Donnerstag, 9. August 2012

Konservative Werte



Zu den wirklich unangenehmen Konservativen gehört die bayerische Justizministerin Beate Merk.
Wie Kollegin Kristina Schröder kann man sie unter „blond, blöd und böse“ abhaken.

Am 23. Oktober 2009 erklärte die bayerische Justizministerin Beate Merk voller Empörung, daß es auch Grenzen geben müsse!

"Es kann nicht sein, dass ein homosexuelles Paar ein Kind adoptiert. Da ist der Rubikon überschritten!"

Das bizarre Alpenvolk leistet sich nämlich eine Regierung, die noch im Jahr 2009 ein Normenkontrollverfahren beim Bundesverfassungsgericht anzettelte, um die böse Homoehe zu verhindern.

"Insbesondere eine Volladoption durch Lebenspartner wird es mit mir nicht geben", kündigte Merk an.

Homos sind nämlich bähbäh weiß die CSU.
In eine Koalition mit der FDP gezwungen, mußte Justizchefin Merk die in Karlsruhe anhängige Klage zwar widerstrebend zurückziehen, aber die Christsozialen vergaßen nicht klarzustellen, wie sie die Causa sehen:

“Ich glaube, dass die Ehe zwischen Vater und Mutter, dass die Familie mit Vater und Mutter die Zukunft ist, nicht etwas anderes, das ist die Moderne, und nicht eine Fehlentwicklung, die sich hoffentlich bald wieder legen wird.”
(Unions-Bundestags-Fraktionsjustizexperte Norbert Geis)

Schwule und Lesben sind eine „Fehlentwicklung“, also unnatürlich - soweit der K.O.alitionspartner von Guido Westerwelle.

Man möchte den Bayern einen in Blick in den Brockhaus empfehlen – das immerhin anerkannteste Lexikon-Werk der Welt – in dem es dazu heißt:

In der Sexualforschung geht man davon aus, dass die HOMOSEXUELLE ORIENTIERUNG EBENSO WIE DIE HETEROSEXUELLE tief und UNABÄNDERLICH mit der Persönlichkeit verknüpft ist. Die Homosexualität wird inzwischen VON ALLEN MIT IHR BEFASSTEN WISSENSCHAFTLICHEN DISZIPLINEN als ein häufig vorkommendes sexuelles NORMALPHÄNOMEN angesehen.

Zum Unglück für Geis und Merk hat sich die Homosexualität entgegen ihrer Prognosen aber drei Jahre später immer noch nicht „wieder gelegt“.

 Nein, es gibt sie immer noch, die Schwulen. 
Und es gibt immer noch Politiker, die das Thema auf die Agenda setzen.
 Bisher konnten CDU, CSU und FDP im Bundestag eine rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften verhindern. 
Die FDP stimmte dabei ohne mit der Wimper zu zucken an der Seite der CSU’ler gegen ihre eigenen Überzeugungen, so daß beispielswiese letztes Wochenende die Organisatoren des CSD-Hamburg der FDP und der CDU dringend empfahlen nicht am CSD teilzunehmen. 

CDU- und FDP-Abordnungen auf einer Großdemo für Schwulenrechte, nachdem beide Parteien noch einen Monat zuvor im Bundestag gegen Schwulenrechte gestimmt hatten, erschienen den CSD-Machern etwas absurd.

Beate Merk, die Christin des Tages Nr. XVII und Koalitionspartnerin der FDP, machte noch Ende 2009 homophobe Stimmung:
"Ich werde Ehe und Familie weiterhin gegen eine schrittweise Gleichsetzung verteidigen. Wer aus vermeintlicher Political Correctness immer weitere Zugeständnisse an andere Lebensformen macht, beschädigt in Wahrheit das Institut der Ehe"

(Eigentlich hätte sich die Bayerische Hadcore-Ministerin schon damit für den Titel der Christin des Tages qualifiziert - aber sie legte noch ordentlich nach.

Als Walter Mixa Anfang Februar 2009 seinen Ruf als peinlichster und dümmster Bischof Deutschlands aufpolierte und tout Bundesrepublik entgeistert den Kopf über seine Gaga-Ansichten (Schuld am Kindesmißbrauch in katholischen Kirchen seien die 68er) schüttelte, sprang ihm Merk zur Seite.

Im diametralen Widerspruch zu ihrer pathetisch auf der eigenen Webseite verbreiteten Zielsetzung „Opferschutz vor Täterschutz“ stellte sie sich ohne zu zögern auf die Seite der klerikalen Täter.

Die CSU-Politikerin hatte sich hinter Mixa gestellt, der die sexuelle Revolution vergangener Jahrzehnte für den sexuellen Missbrauch an Kindern in katholischen Einrichtungen als mitursächlich bezeichnet hatte.
Merk hatte gesagt, sie sei Mixa sehr dankbar für diese klare Stellungnahme, weil es ein Tabu sei, über sexuellen Missbrauch zu sprechen und weil uns jede öffentliche Diskussion weiterbringt und den Opfern hilft. Sie sehe deshalb in Mixas Worten "keine unglückliche Formulierung, sondern den Versuch einer Erklärung".

