Der im Titel genannte Banal-Zusammenhang ist offensichtlich.
Aber dieser alte Spruch wurde durchaus auch
wissenschaftlich untersucht.
Sinnlose Studien gibt es für alles.
[….] Eine kanadische Studie belegt nun, dass freundliche Menschen als
attraktiver wahrgenommen werden und dadurch auch mehr Sex haben.
Die große Frage, der Wissenschaftler der Universitäten von Guelph und
Nipissing nachgingen, war dabei recht simpel: Wer hilft anderen Menschen
regelmäßig und wer nicht.
Rund 800 Männer und Frauen machten bei der Studie mit, berichtet
„sciencedaily.com“. Sie sollten angeben, ob sie Geld oder Gewinne für gute
Zwecke abgeben oder Blut spenden würden, ob sie Fremden über die Straße helfen
oder für ihre Kameraden da seien.
Das Ergebnis: Je hilfsbereiter die Menschen, desto häufiger haben sie
Sex, desto mehr Sexpartner haben sie und desto attraktiver wirken sie
grundsätzlich auf das andere Geschlecht. […..]
Bei der Partnersuche im Bereich der Fauna gibt es neben den
Männchen, die sich als besonders stark und schön präsentieren, daher auch
diejenigen, die durch Fürsorglichkeit überzeugen.
Sie bringen dem Weibchen ein Geschenk, bauen eine Höhle oder
versuchen mit einem schönen Nest zu
beeindrucken.
Außerdem gibt es bei Tieren Sexualdimorphismus, so daß die
Männchen schöner oder aber sehr viel kräftiger sind, wie bei Robben und
Rindern.
(Seltener sind die Weibchen größer; das kommt bei Eulen,
Reptilien, Kröten und Gliederfüßern vor.)
Wenn die Kraftverhältnisse so heterogen sind wie bei
Seeelefanten, muss Herr Seeelefant auch nicht mehr nett sein. Ein Bulle kann 6½ Meter lang und 3500
Kilogramm schwer werden, eine Kuh nur 3½ Meter und 900 Kilogramm.
Der Bulle poppt alles, das er kriegen kann und muss sich
nicht erst einschmeicheln.
Eine Unterart des Sexualdimorphismus gibt es auch in der
Politik.
Der Bremer Bürgermeister und der Regierungschef von NRW sind
beide Ministerpräsidenten und gehören somit zur gleichen Gattung.
In Wahrheit ist aber Laschet so viel mächtiger als Sieling,
daß er die Interessen seines Bundeslandes leicht durchsetzen kann.
Das gilt auch für die internationale Ebene. Deutschland ist
in der EU die stärkste Macht, die USA sind es in der NATO.
Die beiden können sich oft ohne Rücksichtnahme auf die Kleinen
durchsetzen.
Deutschland kann Griechenland vögeln und die USA können Polen
vögeln.
Üblicherweise benehmen sich demokratische Nationen aber
nicht ganz so wie ein mit Testosteron vollgepumpter Seeelefant.
Sie führen zwar an, lassen die anderen aber mitreden und berücksichtigen
Partikularinteressen.
So schoss die Sowjetunion 1978 Sigmund Jähn in der
Raumkapsel Sojus 31 zusammen mit Waleri Fjodorowitsch Bykowski zur sowjetischen
Raumstation Saljut 6.
Natürlich hätte die damalige Weltraum-Supermacht das alles
einfacher haben können, indem sie nicht extra Hobby-Astronauten aus der
minikleinen DDR mitschleppt.
Aber es hatte strategisch gesehen auch viele Vorteile Jähn
diese Ehre zu erweisen.
Die DDR war wahnsinnig dankbar, die beiden Länder fühlten
sich einander noch verbundener und schließlich war es auch ein
Stellvertreter-Erfolg, weil damit ein Sozialist aus der DDR erster Deutscher im
All war und nicht etwa ein kapitalistischer BRD-Deutscher.
