Wenn man
so wie ich nicht mit religiösen Traditionen aufgewachsen ist und sich im
täglichen Leben nicht nach den vielen uralten Regeln des Korans/Talmud/Bibel
richten muß, ist es umso wichtiger darüber Bescheid zu wissen.
Ich bin
nicht Atheist, weil ich zufällig in so eine Umgebung hineingeboren wurde,
sondern, zumindest als Erwachsener, weil ich mich mit den großen Religionen genau
beschäftigt habe und diese aus echter Kenntnis ablehne.
Sehr
gerne gucke ich daher Filmchen wie die NDR-Dokumentationen
Oder
Klar,
das „Gemeinschaftsgefühl“, des Geborgenheitsgefühl in einer Gruppe, die sich
gegen andere abgrenzt und in der es feste Regeln gibt, so daß man nicht allzu
viel selbst denken muß, ist für viele Menschen sehr anziehend.
Das
Essen scheint bei Juden und Muslimen toll zu sein. Das könnte mich beides
reizen. Gegen die Juden spricht, daß die vielen Regeln das tägliche Leben sehr
umständlich macht. Aber gegen die Muslime spricht das kollektive Fußwaschen.
Dauernd die Füße anderer Männer sehen zu müssen, wäre nichts für mich.
Bei den
Christen sind die unfassbar zählen und langweiligen Gottesdienste das
Hauptausschlusskriterien. Und was essen Christen eigentlich?
Letztendlich
erscheinen mir die drei abrahamitischen Hauptströmungen aber wie Versammlungen
von psychisch Labilen, die es nötig haben sich eine Identität ex negativo zuzulegen.
Leidenschaftlich
haben sich Juden, Christen und Muslime die längste Zeit der Geschichte gegenseitig gehasst und
bekämpft.
Durch
die letzten 2000 Jahre der Menschheitsgeschichte zieht sich eine endlose Kette
von religiös begründeten Kriegen und Genoziden.
„Wir
sind besser als die“, der Kitt jeder Religionsgemeinschaft, rechtfertigt die
Aggression gegenüber anderen religiösen Gruppen.
Nirgendwo
lässt sich das besser als in der tripel-religiös-symbolischen Stadt Jerusalem und
dem „Heiligen Land“ studieren.
Es kann
keine Kompromisslösung zwischen Gebietsansprüchen geben, wenn sowohl Juden als
auch Moslems direkt von ihrem GOTT legitimiert sind.
Noch nicht einmal die Israelische Regierung kann Jüdische Siedler vertreiben, wenn diese sich direkt auf Gott berufen.
Noch nicht einmal die Israelische Regierung kann Jüdische Siedler vertreiben, wenn diese sich direkt auf Gott berufen.
Christen,
die als Erfinder des Antisemitismus letztendlich den Holocaust verursachten und
als Islamophobe über Jahrhunderte Kreuzzüge und Genozide an Muslimen
durchführten, sind verständlicherweise weder die natürlichen Verbündeten von Juden
oder Muslimen in Palästina.
Dennoch,
auch im Heiligen Land können die drei Religionen zusammen arbeiten. Nämlich
dann, wenn sie einen gemeinsamen Feind haben. Vorzugsweise einen Schwächeren,
auf den sie gemeinsam einschlagen können.
Als
der für August 2005 geplante
World Pride unter dem Motto „Ahawah lelo Gwuloth – Liebe ohne Grenzen“
stattfinden sollte, passierte das Unglaubliche:
Angeführt vom Bürgermeister Uri Lupolianski (World Pride ist „eklig, beleidigend, anstößig und provokant“) vereinten sich die führenden Geistlichen aller Religionen und hetzten gegen die Schwulen.
Angeführt vom Bürgermeister Uri Lupolianski (World Pride ist „eklig, beleidigend, anstößig und provokant“) vereinten sich die führenden Geistlichen aller Religionen und hetzten gegen die Schwulen.