Die Kirchlichen Missetäter zu ahnden kam der Bayerin nicht in den Sinn.
Tatsächlich fordert Merk gerne schwerere Strafen - gegen Jugendliche allerdings.
Das Jugendstrafrecht soll nach den Vorstellungen der CSU-Wuchtbrumme in Zukunft Höchststrafen von 15 Jahren, statt zehn Jahren ermöglichen.)

Daß nun, im Sommer 2012 ausgerechnet die bis ins Bräunliche konservative Bundesfamilienministerin der homophoben Linie Bayerns widerspricht, regt die CSU’ler mächtig auf.

Die bayerische Justizministerin Beate Merk wurmte vor allem das Timing der Debatte. Die stellvertretende CSU-Chefin kritisierte, dass die 13 Angeordneten ihr Anliegen in den Parlamentsferien öffentlich gemacht haben: "Ich bin der Meinung, dass die Sommerpause nicht der richtige Zeitpunkt für diese Debatte ist", sagte Merk zu Süddeutsche.de. Die Diskussion müsse "behutsam und mit viel Ruhe" in den Gremien der Parteien geführt werden.

Wie schon über 1000 Jahre lang, ist JETZT natürlich nicht der richtige Zeitpunkt Homos gleiche Rechte zuzuerkennen.
Merk würde damit lieber bis zum St. Nimmerleintag warten.

Aber was treibt eigentlich die Herdprämien-, Frauenquotenhasserin- und Nationalgesinnungs-TÜV-Frau Kristina Schröder dazu mit Fipsi Rösler gemeinsame schwule Sache gegen Schäuble zu machen?

Ganz einfach; die Frauenministerin hat erkannt, daß Schwule konservativ wären und „konservative Werte“ lebten.

Auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder unterstützt den Appell. Die CDU-Politikerin sagte der Süddeutschen Zeitung, der Vorstoß komme "zur rechten Zeit, denn in lesbischen und schwulen Lebenspartnerschaften übernehmen Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander, sie leben damit konservative Werte".
Am 1. August hatte das Verfassungsgericht entschieden, dass verpartnerte Beamte, Richter und Soldaten im Besoldungs- und Versorgungsrecht mit Ehegatten gleichgestellt werden müssen und deshalb auch einen Anspruch auf den Familienzuschlag haben.
Bisher lehnt die Union eine steuerliche Gleichbehandlung von Ehen und homosexuellen Lebenspartnerschaften ab.

Eine ungewohnte Erfahrung für die Watschenfrau der Journaille und bestgehasste Politikerin: Plötzlich erntet sie Lob für ihren „Mut“ Schwule als Bewahrer „konservativer Werte“ zu charakterisieren.

Eigenartig.

Man könnte die Verquickung von „schwul“ und „konservativ“ auch als neuen Gipfelpunkt der Schröderschen Doofheit ansehen.

Das eine hat mit dem anderen nämlich nichts zu tun. 
Natürlich gibt es jede Menge stramm konservative Schwule - man denke nur an die Kurienkardinäle.
In der CDU, in der GOP - überall gibt es schwule Unter-Gruppen.

Dennoch spricht einiges dafür Homosexuelle als tendenziell etwas liberaler als den Durchschnitt anzusehen, da sie in eine Minderheit gezwungen werden und dadurch möglicherweise mehr Verständnis und Mitgefühl für andere Minderheiten entwickeln.

Die zweite Schrödersche Doofheit besteht darin zu unterstellen, es wäre „konservativ“, wenn Menschen „dauerhafte Verantwortung“ übernähmen.

Eine regelrechte Unverschämtheit ist das. 
Ich bin zwar kein Soziologe, aber ich kenne mich ein wenig in Pflegeheimen und Krankenhäusern aus. Dort erlebe ich genau das Gegenteil. 
Es sind eher Linke, Alternative, Soziale (oder wie auch immer man es nennen will), die für ihre Angehörigen, Eltern, kranken Kinder dauerhaft Verantwortung übernehmen.

Daß es nur Konservative wären, die sich jahrelang rührend um ihre Dementen Großeltern oder krebskranken Kinder oder gelähmten Ehepartnern kümmern, kann nur einer Kristina Schröder einfallen.

Möglicherweise zielte sie aber auch mit „dauerhafte Verantwortung“ auf eheliche Treue ab. 

Dabei sind die CSU’ler, die jetzt am lautesten das Credo der herkömmlichen Ehe beschwören mit Horst Seehofer und Markus Söder ausgerechnet zwei Männer, die während ihrer Ehe noch mit einer zweiten Frau uneheliche Kinder zeugten.

Der Sozi Helmut Schmidt lebte 68 mit derselben Frau zusammen.

Die konservativen Ministerpräsidenten Öttinger und Wulff hingegen setzten ihre angetrauten Eheweiber vor die Tür und verlustierten sich mit einer Kebse. 
Auch Merkel und Gauck leben in Scheidung. 
Von Beust ist schwul.

Aber selbst wenn ein Funken Wahrheit dran wäre, daß Schwule konservativ sind, taugt das nichts als Argument ihnen großzügig die Ehe zu erlauben.

