2020

Manische Abneigungen


Die meisten von uns haben irgendwelche irrationale Abneigungen, die sich nicht auf reale Gefahren wie Waffenexporte oder Kriminalität beziehen.
Man kann sie genauso wenig erklären wie besondere Zuneigungen. Man muss es auch nicht.
Während meine Freundin den ganzen Tag voller Entzückung Katzenvideos anguckt, liebe ich Zicklein, Lämmer und Vögel viel mehr.
Na und?
Zu den vielen vielen politisch unbedeutenden Dingen, die ich subjektiv nicht mag gehören so unterschiedliche und irrelevante Dinge wie Countrymusik, die Worte „lecker“ und „Stulle“, Sandalen, Tattoos, Litschis, Piercings, die Kombination aus Früchten und Schokolade, Vollbärte, Sächsisch, nackte Füße, Comics oder Schuhe mit dicken Sohlen.
Natürlich weiß ich aber wie persönlich diese Empfindungen sind bin daher völlig zufrieden damit sie zu meiden.
Nie käme ich auf die Idee anderen Menschen Schwarzwälder Kirschtorte, Taylor-Swift-Songs oder Arschgeweihe zu missgönnen oder gar zu verbieten.
Schließlich handelt es sich nur um zufällige, persönliche Abneigungen.

Wenn Abneigungen hingegen so stark werden, daß man sie immer wieder artikuliert und die abgelehnten Dinge/Personen/Phänomene aktiv bekämpft, muß man an einer Art Trauma leiden oder auf andere Art zutiefst persönlich betroffen sein.

Noch mal zur Erinnerung; ich spreche nicht über reale Gefahren wie Trump, die AfD oder Angriffe auf die Pressefreiheit – dagegen sollte man starke Abneigungen empfinden und sie im Interesse der Allgemeinheit aktiv bekämpfen.
Ich betrachte hier lediglich harmlose Dinge, deren Existenz einen gar nicht tangiert.

Abneigungen, die so manisch werden, daß derjenige, der sie empfindet nicht aufhören kann darüber zu sprechen, sie zu verdammen, haben eine tiefenpsychologische Komponente.

Als Beispiel dafür kann das ewige Mega-Faszinosum „Analverkehr“ für die täglich von Millionen Menschen angeklickte katholische Website „Kreuz.net“, 2004-2012.
Jeden Tag kreisten neue „Artikel“ mit kreativen Neologismen um die Sexualpraktiken schwuler Männer im Bett.
Sie wurden in drastischer Anspielung auf die anale Penetration „Kotstecher, Gomorrhisten, Sodomisten, Schokostecher, Widernatürliche, Homoperverse, Praktizierende von Brechreizturnübungen, Bundestagsschwuchtel, Verwender von Gummi-Isolatoren, Homoverrückte“ und vieles andere mehr genannt.
Es war für jeden Leser sofort offensichtlich, daß die Dunkelkatholiken aus dem Umkreis der FSSPX, süddeutschen und österreichischen Diözesen an nichts anderes, als Penisse, die in Mastdärmen stecken denken konnten.
Warum?
Wieso sollte das für heterosexuelle Männer, oder gar Zölibatäre von Interesse sein? Weshalb sprachen sie nie über die tausend weiteren Sexualpraktiken, die sie ebenfalls nicht selbst durchführen?

Eigentlich halte ich es für eine positive Form der Zuwendung und aufmerksames Interesse an den Mitmenschen, wenn man bei Gelegenheit auch mal nachfragt wie sexuelle Vorlieben funktionieren. Übermäßige Verklemmtheit ist kein Wert an sich.
Aber wer über neun Jahre mit erheblichen publizistischem Aufwand, ein Millionenpublikum unterhaltend jeden Tag aufs Neue den Analverkehr thematisiert, sich fasziniert in fäkalen Konnotationen über Schließmuskelstörungen ergeht, handelt es sich eindeutig nicht mehr um ein übliches Grundinteresse an den Mitmenschen, sondern um eine schwere psychische Störung. Die banalste Erklärung; es handele sich dabei in Wahrheit um verdrängte eigene Homosexualität, den unterdrückten und daher überkompensierten Wunsch selbst Analverkehr zu betreiben ist so naheliegend wie vermutlich richtig.

Joseph Ratzinger ist so etwas wie die menschliche Inkarnation Kreuznets.
Der heute 93-Jährige wurde vor fast genau 15 Jahren zum Papst gewählt. 