Wenn Große Kleinen gegenüber freundlich sind, hebt das die
Stimmung und außerdem kann man vielleicht eines Tages einen Gefallen
einfordern.
Frühere Bundeskanzler haben sich innerhalb der EU stets
große Mühe gegeben nicht als größte Wirtschaftsmacht zu protzen, sondern sich
einzubringen, Achsen zu bilden, gemeinsame Interessen zu formulieren.
Angela Merkel ist die erste Nachkriegsregierungschefin, die
diesen Pfad verließ und bei der Frage der sogenannten „Euro-Rettung“ mit Gewalt
den Berliner Willen durchsetzte.
Ihr Intimus Kauder betonte „Man spricht wieder deutsch in Brüssel“
und Finanzminister Schäuble zwang die überschuldeten Süd-Länder auf gnadenlosen
Austeritätskurs.
Das war zwar ökonomischer Irrsinn, der nur Banken und
Gläubiger befriedigte, aber der griechischen Wirtschaft schwer schadete, aber es
war populär bei den Wählern. Was sollte es das große reiche Deutschland
kümmern, wenn Athen genervt war und sein Tafelsilber verkaufen musste?
Genauso verhielten sich die deutschen Bundesinnenminister Friedrich
und de Maizière in der Frage der Flüchtlingspolitik, als Griechenland und
Italien ächzten, weil natürlich die vielen Bürgerkriegsflüchtlinge bei ihnen
ankamen und nicht etwa im von EU-Staaten umgebenen Deutschland.
Jahrelang baten sie um Hilfe, jahrelang lachte Berlin sie
aus und verwies auf „Dublin“ – sorry, das Land, in dem die Asylsuchenden das
erste mal EU-Boden betreten muss sich um sie kümmern.
Es ist nicht so, daß Merkel und die CSU-Minister nicht
gewarnt worden wären.
Eindringlich und vollkommen einig sprachen sich die
Vorgänger Schmidt, Kohl und Schröder, aber auch Außenpolitik-Großkenner wie
Horst Teltschik immer wieder dafür aus, die innereuropäischen Beziehungen zu
pflegen, Rücksicht zu nehmen, auf Frankreich zuzugehen.
Merkel und die Unionsgrößen war es egal. Man fühlte sich so
mächtig, daß man es nicht mehr nötig hatte auf andere zu hören.
Aber dann kam 2015.
Nun hatte auf einmal Berlin die Probleme, mit denen es zuvor
Jahrelang die griechischen und italienischen Inseln allein gelassen hatte.
Plötzlich wollte Deutschland Solidarität, einen
EU-Verteilerschlüssel und erntete ein herzliches „ihr könnt uns mal!“
Wenn man als 3,5 Tonnen schwerer Deutschelefantenbulle jahrelang
alle kleinen Kühe vergewaltigt, wird man ausgelacht, wenn man eines Tages einen
Splitter in der Flosse hat und die kleinen Damen aus dem Süden bittet ihn
rauszuziehen.
Mächtig wie ein Bulle fühlt sich auch Boris Johnson.
Die anderen 27 EU-Staaten sollen nach seiner Pfeife tanzen
und wenn sie das nicht täten, werde man eben vertragsbrüchig und behalte die 39
Milliarden Euro Schulden ein, die London noch bei Brüssel hat.
Ätsch. Der neue Insel-Premier glaubt damit der Stärkere zu
sein.
Besonders weit denkt er aber nicht.
Denn erstens haben die anderen 27 Jahrzehnte unter
britischen Sonderwünschen und Großmannssucht gelitten. Immer waren es die
Vertreter Londons, die sich auf EU-Gipfeln quer stellten, Sonderrabatte und
Extra-Konditionen verlangten.
Nun stehen sie da wie Merkel 2015, die auf einmal gequält lächelnd
die anderen bat doch mal nett zu sein, als sie Sex wollte.
England war auch nicht nett zur EU und nun will keiner mehr
mit ihnen Geschlechtsverkehr haben.
