Donnerstag, 21. Mai 2020

Deutsche Zerrbilder


Die größten Differenzen des parlamentarischen und des Willen der Gesamtbevölkerung besteht sicherlich in ethischen Fragen.

Rentenkonzepte, Steuersätze und Kinderfreibeträge sind selbstverständlich auch umstritten, aber nirgendwo prallt eine überwältigende Bürgermehrheit so hart auf die Volksvertreter-Realität wie bei den existentiellen Fragen:
Patientenverfügungen, Recht auf selbstbestimmten Tod, PID-Diagnostik, Drogenliberalisierung, Abtreibung, Zweiklassenmedizin, §219a, die erbärmliche Behandlungen von Pflegefällen.

Wieso wird das Recht auf einen staatlich unterstützten Suizid nicht eingeführt, obwohl (je nach Umfrage) zwei Drittel bis 90% der Bevölkerung sich genau diese Option wünschen, um am Ende diese extremste Privatentscheidung selbst treffen zu können?

Die Antwort ist einfach: Aktive Christen sind unter den Bundestagsabgeordneten extrem überrepräsentiert, keine Lobby ist so massiv mit dem Gesetzgeber und der Regierung verquickt wie die Kirchenlobby.

Eine groteske Form des gegen humanistische Werte gerichteten sadistischen theologischen Einflusses, der das sinnlose Quälen und Zufügen von Schmerzen, Unmündigkeit und Kriminalisierung von Liebe durchdrückt, ist die Besetzung des Ethikrates der Bundesregierung.

[…..] "Der Deutsche Ethikrat sollte rational, evidenzbasiert und weltanschaulich neutral argumentieren, was aber durch die Überrepräsentanz kirchlicher Interessenvertreter allzu oft verhindert wird", kritisiert der Philosoph und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung Michael Schmidt-Salomon. […..] "Dass sich die Mehrheit der Mitglieder des Deutschen Ethikrates gegen Selbstbestimmungsrechte am Lebensende aussprachen und für ein Gesetz votierten, das per einstimmigen Beschluss der Karlsruher Richter für verfassungswidrig erklärt wurde, ist ein Skandal, der noch nicht hinreichend thematisiert wurde", meint Schmidt-Salomon, der bei der mündlichen Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts als "Sachverständiger Dritter" für die später erfolgte Aufhebung des § 217 StGB plädiert hatte. "Die Unterstützung eines verfassungswidrigen Gesetzes ist nur eines von vielen Indizien dafür, dass der Deutsche Ethikrat in seiner Funktion immer wieder versagt. Interessanterweise kommt es dazu vor allem dann, wenn religiöse Interessen im Spiel sind, wie auch die Debatten zur Knabenbeschneidung oder Präimplantationsdiagnostik gezeigt haben. In einem gewissen Ausmaß kann man solche Defizite tolerieren, aber: Wenn sich – wie im Fall der Sterbehilfe-Diskussion – herausstellt, dass die Mitglieder des wichtigsten Ethikrates des Landes mehrheitlich nicht in der Lage sind, auf dem ethischen Niveau des deutschen Grundgesetzes zu argumentieren, ist dies keine Lappalie, die man auf die leichte Schulter nehmen könnte."
Nach der deutlichen Rüge aus Karlsruhe hätte man eigentlich eine Umorientierung in der inhaltlichen Ausrichtung sowie der personellen Zusammensetzung des Ethikrates erwarten dürfen, doch die am 30. April erfolgte Neubesetzung des Gremiums weise in eine andere Richtung, führt Schmidt-Salomon aus: "Durch die Neubesetzung ist der Rat nicht pluraler, liberaler oder kompetenter geworden. […..] Bei den neu hinzugekommenen Mitgliedern des Rates sind Personen mit religiös-konservativen Werthaltungen überproportional stark vertreten – Menschen, von denen man leider annehmen muss, dass sie 2017 ebenfalls für ein verfassungswidriges Gesetz votiert hätten." […..]
Hinzu komme, so Schmidt-Salomon, dass es weitere Ethikratsmitglieder gebe, "die zwar keine offiziellen Kirchenfunktionen wahrnehmen, aber doch entschieden für kirchliche Positionen eintreten". Ein Beispiel hierfür sei der Jurist Steffen Augsberg, der die Anliegen radikaler "Lebensschützer" mit entsprechenden Analysen untermaure (siehe etwa diesen Beitrag in der "Zeitschrift für Lebensrecht") und der "rhetorisch äußerst geschickt für ein Verbot professioneller Freitodbegleitungen gestritten" habe – sowohl als Mitglied des Deutschen Ethikrates als auch als Prozessbevollmächtigter der Bundesregierung in dem Verfahren zu § 217 StGB vor dem Bundesverfassungsgericht. […..]

Nahezu unbemerkt rückte soeben eine in atheistischen Kreisen seit vielen Jahren für stetes Facepalming sorgende Religiotin in das Gremium ein.

