Die
gängigen Klischees über nationale Volkseigenschaften können natürlich gar nicht
stimmen, weil Völker aus Individuen bestehen und somit eine pauschale
Betrachtung a priori zum Scheitern verurteilt ist.
In
Wahrheit frönt man nur den eigenen Vorurteilen.
Liebt
man beispielsweise Holland (so wie ich) und ißt einen besonders schmackhaften
holländischen Käse, merkt man sich diesen den eigenen Erwartungen
entsprechenden Befund: Ja, die Holländer können das eben.
Kaut man
aber auf einem abgepackten Jung-Gouda ohne Eigengeschmack, speichert man es
nicht als holländisch ab.
Es ist mit
nationalen Vorurteilen wie bei den politischen Internetfilterblasen – man läßt
nur die Informationen in die Großhirnrinde diffundieren, die dem eigenen
Weltbild entsprechen und sortiert die widersprechenden Meldungen in ohnehin
schon verkalkte Hirnzellen ein, die bald absterben.
Völker
bestehen nicht nur aus einzelnen Individuen, sondern auch aus höchst unterschiedlichen
Sub-Landsmannschaften.
Ein
junger Mecklenburger hat vielleicht keinerlei Gemeinsamkeiten mit einer
oberbayerischen Seniorin.
Der
italienische Südtiroler Unternehmer kann nichts mit verarmten sizilianischen
Bauern anfangen.
Ein
evangelikaler Redneck aus Alabama lebt in einem anderen Universum, als der
gebildete Bostoner Hipster.
Die
extreme Heterogenität Amerikas ist geradezu zum Charakteristikum der USA
geworden. Die 65 Millionen Clinton-Wähler stehen den 62 Millionen Trump-Fans
unversöhnlich gegenüber.
Man ist
sich nicht nur gesellschaftlich und politisch völlig uneins, sondern kann sich
noch nicht einmal mehr auf ein gemeinsames Fundament verständigen, weil es
völlig unterschiedliche Ansichten darüber gibt was eigentlich „die Realität“
ist.
That
said, folgen nun einige meiner liebsten National-Vorurteile:
Deutsche
haben einen grauenvollen Musikgeschmack. Das führt beispielsweise dazu, daß sie
beim ESC immer Letzter werden müssen, solange der deutsche Teilnehmer vorher
per Telefonvoting ermittelt wird.
Verblüffenderweise
ist das auf den britischen Inseln und in den USA ganz anders.
Dort
gelangen daher immer wieder Personen mit überwältigenden Stimmen in die Charts,
die dann auch sofort international erfolgreich werden.
In
Deutschland hingegen hält man Sarah Connor, Helene Fischer, Roy Black oder
Peter Maffay für großartig und wundert sich, daß diese im Rest der Welt keine
Platten verkaufen.
Deutsche
haben kein Gefühl für Mode. Der gemeine Teutone zieht sich legendär schlecht
an; ist daher im Ausland schon vom Weiten aufgrund der kurzen Hosen und der
Socken/Sandalen-Kombi als solcher zu erkennen. Besonders bizarr erscheint mir das
deutsche Gesetz zu sein, nach dem man ab 60 nur noch beige tragen darf und
dabei Gesundheitsschuhe und Steppwesten verwenden muß.
Eigenartigerweise
sind in dieser Beziehung Amis und Briten kaum besser.
In
Modefragen geschmackssicher sind hingegen Iberer, Italiener und Franzosen.
Nicht
nur dominieren Franzosen und Italiener die internationale Modedesigner-Szene;
auch das gemeine Volk weiß sich zu kleiden.
Nicht mal im provinziellsten Dorf Frankreichs findet man eine Frau, die so geschmacklos
angezogen ist, wie man das in Berlin jeden Tag auf der Straße sieht.
Portugiesen
und Spanier aller Stände und jedes Alters verfügen über einen natürlichen
Schick. Verfolgt man eine Hochzeit des spanischen Königshauses im TV sind alle
spanischen Gäste fantastisch angezogen – im Gegensatz zum entsprechenden Event
bei den Windsors.
Aber
genauso wird jeder einfache Portugiesische oder Italienische Bauer eine
einigermaßen sitzende lange Hose und ein gebügeltes weißes Hemd in seinem
Garten tragen, während Deutsche privat im Garten aussehen, als ob sie sich bei
einem Lumpensammler eingekleidet hätten.
Eine
tiefsitzende Design-Unfähigkeit der Deutschen bemerkt man aber auch an der
Architektur oder den Autos.
Es wird
mir immer unverständlich bleiben, wie international so erfolgreiche
Automobilkonzerne solche häßlichen Plump-Karren wie einen VW-Jetta, einen BMW
mit diesem Dutt hinten drauf (530gt) oder den albernen Flunder Mercedes GLS
bauen.
Muß das
sein? Können die nicht auch hübsche Autos herstellen?
Sieht man sich hingegen einen Alfa Romeo an, merkt man bei jedem Detail, daß „die Italiener“ eben Geschmack haben. Die Dinger sehen immer gut aus.
Sieht man sich hingegen einen Alfa Romeo an, merkt man bei jedem Detail, daß „die Italiener“ eben Geschmack haben. Die Dinger sehen immer gut aus.
Italiener
haben eben Kultur. Die müssen nicht durch doofe deutsche Tugenden wie Effizienz
und Stabilität langweilen.
Italienische
Käse schmecken, Italienische Anzüge sitzen, Italienische Schuhe passen, Italienische
Accessoires überzeugen und Italienische Weine überzeugen.
Italien gilt als
Eurokrisenstaat, italienische Waren erfreuen sich gleichwohl weltweit
wachsender Beliebtheit: 2016 erwirtschaftete das Land einen höheren
Exportüberschuss als je zuvor.
Italien hat 2016 wegen
der steigenden Nachfrage nach seinen Produkten aus Japan und China einen
Exportüberschuss in Rekordhöhe erzielt. Er lag bei fast 52 Milliarden Euro, wie
das Statistikamt Istat am Donnerstag in Rom mitteilte. 2015 hatten die
Ausfuhren die Importe lediglich um knapp 42 Milliarden Euro übertroffen. Nach Deutschland
(257 Milliarden Euro) und den Niederlanden (60 Milliarden Dollar) weist Italien
damit den dritthöchsten Handelsüberschuss in der Europäischen Union aus.[…..]