Freitag, 3. Februar 2012

Rechts bläst sich auf, links lässt sich die Luft raus.

Die SPD scheißt in jede Hose, die man ihr hinhält"
 - so lautete die alte, von Dieter Hildebrandt aufgestellte Regel.

Sigmar Gabriel geht aber sogar noch einen Schritt weiter. Er antizipiert schon Monate vorher welche Hose ihm vielleicht eines Tages hingehalten werden KÖNNTE und scheißt schon mal prophylaktisch los.

Nach der 2009er Wahl hatte man geunkt die SPD wäre bald Geschichte. Eine Traditionspartei in Lyse.
Stattdessen löste sich aber die FDP auf und auch die CDU produzierte Skandal um Skandal, in dessen Folge grüne und rote Umfragewerte so anstiegen, daß eine erneute SPD-Kanzlerschaft geradezu wahrscheinlich schien.

Die SPD auf dem Weg zum Wahlsieg?

Das konnte die Parteispitze natürlich nicht auf sich beruhen lassen und machte sich mit Atheistenbashing, Papst-Schleimerei, unausgegorener Außenpolitik und debakuliernder Generalsekretärin wieder klein genug, um maximal als Juniorpartner einer CDU in die Regierung zu gelangen.

Merkel, die Frau, welche die Hauptverantwortliche für das über zwei Jahren anhaltende Regierungsdebakel ist, die den Unglückskoalitionsvertrag aushandelte und keinen Minister führen kann, wird von der SPD so sehr gefürchtet, daß Gabriels Darm-Peristaltik schon jetzt im Angesichts der Bundestagswahl im Herbst 2013 versagt.

Die SPD war in Klausur. Sitzungsthema: die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Als die Genossen fertig geredet hatten, hat Sigmar Gabriel gesagt: "Es geht nicht um einen Wahlkampf gegen Kanzlerin Merkel." Nur zur Erinnerung: Der Mann ist Parteichef der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Erster Gedanke: Ist ein Arzt im Raum?
Zweiter Gedanke: Wer rettet die deutsche Sozialdemokratie vor ihren Funktionären?
Sigmar Gabriel, Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier treten zwar als Führungstrio der SPD auf. In Wahrheit sind sie aber die drei Fragezeichen der deutschen Innenpolitik. Es ist rätselhaft, wie ein Kurs, der im Jahr 2009 ins Abseits geführt hat, im Jahr 2013 ins Ziel führen soll. Was ist das? Ein freudscher Wiederholungszwang?
Steinmeier hat schon einmal versucht, die Kanzlerin in ihrem eigenen Spiel zu schlagen: Er hat jedes Profil vermieden und war freundlich bis zur Unkenntlichkeit. Aber Merkel ist die kühle Meisterin der Macht. Sie regiert, als habe sie fernöstliche Weisheit mit Stäbchen gegessen: Sie will nichts, weil im Wollen der Verzicht liegt. Sie hat keine Visionen, weil Visionen den Blick verengen. Sie bekämpft niemanden, weil der Kampf neue Feinde schafft. Wie wollte Steinmeier gegen die unkenntliche Kanzlerin mit noch mehr Unkenntlichkeit auftrumpfen? Hätten die Wähler würfeln sollen, wo sie ihr Kreuz machen?

(Jakob Augstein 02.02.2012)

Der SPD-Führung fällt nichts ein wofür man Frau Merkel kritisieren könnte?

Und das angesichts einer Merkel-Bilanz, die jeden viertklassigen Hobby-Blogger täglich mit Anti-Merkel-Material versorgt.

Ich fürchte ich kann jetzt nicht verbal darstellen, wie ich den Gabriel-Satz "Es geht nicht um einen Wahlkampf gegen Kanzlerin Merkel“ bewerte, weil ich dann indiziert würde.

Naja.
Immerhin haben wir hier mal wieder einen fundamentalen Unterschied zwischen SPD und CDU herausgearbeitet:

So sehr wie die Sozen vor Angst schlottern mit irgendeiner Meinungsäußerung anzuecken, fehlen den CDU’lern alle vernünftigen Hemmungen.

Auch ohne die geringste Sachkenntnis hauen sie die größten Klopfer raus. Statements, die von einer solchen geistigen Unterentwicklung zeugen, daß man instinktiv schon die „112“ wählt, um die Männer in den weißen Kitteln zu rufen.

Die vergangene Woche wimmelte mal wieder von derben Unions-Blödheiten, die eigentlich dazu führen müßten, CDU und CSU auf FDP-Niveau zu schrumpfen.
Gröhe und Dobrindt wollen die LINKEn wegen staatsfeindlicher Umtriebe verbieten lassen.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling, Mitglied der Enquetekommission "Internet und digitale Gesellschaft" breitet im Handelsblatt eine geistig so retardierte Anti-Internet-Hetze aus, daß er binnen kürzester Zeit zur globalen Witzfigur avanciert.

