Dienstag, 26. September 2017

Homo Homini Lupus – Teil III



Schrecklich, ganz ganz schrecklich.
Man sollte als Parteimitglied nicht allzu viel Zeit den SPD-Foren der sozialen Medien verbringen.
Wie bei allen Parteien, sind auch unter den einfachen Sozi-Mitgliedern eine Menge Idioten. Keine Idioten mit radikalen Ansichten wie in der CSU.
Keine Idioten mit bösartigen Charakteren wie in der AfD. Keine Idioten, die aus Dünkel und Überheblichkeit andere verachten, wie in der FDP.
Aber eben immer noch Idioten, mit denen man nicht endlos diskutieren kann, ohne zu verzweifeln.

Bekanntlich halte ich die ultrafromme, designierte Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles für eine schlechte Politikerin.


Wagt man das aber intern zu sagen, wird einem geraten die SPD-Basisgruppe zu verlassen, unterstellt man sei ein Seeheimer oder auch gleich Faschist.

Chat vom 26.09.2017, 22.30 Uhr:

Julius F.: Die Seeheimer gehoeren nicht in die SPD. Die sind neoliberaler als Merkel. Es ist Zeit, dass sie ausgegrenzt werden.
(….)
Hildegard R.: Es muss zwei Seiten geben links und auch ein wenig wirtschaftlich
(….)
Julius F.:
 Schon, aber die rechte Seite darf nicht allein ueber die Verteilung der Posten entscheiden. Wenn es immer nur einen Kanddatenfuer jede parteiinterne Position gibt und die Seeheimer allein darueber bestimmen, dann besitzen sie eine Filterfunktion, die dieSozaldemokraten benachteiligt. Es sollteimmer Wahlen mit mehreren Kandidaten geben.
(….)
Tammox:  Die Seeheimer bestimmen ja auch nicht. Würden sie vielleicht gern.
(….)
Julius F.:
Sie sitzen an den entscheidenden tellen und sehen zu, dass nur Einzelkandidatenaufgestellt werden, die ihre neoliberalen Wrte verkoerper. Dass sie keine Mehrheit in der Basis haben, ist mir klar. Deswegen ist die jetzige Praxis der Kandidatenauftellung faschistoid.
(…..)
Tammox:
 Ich wohne im Wahlkreis von Johannes Kahrs, der hier seit 19 Jahren direkt gewählter Abgeordneter ist.
Ich weiß sehr gut über seine problematischen Seiten Bescheid. Das Klüngeln, die Militär- und Waffenlobby-Affinität. etc.
ABER Kahrs ist eben auch ein sehr engagierter Abgeordneter, der sich vorbildlich um seinen Wahlkreis kümmert, ständig präsent ist.
In Berlin ist er als Haushälter absolut kompetent und ich kenne wirklich keinen anderen Sozi, der so klar spricht. Kahrs spricht frei im Bundestag und wenn er in Talkshows auftritt, spricht er absolut druckreif. Nie irgendwelches blabla. Das ist schon eine Wohltat.
Und wenn er sich mal aufregt, wie zB nach bei seiner Attacke auf Merkel bei der "Ehe-für-alle"-Abstimmung, dann sitzt das aber!
Also: Ja, er ist Seeheimer-Chef mit problematischen Seiten, aber eben auch ein begabter und kompetenter Abgeordneter. Es ist wichtig, daß wir breit aufgestellt sind und unterschiedliche Meinungen vereinen.

Julius F.:
Typisch moderne neoliberale Sichtweise: Der Blender, der sich gut verkauft, wirdgewahlt, auch wenn er inhaltlich problematsch ist. Ich scheisse auf die hetorik, ich schaue nur auf Taten.
(…..)
Tammox:
 Ohne Rhetorik gewinnt man keine Wähler hinzu und wenn nur ein ausgewählter kleiner Kreis unsere Leute gut findet, kommen wir nie wieder an die Regierung.
(…..)
Julius F.:
Goebbels war ein begnadeter Rhetoriker
(SPD-Basis auf Facebook)

Andere schlagen vor eine Abspaltung zu vollziehen, um zwischen SPD und Linken noch eine „Neo-SPD“ mit dezidiert linken Profil zu etablieren.

Man glaubt es nicht; nach 70 Jahren sitzen wieder Nazis im deutschen Reichstag und „wir Linken“ kommen auf die Idee uns weiter aufzuspalten, um uns wie in der Weimarer Republik als KPD, USPD und SPD gegenseitig zu bekämpfen bis schließlich Hitler an der Macht ist und uns alle ins KZ steckt.

Trotz mehrfacher R2G-Mehrheit ist Merkel seit 12 Jahren Kanzlerin.
Nur aus dem einen Grund, daß SPD, Linke und Grüne sich gegenseitig anzicken.
Sich mit sich selbst zu streiten ist uns so wichtig, daß wir dafür völlig inkompetente CSU-Minister in der Regierung vorziehen.

Es ist ein Elend mit den Linken.
Sie beklagen sich über den Ist-Zustand und verhalten sich so, daß es nicht nur nicht besser wird, sondern begünstigen mit ihrer Meckerei und Apathie diejenigen, die es noch schlimmer machen.


Ja, es gibt eine soziale Spaltung in der Gesellschaft. Multimillionäre, Milliardäre, Verbände, also all die großen CDU- und FDP-Parteispender werden rapide reicher, während das untere Drittel der Gesellschaft weiter verarmt.
Das wird allgemein und zu Recht unter Linken beklagt, aber bei der Bundestagswahl wird das letzte bißchen soziale Politik aus der Regierung rausgewählt und dafür die Lobby-affine Partei der Besserverdienenden und die stramm neoliberale AfD groß gemacht.
Es wird die Zweiklassenmedizin beklagt, die dramatische Vorzugsbehandlung der Privatpatienten und statt die Partei zu wählen, die das abschaffen und eine Bürgerversicherung einführen will, schickt man die mit der DKV verbandelte FDP, also die Lobbypartei der Privatversicherten in die Regierung.

Rechte können grundsätzlich ihre Interessen besser formulieren und durchsetzen.
Rechte und Reiche, Privatpatienten und Privatyacht-Besitzer gehen überproportional wählen, unterstützen ihre Parteien, CDU und FDP viel besser als die indolenten Linken, die lieber zu Hause bleiben und damit Schwarzgelb zur Macht verhelfen.

Arm wählt nicht.
In Stadtteilen mit hohem Durchschnittseinkommen wie Nienstedten, Blankenese oder Wellingsbüttel lag die Wahlbeteiligung zwischen  81,1 und 89,6%, In Stadtteilen mit geringem Einkommen wie Veddel, Billstedt oder Jenfeld gaben nur 50,5 bis 70,2% der Wähler ihre Stimme ab.
(Mopo, s.9, 26.09.2017)

Verglichen mit anderen Bundesländern muss sich Hamburg noch am wenigstens für das Wahlergebnis schämen, aber es hätte aus linker Sicht viel besser sein können, wenn nicht die Reichen voll motiviert und die Armen träge gewesen wären.