Montag, 20. Mai 2013

Neues von TVE



Der schönste und bescheidenste Bischof Deutschlands ist natürlich mein Lieblingsbischof; der hier schon viel zitierte Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst.


Er liebt Prunk und Protz, er hat keine Skrupel zu lügen oder gar falsche Eidesstattliche Erklärungen abzugeben und ist zudem auch noch stramm konservativ.


Das Bistum Limburg, welches unter seinem äußerst beliebten Vorgänger Franz Kamphaus als liberal galt, brachte er wieder auf strammen Vatikankurs.
Der notorisch unprätentiöse Kamphaus, der so gar keine persönlichen Bedürfnisse hatte, sein Geld spendete, in einer kleinen Zelle des Priesterseminars wohnte, während er seinen Bischofssitz einer tamilischen Flüchtlingsfamilie überließ, ist in Vergessenheit geraten.
 Heute steht das kleine Limburg, welches Teile der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz beinhaltet mit seinen 650.000 Katholiken und gut 300 Pfarreien für das diametrale Gegenteil: Uralte kirchliche Titel, teuren Tand, Luxusverliebtheit und Karrieredenken.
Es ist kein Geheimnis, daß Franz-Peter Tebartz-van Elst auf den Job Meisners guckt. 
Limburg gehört zur Kirchenprovinz Köln und das dortige Bistum gilt nach Mailand und Rom als das reichste und bedeutendste in ganz Europa.
Der Kölner Kardinal herrscht nicht nur direkt über 2,1 Millionen Katholiken und gut 700 Pfarreien, sondern de facto auch über gleich fünf Suffraganbistümer, nämlich Aachen, Essen, Limburg, Münster und Trier, denen Kardinal Meisner als Metropolit vorsteht.
Die anderen deutschen Erzbistümer haben maximal drei Suffraganbistümer.
So ein Erzbistum ist eine feine Sache für Karrierekleriker, denn damit ist Mann schon halb Kardinal.
 Die Erzbischöfe von Köln, Berlin und München werden eigentlich immer zu Kardinälen erhoben. Als Kardinal steht man aber schon mit einem Bein im Vatikan.
Ein machtbewusster Bischof wie Tebartz van Elst will sich also möglichst schnell aus kleinen Provinzbistümern hocharbeiten.
Dazu nützt es gar nichts, wenn man wie Thissen oder Kamphaus bei den Gläubigen beliebt ist.
Im Gegenteil.
 Die deutschen und österreichischen Gläubigen gelten in Rom als notorische Querulanten. Nach Vatikanischem Zeitgefühl fand schließlich in Deutschland eben erst die Reformation statt. Es war ein deutschsprachiger Mönch, der so frech dem Papst den Gehorsam verweigerte.
Germanisch-austrisch-helvetische Untertanten müssen nach römischer Auffassung mit der Knute behandelt werden.
Der gebürtige Schlesier Joachim Meisner wurde 1975 Weihbischof des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen in der damaligen DDR, stieg 1980 zum Erzbischof des protestantischen Berlin auf, wo er sich durch seine ultrakonservativen Ansichten extrem unbeliebt machte.
Das wird im Vatikan wohlwollend als Steherqualität registriert und so folgte 1989 der Karrieresprung nach Köln. Meisner war dort so willkommen wie Fußpilz, aber in der absoluten Papstdiktatur Katholizismus sind die Ansichten der Gläubigen irrelevant.
 Es zählt nur Rom.
Auch Tebartz van Elst wird von den Limburgern für seine Selbstverliebtheit und Gnadenlosigkeit inzwischen regelrecht gehasst.
 Er macht also alles richtig, um nach Köln berufen zu werden. Zumal der 79-Jährige Meisner inzwischen bei jeder Gelegenheit laut nach Rom brüllt, amtsmüde zu sein und doch bitte möglichst schnell in den Ruhestand gehen zu können.

