Nachdem
ich mich über Jahre vehement gegen soziale Netze wehrte, bin ich inzwischen zum
Facebook-Fan geworden. Auch wenn ich das natürlich nie zugeben würde.
Man ist
ja nicht verpflichtet dort seine Zeit mit dem verschicken und „liken“ von süßen
Katzenbildchen zu verschwenden.
Man kann
gezielt monothematische Gruppen aufsuchen und dort konzentriert jede Menge
Informationen finden.
Mein
wichtigster Tipp ist dabei die Blockade-Funktion großzügig zu nutzen, so daß
man allen nervigen Ansinnen schnell einen Riegel vorschiebt.
Natürlich
ist Herr Zuckerberg eine Datenkrake, die durch all die persönlichen Informationen, die wir dort preisgeben,
reich wird.
Meines
Erachtens ist es extrem naiv zu hoffen, daß die Facebook offerierten Daten
geschützt oder geheim bleiben. Natürlich wird alles gespeichert, ausgewertet
und versilbert.
Der
einzige Ausweg ist, daß man a priori nicht seine intimen Informationen heraus
gibt.
Natürlich
habe ich dort nie meine Penislänge oder Blutgruppe bekannt gegeben und gehe
genauso diskret mit Telefonnummer oder Kaufverhalten um.
Wie alle
anderen Facebooknutzer schaffe ich es natürlich nicht mich auf das Wesentliche
zu beschränken und gucke mir dauernd irgendetwas an, das keine Aufmerksamkeit
verdient.
Das
Internet ist und bleibt eine Zeitklaumaschine.
Facebook
erlaubt unter anderem sehr schöne Camouflage-Spiele, da Rechte und Religiöse
fast immer zu blöd sind, um Satire als solche zu erkennen.
Da ich
auch auf Facebook stets meinen Lieblingsbischof Tebartz-van-Elst lobe und den
sympathischen Charakter Ratzingers preise, werde ich sofort in allerlei fromme
Christengruppen aufgenommen.
BTW, daß
Studien, nach denen Linke klar intelligenter als Rechte sind,
dem RECHTEN Hamburger Abendblatt nicht gefallen, wundert mich nicht!
Dabei
handelt es sich um eine Binsenweisheit. Wer nicht nachdenkt, nicht hinterfragt,
unkritisch alles glaubt, ist besser bei den Religiösen und Konservativen
aufgehoben, als derjenige, der sein Gehirn benutzt, analysiert, geistig die
Perspektive wechselt und nicht auf Vorurteilen beharrt.
Getreu
des Mottos „Beten ist die radikalste Form der Einmischung“ handelt die
Facebook-Gruppe „Global call to Prayer: Iraq, Syria & Nigeria“* mit
86.777 Teilnehmern.
Der Nahe
Osten muß also in kürzester Zeit befriedet sein!
*What is this? We set up this event to attempt to unite
Christians around the world in prayer. We have thought about the idea of unity
in the body of Christ for a while now, and we know we’re not alone in this.
However, it is an incredibly daunting task, given how many differences there
are in every aspect of church. […] We live in a very unique time, where everyone is connected like never
before. We might only be able to connect to 200 people, but those 200 people
connect to thousands of people. We know for a fact that just in this first
group we’ve already got every continent covered! Imagine what might happen if
Christians around the world joined in prayer, not as individual islands but as
one united body! We’re not trying to start a fad here, this is a serious call
to prayer. […]
Initiatorin
ist die fromme Grundschullehrerin Lois Abel aus
London. Nicht dem Britischen, sondern dem kleinen aus Quebec
City, südwestlich vom kanadischen Ontario.
Lois,
glücklich verheiratet seit 1975, ist fromm, postet Weisheiten wie diese:
Lois ist
so ein Grenzfall. Ich mache mich ungern über sie lustig, da sie es vermutlich
tatsächlich gut meint und nicht weiß was für einen Unsinn sie von sich gibt.
In ihrem
Bestreben den Irak und Syrien und Nigeria zu befrieden, schreibt sie:
Such evil,
unknown in our world until now, is breaking out daily in our Iraq and Syria. Please
pray for our Lord's constant intervention!
Eine
prima Sache.