Nach katholischem Verständnis führte im Konklave der Heilige Geist – also Gott selbst – den Kardinälen die Hand.
So wurde der vorher schon in der RKK nahezu allmächtige „Panzerkardinal“ unfehlbar. Die päpstliche Unfehlbarkeit – Infallibilitas - ist ein von Pio Nono 1870 eingeführtes Dogma und daher auch nicht zu ändern.
Der Stellvertreter Gottes auf Erden irrt sich nicht.
Eine prima Sache für den bayerischen Geronten, der vor 69 Jahren zum Priester geweiht wurde.

(……) Das Papstamt steht für maximale Machtfülle.
Er wird direkt vom Heiligen Geist (=Gott) ausgesucht, amtiert folglich auf Lebenszeit als Stellvertreter Gottes auf Erden.
Weltlich betrachtet ist es ein absolutistisches Amt. Ein Papst ist nicht nur oberster Chef der Exekutive, Judikative und Legislative, sondern er ist praktischerweise auch noch unfehlbar.
Noch beindruckender ist seine kirchenrechtliche Stellung.

   Franzi verfügt über Primatialgewalt (der Primatsanspruch des Papstes ergibt sich aus Matthäus 16 : Als Nachfolger des Apostels Petrus, irdischer Stellvertreter Jesu Christi und Hirte der Universalkirche verfügt der Papst in der römisch-katholischen Kirche „über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann“ (can. 331 CIC).
Der Papst ist Träger der Höchstgewalt (potestas suprema); es steht also nichts und niemand über ihm; und der
 Vollgewalt (potestas plena), also maximale Gewaltenfülle in materieller und formeller Hinsicht. Materiell meint, daß sich päpstliche Gewalt über absolut alle Sachgebiete der Kirche erstreckt. Formal heißt Amtsgewalt des Papstes über Exekutive, Legislative und Judikative umfasst.
Franzi ist oberster Richter der Kirche und zwar ohne sich selbst an kirchliches Recht halten zu müssen (prima sedes a nemine iudicatur). Was er entscheidet ist daher automatisch letztinstanzlich und unanfechtbar.
Die Primatialgewalt ist unmittelbar (potestas immediata), so daß sich der argentinische Einlunger willkürlich in alles was ihm beliebt einschalten kann ohne irgendwelche Vorinstanzen abwarten zu müssen.
Ferner verfügt Bergoglio über Universalgewalt (potestas universalis), kann also seine Primatialgewalt auch auf alle Teile wie Bistümer, Klöster, Pfarren anwenden; und:
bischöfliche Gewalt (potestas vere episcopalis) und frei ausübbare Gewalt. Kein Kardinal, kein Kirchengericht, noch nicht mal alle 4.000 Bischöfe der RKK zusammen können Franzi bei seinem Machtgebrauch hindern. (…..)

Er rehabilitierte die antisemitischen Holocaustleugner der FFSPX, ließ die uralte tridentinische Messe wieder zu, trat allen an der Ökumene Arbeitenden kräftig in den Hintern, beleidigte andere Religionen, erklärte Kondome zu Schuldigen an der HIV-Seuche und bekräftigte die Absage an jede Aufwertung von Frauen in der RKK.
Was man eben so macht als Stellvertreter Gottes.
Aber er hatte ein Thema, das ihn über alle Maßen faszinierte und das er bis heute nicht loslassen kann: Homosexualität.


Er hasst Schwule wie die Pest und kann einfach nicht aufhören sich über Homoehe, homophil veranlagte Priester oder Homo-Toleranz zu beklagen.
Während zu Zeiten JP-IIs (1978-2005) schwul veranlagte Priesteramtskandidaten durchaus studieren durften, weil die sexuelle Vorliebe für Frauen und/oder Männer irrelevant ist, wenn man ohnehin im Zölibat lebt und niemals im Leben Sex hat, verbot Ratzinger weltweit Männern mit den leisesten schwulen Gedanken schon ins Priesterseminar aufgenommen zu werden.
Der Effekt ist natürlich klar: Menschen mit verdrängter eigenen Homosexualität zieht es nun noch mehr in Priesterseminare, weil sie dort die Sicherheit haben, daß niemals drüber gesprochen werden darf.
Da Ratzinger anders als seine Fanseite Kreuznet (im Dezember 2012) bei seinem nur wenige Wochen später im Februar 2013 folgenden Rücktritt aber nicht untertauchte, sondern als unfehlbarer Papst weiterhin im Vatikan sitzt, kann er auch nicht von seinem Lieblingsthema lassen.
Geiferig achtet der Altpapst darauf weiterhin Machtworte sprechen zu können.