Auf einer gemeinsamen
Pressekonferenz am Mittwochabend forderten jüdische, christliche und islamische
Würdenträger die Veranstalter auf, das zehntägige Fest abzusagen. Der
sephardische Großrabbiner von Israel, Shlomo Amar, sagte, Homosexuelle fügten
ihren Eltern viele Schmerzen zu. Auch in einer Demokratie dürfe nicht alles
erlaubt sein. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, sagte,
man respektiere die Freiheit der Anderen, "aber diese müssen wiederum
unsere religiösen Gefühle respektieren". Es gebe "genug Spannungen in
der Stadt".
Der
armenisch-apostolische Patriarch von Jerusalem, Torkom II. Manoukian, betonte,
Gott habe die Einwohner von Sodom und Gomorrha für ihre Homosexualität bestraft.
Der muslimische Würdenträger Scheich Abdelaziz Boukhari warnte seinerseits,
Gott werde die heilige Stadt bestrafen, sollten die religiösen Führer nicht
gemeinsam die Veranstaltung verhindern. Auch der Apostolische Nuntius
Erzbischof Pietro Sambi schloss sich dieser Ansicht an.
Als die
Schwulen abgezogen waren, war die seltene Einigkeit auch schnell vorbei – man hasste
sich wieder gegenseitig.
Angesichts
der „Arabellion“ kommen sich gegenwärtig aber Juden und Christen in Israel
wieder näher. Ihnen missfällt die Demokratisierung in Nordafrika. Die
vorherigen Diktatoren konnten sie besser einschätzen.
Nun
scheinen die zuvor unterdrückten Muslime stärker zu werden und das schweißt nun
die einstigen Todfeinde Juden und Christen zusammen.
Jetzt will der
jüdische Staat sich offiziell für diese Minderheit öffnen: Erstmals werden
christliche Araber eingeladen, in der Armee zu kämpfen – gegen muslimische
Araber. […..] „Die
christliche Gemeinschaft will sich in die israelische Gesellschaft
integrieren“, sagt [der griechisch-orthodoxe Priester Gabriel] Nadaf, „mit allen Rechten und Pflichten.“
Doch zugleich ist diese Integration auch ein Bruch und eine scharfe Abgrenzung
gegenüber den israelischen Arabern – der Gruppe, der die Christen bislang ganz
selbstverständlich zugeschlagen worden waren. Nadaf sagt dazu: „Ich bin ein christlicher
Israeli.“
Begrifflich und
gedanklich ist da also einiges in Bewegung geraten. Denn diskutiert wird längst
nicht nur über den Dienst an der Waffe, der das biblische Diktum von den
„Schwertern zu Pflugscharen“ umdreht. Im Kern geht es um eine Identitätsdebatte,
bei der die Christen im Heiligen Land – oder zumindest einige von ihnen – eine
neue, eigene Rolle suchen.
[…..]
Knapp zehn Prozent der
1,5 Millionen israelischen Araber sind Christen. Selbst in ihrer Hochburg
Nazareth, der größten arabischen Stadt in Israel, sind sie zur Minorität
geworden. Meist schwelen die Konflikte mit den Muslimen unter der Oberfläche,
doch in Nazareth kam es vor Jahren ausgerechnet zum Osterfest auch schon zu
Straßenschlachten wegen eines geplanten Moscheebaus genau neben der
Verkündigungskirche. So führen die Christen ein Leben zwischen allen Fronten –
für die jüdischen Israelis sind sie Araber, von den Muslimen werden sie
bisweilen als „Kreuzzügler“ verhöhnt.
[…..]
Auch von christlicher Seite wird Nadafs
Kurs teils scharf kritisiert. Der frühere Jerusalemer Patriarch Michel Sabbah
nennt Israels Militär eine „Aggressionsarmee“. Die Initiative „Kairos
Palästina“ verurteilt den Dienst in der „Besatzungsarmee“ als „unmoralisch und
schädlich für die palästinensisch-christliche Identität“. […..]
(Peter Münch, SZ vom 26.04.2014)