Das ist umso bedauerlicher, da Großbritannien nach dem
Austritt aus der EU dringend andere Handelsabkommen braucht, um den Verlust der
Absatzmärkte zu kompensieren.
Noch nicht mal elementarste Hausaufgaben konnte London
erledigen
[….] Die EU unterhält mehrere Hundert Abkommen mit Drittstaaten, über den
Luftverkehr, Nuklearsicherheit und -forschung, Fischerei, Industrie- und
Lebensmittelstandards oder den Umweltschutz. Der wichtigste Teil aber sind die
rund 40 Freihandelsverträge. Bis zum Brexit-Termin am 29. März, das hatte der
britische Handelsminister Liam Fox noch im Herbst 2017 versprochen, werde er
jeden einzelnen von ihnen neu abgeschlossen haben. Man müsste die Verträge mit
den Drittstaaten einfach nur auf Großbritannien umschreiben. Ein Klacks.
Doch die Operation Copy-and-paste kommt kaum vom Fleck - das beweist
ein Schreiben der britischen Regierung an die EU-Kommission, das dem SPIEGEL
vorliegt. [….] Demnach konnte die
britische Regierung bisher lediglich sechs der 40 Handelsverträge umschreiben.
Einig sind sich die Briten mit:
Chile,
der Schweiz,
dem ost- und südafrikanischen
Handelsverbund ESA,
den Färöer-Inseln,
Israel,
Liechtenstein,
der Palästinensischen
Autonomiebehörde.
Damit ist klar, wie schwer die Briten es haben, andere Länder zum
Kopieren ihrer Abkommen mit der EU zu überreden. [….] Zudem zählen die bisherigen sechs Partner nicht gerade zu den Giganten
des internationalen Handels. Entsprechend wenig könnten sie dabei helfen, die
Folgen eines No-Deal-Brexits für die britische Wirtschaft zu dämpfen. Bei den
größeren EU-Handelspartnern kommen die Briten dagegen kaum weiter. Im
Gegenteil: Mit zweien - der Türkei und Japan - sind die Gespräche inzwischen
gescheitert, wie aus Barrows Tabelle hervorgeht. Mit Mexiko, Kanada und
Südkorea verhandelt London noch.
Mit den USA geschieht derzeit nicht einmal das. Unter
"Handel" tauchen auf Barrows Liste keine Gespräche mit Washington
auf. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer hat aber kürzlich schon ein
paar Bedingungen diktiert. Sollte er sich damit durchsetzen, müssten sich die
Briten nicht nur auf Chlorhühnchen gefasst machen. Sie könnten womöglich auch
keine Handelsverträge mehr mit Ländern ohne freie Marktwirtschaft abschließen -
etwa mit China. "So viel zum Thema, die Kontrolle zurückzugewinnen",
lästerte der "Guardian" über das "Taking back
control"-Mantra der Brex [….]
Das große ehemalige Weltreich, das Empire will also in
Zukunft im Zollchaos seinen Außenhandel auf die Färöer-Inseln, Liechtenstein,
und die Palästinensische Autonomiebehörde stützen.
Wie soll Johnson eigentlich weitere Handelsabkommen
schließen, wenn er mit der 39-Milliarden-Erpressungsdrohung jedem zukünftigen
ökonomischen Partner beweist:
Ich bin nicht seriös, ich lüge, ich halte keine Handelsverpflichtungen ein, ich erpresse, auch mich kann man sich keinesfalls verlassen?
Ich bin nicht seriös, ich lüge, ich halte keine Handelsverpflichtungen ein, ich erpresse, auch mich kann man sich keinesfalls verlassen?
Johnson ist nicht nur nicht freundlich, sondern er ist
verglichen mit den USA, China und Japan auch keineswegs ein übermächtiger
Seeelefantenbulle, der sich zum Vögeln einfach ohne Rücksicht auf Verluste
aufdrängen kann.
London wird gewaltig gegen die Wand krachen.