  (…….)  Die schlichten weißen Gewänder des Polens verachtet Ratzinger und schwelgte im Luxus. Nun konnte es gar nicht genug Gold und Edelsteinig sein.
Benedikt trug Hermelin, rote Prada-Schühchen, verschiedene Camauri in Samt, Seide und Damast – stets mit teuerster Hermelinfütterung. Goldene Luxus-Roben, die er aber stets nur einmal trug.
 Und natürlich immer wieder seine heißgeliebten Pracht-Mozzetti: Die Mozzetta aus weißem Seidendamast mit Hermelin gefüttert, die Mozzetta aus rotem Tuch mit Hermelin gefüttert, seine Mozzetta aus rotem Samt mit Hermelin gefüttert.

Ganz sicher ist immer noch nicht, weswegen Benedikt XVI. im Jahr 2013 zurücktrat. Ich kenne viele Gerüchte, er wäre von dunkeln Kräften rund um den Opus Dei mit Schwulen-Geschichten erpresst worden. Das kann ich aber a) nicht verifizieren und b) wäre es aus Sicht der Legionäre Christi oder des Opus Dei kontraproduktiv einen derart konservativen Papst abzusägen.
Möglicherweise hatte er wirklich einfach keinen Bock mehr. 

Seinem Nachfolger versprach er aufgrund der ungeklärten Machtverhältnisse zwischen zwei Päpsten auf engstem Raum im Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae ein Leben in Stille und Gebet zu führen.

Bergoglio wußte aber bald Bescheid. Wieder einmal hatte Joseph Ratzinger gelogen. Keineswegs würde er auf die Insignien seiner Macht verzichten.
Der Ex-Papst nennt nicht wieder „Pater Ratzinger“, verzichtet auf keine Privilegien und schon gar nicht denkt er daran wie andere ehemalige Kardinäle eine einfache schwarze Soutane zu tragen. 


Ratzi fährt das volle Protz- und Prunk-Programm weiter.

[……] Leb­te Ratz­in­ger tat­säch­lich wie ein Ere­mit in sei­nem Klos­ter, wäre vie­les ein­fa­cher. Aber der Mann aus Marktl am Inn un­ter­zeich­net sei­ne Post be­harr­lich mit »Papa eme­ri­tus«, trägt wei­ter die wei­ße Sou­ta­ne und das Schei­tel­käpp­chen ei­nes Pon­ti­fex und er­teilt den apos­to­li­schen Se­gen. Sich nicht von den äu­ße­ren An­zei­chen des Pap­st­amts tren­nen zu wol­len, sei ein Aus­druck un­er­hör­ter Ar­ro­ganz, zürnt ein Ratz­in­ger-kri­ti­scher Kar­di­nal. [….]
(DER SPIEGEL, 01.02.2020) (……)

 
Als Stellvertreter Gottes hackt Ratzinger auch im Jahr 2020 wie eh und je auf Schwule ein.

[…..] Der emeritierte Papst Benedikt XVI. distanziert sich in einer neuen Biografie deutlich von Ehen zwischen Homosexuellen. „Vor hundert Jahren hätte es noch jedermann für absurd gehalten, von homosexueller Ehe zu sprechen.“
Heute sei gesellschaftlich exkommuniziert, wer sich dem entgegenstelle, so der ehemalige Papst. […..] „Die moderne Gesellschaft ist dabei, ein antichristliches Credo zu formulieren, dem sich zu widersetzen mit gesellschaftlicher Exkommunikation bestraft wird. Die Furcht vor dieser geistigen Macht des Antichrist ist dann nur allzu natürlich.“ Nach Ansicht des früheren Kardinals Joseph Ratzinger liegt „die eigentliche Bedrohung der Kirche“ in einer „weltweiten Diktatur von scheinbar humanistischen Ideologien“. […..]

 
Ich behaupte: Kein heterosexueller Mann kann über so viele Jahrzehnte eine derart manische Abneigung gegen Schwule kultivieren, wenn er nicht selbst halbschul ist und stets mit entsprechenden Gelüsten hadert.
Auch mit 93 scheint den alten Mann homosexuelle Liebe enorm zu triggern.

[……] Während seiner Amtszeit von 2005 bis 2013 hatte Ratzinger immer wieder vor eine Ausweitung von LGBTI-Rechten gewarnt. So behauptete er 2012, die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sei eine "Manipulation der Natur" und führe zum Verlust der "Würde des Menschen" (queer.de berichtete). […..]


Soso, der Mann, der den ganzen Tag bunte Kleider trägt, nie was mit einer Frau hatte, aber glücklich mit seinem hübschen Gänsi in einem Staat mit einer mutmaßlichen Zweidrittel-Schwulenquote lebt, ist gegen die Homoehe.
Was ist er so garstig? Hat ihm wieder ein Messdiener in die Eichel gebissen?