[…..] „Die Zahl der Konflikte wird steigen, es gibt eine spürbare Nervosität, eine Dünnhäutigkeit und Lust an der Eskalation. Das führt zu Konflikten, über die man ethisch nachdenken muss“, sagte die evangelische Theologin Petra Bahr, die seit heute dem Deutschen Ethikrat angehört. […..] Ihr persönlich gehe die Exodus-Geschichte der Bibel in Coronazeiten nahe: „Das ist eine Geschichte von einem ziemlich chaotischen Volk, das durch die Wüste geht und nicht weiß, ob es ankommt. Ein Weg durch Ungewissheit, Krankheit, Rebellion und Revolte gegenüber den Führern.“
Zu der Entscheidung der Bund-Länder-Konferenz, Gottesdienste wieder zuzulassen, sagte Petra Bahr: „Ich freue mich, dass Gottesdienste wieder stattfinden können, aber ich gebe zu, dass das, was da unter großen Auflagen geplant ist, nicht die Art von Gottesdienst ist, auf die ich mich von Herzen freue.“ […..]


(…..) Frappierend ist insbesondere die Unfähigkeit dieser Kategorie der Plapper-Bischöfinnen über ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken.

Genau wie Kollegin Käßmann, nimmt auch Breit-Keßler stets sich selbst und ihr eigenes Leben zum Maßstab.
In ihren Texten erzählt sie aus ihrer Familie, ihrem Alltag, beschreibt was ihr gefällt und überträgt das dann flugs auf alle anderen.

Die ganze bischöfliche Theologie ließe sich auf den Kernsatz: „Seid alle so wie ich, dann wird alles gut!“ reduzieren.

Auch in der heutigen Kolumne geht das so. (….)

Die 54-Jährige Oberkirchenrätin der EKD und Regionalbischöfin von Hannover aus Lüdenscheidt arbeitet für die konservative Konrad-Adenauer-Stiftung und zeigt in ihren zahlreichen Veröffentlichungen, daß sie es mit Fakten nicht so genau nimmt. Sie lügt und fälscht.

[….] Offiziell gilt die EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr als deutsche Theologin. Ich habe allerdings mittlerweile den Verdacht, dass es sich bei ihr in Wahrheit um eine australische Theologin handelt, deren Niveau dermaßen unterirdisch ist, dass es sie nach Deutschland verschlagen hat.
Außer zu Kultur äußert sich Frau Bahr auch gerne über Atheisten, obwohl wir ihren Ausführungen zufolge eigentlich das komplette Gegenteil von Kultur sein müssten.
Wer sich sonst schon darüber ärgert, dass die Kirchen anderen vorschreiben, wie sie zu leben haben, der wird an Frau Bahr seine reine Freude haben:
„Religionskritik darf alles, nur sollte sie sich auf dem Niveau abendländischer Religionskritik bewegen“, sagte die Theologin in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Ich kann ihr diesen Artikel ja mal schicken und fragen, ob ich ihr Imprimatur erhalte…
Wenn ich dann noch Begriffe lese wie „entgrenzte Vernunft“ (was meint Frau Bahr damit – einen IQ über 99?), dann frage ich mich: Kann man wirklich so dummdreist sein, oder hatte Frau Bahr lediglich das Pech, dass evangelisch.de verzerrend über sie berichtet hat – das Portal für Meldungen, für die sich andere Anbieter zu schade sind? […..]
(weiter zu einer sehr ausführlichen Bahr-Analyse bei Skydaddy von 2012)

Frau Bahr ist eine leider wirklich nicht nur moralisch ungeeignete Person für den Ethikrat, sondern zu allem Übel auch noch sehr wenig intelligent, um es euphemistisch auszudrücken.

(…..)  Vor zwei Wochen lief mir aber ausgerechnet im Meinungsteil der Süddeutschen Zeitung Skydaddys Lieblingstheologin Petra Bahr über den Weg.
Dr. Bahr, 52, Landessuperintendentin in Hannover, echauffiert sich gar fürchterlich über das weltliche Fasten.
Dabei handele es sich um eine Mode der Einfältigen und Doofen, die irgendwie ihre innere Leere zu füllen trachteten.

[…..] Keine Schokolade, kein Netflix und keine negativen Gedanken. "Sieben Wochen ohne" passen zum Partytalk und an den Rand des Elternabends. Manche Gespräche klingen wie ein Bieterwettbewerb. Fasten zwischen Aschermittwoch und Ostern ist zur Mode geworden, ein selbstauferlegter Rigorismus mit unheiligem Ernst. Es geht nicht mehr nur um Konsum, Kalorien und Komfort. Es geht um Lebenssteigerung, ja Erlösung. Viel ist vom Ich die Rede, das unter der Lebensstil-Adipositas des "Zuviel" ächzt. Die Fastenzeit gehört in dieser Deutung dem abgelenkten, schwachen, faulen, schwerfälligen Geist. Das Ich muss leiden. [….]