TVEs Karriere steht also eigentlich nichts im Weg.
Es STAND ihr jedenfalls nichts im Wege – bis zu Ratzinger Rücktritt.
Denn mit dem Expapst hatte der Limburger Bischof nicht nur seine stramm konservativen Überzeugungen, sondern auch seine Vorliebe für Gold, Edelsteine, Prunk, Hermelin und prächtige Roben gemeinsam.
Ratzi dürfte TVE sicher als Kardinalbili angesehen haben.
 Wie schon zuvor Rainer Maria Woelki, teilt nämlich auch TVE neben der reaktionären Grundeinstellung seine ausgesprochen abstoßende Physionomie mit Joseph Ratzinger. Das verbindet.
Nun aber regiert ein neuer Papst.
Natürlich ist Franzi auch stramm konservativ. Wie alle wahlberechtigten Kardinäle wurde auch Bergoglio von Ratzinger oder Woytila kreiert und die beiden haben nie einen Liberalen erhoben. (Selbst Lehmann, der als Vorsitzender der Bischofskonferenz hartnäckig zwei Dekaden bei den Kardinalserhebungen ignoriert wurde, ist nicht wirklich liberal.)

Papst Franz allerdings legt großen Wert auf sein bescheidenes Image.
Vermutlich ist das nur inszeniert, aber in dem Fall dürfte er erst Recht keine als prunksüchtig bekannten Bischöfe befördern. 
Will also TVE bald Erzbischof werden, muß er darauf hoffen, daß es schnell geht.
 Er müßte nach Köln gerufen werden, bevor sich Franz richtig eingearbeitet hat und stattdessen noch der ultrakonservative Ratzifreund Kurienerzbischof Müller die Fäden zieht.
Sollte aber TVE noch länger in Limburg festsitzen – und dafür spricht das Gerücht, daß Ratzis Kumpel Kurienerzbischof Gänswein sich einen prunkvollen Job in Deutschland wünscht – sollte er sich weniger durch Luxusgier, als durch reaktionäre Ansichten im Vatikan beliebt machen.
Und genau das versucht auch mein hessisch-pfälzer Lieblingsbischof.
 Massiv versucht er Aufmerksamkeit zu erringen, indem er mit schrillen Tönen zu aktuellen Themen wie Herdprämie oder Homoehe Stellung bezieht.
Zu Pfingsten versuchte er nichts weniger, als der Wissenschaft wie einst im Mittelalter, Grenzen zu ziehen. Ganz so, als ob ihn das irgendetwas anginge.
Der Bischof warnte davor, den Schöpfer-Geist Gottes zu vergessen. Der Mensch werde dann zum Macher. «Wo der werdende Mensch geklont wird, macht man ihn zum Produkt. Wo Embryonen gemacht und verworfen werden, wenn man sie nicht mehr braucht, erstickt der Atem des Schöpfer-Geistes», erklärte Tebartz-van Elst.

Der Geist Gottes sehe in jedem Menschen, ob gesund oder krank, ob behindert oder nicht behindert, ob stark oder schwach, jene unverwechselbaren Gaben, die alle unverzichtbar zum Leben gehörten.
Die Unterstellungen Wissenschaftler, die Mittel und Wege gegen Krankheiten suchten, kämpften auch gegen Kranke, ist kaum an Perfidie zu überbieten.
In bösartiger Weise versucht TVE hier wieder einmal Wissenschaftlern und Atheisten Euthanasie zu unterstellen, indem er so tut, als ob irgendjemand Behinderten oder Kranken das Lebensrecht abspräche oder ihren „Wert“ in irgendeiner Weise geringschätze.
Das ist aber eine Lüge.
1. Jeder Mensch hat ab der Geburt ein Lebensrecht, aber keine Lebenspflicht. (Manchmal ist das Leben leider mit solchen Qualen verbunden, dass es unethisch wäre, es unbedingt aufrechterhalten zu müssen.) 2. Kranke und Behinderte sollten mit allen Mitteln gefördert werden – Krankheit und Behinderung jedoch nicht! Ich halte diese Differenzierung nicht für „behindertenfeindlich“, sondern, ganz im Gegenteil, für „behindertenfreundlich“. Dies sage ich nicht nur als philosophischer Theoretiker, sondern auch ganz bewusst vor dem Hintergrund meiner eigenen praktischen Erfahrungen: Vor einigen Jahren arbeitete ich sehr intensiv mit einem „Förderverein für Familien mit chronisch kranken und schwerstbehinderten Kindern“ zusammen. Daher weiß ich, wie groß die Belastung dieser Familien ist. Die Gesellschaft lässt sie allzu häufig im Stich – ein Status quo, der auf keinen Fall hingenommen werden darf, worauf Peter Singer völlig zu Recht hingewiesen hat. (Auch wenn es exotisch klingen mag: Die Behindertenverbände wären m.E. gut beraten, Singer nicht als „Gegner“ wahrzunehmen, sondern vielmehr als „potentiellen Verbündeten“ im Kampf für menschenwürdigere Lebensverhältnisse.)
Der Prunkbischof beschwört den Wert jedes einzelnen Lebens, welches nur MIT Gott und GEGEN die Wissenschaft erhalten würde.