Zum
einen ist es natürlich wichtig, daß der Herr durch das Massengebet an Syrien
erinnert wird. Könnte ja sein, daß Er gerade abgelenkt ist, weil Er einem
Teebeutler dabei hilft seinen Autoschlüssel wieder zu finden.
Bezüglich
Seiner „constant intervention“ muß man allerdings leichte Zweifel anmelden.
So ganz
überzeugend war das bisher nicht, wenn man an Sein teilnahmsloses Desinteresse während
der Ermordung von sechs Millionen Juden denkt.
Damit
wäre ich auch endlich bei der Überschrift dieses Postings:
Ausgerechnet
am 70. Jahrestag der AUSCHWITZBEFREIUNG von
evil, unknown in our world until now!
bezüglich
Nigeria zu sprechen, ist ….
Naja,
lassen wir das.
Bad
Timing.
Die
Lehrerin Lois Abel ist offensichtlich nicht sehr vertraut mit der jüngeren
Geschichte.
Es ist
ja nicht so, daß man vor oder nach Auschwitz nicht Genozide mit Millionen Toten
durchgeführt hätte während Gottes „constant intervention“.
Das
Datum 27. Januar 1945 ist Mrs. Abel ganz offensichtlich nicht bekannt.
Diese
makabre Geschichte könnte man eigentlich abhaken, wenn nicht sofort 86.777
Menschen so einem Aufruf folgen würden.
Bleibt
das miese Timing.
Vielleicht
ist Kanada zu weit weg von Europa? Vielleicht würde man in Deutschland nicht
leichtfertig solche Sätze von sich geben? Wenigstens nicht am groß zelebrierten
70. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung?
Au
contraire, mon chèr.
Die
CDU-Hoffnung und Vize-Bundesvorsitzende Julia Klöckner hat Lois Abel noch
locker übertroffen.
Die
ehemalige Weinkönigin und ehemalige Religionslehrerin wirkt ob ihres Alters von
42 Jahren in der uralten CDU immer recht frisch. Sie setzt sich aber knallhart
gegen Abtreibung und Stammzellenforschung ein, bekämpft das Adoptionsrecht für
homosexuelle Paare. Auf dem letzten CDU-Parteitag initiierte sie populistisch
ein Burka-Verbot für die geschätzt unter 50 Burka-Trägerinnen in Deutschland.
Zum 70.
Jahrestag der Auschwitzbefreiung widmete sich Klöckner in dem Käßmann-Fachblatt
„BILD“ den Peginesen.
[…]
Mit zwei Sätzen hat Julia Klöckner,
stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, es am Dienstag geschafft, für
einige Aufregung zu sorgen. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur
sagte die Fraktionschefin der Union im rheinland-pfälzischen Landtag wörtlich:
„Ich mag natürlich auch keinen, der sich mit einem Hitler-Gruß ablichten lässt
und Anführer einer Pegida-Demonstration ist. Dennoch ist das Recht auf freie
Meinungsäußerung, auch wenn einem die Inhalte nicht gefallen, grundlegend für
unsere freie Gesellschaft.“ […] Der Generalsekretär der rheinland-pfälzischen
SPD, Jens Guth, [hatte] Klöckner hart
angegangen: „Ein Hitlergruß hat nichts mit freier Meinungsäußerung zu
tun. Wer den Hitlergruß des ehemaligen Pegida-Vorsitzenden Lutz Bachmann in
eine Argumentationskette für Meinungsfreiheit bringt, handelt verharmlosend und
geschichtsvergessen." Die Grünen-Landtagsabgeordnete Pia Schellhammer
nannte es „erschütternd“, wenn Klöckner „eine solche Pose verharmlost und sogar
noch als Ausdruck von Meinungsfreiheit legitimiert". Grünen-Landeschefin
Katharina Binz verlanget eine klare Distanzierung. Klöckner verharmlose den
Hitler-Gruß, indem sie mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung argumentiere.
"Das klingt nach dem oft gehörten 'Das wird man ja noch sagen dürfen!' und
der Argumentation der Pegida-AnhängerInnen", sagte Binz. […]
Grandioses
Timing, Frau Klöckner.
Nebenbei
bemerkt; was die CDU-Vize irgendwie als von der Meinungsfreiheit gedeckt
ansieht, ist so harmlos nicht: Das Zeigen von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen
wird mit bis zu fünf Jahre Gefängnis bestraft.