Eine typische Evangeliban-Herangehensweise: Eine Beobachtung aus ihrem persönlichen Umfeld wird als empirische Studie angesehen und verallgemeinert.

Ich kenne zum Beispiel niemand, der fastet. In meinem Hamburger Umfeld tut das keiner. Daraus würde ich aber nicht ableiten, daß generell niemand auf der Welt fastet.
Anders Frau Bahr, die flugs einen regelrechten Hype durch alle Gesellschaftsschichten ausgemacht haben will.
Nun ist die Frau „Landessuperintendentin“ und bei so einem Superlativ-Ungetüm ist das christliche „Ätsch, ihr Atheisten!“ natürlich nicht weit.

Netflix- und Schokoladen-Fasten ist nämlich nicht nur irgendeine Mode, sondern auch noch eine Schlechte. Das Original-Fasten der Christen sei viel angenehmer und besser. Das wäre weniger brutal und gnadenlos.

[…..]Selbsterlösung ist im Christentum unmöglich. Deshalb sind Bußzeiten Zeiten der Gnade, nicht der selbstverordneten Gnadenlosigkeit. Wer in christlichem Geist fastet, genießt die Ausnahmen von den Regeln: auf Reisen, bei Festen, in Trauer oder am Sonntag. Die säkular-religiösen Fastenregeln sind da viel strenger als jede klösterliche Vorschrift. […..]

Diese Kurve bekommt jede Theologinnen-Kolumne:
Erhobener Zeigefinger, IHR macht es falsch und ich Christin bin viel besser. Ätsch.

Besonders ärgerlich ist so ein apodiktischer Satz wie Die säkular-religiösen Fastenregeln sind da viel strenger als jede klösterliche Vorschrift, da es sich dabei um reine Erfindung handelt, die auch noch schwurbelig unsinnig daher kommt.

Das Bahr-Oxymoron „säkular-religiös“ impliziert, daß wir Atheisten und heimlich immer noch an die überlegene Religion anlehnen. Damit verknüpft sie aber auch noch eine völlig aus der Luft gegriffene „Fastenregel“.
Als ob es einen Papst-artigen Ober-Atheisten gäbe, der sich Fastenregeln ausdenke, denen wir nun alle zu folgen hätten.
Blanker Humbug. Es gibt keine Regeln für den temporären Verzicht auf Schokolade und Netflix.
Theologin Bahr versteht grundsätzlich nicht, was Freiheit des Individuums bedeutet, so sehr ist sie in ihr kirchliches Regelwerk verstrickt.
Um ihre eigene erbärmliche Abhängigkeit von einem Märchenbuch voller menschenfeindlicher und absurder Regeln schönzureden, postuliert sie einen phantastischen Popanz: Die Säkularen haben noch viel bösere Regeln als wir!
Whataboutism – die letzte Rettung, wenn einem Ideologen gar kein positives Argument für seinen eigenen Wahn mehr einfällt.

Und hier kommen wir zum Kern der Bahr-Kolumne: Sie schreibt aus einer tiefen Verletzung heraus. Sie führt sich auf wie eine enttäuschte Verkäuferin eines Markenprodukts, die hilflos zusehen muss wie ihre ehemaligen Kunden zu den NoName-Produkten wechseln.
Dabei nimmt sie irrigerweise an, ihre Produkte wären generell unverzichtbar. Wer die Kirchen verlasse, fühle eine innere Leere, sei unausgefüllt, suche nun verzweifelt nach einem anderen Lebenszweck, müsse die hinterlassene Lücke unbedingt irgendwie füllen. Ohne das metaphysische Gerüst kann im Bahr-Oberstübchen niemand existieren und daher wäre er gezwungen sich ein unzureichendes Substitut zu suchen.
So mildern Kirchisten den Trennungsschmerz gegenüber den vielen Hunderttausenden, die jedes Jahr ihren Verein verlassen.
 Aus Bahrs Sicht gehen die nicht, weil sie die Kirche nicht brauchen. Nein, wer die Kirche verlasse, werde von anderen minderwertigen Lehren angezogen.
Theologen betrachten Atheismus immer gern als Alternative zur Religion. Als einen anderen quasi religiösen Player. Das ist selbstverständlich auch blanker Unsinn. Atheismus ist so sehr eine Religion wie Asexualität eine Sexpraktik ist.
Ich bin nicht verzweifelt, weil ich Atheist bin und suche nun händeringend nach Halt.
Bahr begreift es nicht und kann als typische Christin natürlich nicht anders, als auch noch nachzutreten: Ihr seid doof und müsst nun zur Strafe leiden, weil ihr die tolle Kirche verlassen habt, Ätschi! (…..)