Wo der Schöpfer-Geist verdrängt werde, da werde das Leben einseitig und der Tod in Kauf genommen. Wo Gott aber im Blick bleibe, da wisse menschliche Forschung um ihre Grenzen.
Dabei vergisst TVE, daß täglich 30.000 GEBORENE Kinder unter den Augen seines Gottes elendig verhungern.
Es ist Gott.
Nach Berechnungen von Gregory Paul (THEODICY’S PROBLEM: A STATISTICAL LOOK AT THE HOLOCAUST OF THE CHILDREN, AND THE IMPLICATIONS OF NATURAL EVIL FOR THE FREE WILL AND BEST OF ALL WORLDS HYPOTHESES*) führen rund 75 % der Zeugungen nicht zu einer Einnistung im Uterus und von den wenigen, die es doch schaffen, erreichen wiederum viele niemals das Erwachsenenalter.
Früher Kindstod, Hunger, Fehlgeburten und andere Krankheiten, die der liebe Gott geschaffen hat, rotten einen großen Teil der Zellhäufchen, die den Klerikern so wichtig sind, aus.
Letztendlich werden weniger als 20% der befruchteten Eizellen zu Kindern.
Der Grund ist eine fatale Fehlkonstruktion der menschlichen Anatomie. Meiner Meinung nach eine Folge der Evolution, aber die Hardcore-Christen glauben bekanntlich nicht an Evolution.
The female body was not well-designed for childbirth, either, since the ratio of fetal skull size to female hip size doesn’t make for great odds for the mother. Every year, more than half a million women die in pregnancy or childbirth. Natural evolution, not religion, explains the tough compromises forced on the human body, and why few embryos make it to infancy and so many mothers die in the process.
(centerforinquiry.net)
Nur die moderne Medizin in säkularen Staaten kann etwas mehr Kindern das Überleben retten.
In religiösen Ländern, die sich auf Gott verlassen, überleben die wenigstens Föten:
And worship and prayer does nothing to help these terrible odds against life. Only in modern industrialized countries using secular scientific medicine do we see infant mortality rates dramatically reduced. However, it remains generally true that countries with higher rates of religious faith have higher rates of infant mortality. Is that part of God’s plan too?
(
centerforinquiry.net)
TVE ist mit seiner gestrigen Pfingstpredigt also völlig auf dem Holzweg. 
Bezüglich der Wahrheit. Und damit vermutlich auf bestem Wege in das Herz der Kurie.
Es gäbe verschiedene Gaben, verschiedene Dienste und verschiedene Kräfte, aber nur den einen Schöpfer, den der Mensch nicht aus dem Blick verlieren dürfe.

"Wo der Schöpfer-Geist verdrängt wird, da wird das Leben einseitig und der Tod in Kauf genommen. Wo der Schöpfer-Geist nicht mehr zu Wort kommen darf, da wird die Welt monoton und das menschlich Machbare zum Absoluten", erklärte Bischof Tebartz-van Elst. Wo Gott aber im Blick bleibe, da wisse menschliche Forschung um ihre Grenzen und um die Größe, im Dienst des Schöpfer-Geistes zu stehen. Weil Gott keinem alles und keinem nichts gab und weil jeder seinen unverwechselbaren Teil zum Ganzen einbringe, habe Gottes Schöpfung Vielfalt, die der Mensch letztlich nicht erklären, sondern nur bestaunen könne. "Auf Gott zu setzen, bedeutet, neu zu werden und beweglich zu bleiben. Die Charismen zu sehen, bedeutet, Vielfalt zu sehen und Einheit zu wahren", so der Bischof. Aus diesem Staunen und aus Ehrfurcht vor dem Schöpfer-Geist komme dann das Hören auf seine Stimme, eine Wachsamkeit für die Zeichen der Zeit und eine Offenheit für sein Wirken.

[…]  "Wo wir dem Schöpfer-Geist seinen Raum lassen, gewinnt die Kirche eine Vielfalt in Einheit, eine Weite ohne Beliebigkeit und eine Entschiedenheit ohne Enge", so der Bischof. Wo aber der Mensch meine, das ihm Mögliche machen zu müssen, werde schnell der eigene Teil zum Ganzen erklärt und Ideen zu Ideologien.
(BistumLimburg 19.05.13)