Jeder kann sich alles und das Gegenteil dessen aus der Bibel
raussuchen, was er möchte. Wenn es die gewünschte Meinung unterstreicht, gibt
es ohnehin nichts zu diskutieren, weil es ja durch die Bibel, also GOTTES WORT,
die höchstmögliche Autorität bekommt.
Wenn einem die Biblische Aussage gerade politisch nicht ins
Konzept passt, kann man andererseits sehr leicht relativieren, indem man auf
den fehlenden Zusammenhang, die falsche Zeit („aber das ist ja noch Altes
Testament!“) oder einen anderen Autoren verweist. Das hat dann eben nur Paulus
gesagt und nicht Gott selbst.
Schwerer zu relativieren sind hingegen die Passagen des
Neuen Testaments, in denen Jesus in direkter Rede wiedergegeben ist.
So heißt es beispielsweise im Matthäus-Evangelium,5:
1 Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. 2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
An Jesus persönlich herumzukritisieren, ist für Pfaffen und
Gläubige theoretisch schon schwieriger.
In dem Fall kommt ihnen aber zu Gute, daß wenige die Bibel
wirklich gelesen haben und auch nicht nachgucken, wenn daraus zitiert wird.
33 Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist (3. Mose 19,12;
4. Mose 30,3): »Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn
deine Eide halten.«
34 Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder
bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron;
35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei
Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs.
36 Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst
nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen.
37 Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom
Bösen.
(Matthaeus, 5)
Die längste Zeit des Christentums hatten es die Kleriker
viel einfacher, weil kaum einer der Gläubigen lesen konnte und wenn doch, dann
in der Regel kein Latein.
Schon deswegen verfolgte die katholische Kirche Luther für
seine Bibelübersetzung und entvölkerte im 30-Jährigen Krieg einen ganzen Kontinent
wegen dieser Frage.
Zu blöd, inzwischen hat Rom diesen Kampf definitiv verloren
und nun kann jeder in seiner eigenen Sprache Jesu Worte nachlesen.
Und wie sollte man Gottes=Jesus=Heigeis Verbot des Schwörens,
siehe oben, missverstehen?
Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron
Fromme Christen in der CSU sind da nicht ganz
Gottes-konform.
Sie schwören nicht nur, sondern verlangen von anderen
Schwüre – und um Jesus doppelt zu beleidigen, verlangen sie sogar einen Schwur
auf die Bibel.
Allerdings, das muss ich zugeben, manchmal gibt es doch so
dramatische Umstände von höherer Gewalt, daß man keine Rücksicht mehr auf Jesus
Christus nehmen kann.
Es gibt noch Wichtigeres.
Wer ist schon Jesus, wenn es um die Frage geht die gottlosen
roten Kommunisten von der SPD zu bekämpfen?
Niemals darf im schönen Königreich Bayern so ein niederträchtiger Sozi Macht an sich reißen.
Niemals darf im schönen Königreich Bayern so ein niederträchtiger Sozi Macht an sich reißen.
Zugetragen hatte sich dieser Weltskandal in Karlstein am
Main, einer der nordwestlichsten Gemeinden im unterfränkischen Landkreis
Aschaffenburg in Bayern. Es galt die 8142 Einwohner vor den sozialistischen
Horden zu schützen.
Bei der letzten Gemeinderatswahl erreichte die CSU 55% und
stellte damit elf von 20 Sitzen im Gemeinderat. Sicher, damit war die übliche
haushohe Mehrheit der Schwarzen etwas geschrumpft, aber es handelte sich immer noch
um eine absolute Mehrheit, während die verhassten Sozen nur sechs von 20 Stimmen erhielten. Also
konnten nach wie vor die CSU-Gemeinderatsmitglieder untereinander alle Posten
besetzen.
Für die folgende Ungeheuerlichkeit
gibt es also keine rationale Erklärung![…..] Als es um die Wahl des Dritten Bürgermeisters ging, war die Ausgangslage klar: eine CSU-Bewerberin und, vermeintlich pro forma, auch ein Gegenkandidat der SPD. Dritter Bürgermeister wurde dann mit einer Stimme Vorsprung der Sozialdemokrat, entgegen den Mehrheitsverhältnissen. Und in der CSU sollen anschließend Worte wie "Verräter" - und ganz biblisch - "Judas" die Runde gemacht haben. Also fand man sich zur Problemsitzung zusammen. [….]
Ein Sozialperverser dritter Bürgermeister in einer 8.000-Einwohnergemeinde am äußersten Rand des bayerischen Unterfrankens?
Donnerschlach, das konnte Roland Merget, Fraktionsvorsitzender
der CSU in Karlstein nicht ungesühnt lassen und holte sofort die Bibel hervor!
[….] So wahr ihnen Gott helfe
Die CSU-Gemeinderäte in Karlstein sollen auf die Heilige Schrift
versprechen, dass sie keinen SPD-Mann wählten. [….] Da wird in einer CSU-Sitzung
eine Bibel ausgepackt, sie geht von CSU-Gemeinderat zu CSU-Gemeinderat, die
Räte legen einer nach dem anderen die Hand auf die Heilige Schrift und
versprechen, dass sie nicht der böswillige Abweichler gewesen sind, nach dem
mit hochnotpeinlicher Wucht gesucht wird in den Reihen der Karlsteiner CSU. Das
kann eigentlich nur Parteien-Schmu sein, bestenfalls eine bizarre
Nachkriegsanekdote mit höchstens halbem Wahrheitsgehalt oder eine
durchgeknallte Szene aus einem Bayern-Heimatfilm eines fantasiebegabten Regisseurs
aus irgendeiner Hansestadt. Oder, Herr Merget? [….]