Menschenrechte sind universell und es obliegt nicht einer latent verblödeten Familienministerin Rechte zuzugestehen oder abzulehnen.

Das Recht eine Partnerschaft einzugehen hängt schon gar nicht von politischen Wohlgefallen gegenüber der Agenda der augenblicklichen Regierung ab.

Auch wenn alle heiratswilligen Lesben Fans der Kommunistischen Plattform wären und ausschließlich Sahra Wagenknecht wählten, hätten sie dasselbe Recht zu heiraten, wie „konservative“ Lesben.

Der Ehebrecher Seehofer erklärt ex cathedra, daß Homosexuelle nicht die Rechte bekommen sollten, die selbstverständlich für ihn gelten.

CSU-Chef Horst Seehofer hat vor einer steuerlichen Gleichstellung homosexueller Paare mit der Ehe gewarnt. Ehe und Familie sollten privilegiert bleiben - daran solle man nicht rütteln, sagte Seehofer der Zeitung «Die Welt».

Zur Freude von Hakenkreuznet poltert auch Norbert Geis, der Rechtsexperte der Unions-Bundestagsfraktion, gegen das neuerliche Ansinnen der FDP-Minister + Schröder:
Der Vorschlag eines Splittings für Homo-Gestörte wurde von dreizehn CDU-Homoabgeordneten vorgebracht.   Das Grundgesetz wird für die Homos aufgehoben.  Geis belehrt das deutsche Bundesverfassungsgericht.    Dieses müsse bedenken, daß durch eine immer größere Annäherung der Ehe zu einer homogestörten Ehe-Parodie der Unterschied zwischen beiden nicht mehr erkennbar sei. […]   Der Abgeordnete erinnert an die Tatsache, daß die Homo-Verkuppelung verfassungswidrig ist. […]      Seine Frage: „Das soll man ändern, nur weil es ein paar Leuten einfällt?“   […]  Homos argumentieren nicht – sie beschimpfen.  Geis deckt auf, mit welchen dreckigen Mitteln die Homo-Mafia arbeitet: „Es gibt Kreise, die der Meinung, die ich vertrete, sehr intolerant gegenüber stehen. Ich bekomme massenhaft E-Mails, in denen ich beschimpft werde.“  Er glaubt, daß er das „ertragen“ müsse: „Aber es ist auch mein Recht, meine Meinung zu sagen, verdammt noch mal.“
(Kreuznet 08.08.12)

Während Geis schon immer Schwule, Frauen und vieles mehr hasste, kann Seehofer morgen schon Vorkämpfer der „Homo-Verkuppelung“ sein. 
ER, der Vorzeigekonservative mit der Freundin und dem unehelichen Kind neben seiner Hauptfrau und Hauptfamilie wechselt seine Ansichten deutlich häufiger als seine Unterwäsche.

Der bayerische Ministerpräsident ist ein Mann mit schier unendlich vielen Überzeugungen. Zu jeder hat er selbst gleich eine Gegenmeinung.  […] Horst Seehofer ist mit seinem Ego immer eng befreundet gewesen. Die beiden machten miteinander Karriere, erst außerhalb Bayerns, dann auch dort, stiegen zum CSU-Chef und Landesvater auf, was immer sich so ergab. Seehofer und sein Ego stehen ständig im Wettstreit miteinander, wollen sich gegenseitig übertrumpfen. Kaum bekundet Seehofer: Bayern kommt zuerst, das ist mein Auftrag, da beansprucht sein Ego gleich die Richtlinienkompetenz für Europa: Es wird auch künftig keine Hilfen ohne strikte Auflagen und Reformvorgaben geben. Kaum hat der eine der Neuregelung des Länderfinanzausgleichs zugestimmt, da legt der andere schon Klage beim Bundesverfassungsgericht ein. Und so schmelzen Seehofer und sein Ego zu einem Prototyp der deutschen Politik zusammen: dem Mann, der noch größer ist als seine Widersprüche.

Während sich die Minister der Bundesregierung mal wieder wie die Kesselflicker kloppen, wäre es interessant zu hören, was die Frau mit der Richtlinienkompetenz zur causa Homogattensplitting zu sagen hätte.
Aber, unnötig zu erwähnen, Merkel sagt nichts. 
Wie immer bei kontroversen Themen. Sie will beliebt sein und das ist alles.
 Mit einer Positionierung würde sie entweder der Konservativen oder die Normalen in ihrer Partei verschrecken. Das wagt sie nicht.
Sollen doch die Lesben und Schwulen für immer warten.

Der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter sagte am Mittwoch, es biete sich in den kommenden Wochen die Gelegenheit, die "zweifelsohne vorhandenen unterschiedlichen Meinungen auszutauschen und möglichst in Einklang zu bringen". Die Bundeskanzlerin sei zwar in ihrem Urlaub mit der Angelegenheit "befasst", sie werde sich von dort aus aber "jetzt nicht aktiv in den Ring" werfen. […] Zur persönlichen Haltung Merkels wollte Streiter nichts sagen.