Der Text ist auf eigentümliche Weise lesenswert, weil er schön demonstriert, was herauskommt, wenn man versucht, das komplexeste Gebilde in der Geschichte der Menschheit zur Person, zum Feind zu erklären. Die "Netzgemeinde" hat am Montag eine Menge Spaß mit Heveling, der im "Handelsblatt" das getan hat, was man im Netz "trollen" nennt: Provozieren um der Provokation willen. Nun trollt die Gemeinde zurück. Unter dem Hashtag #Hevelingfacts sammeln sich Anachronismus-Witze wie: "Ansgar Heveling ist in Eile, er muss das Drei-Uhr-Drehflügelflugzeug nach Belgisch-Kongo erreichen." Oder: "Ansgar Heveling hatte 1962 die Beatles weggeschickt mit den Worten: 'Gitarrenmusik ist ohnehin nicht gefragt.'"
(Christian Stöcker 30.01.12)

Wie kann es sein, dass dieser Mann für seine Partei in der Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft sitzt - und dann folgende Sätze schreibt? "Auch die digitale Revolution wird ihre Kinder entlassen. Und das Web 2.0 wird bald Geschichte sein. Es stellt sich nur die Frage, wie viel digitales Blut bis dahin vergossen wird."

(Stefan Plöchinger 30.01.12)

Nein, ernst nehmen kann man so einen offensichtlichen Volltrottel wie den CDU-Internet-Mann Heveling nicht. Er liefert aber gutes Witzmaterial und illustriert nebenbei, weswegen die Piraten so hipp sind.

Heveling ruft "Bürger" zum Kampf gegen die "digitalen Horden" auf, er hat offenbar eines nicht verstanden: Es geht nicht um ein paar netzaffine Hempel, die ihre randständigen Ansichten durchdrücken wollen. Leute, die große Teile ihres Arbeitslebens und ihrer Freizeit im Netz verbringen, die das Web 2.0 nutzen und das ohne zu große Beschränkungen auch gerne weiter tun würden, sind keine Minderheit - nicht mehr. Dieses Missverständnis ist in der Regierung weit verbreitet, das demonstrieren all die Uhls und Friedrichs in der Union im Wochentakt.
Heveling könnte es besser wissen. Er sitzt in der Enquetekommission für Internet und Digitale Gesellschaft - diesem Gremium, das seit fast zwei Jahren versucht, einen Dialog zwischen Netzöffentlichkeit, Lobbyisten und Politikern über netzpolitische Fragen zu stimulieren. Mit seinem Text dokumentiert Heveling, wie spektakulär dieser Versuch, ins Gespräch zu kommen, gescheitert ist.

(Maike Laaff 31.01.12)

Um die Troika der Trottel zu komplettieren, versuchte sich auch noch die tiefbraune Merkel-Freundin Erika Steinbach in den „Neuen Medien“ und twitterte ihre hetzerisch-verlogen-perfide Ansichten zur Nazivergangenheit in die Welt.
Polenschreck Steinbach liegt dabei ganz auf Kreuznet-Linie, denn sie weiß, daß die Nazis LINKE waren.

Eine Nachricht, die die Angehörigen der Myriaden Sozialdemokraten und Kommunisten, die von den Nazis gefoltert, in KZs gesperrt und ermordet wurden, sicherlich verblüffen wird.

Die Vorsitzende des Bundes des Vertriebenen, Erika Steinbach, hat sich mit einem Nazi-Vergleich heftige Empörung der Linkspartei zugezogen. Auf Twitter schrieb die CDU-Bundestagsabgeordnete: "Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI".
[…] Am Nachmittag legte Steinbach dann noch einmal nach. "Interessant, alle Linken sind aus ihren Löchern gekommen. Provokation hat sich gelohnt! Danke es war spannend."
(TS 02.02.12)

Aus der Union ist man an politischer Propaganda einiges gewöhnt.
Was ausgewiesene Konservative da zum Teil von sich geben, wird entweder aus der Mottenkiste des Antikommunismus hervorgeholt oder grenzt an den Tatbestand der Volksverhetzung. Mitunter auch beides. Wer sich regelmäßig im Ton vergreift, ist Erika Steinbach, Präsidentin des Bund der Vertriebenen und Menschenrechtspolitikerin der CDU. Erinnert sei an ihre Ausfälle zur »Mobilmachung« Polens vor etwa eineinhalb Jahren. Das jüngste Beispiel ihrer ganz besonderen Sicht auf die deutsche Geschichte: Die NSDAP sei eine linke Partei gewesen, behauptet sie.

(Christian Klemm 04.02.12)

Aber so ist das mit den CDU’lern - die trauen sich was und geben den größten Unsinn von sich. Schamgefühl Fehlanzeige.

Dem Urnenpöbel gefällt es deutlich besser, als die verdruckste „bloß nicht auffallen“-Strategie der Spezialdemokraten.

[Es gibt] für die schwarz-gelbe Koalition die beste Bewertung seit Amtsantritt im Herbst 2009. […]
Bundeskanzlerin Angela Merkel [
findet] breite Anerkennung über die politischen Lagergrenzen hinweg. Mit 64 Prozent Zustimmung erreicht sie die beste Bewertung seit Ende 2009. Vor allem aber gilt sie als integere Persönlichkeit .(ARD-Deutschlandtrend 02.02.12)